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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages (2)
Datum: 2. Februar 2007 um 17:03 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Anmerkung: Leider haben diese Aussagen mehr anekdotischen Charakter. Je nach Interessenlage werden diese dann eingesetzt zwecks Lohn – bzw. Steuersenkungen hierzulande – wie auch versteckt in diesem Fall. Auch werden Aussagen zum Mittelstand mit denen zur gesamten Industrie vermischt. Worauf stützen sich diese Zahlen – einmal abgesehen von den üblichen, recht fragwürdigen Umfragen?
Wenn nach DIHK-Schätzungen 2006 erstmals seit dem Jahr 2000 wieder mehr Stellen geschaffen als durch Abwanderung vernichtet wurden, oder im letzten Jahr 50.000 Stellen ans Ausland verloren gingen, möchte man doch etwas präziser wissen, wie solche Schätzungen zustande kommen.
Anmerkung: Für alle, die Interesse an ökonomischer Theoriebildung haben.
Welche praktischen Auswirkungen die neoklassische Theorie hat kann man ganz gut in einem Interview des „Wirtschaftsweisen“ Wolfgang Franz nachlesen:
Die Lohnforderungen sind zu hoch
Franz behauptet etwa:
Quelle: Passauer Neue Presse
Anmerkung: Die Lehrbücher zur Arbeitsmarkökonomik von Wolfgang Franz gelten als Standardwerke für die Studierenden der Wirtschaftswissenschaft.
Er ist ein Anhänger der neoliberalen Grenzproduktivtätstheorie, d.h. dass der Arbeitslohn dem „Grenzprodukt der Arbeit“ entspricht. Danach steigt das Angebot von Arbeit (durch die Haushalte) mit dem Lohnsatz, während die Nachfrage nach Arbeit (durch die Unternehmen) mit steigendem Lohnsatz abnimmt. Mit sinkendem Lohsatz wählen die Arbeiter statt Arbeit lieber Freizeit. Und wenn die soziale Absicherung höher als die angebotenen Niedriglöhne, „wählen“ die Menschen „Freizeit“ durch Arbeitslosigkeit.
Franz:
Wir brauchen im unteren Einkommensbereich noch mehr Flexibilisierung bei den Löhnen. Das darf nicht mit dem Begriff der Hungerlöhne diskreditiert werden. Es gibt in Deutschland schließlich eine Mindesteinkommenssicherung.
Siehe auch Straubhaar:
Man muss die Tarifparteien abschaffen
Die Lohnerhöhungen sollten moderat ausfallen – und vor allem von Betrieb zu Betrieb verschieden sein, meint der Ökonom Thomas Straubhaar. Überhaupt sind kollektive Tarifverträge nur ein Hindernis für die Marktmechanismen. “Der Arbeitsmarkt sollte ein Markt sein, bei dem sich Löhne aufgrund von Angebot und Nachfrage unter Konkurrenzsituation ergeben. Die Realität ist aber, dass marktmächtige Kartelle …”
Quelle: taz
Anmerkung: Auch in diesem Beitrag der liberalen Wirtschaftszeitung wird das Wirtschaftswachstum und der Rückgang der Arbeitslosigkeit viel zu rosig dargestellt, aber immerhin wird auf die gefährlichen Auswirkungen der ständigen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands vor allem durch die relativen Lohnsenkungen auf seine Nachbarländer aufmerksam gemacht.
Anmerkung: Die Massenentlassungen von über 6000 Mitarbeitern im Jahr 2005 und wohl auch das Geschäft mit der privaten Vorsorge zahlen sich aus in Gewinnsteigerungen und Dividenden.
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