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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 19. September 2013 um 8:48 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
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Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung Orlando Pascheit: Auch wer ein mörderisches, aber berechenbares Assadregime einem Regime nicht weniger mörderischen Djihadisten vorzieht, auch wer die USA zu gerne der Manipulation überführen möchte, muss heute einräumen, dass sich die Indizien gegen Assad verdichten. Natürlich gibt es auch jetzt Stimmen, welche die Giftgasangriffe den Rebellen anlasten. Da wäre zum einen Russland, das allerdings eine deutlich gemäßigtere Tonlage anschlug. Der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin erkennt keine klaren Hinweise auf die Verantwortlichen. Das Papier sei voller technischer Details und müsse genau studiert werden. Natürlich enthält der Bericht keine “klaren” Erkenntnisse, das war ja nicht der Zweck der Untersuchung, aber Indizien – vor allem im Anhang [PDF – 3.4 MB].
Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte, dass der Bericht nicht alle Fragen Russlands zu dem Giftgasangriff beantworte. Er nimmt weiter an, dass es sich bei dem Angriff um eine Provokation gehandelt habe. Interessant ist, dass Russlands Regierung die von der US-Regierung behaupteten Satellitenbilder mit den Raketenstarts in Richtung bestimmter Stadtviertel nicht bestritten haben. Sie wären am ehesten in der Lage gewesen, diese zu widerlegen. Und dann gibt es Berichte einzelner Personen, deren Aussagen schwer zu überprüfen sind, aber umso phantastischer sind. So berichtete im syrischen Pro-Assad-Sender Al-Ikhbariyah ein Gefangener, wie er die chemischen Flugkörper von einer türkischen Militärbasis nach Damaskus transportiert hätte. Die türkische Armee habe eine internationale Intervention gegen Syrien provozieren wollen.
Dieses Interview wirft eine Vielzahl von Fragen auf, die mit der im Internet verbreiteten Zahl der Verweise auf dieses Interview korreliert. Leider muss man den Eindruck haben, dass es gar nicht darum geht, das wahrscheinlichste Szenario zu den Giftgasangriffen aufzuzeigen, sondern darum, die USA wiederum einmal der Lüge zu überführen. Natürlich kommt es zu dieser Einstellung nicht ohne Grund. Von der Entstehung der Tonkin-Resolution bis hin zu den Begründungen des Irakkrieges entstand immer mehr ein Bild eines großen Manipulators an der Spitze der US-Regierung. Nur, wie zielführend sind solche Bezüge auf Präsidenten wie Johnson oder Bush junior hinsichtlich der Person Barack Obama. Bush hat eindeutig den Geheimdienst gezwungen, Berichte in seinem Sinne zu liefern. Können wir dies auch von Obama annehmen. Hat Obama je öffentlich gelogen? Zweifellos hat er Pläne, auf die viele ihre Hoffnung setzten, nicht umgesetzt – nicht umsetzen können. Hier wäre ein besseres Verständnis der Macht amerikanischer Präsidenten wünschenswert. Aber er hat, woran viele Präsidenten gescheitert sind, als wichtigstes innenpolitisches Projekt eine Gesundheitsreform umgesetzt. Außenpolitisch hat er den Krieg im Irak beendet. Und beendet gerade den Krieg in Afghanistan – genauer die ausländische Intervention. Schritte auf einem Drahtseil, von dem ihn die Opposition nur allzu gerne stoßen würde. Natürlich hat er sich nach Überschreiten der “roten Linie” in Syrien höchst unglücklich unter Zugzwang gesetzt. Aber er hat die Chance, die ihm der russische Vorschlag, ursprünglich ein amerikanischer, bot, genutzt. – Der neue Plan, die Vernichtung syrischer Chemiewaffen dürfte sehr schwierig umzusetzen sein. Der ehemalige UN-Waffeninspekteur Hans Blix meint: “Er [Assad]ist vielleicht dazu bereit, sich verbindlich zu verpflichten, dass diese Waffen gefunden werden und dann zerstört werden, aber das heißt noch lange nicht, dass die Inspektoren, die danach suchen, auch alle finden werden, weil sich das Land ja in einem Bürgerkrieg befindet. Und da wird man nicht alles finden, und das wird sehr schwierig sein und es wird sehr viel Zeit brauchen.” Vor allem aber, dieser “Bürgerkrieg” ist damit nicht zu Ende. Die Auslöschung von 110.000 Menschenleben, nicht durch chemische Waffen, spricht eine eigene Sprache. Die USA haben es gerade noch vermieden, sich in eine völlig sinnlose, in ihren Folgen nicht abschätzbare Aktion zu verrennen. – Aber wer hat eine Antwort auf die syrische Tragödie? Wer bringt den Syrern endlich Frieden, Syrern, die sich in ihrer Mehrheit sich nicht am Abschlachten irgendeines Gegners beteiligen, aber auf jeden Fall zwischen die Fronten geraten.
Siehe dazu auch: Russland wirft UN-Inspekteuren Parteilichkeit vor – Ein neuer Keil in der Syrien-Frage
Russland hat den in Syrien tätigen UN-Chemiewaffenexperten Parteilichkeit vorgeworfen. Deren Bericht sei “politisiert, parteiisch und einseitig”, sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow bei einem Besuch in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Russland sei “enttäuscht”, dass die UN-Experten ihren Bericht “selektiv und unvollständig” angefertigt hätten, sagte Rjabkow russischen Nachrichtenagenturen zufolge nach Gesprächen mit Syriens Außenminister Walid al Muallim.
Der russischen Seite sei außerdem von Syrien Material übergeben worden und “uns wurde gesagt, dass es Beweise gibt, dass die Rebellen an dem Chemiewaffenangriff beteiligt waren”, so Rjabkow weiter. Außenminister Sergej Lawrow sagte: “Diese Daten werden in einen Bericht unserer Experten einfließen, der dann im Sicherheitsrat gemeinsam mit dem Bericht der UN-Inspekteure betrachtet wird.”
Quelle: Tagesschau
Anmerkung WL: Typisch für die Doppelmoral der deutschen Politik. Da spricht Merkel über den Giftgasangriff in Syrien von einem „Kriegsverbrechen“ und von einem „entsetzlichen Verbrechen“ und auch unter ihrer Regierung wurde eine Ausfuhrgenehmigung für Chemikalien erteilt, die zur Herstellung von Sarin verwendet werden können. Das ist genauso heuchlerisch, wie wenn man Panzer an arabische Despoten liefert und sich anschließend darüber wundert, dass diese gegen die dortige Bevölkerung eingesetzt werden.
Merkel sagte nun: „„Nach allen Erkenntnissen, die mir zur Verfügung stehen, sind sie für zivile Dinge benutzt worden.“ Da ist für Merkel auf der einen Seite neuerdings der größte Lügner und Schurke, aber damals hat man seinen Zusagen wohl vertraut.
Man beachte: Diese Kleine Anfrage ging von der Linken aus. Schon allein um solcher Anfragen willen sollte sie im Parlament sein. Woher sollte man sonst solche Informationen aus der Bundesregierung herauslocken, wo doch Grüne, SPD und CDU/CSU Dreck am Stecken haben. Und von der rüstungsindustriefreundlichen FDP wäre eine derartige Anfrage ohnehin nicht zu erwarten.
Anmerkung Orlando Pascheit: Können wir dann im Umkehrschluss sagen, dass die tendenziell sinkende Wahlbeteiligung zum Ausdruck bringt, dass immer mehr Menschen ärmer geworden sind? Wahlbeteiligung als Armutsindikator?
Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen in Prozent:
1972 91,1
1976 90,7
1980 88,6
1983 89,1
1987 84,3
1990 77,8
1994 79,0
1998 82,2
2002 79,1
2005 77,7
2009 70,8
Anmerkung Orlando Pascheit: Die “Grünen” lagen bereits vor der Causa Trittin im Abwärtstrend, jetzt dürfte allerdings der Traum einer Trendwende endgültig geplatzt sein. Unabhängig von der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der Grünen, stellt sich die Frage, was sich Franz Walter bei der Veröffentlichung der Trittinschen Fehlleistung gedacht hat. Walther gilt als Parteienforscher. Als solcher hätte er genau wissen müssen, welcher Partei diese Veröffentlichung schadet oder nutzt. Die ersten Rektionen zeigen dies überdeutlich. Hätte er in gleicher Weise auf ein Kommunalwahlprogramm der AGIL, die dann später mit der GAL in den “Grünen” aufging, hingewiesen, wenn der Name Trittin nicht aufgetaucht wäre. Was soll das so kurz vor der Wahl? Gilt es etwa einen Pädophilen als Minister zu verhindern? Das wäre als Motiv vertretbar. So wird ein heute bedeutender und wichtiger Politiker der Grünen samt der Partei abgestraft, wegen eines noch ziemlich grünen Jungpolitikers, eines Studenten, der vor über 40 Jahren das Programm vielleicht nur überflogen hat und beim Kapitel “Homosexuelle Aktion Göttingen” den Paragraphen nicht nachgegangen ist. Mag sein, dass hinter Walthers Aktion kein Kalkül steht. Könnte es sein, dass hinter diesem Verhalten einfach ein selbstverliebtes Ego agierte. Manchmal lassen sich seine Texte so lesen. Nichts gegen Eitelkeit, wer ist nicht eitel, aber in diesem Fall wäre sie eine Todsünde gegen die Partei, die ihn zum Zeugen ihrer Aufklärungsbemühung machte.
Anmerkung WL: Für die herrschende Meinung unter den deutschen Ökonomen ein Verstoß gegen alle Regeln und ein ungeheures Experiment. Aber in den US wird erwartet, das die US-Wirtschaft in diesem Jahr um 2 Prozent wächst und die Arbeitslosigkeit ist von 9,6 auf 7,3 Prozent gefallen.
Quelle: Gegenblende
Anmerkung WL: Es war sicherlich schwierig genug für die Gewerkschaften auch nur dieses Ziel für die ca. 800.000 Leiharbeiter/innen zu erreichen. Aber letztlich bleibt die Zeitarbeit als Flexibilisierungsinstrument erhalten, die Zeitarbeitsbranche bleibt ein Niedriglohnbereich, Equal Pay wurde nicht erreicht.
Dazu: Dumping dank DGB
Gewerkschaftsbund verlängert Tarifverträge für Leiharbeiter und unterläuft damit weiter den Grundsatz »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit«
Quelle: junge Welt
Hinweis: Weitere Beiträge in der neuen Kontext: Wochenzeitung u.a.
Kontext:Wochenzeitung ab heute am Kiosk und am Samstag als Beilage der taz.
Anmerkung WL: Das erklärte Ziel der Bundesregierung war bis 2013 das Angebot an Betreuungsplätzen in Kindertagesstätten und Tagespflege auf bundesdurchschnittlich 35 Prozent der Kinder unter 3 Jahren auszubauen.
Anmerkung Orlando Pascheit: Es ist schon seltsam, wie häufig Politiker bei solchen Anschlägen das Wort “feige” in den Mund nehmen. Kategorien wie feige und mutig lenken anscheinend ganz ganz wundersam davon ab, solchen Phänomenen analytisch zu begegnen; lenken von der Frage ab, in welchem Ausmaß die regierende Politiker Verantwortung tragen. Nicht zurechnungsfähige, psychisch kranke Täter mögen nicht in die Verantwortung der US-Regierung fallen, aber der leichte Zugang zu tödlichsten Waffen fallen durchaus in die Verantwortung von US-Politiker. Obama mag nicht in der Lage sein, diesen Zugang zu beschränken, aber deutlichere Worte an diese von Waffenlobby und Waffennarren vereinnahmte Nation wären angebracht. – Und, wie feige ist eigentlich der Einsatz von Drohnen, die nicht nur angeblich führende Taliban, sondern oft auch deren Familien mit auslöschen – per Joystick und Monitor in Nevada?
Anmerkung C.R.: Georg Schramm als Privatperson (nicht als Figur) bringt die politische Situation mit wenigen Sätzen und in kurzer Zeit sehr genau auf den Punkt: Wir leben in einer 2/3-Gesellschaft und der untere Teil der Bevölkerung in Deutschland soll offenbar – mangels Bildungs- und Chancengleichheit – blöd bleiben. Zu Recht verweist er – im 150. Jahr des Bestehens der SPD – darauf, dass an diese Partei höhere Ansprüche gestellt werden dürfen. Die SPD vertraut nicht ihrem eigenen Rezept, sondern benötigt die Verwendung von “Aromen”.
Quelle: echtlustig.com
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