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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: „Es tut gut zu wissen, dass es noch andere Menschen gibt, die … den kritischen Blick nicht verloren haben.“
Datum: 30. November 2006 um 15:05 Uhr
Rubrik: Aufbau Gegenöffentlichkeit
Verantwortlich: Albrecht Müller
Am dritten Jahrestag der NachDenkSeiten sehen Sie uns vielleicht nach, dass wir eine der vielen freundlichen Mails einschließlich der ermunternden Belobigungen zitieren, die uns immer wieder erreichen. Der Text gibt Aufschluss darüber, was viele Freunde der NachDenkSeiten davon haben, wenn sie uns regelmäßig anklicken.
Wir nehmen die Wiedergabe dieser Mail zum Anlass, um allen herzlich zu danken, die uns immer wieder wichtige Hinweise, Fakten und Kommentare schicken. Zugleich bitten wir um Verständnis, dass wir es häufig einfach nicht mehr schaffen zu antworten. Das tut uns leid. Aber wir hätten keine Zeit mehr für die redaktionelle Arbeit und für Recherchen, wenn wir alle E-Mails beantworten wollten. Albrecht Müller.
Und nun die Mail eines Freundes der NachDenkSeiten:
Zunächst einmal möchte ich Ihnen herzlich für ihre interessante Internetseite danken. Sie ist nicht nur eine Quelle andersartiger Information und regt in der Tat sehr zum Nachdenken an; nein, sie ist für mich persönlich eine Art Seelenheil, denn es tut gut zu wissen, dass es noch andere Menschen gibt, die die Bildung einer selbsterarbeiteten Meinung sowie den kritischen Blick nicht verloren haben. Der Zustand in dieser Republik macht mich persönlich zunehmend krank. Es ist einfach schrecklich zusehen zu müssen, wie sich die Allheilslehre des Neoliberalismus immer weiter in den Gehirnen von immer mehr Menschen einnistet und man selbst eigentlich nur sehr wenig dagegensteuern kann; ja teilweise sogar, sei es im Beruf oder im Freundes- und Familienkreis das Spiel mitspielen muss, um sich nicht selbst zum Außenseiter zu machen. Dabei habe ich mich oft gefragt, wann das ganze angefangen hat, wann das System gekippt ist, wann dieser enorme Demokratieverlust und Konformationszwang begonnen hat. Das, was ich dort an Fakten auf ihrer Seite gelesen habe, sind genau die Unglaublichkeiten, die ich auch schon seit Jahren beobachte, nämlich u.a. die permanente mediale Einflussnahme auf das eigenständige Denken und dessen Lenken in eine bestimmte politische und gesellschaftliche Richtung. Die heutigen Medien, egal ob Fernsehen, Radio oder Zeitungen vermitteln eine enorm einseitige Sichtweise. Selbst die Tagesschau des ersten deutschen Fernsehens, die ich viele Jahre für das seriöseste und objektivste Medium gehalten habe, ist mittlerweile ebenfalls im neoliberalen Einheitsbrei untergegangen und zum Handlanger der Bundesregierung degradiert. Dies sei nur an einem Beispiel, und zwar an der heutigen Ausgabe(gemeint ist der 29.11., d.Verf.) der Tagesschau Internetseite, Stand 9:00 Uhr belegt. Dort findet man z.B. folgende Schlagzeilen: „CDU-Parteitag in Dresden – Harmonie zum Abschluss“, „Ursula von der Leyen – Erfolge und ein neuer Stil“, „Aufschwung 2007 : Große Koalition gemeinsam zum Erfolg“, „Deutsche wegen Mehrwertsteuer in Kauflaune.“ Sind sie auch in Kauflaune ? Ich vermute nicht, ich übrigens auch nicht. Auch die Meldungen aus den immer gleichen geographischen Gebiete wie Palästina, Israel oder jüngst der Kongo stimmen mich sehr nachdenklich. Meldungen über die aktuelle Entwicklung in Südamerika oder aus Westafrika oder Zentralasien erscheinen, wenn überhaupt, meist nur in überregionalen Tagesszeitungen. Letztendlich ist auch noch das Schaffen permanenter Bedrohungsszenarien, die Konzentration auf religiöse Werte sowie das Stigmatisieren gewisser gesellschaftlicher Gruppen zu beobachten. Meldungen über Terrorgefahr, Klimawandel, Atombomben in Schwellenländern, sich ausbreitenden Islamismus sowie das Drangsalieren von Arbeitslosen, Rauchern, Migranten; all das hat System. Noch nie zuvor hatte ich ein so enormes Problem damit, herauszufinden, was man noch glauben kann und darf. Die Erkenntnis, das mittlerweile die politische Lüge zum Alltag geworden ist, ist eigentlich das schlimmste.
Nochmals vielen Dank für ihre hervorragende Arbeit.Mit freundlichen Grüßen
Th. J.
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