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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages II
Datum: 3. Januar 2014 um 16:28 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
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Anmerkung JB: Ein weiterer Punkt, der bei dieser Personalie „erstaunlich“ ist: Pofallas Aufgaben bei der Deutschgen Bahn beinhalten vor allem das politische Lobbying bei den EU-Institutionen. Nun ist Pofalla aber nicht eben dafür bekannt, sich in Brüssel sonderlich gut auszukennen. Wie taz-EU-Korrespondent Eric Bonse süffisant anmerkt, ist es nicht einmal sicher, ob er den EU-Verkehrskommissar Kallas überhaupt kennt.
Anmerkung Orlando Pascheit: Ob sich Ulrike Herrmann im Klaren ist, dass sie sozusagen mit einem Federstrich ein zentrales Konzept der viel gelobten Bankenunion in den Orkus schickte: die Haftungskaskade. Diese sieht vor, dass bei einer finanziellen Schieflage künftig zunächst die Aktionäre, also die Besitzer der Bank, dann die Inhaber von Bankanleihen in die Pflicht genommen werden. Reicht das nicht aus, werden als nächstes Bankkunden mit einem Guthaben von mehr als 100.000 Euro zur Kasse gebeten – und erst wenn das immer noch nicht ausreicht, springt der Staat, sprich der Steuerzahler, ein. Was nicht im nationalen Rahmen möglich ist, soll dann in 10 Jahren durch einen gemeinschaftlichen Abwicklungsfonds mit 55 Milliarden Euro ermöglicht werden. Deutsche Banken würden etwa 11 Milliarden Euro dazu beitragen. Wenn Herrmann die Heranziehung von Gläubigern von Pleitebanken ausschließt, würde diese an sich mickrige Summe schon bei kleinen Krisen nicht mehr reichen. Und Deutschland müsste, was Schäuble, wie der Teufel das Weihwasser, scheut, stärker herangezogen werden. (Natürlich wäre es wunderbar, wenn es gelingen könnte, die hochriskanten Geschäfte der Banken zu unterbinden, welche die Banken ansonsten bis zum Konkurs ausreizen). – Zur Attac-Recherche “Irland-„Rettung“: 67,5 Mrd. Hilfskredite, 89,5 Mrd. für die Banken” hier.
Siehe dazu: Lucas Zeise: Mogel- und Haftungskaskade
Die Idee der Bankenunion wurde geboren, als einigen spanischen Instituten 2012 der Konkurs drohte, die Geldgeber also hätten bluten müssen. Da der Staat nicht genug Geld hatte und sich nur zu Wucherzinsen neues leihen konnte, mußte welches aus anderen Euro-Staaten lockergemacht werden. Das geschah, indem der Rettungsmechanismus ESM, der zur finanziellen Stützung der Staatshaushalte konstruiert worden war, die geforderten Milliarden bereitstellte. Daß Steuergeld zur Bankenrettung verwendet wird, ist ja nicht Neues. Im Herbst 2008 beschloß die damalige große Koalition die Rettung der deutschen Banken und stellte dafür 480 Milliarden Euro (das sind ca. 150 Prozent der jährlichen Ausgaben des Bundes) zur Verfügung. Die Geldhäuser wurden gerettet, und die 480 Milliarden Euro wurden jedes Jahr wieder von der Bundesregierung bereitgestellt. So glücklich waren nicht-deutsche Banken nicht. Warum also nicht das Steuergeld der gut und schlecht situierten Staaten zusammenlegen? Als Euro und EU bedenklich wackelten, stimmte die letzte Regierung Merkel im Juni 2012 diesem Vorhaben im Grundsatz zu. Seitdem erzählen die Regierungen fast aller Euro-Länder den heimischen Medien, die das wie überall weiterreichen, daß mit der Bankenunion künftig Geld zwar leider nicht für alle, aber doch wenigstens für alle Banken dasein werde.
Ganz anders in Deutschland. Hier warnen die Herren Weidmann (Bundesbankpräsident), Lucke (AfD-Vorsitzender) und Sinn (Präsident des Ifo-Instituts) vor einem Haftungsverbund. Sie stört nicht, daß Geld üppig aus dem Staatshaushalt in Richtung Banken strömt. Sie stört, daß es plötzlich auch fremdländischen, undeutschen Banken zur Verfügung stehen soll. Dagegen hat nun der schlaue Finanzminister Schäuble eine ganze Batterie mit Ablenkungsbegriffen abgeschossen. Der schönste davon ist die »Haftungskaskade«. Sie suggeriert, daß bei einer drohenden Bankenpleite eine Fülle von liquiden Mitteln sich kaskadenartig, von den Gläubigern über die Pleitebank ergießt, bis erst ganz am Schluß ein Tröpfchen Staatshaftung notwendig wird. Das ist kompletter Unsinn, wie es auch reine Finance Fiction ist, wenn bis zum Jahr 2025 ein Fonds von 55 Milliarden Euro aus Abgaben der Banken angespart werden soll. Die Wirklichkeit ist einfacher. Ist eine größere oder auch nur mittelgroße Bank konkursreif, ist nirgendwo Geld da, um sie aufzufangen. Wer dann entscheidet, muß den Segen der Regierungen von Staaten größeren Finanzkalibers haben. Es bleibt also, wie es war: Berlin entscheidet.
Quelle: junge Welt
Anmerkung Orlando Pascheit: Vielleicht sollte man noch darauf hinweisen, dass diese 55 Mrd. (in zehn Jahren) ein Klacks sind, im Vergleich mit den Bankschulden von fast 30 Billionen Euro also dreimal soviel wie die 9 Billionen Euro Staatsschulden der Eurozone. Und wer kann sich vorstellen, dass die nächsten Jahre (banken)krisenfrei vergehen? Angesichts solcher Summen dürfte sich der Entscheidungsspielraum Berlins klein halten oder auf die Entscheidung hinauslaufen: Währungsunion, Ja oder Nein.
Quelle: SZ
Quelle: Welt.de
In der Zeitreihe von 2009 bis 2012 werden in der Welt-Infografik von der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) methodisch unterschiedlich ermittelte Anteilswerte verglichen. Von 2009 bis 2011 (jeweils Dezember) wurde der Anteil der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, die zwei Jahre und länger Anspruch auf SGB II-Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts hatten, auf Grundlage der 7-Tage-Lücke-Regel* ermittelt: 55,9 Prozent (2009), 58,3 Prozent (2010) und 60,7 Prozent (2011).
Für 2012 wurde der entsprechende Anteil dann von der Statistik der BA sowohl nach der 7-Tage-Lücke-Regel* als auch nach der 31-Tage-Lücke-Regel* ermittelt. Nach der 7-Tage-Lücke-Regel* betrug der Anteil der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, die zwei Jahre und länger Anspruch auf SGB II-Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts hatten, 60,4 Prozent. Nach der aussagekräftigeren 31-Tage-Lücke-Regel* betrug dieser Anteil 66,0 Prozent. Auswertungen nach der 31-Tage-Lücke-Regel* für die Jahre vor 2012 wurden von der Statistik der BA (bisher) nicht durchgeführt bzw. nicht veröffentlicht.
In der Welt-Infografik wird mit dem Vergleich der auf Grundlage der 7-Tage-Lücke-Regel* ermittelten 60,7 Prozent in 2011 und der auf Grundlage der 31-Tage-Lücke-Regel* ermittelten 66,0 Prozent in 2012 der Eindruck erweckt, der Anteil sei 2012 gegenüber dem Vorjahr besonders schnell gestiegen. Ein Vergleich der für 2011 und 2012 mit derselben Methode (7-Tage-Lücke-Regel*) ermittelten Anteilswerte zeigt jedoch keinen weiteren Anstieg sondern sogar ein leichtes Sinken von 60,7 Prozent (2011) auf 60,4 Prozent (2012).
Einem Sinken dieses Anteilswertes muss nicht unbedingt eine positive Entwicklung der Hilfebedürftigkeit zu Grunde liegen. In Zeiten, in denen die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten wächst, sinkt in der Regel der Anteil derjenigen, die bereits länger auf SGB II-Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts angewiesen sind (und umgekehrt).
Quelle: Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ)
Anmerkung Orlando Pascheit: Aus den Augen aus dem Sinn könnte man sagen. Aber das Problem bleibt ungelöst, und dies gilt für ganz Europa. Die richtige Balance zwischen der Kontrolle der EU-Außengrenze und der Öffnung der Europäischen Union für Flüchtlinge ist immer noch nicht gefunden. Wie auch, wenn selbst die Integration ärmerer EU-Bürger aus der eurpäischen Peripherie schon solche Ängste auslöst. – Erschreckend und skandalös bleibt aber, dass die Toten im Mittelmeer sowenig Nachdenken, so wenig Mitgefühl und keine Taten zeitigten. Waren die über 300 Toten Anfang Oktober wenigstens einige Tage in den Medien, wurden die 50 Toten eine Woche später kaum noch wahrgenommen. Inzwischen ist bekannt geworden, dass die Notlage dieses Schiffes schon lange vor dem endgültigen Kentern bekannt war. Diese 50 hätten gerettet werden können. Unterlassung ist auch Schuld. Hätte die US-Armee in Afghanistan 50 Zivilisten massakriert, wir würden ein zweites Mỹ Lai ausrufen. Vielleicht sollten wir damit anfangen, solche Vorfälle vor Lampedusa bzw. im ganzen Frontex-Zuständigkeitsgebiet auch als Massaker zu bezeichnen.
Anmerkung Orlando Pascheit: Man fragt sich, warum die Partei es seinerzeit zugelassen hat, dass Angehörige des traditionellen Parteiapparats eine graue Maus wie Bersani auf das Schild hoben, der prompt die an sich schon fast gewonnene Wahl verdarb. Michael Braun schafft es in einem krzen Abriss, den Finger auf den wunden Punkt auf das Agieren der KPI bis zur PD als “Partei übervorsichtiger Bedenkenträger” zu legen.
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