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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 6. Dezember 2006 um 8:51 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Und weil es so bezeichnend für das Auseinanderdriften unserer Gesellschaft ist…:
Anmerkung: Nach Schätzungen soll der Anteil der armutsgefährdeten Menschen nach Hartz IV inzwischen auf 17% angestiegen sein. Deutschland liegt bei der Quote der Armutsgefährdeten hinter Dänemark, Finnland Luxemburg, Schweden, Österreich an sechster Stelle. Interessant ist, dass das als Boomland so hoch gelobte Irland mit die höchste Armutsquote in Europa hat.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Leben in Europa [PDF – 2.8 MB]
Anmerkung: Ein warnendes Beispiel für den Einfluss privater Spender auf Inhalt und Form von Forschung und Lehre zu nehmen versuchen.
In Deutschland etwa an er Kaffe-Jacobs University Bremen, sei so etwas natürlich nicht möglich, meint der Präsident der privaten “International University Bremen”, Joachim Treusch.
Quelle: FR
Anmerkung: Unter dem Zwang der leeren öffentlichen Kassen und unter dem beschönigenden Etikett eines „zivilgesellschaftlichen Engagements“ greift der Staat das „uneigennützige“ bürgerschaftliche Engagement gerade auch von Lis Mohns Bertelsmann Stiftung nur allzu gerne auf. Ja noch mehr, er zieht sich aus seiner Verantwortung immer mehr zurück und überlässt wichtige gesellschaftliche Bereiche wie etwa die Bildung oder die Hochschule gleich ganz den Selbsthilfekräften bürgerschaftlichen Engagements. Aus dieser Staats- und Gesellschaftsvorstellung speist sich die Idee von der „selbständigen Schule“ oder der „Entlassung“ der Hochschule aus der staatlichen Verantwortung, wie das etwa mit dem „Hochschulfreiheitsgesetz“ in Nordrhein-Westfalen, mit seiner Übertragung der Fachaufsicht an einen externen Hochschulrat, geschehen ist.
Und wie wir gerade die letzten Tage lesen konnten, will Finanzminister Steinbrück dieses zivilgesellschaftliche Engagement in Zukunft noch stärker steuerlich privilegieren.
Die Rollenverteilung der gesellschaftlichen Gruppen bei ihrem „Dienst an der Gemeinschaft“ ergibt sich dabei ziemlich naturwüchsig daraus, was eben der einzelne zu leisten vermag. Diejenigen, die nicht so viel Geld und Vermögen haben, machen Sozialarbeit, also Altenpflege oder Übungsleiter im Sportverein, die Vermögenden vergeben Forschungsaufträge oder Stiftungslehrstühle oder sie stiften gleich ganze Denkfabriken und prägen damit den Gang der Wissenschaft oder den gesellschaftlichen Diskurs und bestimmen so die gesellschaftliche und die politische Weiterentwicklung.
Anmerkung: Ein erhellendes Beispiel welch unterschiedliche wirtschaftspolitische Ansätze vertreten werden und wie bedenklich es ist, dass in Deutschland die neoliberale Schule absolute Dominanz besitzt.
Anmerkung: Das beunruhigende sind nicht die Steigerungsraten. Warum soll ein so großes Land mit einem so großen Aufholbedarf nicht mehr ausgeben als das kleine Deutschland. Beunruhigend ist dass bei uns immer noch so wenig in Bildung und Forschung investiert wird.
Anmerkung: Dass McKinsey bei der Post „dicke“ im Geschäft ist verwundert nicht, denn der Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post AG Zumwinkel kommt von McKinsey. Von 1974 bis 1984 arbeitete er bei McKinsey und wurde dort zum Senior Partner(!). Dieselbe Firma McKinsey erhält jetzt einen Beratungsauftrag bei der Deutschen Post AG. Es ist ja seit Thomas Leifs Buch „beraten & verkauft“ nicht mehr unbekannt, dass die ehemaligen Unternehmensberater sich untereinander versorgen.
Siehe zu diesem Vorgang auch die Stellungnahme von ver.di [PDF – 84 KB].
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