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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 27. September 2013 um 8:39 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (JW/WL/JB)
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Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung JB: Da hätte Jan Fleischhauer aber besser recherchieren sollen. Der erste Journalist, der Merkel als „schwarze Witwe“ bezeichnet hat, war sein Kollege Christoph Schwennicke – und dies, man höre und staune, bereits am 20. September 2009. Seltsam, dass sich Kolumnist Fleischhauer damals nicht aufgeregt hat. Kann das etwas damit zu tun haben, dass es 2009 um die „gute“ FDP und jetzt um die „böse“ SPD geht? Der gleichnamige Artikel ist übrigens höchst amüsant zu lesen, wenn man „FDP“ durch „SPD“ ersetzt und auf die aktuelle Situation überträgt. Viel hat sich nicht geändert. Und ganz nebenbei: Der Personenkult um Merkel, den vor allem Medien wie SPIEGEL Online veranstalten, erinnert doch schon sehr an „Mao Merkel“.
Anmerkung unseres Lesers V.B.: Es ist völlig irre. Hunderte von Milliarden ins “Bankenretten”, die Löhne werden gedrückt auf Teufel komm raus, es ist rein gar nichts passiert, um die Banken wieder zu regulieren, und die Kreditblase ist inzwischen wieder grösser als vor der Lehmann-Pleite. Und da faselt dieser “Wirtschaftsexperte” etwas davon, wie angeblich links Merkel sei. Manchmal fragt man sich, ob solche Leute sich überhaupt selbst zuhören, oder ob sie nach jedem Satz sich erneut in Ayn Rands Werk vertiefen und das Mantra der Österreichischen Schule rezitieren – vermutlich mit dem Oberkörper hin und her wippend, auf den Knien, den Kopf andächtig gesenkt. Wie sonst sollte eine derartige Weltfremdheit erklärbar sein?
Anmerkung unseres Lesers G.B.: Eine pfiffige Idee zur rechten Zeit. So gefällt mir das. Abgesehen davon, dass es immer Seeheimer gibt, die nach Ministerämtern gieren, scheint mir eine Minderheitsregierung der Union gar nicht übel zu sein. Die SPD und die Grünen brauchten sich nicht unterbuttern zu lassen, und sie wären auch nicht in toto mitverantwortlich. Sie könnten differenzieren, “Vernunft beweisen” und hier oder da eben auch nein sagen. Sie könnten eigene konstruktive Vorschläge einbringen. Und wenn sich die Opposition außerdem quer verständigte, dann ergäben sich noch ganz andere Perspektiven, im theoretischen Grenzfall bis hin zum Misstrauensvotum. Gründe dafür gäbe es genug, z. B. NSA etc., oder die EU-Politik der CDU. Also: warum eigentlich nicht? Die Isolierung der Linken und das Verschweigen der wahren Gründe hierfür scheint im außenpolitischen Bereich zu liegen. Das heißt in der europäischen Unterordnung unter die US-amerikanische Außenpolitik, einschließlich der bellizistischen Projekte. Wer sich zu dieser Politik quer stellt, der kommt unter Druck, überall. Ich vermute: das ist es.
passend dazu: Jenseits des „Großen Übels“: Wie SPD und Grüne im neuen Bundestag das Land reformieren könnten, ohne mit der Union zu koalieren
Das Anliegen dieses Artikels soll es sein, angesichts des Ergebnisses der Bundestagswahl einen Fall zu beleuchten, der bisher in den Medien fast nicht diskutiert wurde, gleichwohl aber eine reale Option bei eben diesem Wahlergebnis ist: Der Fall einer Unions-Minderheitsregierung, kurz und hoffentlich verständlich dargestellt. Diese Option wird bei der SPD Parteilinken und von vielen Jusos zunehmend ernsthaft überdacht.
Beginnend von einer Analyse des Wahlergebnisses und dessen Implikationen ist es dem Autor ein Anliegen, den Prozess der Bildung einer Minderheitsregierung zu skizzieren, um dann anschließend einige Betrachtungen über Für und Wider eines solchen Kurses, speziell aus Sicht der SPD, anzustellen.
Quelle: Der Spiegelfechter
Anmerkung unseres Lesers U.B.: Zum Beitrag von Albrecht Müller “Für Anhänger der SPD und der Grünen folgen ein paar Hinweise auf seltsame Vorgänge, vor allem auf die fortwährenden Versuche der Fremdbestimmung”: Ihrer Aussage „Wenn Versagen nicht sanktioniert wird, wenn sogar fortgesetztes und wegen erkennbar falscher Strategien mutwillig zu nennendes Scheitern nicht bestraft wird, dann wird sich die Lage der SPD nie wieder verbessern“, stimme ich ausdrücklich zu! Doch leider gibt es sogenannte “SPD-Experten”. Z.B. rät ein Professor für Regierungslehre, Uwe Jun, auch zukünftig zum Schröder-Kurs, eine Mehrheit der SPD-Wählerschaft würde die Agenda-Politik akzeptieren. Es ist schon erstaunlich, die Unlogik eines Politik-Professors nachzuvollziehen. Zwar habe die Partei einen Glaubwürdigkeitsverlust erlitten, dennoch warnt er vor einer Koalition mit den Linken und plädiert für eine Große Koalition mit der “deutlich gewandelten” Kanzlerin. Langfristig könne die SPD wieder auf 40 Prozent kommen. Auch warnt Jun vor “Umverteilungsorgien”, die die Mittelschichten belasteten. Aber ich möchte hier den ganzen Quatsch nicht referieren, hören Sie es sich bitte selber an.
Anmerkung Orlando Pascheit: Bleibt nur die Große Koalition? Warum? Darüber lässt sich die taz nicht aus. Sie schreibt doch selbst: “Viele erinnern sich noch zu gut an die Wahlklatsche 2009 nach vier Jahren Großer Koalition. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer, die Rente mit 67, die Föderalismusreform hatten CDU und SPD zwar gemeinsam beschlossen. Gebüßt hat jedoch nur die SPD: Absturz von 34 auf 23 Prozent. Ein Trauma.” In der Tat. Vor allem sollte die SPD bedenken, dass es nicht nur darum geht, das eigene Programm in die Koalition einzubringen. Die verzögerte “Euro”-Krise wird nächstes oder übernächstes Jahr mit voller Wucht aufschlagen und die SPD wird dann viele unübersehbar folgenreiche Entscheidungen mittragen oder auch nicht. Selbst ein Ausscheiden aus der Koalition über solche Entscheidungen könnte ihr zum Schaden gereichen. – Aber Skepsis ist angebracht, dass diese SPD so klug ist, sich der Macht zu enthalten. Als Frank-Walter Steinmeier, der als Bundeskanzleramtschef für die Agenda 2010 und für die Verschärfung der Vorschläge der Hartzkommission nicht nur mitverantwortlich war, sich mit einer solchen Selbstverständlichkeit zum Fraktionsvorsitzenden küren lassen konnte, war klar: Die Basis hat sich im Wahlkampf den Arsch aufgerissen, “damit irgendwelche Leute später mit dicken Dienstwagen herumfahren dürfen.” – (Mir ist zum Kotzen)
Anmerkung WL: Schon während ihrer Zeit in der Regierung hat die FDP den Staat als Selbstbedienungsladen genutzt, um FDP-Getreue mit hochdotierten Jobs zu versorgen. Besonders zynisch für diese Partei, die doch ständig für Bürokratieabbau und für den Rückbau des Staates agierte, ist es jetzt, dass diese Partei selbst noch nach ihrer Abwahl noch als Versorgungsanstalt für Parteimitglieder betrachtet. „Spätrömische Dekadenz“ hat Westerwelle die Versorgungsmentalität kritisiert. Er hat damit offenbar, das Verhalten seiner Parteifreunde ziemlich gut beschrieben.
Auch FDP-Generalsekretär wird nicht arbeitslos, er kehrt in die Versicherungswirtschaft zurück, wofür er auch in seinem politischen Amt schon immer gearbeitet hat.
Dazu passt: FDP-Chef Hahn tritt zurück – Rentsch steht bereit
Das Wahldebakel der hessischen Liberalen hat Konsequenzen: Nach einer Krisensitzung kündigte FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn seinen Rückzug an. Wirtschaftsminister Florian Rentsch zeigt sich bereit, den Vorsitz der hessischen FDP zu übernehmen.
Quelle: hronline.de
Anmerkung unserer Leserin S.E.: Das ist schon mehr als dreist: Den Rücktriff des Vorstandes zu fordern (dem man selbst als stellvertretender Vorsitzender angehört), um dann eine Sekunde später (nach ausgiebiger Zerknirschung) karrierebewusst für den Vorsitz zu kandidieren…
Das ist Verantwortungsübernahme a la Rentsch. Herr Rentsch ist übrigens derjenige, der kurz vor der Hessenwahl Warnschilder vor Radaranlagen aufbauen ließ, um der unverschämten “Abzocke” des Staates zu begegnen. Er ist auch jener, der der privaten EBS Universität eine millionenschwere Förderung angedeihen ließ, während die staatlichen Hochschulen massive Kürzungen hinzunehmen hatten. Die Rentsch-Kandidatur verspricht jetzt einen wahrlich gelungenen Neuanfang!
Neuer Liberalismus: Drei Fragen für die FDP
Kann die FDP diese Krise überleben? Die Wahlkatastrophe ist weit mehr als ein Problem des Spitzenpersonals. Eine Ursache war auch das Festhalten an längst bankrotten Denkmodellen. Jetzt muss die Partei Antworten finden – damit sie nicht für immer verschwindet.
Quelle: SPIEGEL Online
Anmerkung unserer Leserin K.S.: Eine Zusammenfassung, wie und warum es zum Syrien-Krieg gekommen ist und wer die Schuldigen sind. Die Studie ist von 2012 und zeigt die Entwicklungen bis heute. Ein Krieg, der geplant war…
Anmerkung unseres Lesers E.J.: Ein unverhofftes Schlaglicht auf das „Paralleluniversum“ (Wolfgang Schäuble), in dem sich die Bundesregierung und die Europäische Kommission befinden, wirft dieser Artikel im Wall Street Journal vom 19.09.2013.
Hintergrund ist die Berechnung des sog. strukturellen Defizits, das laut Grundgesetz in Deutschland nicht mehr als 0,35 % und auf Grund des Europäischen Fiskal- und Stabilitätspakts in Unterzeichnerstaaten nicht mehr als 0,5 % des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts betragen darf.
Das strukturelle Defizit ist konzeptionell der Teil des Defizits, der nach Abzug des konjunkturell bedingten Anteils übrigbleibt. Der konjunkturell bedingte Anteil wiederum hängt davon ab, wie groß der Abstand der jeweiligen Volkswirtschaft zur sog. „Vollauslastung“ ist. Sogenannt deshalb, weil es sich bei der zu Grunde gelegten Vollauslastung nicht um einen empirischen Befund, sondern um eine definitorische Setzung (bei Gesetzen spricht man von einem „normativen Begriff“) handelt.
Hauptkriterium für Vollauslastung in diesem Sinne ist die Erreichung eines definierten inflationsneutralen Stands der Arbeitslosigkeit.
Wie der Artikel enthüllt, geht die für die Berechnung des strukturellen Defizits im Rahmen des Fiskalpakts zuständige Europäische Kommission in einer vom Autor als „obskur“ bezeichneten Berechnung davon aus, dass die spanische Wirtschaft bei einer Arbeitslosenquote von 23 % Vollauslastung erreiche, weshalb bei einer derzeitigen Quote von annähernd 27 % der überwiegende Anteil des spanischen Haushaltsdefizits strukturell bedingt sei, woraus die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung, sprich Austerität, folge.
Die Tatsache, dass von derartigem Unsinn, gegen den sich Spanien nun zu wehren versucht, das Schicksal der spanischen Wirtschaft abhängen soll, ist dabei nur die offenkundige Seite des Skandals.
Die tiefer liegende Seite des Skandals ist, dass mit der Einführung des Begriffs des strukturellen Defizits im Grundgesetz und im Fiskalpakt dem deutschen Finanzministerium und der Europäischen Kommission die Kontrolle über den zur Verfügung stehenden Ausgabenrahmen der jeweiligen Staaten de facto übertragen wurde. Wie der Fall Spanien eindringlich zeigt, ist die Definitionsmacht beider Instanzen praktisch unbegrenzt, ohne dass eine förmliche politische oder juristische Kontrolle oder auch nur irgendein Grad an Transparenz und Nachvollziehbarkeit vorgesehen wäre. In demokratischen Zeiten nannte man so etwas Willkür.
Dazu: IWF fordert umfassendere Krisenabwehr in Euro-Zone
Konkret schlägt der Fonds ein Konzept aus vier Kernelementen vor. So fordert er eine bessere Finanzaufsicht und wirksamere Anreize für mehr Haushaltsdisziplin in den Staaten. Zweites Element sind Formen einer gemeinsamen Absicherung gegen Risiken. Als Optionen nennen die IWF-Experten einen gemeinsamen Hilfsfonds für Länder in Not, eine gemeinsame Arbeitslosenversicherung oder auch ein eigenes Budget für den Euro-Raum. Gespeist werden könnte eine solche Absicherung mit jährlichen Finanzbeiträgen der Länder von eineinhalb bis zweieinhalb Prozent der Wirtschaftsleistung, wie die Vize-Chefin der Europaabteilung des Fonds, Celine Allard, erklärte …
Das dritte eher langfristig geforderte Element ist eine zentrale Kreditaufnahme der Euro-Zone, sprich Eurobonds. Mit diesen Krediten könnte die Euro-Zone Instrumente zur Risikoabsicherung finanzieren …
Dagegen hält er das vierte Element seines Konzepts für dringend umsetzungsbedürftig: den Aufbau eines Sicherheitsnetzes für Euro-Banken. Die Absicherung gegen Banken-Zusammenbrüche sollte die Branche im Wesentlichen selbst finanzieren.
Quelle: Reuters
Anmerkung WL: Wieder einmal ein Beispiel dafür, dass die Börsenkurse mit der realen Wirtschaft kaum etwas zu tun haben, hier wird nichts produziert oder auch wirklich etwas investiert, sondern sie werden einzig und allein gesteuert, dass die Käufer auf und abspringen – womöglich noch ohne menschliches Zutun durch sog. Hochleistungsrechner.
Dazu: Riester über Riester-Rente: „Es gibt nichts Besseres“
Mit Peter Hartz teilt Walter Riester das Schicksal, dass sein Name für ein umstrittenes Reformprojekt der damaligen rot-grünen Bundesregierung steht. Als Bundesarbeitsminister sorgte er vor zehn Jahren dafür, dass die staatlich geförderte Altersvorsorge eingeführt wurde. Mittlerweile wurden mehr als 15 Millionen Riester-Verträge abgeschlossen. Aus Anlass seines 70. Geburtstags, den er in seinem Haus in Österreich verbringt, hält der frühere Gewerkschafter im Gespräch mit GDV.DE ein flammendes Plädoyer auf die nach ihm benannte Rente.
Quelle: gdv.de
dazu meint Fefe: Irans Präsident Rouhani hat im Radio den Holocaust verurteilt. Das erwischt Israels Kriegspolitik auf dem falschen Fuß, daher hat Israel ein Fake-Linkedin-Profil von Rouhani veröffentlicht. Das ehemalige Nachrichtenmagazin übersetzt.
Quelle: Fefes Blog
Dazu: Ein Nachtrag zur Einseitigkeit der öffentlich-rechtlichen Medien
In der Berliner Runde am Sonntag Abend, die von den beiden Chefredakteuren von ARD und ZDF moderiert wurde, kam es gleich zu Anfang zu einem Lapsus Linguae, der zeigt, mit wes Geistes Kindern wir es hier zu tun haben. Thomas Baumann richtete sich in seiner ersten Intervention nach Minute eins an die Bundeskanzlerin an und sprach von einem „großartigen großen Erfolg der CDU“. Die kleine Pause, die er dabei zwischen den Worten großartig und großen macht, zeigt, dass er mitten im Satz gemerkt hat, dass er als Journalist eigentlich nicht von einem „großartigen“ Erfolg sprechen darf und schiebt schnell ein „großen“ hinterher…
Damit schafft es das öffentlich-rechtliche Fernsehen, zwei Chefredakteure aufzubieten, die eindeutig konservativ sind und das in ihren Fragen auch immer wieder durchklingen lassen. Peter Frey wird uns lange in Erinnerung bleiben als der Journalist, der ein historisch tendenziöses Interview mit Oskar Lafontaine geführt hat, das man auf YouTube schön zusammengeschnitten anschauen kann. Es ist zu wünschen, dass der Versprecher von Herrn Baumann auch ein Klassiker auf YouTube wird und mehr Menschen beginnen zu verstehen, mit welcher Art von Journalismus sie es auch bei den Medien zu tun haben, die von ihrem Auftrag her eigentlich gehalten sind, alle Strömungen in der Gesellschaft angemessen zu repräsentieren.
Quelle: flassbeck-economics
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