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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 22. April 2014 um 8:42 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
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Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Marcel Rosenbach/Holger Stark
Der NSA-Komplex
Edward Snowden und der Weg in die totale Überwachung.
DVA, München 2014. 384 S.
ISBN: 978-3-421-04658-1
Anmerkung JK: „ … die EU-Kommission in Brüssel habe gefordert, dass Frankreich einen Sparplan auf den Weg bringen müsse, nachdem die Länder in Südeuropa ihre Reformen durchgesetzt hätten. Der Druck auf die neue Regierung in Paris sei deshalb groß gewesen.“ Die aberwitzige Austeritätspolitik, wesentlich angetrieben durch Deutschland, wird also unvermindert fortgesetzt. Und das, obwohl immer mehr Stimmen vor einer europaweiten Deflation warnen.
Anmerkung unseres Lesers U.D.: Diese Entscheidung des Europaparlament ist aus zwei Gründen bemerkenswert:
Anmerkung Orlando Pascheit: Auch die NachDenkSeiten haben bereits das griechische Wunder kritisch gewürdigt, aber es kann nicht oft genug die Verkündigungen des politischen Mainstream angegangen werden. Markus Diem Meier geht in einem längeren, aber lesenswerten Beitrag mit schönen Grafiken dem “Wunder” auf den Grund.
Anmerkung HR: Es kann der Eindruck entstehen, dass die kommunalen Funktionäre von SPD und Grünen das Elend, das ihre eigenen Partei”freunde” (u.a. Joschka Fischer, Renate Künast und Jürgen Trittin sowie Wolfgang Clement, Franz Müntefering und Gerhard Schröder) und deren Gesetzgebung auf Bundesebene (Stichwort: Hartz 1-4) vielen Menschen zugefügt haben, nicht mehr ansehen möchten. Wahre Hilfe sieht anders aus: Wer in Not geratenen Menschen (und nicht etwa Designern) helfen möchte, sollte nicht lediglich dafür sorgen, dass sie eventuell leichter an Pfand kommen, sondern sich für die Änderung/Verbesserung der entsprechenden Gesetze einsetzen.
Schlecht recherchiert hat die “jW” jedoch:
Anmerkung JK: Gerade vor dem Hintergrund der einseitigen Berichterstattung in Richtung Russland, darf man nicht vergessen dass sich im Dunstkreis der Atlantik Brücke und anderer transatlantischer Netzwerkorganisationen nicht nur Politiker und Vertreter der herrschenden Eliten tummeln, sondern auch Journalisten der meinungsbildenden und -machenden Schlüsselmedien.
Anmerkung J.D.: Ich habe angefangen, “Capital in the 21st Century” zu lesen, und ich habe nicht den Eindruck, dass Piketty die Werke von Marx, Ricardo oder Malthus herabsetzen will. Er weist vielmehr darauf hin, dass in diesen Werken große Vorarbeiten geleistet wurden, die jedoch daran kranken, dass sich ihre Autoren auf ihre Intuition verlassen mussten, da eineverlässliche Datenbasis ihnen nicht zur Verfügung stand. Und Kuznets wird nur insofern “auf den Müll der Geschichte gelegt” als das Piketty sagt, dass die Entwicklung im Kapitalismus seit den Datenerhebungen Kuznets sich wieder hin zu größerer Ungleichheit gedreht habe. Kuznets konnte diese Entwicklung nicht vorhersehen, hat aber mit seiner Datensammlung etwas Wichtiges und damals auch Einzigartiges geleistet. Das einzige was Piketty Kuznets vorwirft ist, dass dieser in seinen späteren Vorträgen die voraussichtliche zukünftige Entwicklung weniger vorsichtig formuliert hat, wie in seinem Hauptwerk.
Schon an dieses Behauptungen des Autors Thomas Steinfeld kann man ablesen, dass er Thomas Picketty als arrogant und als einen Schwätzer darstellen möchte. Dies auch, wenn er darauf hinweist, dass die im Werk benutzten Daten aus dessen “eigener” Datenbank “World Top Income Database” kommen, die er “sammeln mit modernem technischen Gerät auswerten ließ” (man beachte das Passiv). Hätte Piketty also etwa auf die Hilfe der Technik verzichten sollen? Wäre er dann für Steinfeld glaubwürdiger? Wie bitte schön, werden umfangreiche Daten denn heute in Wissenschaft und Wirtschaft ausgewertet als mit Computerunterstützung?
Natürlich ahnt der Durchschnittsbürger, dass sich das Geld bei nur einigen wenigen sammelt. Und es gab auch schon viele Studien, die dies für die aktuelle Entwicklung bestätigten. Wie sich aber die Entwicklung auf lange Sicht verhält, dies herauszustellen ist Pikettys Verdienst.
Darum geht es auch in “Capital in the 21st Century”. Die Ausgangsformel ist dabei nicht r > g, wie Steinfeld behauptet – dies ist nur eine Relation und keine Formel. Die Ausgangsformel ist vielmehr das Kapital-/Einkommensverhältnis alpha = r * beta. Anhand dieser Formel werden dann Konvergenz und Divergenz von Output und Einkommen innerhalb und zwischen Volkswirtschaften erklärt.
Alles in allem ist dies wieder ein sehr tendenziöser Artikel über – oder besser gegen – ein Buch, dass sich kritisch mit der Ungleichheit der Wohlstandsverteilung innerhalb und zwischen Volkswirtschaften auseinandersetzt. Auf der einen Seite wird kritisiert, dass es nur eine Aufzählung von Fakten bzw. Statistiken ist, auf der anderen Seite, dass Piketty nur schwache Problemlösungen präsentiert (“Utopie”). Natürlich darf nicht fehlen, dass Piketty bei der Wahl 2007 in Frankreich die Sozialisten unterstützt hat (“sozialistischer Utopist”). Statt sich also mit den Fakten, die Piketty in seinem Buch präsentiert, auseinander zu setzen, wird personalisiert. Die Person Thomas Piketty wird in ein möglichst schlechtes Licht gerückt und als Überheblich und als Utopist bezeichnet, der seine im Buch präsentierten Daten durch moderne technische Geräte auswerten ließ – somit also nach Meinung Steinfelds keine Eigenleistung erbrachte. Die Fakten darin sind dem Durchschnittsbürger schon längst bekannt und Lösungen werden auch nicht präsentiert, so dass es sich gar nicht lohnt, “Capital of the 21st Century” zu lesen.
Was weiterhin auffällt sind Verdrehungen von Aussagen im Buch oder gleich eine vollkommen falsche Wiedergabe. Bezeichnend für die Priorität der Wirtschaftswissenschaften in der SZ-Redaktion (und nicht nur dort) ist auch, dass die Rezession zu diesem Buch nicht von einem studierten Wirtschaftswissenschaftler vorgenommen wurde. Thomas Steinfeld studierte Germanistik und Musikwissenschaften. Unter seinen, in seiner Vita angegebenen, von ihm verfassten Büchern ist keines, bei denen ich einen wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund erkennen kann.
Capital in the Twenty-First Century by Thomas Piketty, translated from the French by Arthur Goldhammer
Belknap Press/Harvard University Press, 685 pp.
ISBN: 978-0674430006
Piketty hat viele seiner ökonomischen Daten auf seiner Webseite veröffentlicht
Anmerkung JK: Die Statements Oettingers illustrieren wieder einmal wie völlig abgehoben Politiker von der gesellschaftlichen Realität sind. Wie kann man immer noch vom „Fachkräftemangel“ schwadronieren? Dass die wissenschaftlichen Mietschreiberlinge der herrschenden Eliten, wie das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA), so etwas verbreiten sollte nicht weiter verwundern. Fakt ist jedoch es gibt keinen Fachkräftemangel in Deutschland. Es sei denn man betrachtet eine Situation in der sich anstatt 200 nur 20 Kandidaten auf eine ausgeschriebene Stelle bewerben bereits als Fachkräftemangel. Wir wissen natürlich nicht über welche Metainformationen Oettinger im Raumschiff Brüssel verfügt? Aber gäbe es wirklich einen Fachkräftemangel müssten die Unternehmen sich ja gerade auch um Menschen mit 20 und mehr Jahren Berufserfahrung reisen. Die Arbeitsmarktrealität vor Ort sieht aber so aus, dass gerade Arbeitnehmer ab Ende 40 und Anfang 50 bei Stellensuche aus der Arbeitslosigkeit heraus faktisch keine Chance mehr haben eine adäquate Stelle zu finden. Wie kann man da von einer Rente ab 70 daher reden?
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