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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 12. August 2013 um 9:00 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (CR/WL/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung Orlando Pascheit: Und was macht man mit einem Spitzenbeamten, der die Leitlinien bundesrepublikanischer Politik ignoriert? Man zieht ihn zur Verantwortung. Immerhin hat Thomas de Maizière in einem Interview erklärt: “Wir müssen aber lernen, auseinanderzuhalten, dass der Besitz von bewaffneten Drohnen nicht identisch ist mit der Art, wie sie derzeit mit hoher medialer Aufmerksamkeit von den Amerikanern angewendet werden. Diese Art des Einsatzes – die gezielten Tötungen von Gegnern etwa in Pakistan – käme für uns nicht infrage.”
passend dazu: Großfischer aus Pullach
Entgegen aller Beteuerungen geht der BND kaum anders vor als die Lauscher vom britischen GCHQ: Er erhebt massenhaft Daten, die er mit den amerikanischen Freunden teilt, sogar in Rohform. Im Gegenzug bekommt er selbst Datenmassen, die die Freunde mit ihren eigenen Methoden erhoben haben. Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Früher war der Datenverkehr in geheimen Verwaltungsvereinbarungen zwischen Deutschland und den Westmächten geregelt. Die wurden seit 1990 nicht mehr angewendet und nun sogar aufgehoben. Na, klar: Es gibt ja längst eine neue Grundlage – Steinmeier weiß, wovon die Rede ist.
Quelle: FAZ.NET
Anmerkung unseres Lesers J.D.: Zwei Prozent Inflation, Donnerwetter! Hier kommt sie wieder durch, die Angst der Deutschen vor Inflation und Geldentwertung. Die zwei Prozent Inflationsrate sind auch nicht die Schwelle, an der die EZB die Preisstabilität gefährdet sieht, sondern die Zielinflationsmarke. Dieser niedrige Wert wurde vor allem von der Bundesregierung und der Deutschen Bundesbank in die europäischen Verträge hinein diktiert. Sicher sind die niedrigen Zinsen ein Problem für den Durchschnittshaushalt, der seine Ersparnisse in Staatsanleihen und Lebensversicherungen investiert hat. Arme Haushalte sind davon jedoch wohl eher nicht betroffen, da sie kein Geld übrig haben, um irgendwelche Ersparnisse aufzubauen. Das Problem mit privater Altersicherung kann man damit aus der Welt schaffen, indem man die gesetzliche Rente wieder auf eine vernünftige Basis stellt. Inflation wird es immer geben, hier müssen dann aber die Löhne und die Sozialleistungen mit der Inflationsrate steigen. Und: Inflation ist im Euro-Raum im Moment auch gar nicht das Problem; das Problem ist im Gegenteil eine Deflationsspirale.
Ergänzende Anmerkung JB: Oh Gott! Was ist nur mit Uwe Jean Heuser los? Derart schlechte – und sachlich falsche – Artikel kennt man sonst nur aus der WELT. Der unterstellte Zusammenhang zwischen „Inflation“ und niedrigen Zinsen ist einfach absurd. Warum sind denn die Zinsen so niedrig? Kann es vielleicht sein, dass dies daran liegt, dass – vor allem in der Euro-Peripherie – kaum Kredite nachgefragt werden? Und hier gilt die Grundregel der Marktwirtschaft, nach der sich ein Preis (und auch der Zins ist ein Preis) aus Angebot und Nachfrage ergibt. Wenn auf ein großes Angebot nur eine kleine Nachfrage trifft, sinkt der Preis. Ist dieser simple Zusammenhang wirklich derart kompliziert, dass ihn die Großjournalisten nicht verstehen? Wer den Preis (also hier das Zinsniveau) erhöhen will, hat dazu zwei Möglichkeiten: Er kann die (Kredit)Nachfrage ankurbeln oder das (Geld)Angebot verknappen. Ersteres würde eine aktive Konjunkturpolitik in der Europeripherie voraussetzen, letzteres eine stärkere Besteuerung von Vermögen, z.B. eine Vermögensabgabe. Beides widerspricht dem Kurs der Regierung Merkel diametral. Die Phase niedriger Zinsen wird uns also noch längere Zeit begleiten.
Anmerkung C.R.: Mit seinem Verweis auf den „zweiten Blick“ für den Arbeitsmarkt widerspricht Urban implizit den Aussagen eines Gastkommentars in der metall-Zeitung und des IMK-Leiters Gustav Horn: Zuviel prekäre Beschäftigungsverhältnisse (ungewollt in Teilzeit, Leiharbeit usw.) gibt es hierzulande.
Urban fordert ein Ende der Ausschließeritis, denn es müssen Lösungen für etliche dringende Probleme gefunden werden. Das sollten Bündnis 90/Grüne und insbesondere die SPD-Spitze als Mahnung begreifen: Einfach beim nächsten Koalitionsangebot durch die Linkspartei sich an die Worte des Volksmundes erinnern: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“.
Anmerkung JK: Eigentlich ist die Nachricht gar nicht zum schmunzeln sondern zeigt wieder die Verkommenheit der CDU-Politiker. Hier werden wieder schlimmste Vorurteile bedient. Soll so im Wahlkampf wieder einmal Stimmung gegen jene gemacht werden, die sich sowieso nicht wehren können und damit billig Stimmen am rechten Rand abgefischt werden? Und, “die CDU sei sich mit ihrem Koalitionspartner SPD in wesentlichen Punkten einig, so Mohring”. Die SPD ist sich also nicht zu schade bei diesen Blödsinn mit zu machen. Erbärmlich, die Wählerstimmen kassiert sowieso die CDU.
Anmerkung JB: In Mainz geht es drunter und drüber und die „Deutsche“ Bahn investiert ihr Geld lieber auf der Arabischen Halbinsel. Das ist eines der Schreckenszenarien, die man für den Börsengang der DB AG ausgemalt hat. Die DB AG ist jedoch nicht an der Börse, sondern gehört dem Staat. Da muss doch die Frage gestattet sein, wem gegenüber die Vertreter des Bundes im Aufsichtsrat der Bahn eigentlich Rechenschaft ablegen müssen.
Anmerkung C.R.: Die Medien waren und sind nicht ganz unschuldig an dem sub-optimalen Wahlkampf des SPD-Kanzlerkandidaten.
Wenn an der Basis und in der Spitze der SPD Kenntnisse über Geschichte und Programm sowie weder Utopien noch Visionen kaum oder zu wenig vorhanden sind, scheint das der Identität (nach innen) und Attraktivität (nach außen) dieser Partei im Besonderen zu schaden.
Anmerkung unsers Lesers G.L.: Wissen wir wirklich nicht mehr, als das, was die Autoren hier vor den staunenden Augen aufgeklärter Leser ausbreiten, das heißt, was sie direkt behaupten oder insinuieren?
Intelligenz ist seit 40.000 Jahren unverändert (insinuiert) – Sie geben keine Belege dafür an und es gibt sie auch nicht.
Intelligenz sei angeboren (insinuiert und behauptet) – Diese Debatte schien ausgestanden. Aber die Autoren scheinen anzunehmen, dass sie so lange zurückliegt, dass sich nur noch ganz wenige daran erinnern. Um die These eines genetisch festgelegten IQs zu belegen, hatte sich ein “Forscher” sogar nicht gescheut, mehrere Studien zu fälschen (Sir Cyril Burt). Die Autoren geben zu, dass Kinder bei einer “für ihre geistige Entwicklung optimale familiären und schulischen Unterstützung” ihren IQ-Testwert stark steigern können, der IQ also nicht angeboren ist. “Die Anzahl richtiger Antworten im IQ-Test würde bei allen ansteigen.” Sie steigt tatsächlich an! Viele Studien haben gezeigt, dass die IQ-Werte sehr stark von der Erfahrungs- und Lernumwelt abhängen und sehr stark durch Förderung verbessert werden können. Leider findet man in dem Beitrag keinen Hinweis auf diese Studie. Das hätte ihre kühne These wohl zu sehr in Frage gestellt.
Aber, so wird behauptet, die “von den Genen vorgesehen Intelligenz” sei angeboren. Um ihre These von der genetischen Bestimmung zu retten, führen die Autoren ein neues Konstrukt ein, nämlich eine “durch Gene vorgesehene Intelligenz”. Leider versäumen sie, uns mitzuteilen, wie man diese messen kann und woher sie ihr Wissen über die “von den Genen vorgesehen Intelligenz” haben.
Intelligenz sei “normalverteilt” gemäß der Gaußchen Glockenkurve. Auch diese These scheint nicht totzukriegen, auch wenn sie widerlegt ist. Gauß hat gezeigt, dass reine Zufallsprozess wie z.B. Beobachtungsfehler in der Astronomie normalverteilt sind. Für die Verteilung der Sterne jedoch gilt dies nicht und Gauß hätte so etwas auch nie behauptet. Pseudowissenschaftliche Umdeutungen haben dann zu der Behauptung geführt, alle psychischen Dispositionen seien normalverteilt. Niemand hat diesen in vielen Lehrbüchern kolportierte Behauptung bislang belegen können. Die angeführten graphischen “Belege” sind rein hypothetischer Natur. Sofern ihnen Datensätze zugrunde liegen, wurden dieser zunächst durch mathematische Methoden (Flächentransformationen) “normalisiert”, also zu Glockenkurven gemacht. Der Befund “Normalverteilung” kann auch darauf hindeuten, dass Unterschiede in den Daten bloß auf Fehler zurückgehen, aber nicht auf wirkliche Eigenschaftsunterschiede.
Gute schulische Förderung verstärke die genetisch festgelegten IQ-Unterschiede. Für diese These gibt es m.W. keinen Beleg. Dies scheint mir nur eine Schlussfolgerung der Autoren, die auf der fragwürdigen Annahme einer “vorgesehen Intelligenz” beruht. IQ-Tests würden “Selbständigkeit und geistige Flexibilität” messen, wie sie für ein wissenschaftliches Studium vorausgesetzt werden. Ich habe Psychologie studiert, darin promoviert und habilitiert und beschäftige mich mit diesen Themen nunmehr seit 40 Jahren. Mir ist kein einziger IQ-Test begegnet, der diese Fähigkeit misst. Im Gegenteil, IQ-Test werden mit Recht dafür kritisiert, dass sie wegen des vorherrschenden Aufgaben-Formats (Mehrfachauswahl-Antworten mit simplen richt-falsch-Lösungen) nur rigides Faktenwissen auf niedrigstem kognitiven Niveau messen.
Wir “können guten Gewissens den Universitätszugang auf diejenigen beschränken, die sich bereits in der Schule erfolgreich mit anspruchsvollen Themen auseinandergesetzt haben.” Wozu dann diese ganzen Ausführungen über die “Intelligenz”? Sollte hier nur ein elitärer politischer Standpunkt (pseudo)wissenschaftlich aufgepäppelt werden?
Als Psychologen haben wir sehr viel mehr zu bieten! Natürlich gibt es unterschiedliche fachliche Interessen und unterschiedliche Fähigkeiten. Dies ist zunächst etwas wunderbares, weil eine Gesellschaft vielfältige Interessen und Fähigkeiten braucht. Natürlich gibt es Menschen, die in ihrer Entwicklung in einigen Bereichen zurück geblieben oder in einer Sackgasse gelandet sind, was weder für sie noch für die Gesellschaft gut ist.
Universität für alle? Warum nicht? Klar, das viel Geld kosten wird und einen Umbau der Universität notwendig macht, der für manche ihrer Mitglieder heute noch nicht vorstellbar ist. Finnland und andere Länder machen es vor. Auch bei uns hat endlich die Diskussion darüber eingesetzt, zumindest bestimmte Professionen an der Uni ausbilden zu lassen. In Baden-Württemberg die Grund-, Hauptschul-, und Realschullehrer! In allen Bundesländern die nichtärztlichen Gesundheitsberufe (die in fast allen OECD-Ländern bereits an Hochschulen ausgebildet werden und daher mehr kompetente Bewerber anlocken, und auch die Vorschulpädagogen, die heute vor ganz neuen Herausforderungen stehen. Eine Universität für alle sollte auch die handwerklichen Berufe umfassen, deren Ausbildung schon jetzt gemäß ihrem Aufwand einem Bachelor-Studium (Geselle) und Master-Studium (Meister) entsprechen.
Diese und andere Professionen werden von dieser Aufwertung nicht profitieren, wenn sie nach dem Vorbild bestimmter akademischer Studiengänge mit Massenvorlesungen und Studierendenreferate abgespeist werden. Ihre Ausbildung ist anders, aber nicht weniger anspruchsvoll. Dieses Andersein wird durch einseitige, ideologisch geführte IQ-Debatten als Minderwertigkeit abgestempelt. Wissenschaftlich lässt sich das nicht begründen.
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