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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 11. April 2014 um 9:02 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
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Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Quelle: IMK Report 92, April 2014 [PDF – 1.2 MB]
Dazu:
Investitionen wirksamstes Mittel gegen Konjunkturflauten
IMK: Jeder staatlich investierte Euro steigert Wirtschaftsleistung um 1,30 bis 1,80 Euro
Öffentliche Investitionen sind ein gutes, schnell wirkendes Mittel, um eine Konjunkturflaute abzumildern. Jeder Euro, den der Staat zusätzlich investiert, steigert die Wirtschaftsleistung um 1,30 bis 1,80 Euro. Das zeigt eine neue Meta-Analyse des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), für die mehr als 100 internationale Studien ausgewertet wurden.* Steuersenkungen wirken deutlich schwächer auf die Konjunktur (siehe auch die Infografik; Link unten).
Lange Zeit war ein aktiver Eingriff des Staates in die konjunkturelle Entwicklung – die sogenannte diskretionäre Fiskalpolitik – verpönt. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise legten jedoch viele Länder Konjunkturprogramme zur Stabilisierung des Wachstums auf. Und siehe da: Nach tiefen Einbrüchen erholte sich die Konjunktur zumindest in Deutschland und China schneller als erwartet. Gleichwohl schwenkten die USA und viele europäische Staaten noch vor dem Abklingen der Krise auf einen teilweise drastischen Sparkurs um. Die Folge: In den Ländern mit den härtesten Konsolidierungsprogrammen brach die Wirtschaft erneut ein.
Grund genug, die Wirkung von staatlichen Eingriffen genauer zu untersuchen. In der Untersuchung des IMK wurden 104 internationale Studien zum Thema statistisch ausgewertet, deren Datengrundlage von den 1930er Jahren bis heute reicht.
Ihr Interesse galt dem so genannten Fiskalmultiplikator, der die Wirkung eines staatlichen Konjunkturpakets oder Sparprogramms auf die wirtschaftliche Entwicklung misst. Bei einem Multiplikator von Eins sind Effekt und Impuls gleich hoch, verstärkende und schwächende Reaktionen gleichen sich gerade aus. Ein Euro, der zusätzlich für eine bestimmte Maßnahme aufgewendet wird, lässt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um einen Euro steigen. Je höher der Multiplikator, desto größer ist die stimulierende Wirkung eines Konjunkturpakets – und desto stärker ist der wachstumsdämpfende Effekt einer Konsolidierung.
– Wirkung bei Ausgaben stärker als auf der Einnahmeseite –
“Es zeigt sich, dass der Wert des Multiplikators für fiskalische Impulse auf der Ausgabenseite des Staates im Mittel der untersuchten Studien nahe bei Eins liegt, wobei die Spannbreite der Ergebnisse recht hoch ist”, so die Wissenschaftler. Öffentliche Investitionen erweisen sich dabei als wirksamste Waffe zur Belebung der Konjunktur – wirksamer als höherer Staatskonsum, mehr staatliche Beschäftigung oder eine Anhebung der Militärausgaben. Der Multiplikator öffentlicher Investitionen liegt bei 1,3 bis 1,8 – sprich: Lenkt man einen Euro der allgemeinen Staatsausgaben in öffentliche Investitionen um, steigt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,30 Euro bis 1,80 Euro, also stärker als der ursprüngliche Impuls.
Einnahmeseitige Impulse hingegen weisen einen Multiplikatoreffekt unter eins auf, in manchen der ausgewerteten Studien lag er sogar deutlich darunter. Die Wirkung von Steuersenkungen ist demnach spürbar geringer als die von ausgabeseitigen Maßnahmen.
Ihre Erkenntnisse haben die IMK-Forscher auch in Modellrechnungen einfließen lassen, um zu prüfen, wie viel stärker die deutsche Wirtschaft in den vergangenen zehn Jahren gewachsen wäre, wenn die öffentlichen Investitionen die Abschreibungen auf Schulen, Straßen und Brücken zumindest ausgeglichen hätten.
Fakt ist: Von 2003 bis 2013 hat sich ein Substanzverlust von 35 Milliarden Euro angehäuft. Hätten die Staatsausgaben die Abschreibungen ausgeglichen, dann wäre seit 2003 auch das BIP höher ausgefallen. Über die Jahre hätte sich bei kreditfinanzierten Investitionsausgaben das zusätzliche Wachstum nach der IMK-Berechnung auf 38,7 bis 56,3 Milliarden Euro summiert.
“Die Ergebnisse zeigen, dass diskretionäre Fiskalpolitik, sobald die entsprechenden Maßnahmen beschlossen sind, entgegen der lange Zeit verbreiteten Behauptung rasch realwirtschaftlich wirksam ist”, fassen die Wissenschaftler zusammen. Bei angespannter Haushaltslage – oder wenn, wie in der Bundesrepublik, eine Schuldenbremse greift – empfiehlt das IMK zur Ankurbelung der Konjunktur steuerfinanzierte Investitionsprogramme. Das hätte im Falle Deutschlands über die Jahre 2003 bis 2013 eine höhere Wirtschaftsleistung von insgesamt 21,1 bis 42,2 Milliarden Euro bedeutet.
Darüber hinaus konstatieren die Wissenschaftler eine weitere Wirkung von diskretionärer Fiskalpolitik, die wahrscheinlich sogar am bedeutsamsten sei: Sie schafft Vertrauen. Wenn der Staat sich in einer Konjunkturkrise den allgemeinen Abwärtstendenzen mit Mehrausgaben entgegenstelle, schränkten auch die privaten Haushalte ihren Konsum nicht übermäßig ein, und Unternehmen trauten sich weiter zu investieren. “Dass eine restriktive diskretionäre Fiskalpolitik umgekehrt auch Vertrauen zerstören kann, indem sie Einkommenserwartungen den sicheren Boden entzieht, zeigt die Entwicklung in den Krisenländern des Euroraums”, erläutern die Forscher. Die Kürzung öffentlicher Ausgaben sorgte dafür, dass auch Privathaushalte und Unternehmen Konsum und Investitionen einschränkten, sodass sich der restriktive Impuls und mit ihm die Krise sogar noch verstärkten.
Gustav Horn, Sebastian Gechert, Katja Rietzler, Kai Daniel Schmid: Streitfall Fiskalpolitik – eine empirische Auswertung zur Höhe des Multiplikators, IMK Report Nr. 92, April 2014.
Download: www.boeckler.de [PDF – 1.2 MB]
Quelle: Pressemitteilung IMK (nicht im Netz)
Infografik zum Download im Böckler Impuls 7/2014
Dagegen allerdings:
Anmerkung unseres Lesers H.H.: Was ist nur aus der ehemaligen Arbeitnehmerpartei SPD geworden? Gabriel legt bei seinem vorauseilenden Gehorsam, oder ist es Unterwürfigkeit, ein Tempo vor, das vermutlich sogar die Kanzlerin überrascht. Auch mit den Umfragewerten der SPD, die aktuell bei 23% liegt, geht es nach unten. Wenn es in dem Tempo weitergeht, hat Gabriel immerhin den Vorteil, einer niedrigeren Fallhöhe. Dann schmerzt der Aufprall nicht so sehr!
Quelle: IAQ
Dazu:
Anleger reißen sich um Griechenland-Anleihen
Die Regierung in Athen lieh sich mit der Ausgabe fünfjähriger Staatsanleihen nach Angaben des Finanzministeriums drei Milliarden Euro. Der Zinssatz liegt bei 4,75 Prozent, die Anleihe geht zu 90 Prozent an ausländische Investoren…
Das sind gute Nachrichten für Ministerpräsident Antonis Samaras und Finanzminister Ioannis Stournaras…
“Heute ist ein sehr guter Tag”, sagt der für Wettbewerb zuständige EU-Kommissar Joaquín Almunia bei einem Treffen mit Finanzminister Stournaras in Athen. “Heute sehen wir die Ergebnisse der großen Bemühungen der griechischen Behörden und der griechischen Bürger für die Überwindung einer großen Krise.”
Doch diese Krise ist nicht vorbei. Griechenland ist weiterhin hoch verschuldet – allerdings größtenteils bei den Euro-Partnern. Diese Kredite muss der Staat erst in Jahrzehnten zurückzahlen, die Zinsen sind sehr niedrig. Müsste das Land auf seine gesamten Kredite 4,75 Prozent zahlen, wäre dies nicht finanzierbar. Griechenland steckt weiterhin in einer tiefen Rezession, seit Jahren schrumpft die Wirtschaft, die Arbeitslosigkeit ist erschreckend hoch.
Quelle: SZ
Anmerkung WL: Cerstin Gammelin hat mit ihrer Einschätzung vom Vortag richtig gelegen:
Samaras will Stimmung für sich machen und die EU will ihre „Rettungspolitik“ bestätigt bekommen. Dabei würden die Anleger mit Sicherheit einen weiten Bogen um Griechenland-Anleihen machen oder hohe Risikoaufschläge verlangen, wenn sie nicht sicher gehen könnten, dass die Troika bürgt.
Das Handelsblatt drückt das so auch: „Eine Investition in die neue griechische Staatsanleihe ist also viel mehr eine Wette auf die Fähigkeit der europäischen Politik, die enormen Herausforderungen und Verteilungskämpfe innerhalb der Währungsunion auch in den kommenden Jahren zu meistern als das Vertrauen auf ein Wiedererstarken der griechischen Wirtschaft.“
Heute also ein „guter Tag“ und gestern ein Generalstreik in Griechenland.
Gauck legte dar, dass die Finanzkrise aus einer Wechselwirkung zwischen gierigem Bankwesen und Bürgern in »ökonomischer Apathie« hervorging. Hätten die Bürger mehr wirtschaftliche Ahnung und Interesse an den Zusammenhängen, so hätten Banker nicht den erarbeiteten Mehrwert und die Arbeitsplätze von abhängig Beschäftigten verjuxen können. Und man hätte den Leuten keine faulen Kredite angedreht, weil sie das falsche Spiel sofort durchschaut haben würden. Sie hätten dann vermutlich gesagt: »Ich will nen sauberen Kredit – her damit!« Oder wäre es dann etwa nicht so gewesen? Vereinfacht – oder mit Gauck – gesagt: Wer nicht beschissen werden will, »der muss sich informieren und in Finanzfragen kompetener werden.« So einfach ist das manchmal. Nicht die Finanzwirtschaft mit ihrem endlos Drang nach Renditen trägt die Verantwortung, sondern der dumme Bürger, der sich hat nach Strich und Faden verarschen lassen.
Quelle: Ad Sinistram
Anmerkung J.K.: Schon wieder eine Bertelsmann-Studie. Dass die Bertelsmann-Stiftung natürlich heftig Propaganda für das TTIP macht, spricht für sich und gegen das TTIP. Und natürlich basiert die Ablehnung des TTIP in Deutschland nur darauf, dass den Menschen nicht ausreichend erklärt wurde, warum ein Freihandelsabkommen, das primär die Interessen der Großkonzerne im Focus hat, auch gut für sie sein soll.
Anmerkung PK: Meldungen aus den letzten Tagen. Und wieder einmal sollen wir Nutzer unsere Passwörter ändern. So in der FR und allen weiteren einschlägigen Medien. Schön, um sich sicher im Internet zu bewegen ändern wir möglichst täglich unsere Passwörter auf 10, 20 oder mehr web Seiten.
Auf der Internetseite des Bundesministeriums für Gesundheit heißt es weiterhin:
Mit der elektronischen Gesundheitskarte erhalten die Patientinnen und Patienten ein technisches Werkzeug, um ihre Gesundheitsdaten wirksam vor unberechtigten Zugriffen zu schützen. Sie bestimmen selber, wer wann welche Daten speichern, einsehen und ändern kann. Die Maßnahmen zum Datenschutz stellen ein Höchstmaß an Schutz für die sensiblen Gesundheitsdaten dar. Sie werden laufend technisch weiterentwickelt und sind eng mit dem Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit abgestimmt.
Da bin ich aber gespannt, wann das Ministerium uns von einem „unvorhersehbaren“ Datenklau informiert und uns alle bitte die EGK doch bitte wieder zum Austausch an die Krankenkasse zurückzuschicken. Dort wird dann eine „unknackbare“ Karte ausgeliefert. Bis zum nächsten Gau. Für wie beschränkt hält uns eigentlich der Minister Gröhe?
Hoffnung macht derzeit allein, dass sich beide Organisationen gegenseitig an die Gurgel gehen…
Aber warum ist Obama nicht einmal wütend geworden? Weil der Präsident über all die geheimen Programme Bescheid weiß – und das macht ihn verwundbar für Vergeltungsschläge. Mag sein, dass die Lauscher die Leitungen des Weißen Hauses nicht abhören, aber ganz sicher wissen sie, wie viel Obama weiß, und das können sie jederzeit ausnutzen…Sollte er sich entschließen, die schmutzigen Geschäfte der Dienste zu verurteilen, können die Spione den Medien stecken, wie ihnen der Oberste Befehlshaber hinter den verschlossenen Türen des Oval Office grünes Licht gegeben hat.
Quelle: Le Monde diplomatique
Hinweis: Le Monde diplomatique seit gestern im Kiosk, heute als Beilage zur taz.
Dazu passt:
Anmerkung WL: Wir sind nicht in der Lage hier weiter zu recherchieren und der Angelegenheit auf den Grund zu gehen. Die Grundprobleme scheinen jedoch zu sein, dass die 100-Euro-Nebenbeschäftigungen die Menschen vor sinnlosen Trainingsmaßnahmen der Jobcenter verschont, dass aber die Betroffenen von jedem Euro, den sie über 100 Euro einnehmen offenbar 80 Cent abgezogen bekommen. Wenn es zutrifft, dass die Jobcenters Hartz-IV-Bezieher zu „1,50 Euro-Jobs“ zwingt, indem sie für den Fall der Weigerung die Hartz-IV-Leistungen kürzen, so wäre das ein Skandal.
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