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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 13. Dezember 2006 um 10:42 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Kai Ruhsert
(KR/WL)
Anmerkung WL: Die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) geriert sich sozial. Sie veröffentlicht eine Studie ihres wissenschaftlichen Schreibtisches, dem Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), in dem „Nutzen und Kosten eines kostenlosen Kindergartens für alle Kinder zwischen drei und sechs“ gegenüber gestellt werden. Interessant ist, dass das IW die frühkindliche Erziehung im Kindergarten – im Gegensatz zu einem Studium – als „öffentliches Gut“ betrachten und deshalb für eine staatliche Finanzierung plädiert. Das Gutachten stellt fest, dass Deutschland beim Kindergarten in Europa mit den höchsten privaten Finanzierungsanteil hat.
Da die Kosten für mehr Kindergartenplätze und eine Höherqualifizierung des Personals mit 3,6 Milliarden Euro entsprechend der Ideologie vom schlanken Staat nicht aus allgemeinen Steuermitteln finanziert werden dürfen, müssen alternative (kostenneutrale) Finanzierungswege angeboten werden.
Als kurzfristige Gegenfinanzierung wird
Das Geld soll also ausschließlich von den Eltern mit Kindern oder aus dem Bildungshaushalt selbst aufgebracht werden.
Langfristig soll die Gegenfinanzierung
Auch langfristig sollen die höheren Kosten für die Kindergartenerziehung aus dem Bildungssystem selbst bzw. von Frauen mit Kindern getragen werden.
Es ist schon merkwürdig, welche Finanzierungsumwege und welche Klimmzüge vom IW gemacht werden, um bloß nicht die banale Feststellung treffen zu müssen, dass eine bessere frühkindliche Erziehung von der Allgemeinheit aus Steuermitteln zu finanzieren ist.
Kommentar Orlando Pascheit: Durch den Bezug auf die bevorstehenden Wahlen wird im Artikel der SZ die tiefe Skepsis vieler Franzosen gegenüber der Institution EZB verkannt. Bereits das Referendum über den Maastrichter Vertrag spaltete Frankreich Anfang der 90er-Jahre, obwohl Mitterand sich zur Unabhängigkeit der EZB dahingehend geäußert hatte, dass diese gar nichts entscheiden werde; der Europäische Rat werde die Entscheidungen fällen, nicht die Technokraten oder Weisen der Europäischen Zentralbank. Im Wesentlichen ging es Frankreich immer um ein „Gleichgewicht von Währungs- Budget- und Beschäftigungspolitik“, so 1997 der damalige französische Finanzminister Strauss-Kahn. Zentral ist der Vorwurf der „Unverantwortlichkeit“ der EZB. So hat im Sommer dieses Jahres Jean-Paul Fitoussi, Chef des renommierten französischen Konjunkturforschungsinstituts OFCE, moniert, daß die EZB keiner politischen Instanz Rechenschaft schuldig sei. In der Tat zeugt es von einer befremdlichen Logik, dass einerseits alle Träger einer wachstums- bzw. beschäftigungsorientierten Wirtschaftspolitik durch rechtliche Bestimmungen wie die Maastricht-Kriterien entmachtet wurden und andererseits die einzige noch bestehende diskrete Autorität, die EZB, die somit für die gesamte wirtschaftliche Entwicklung entscheidend ist, nicht auf das Ziel Wachstum und Beschäftigung verpflichtet wird.
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