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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: „Uns geht’s gut“
Datum: 30. Juli 2013 um 16:54 Uhr
Rubrik: Arbeitslosigkeit, Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich: Albrecht Müller
So lautet das Motto über einem mehrseitigen Abschnitt im Tchibo-Bestell-Magazin vom Juli 2013. „Uns geht’s gut“ ist die die Basisbotschaft des Wahlkampfs von Angela Merkel. Nicht nur Tchibo hilft bei der Indoktrination. „Satt, sorglos, Deutschland“ lautete die Überschrift eines Artikels von Matthias Geis in der „Zeit“. Unter dem Eindruck eines Gesprächs mit guten und überaus intelligenten Freunden komme ich auf diesen am 11.7.2013 erschienenen Artikel zurück. Sie fanden diesen Beitrag gut, der Realität entsprechend und sogar kritisch. Mir ist an dieser positiven Wertung noch einmal klar geworden, wie dünn bei uns die Schicht jener Zeitgenossen geworden ist, die wirklich noch kritisch hinterfragen und deshalb die manipulativen Elemente eines Beitrags wie jenes von Matthias Geis und vor allem seine Funktion als Träger von Merkels wichtigsten Kampagnenelementen durchschauen. Von Albrecht Müller
Dazu ein paar Hinweise und Hilfen zum kritischen Lesen eines solchen Textes:
Dass es über 3 Millionen registrierte Arbeitslose gibt und viele nicht registrierte, dass ca. 6 Millionen aufstocken müssen, dass jeder vierte Deutsche für Niedriglohn arbeiten muss und dass dies nicht an mangelnder Berufsausbildung liegt, wird einfach ausgeblendet, wenn ein Journalist eines als hervorragend geltenden Presseorgans vom Wirtschaftswunder für „die Deutschen“ schreibt.
Am 25. Juli wurde von einer Studie des Forschungsinstituts der Bundesagentur für Arbeit berichtet. Danach gibt es nur in Litauen europaweit mehr Geringverdiener als bei uns. Das stört offenbar den Eindruck nicht, den beispielhaft Journalisten der „Zeit“ vermitteln und der auch von kritischen Zeitgenossen geteilt wird, so jedenfalls meine Erfahrung.
Dass junge Menschen sich von Praktikum zu Praktikum hangeln, dass viele ausgenutzt werden, dass Minijobber ihre Rechte nicht durchsetzen können – siehe hier Bericht in „Der Tagesspiegel“ – stört die Beschönigung der Lage nicht.
Das waren nur einige wenige Anmerkungen zu einem unglaublich clever geschriebenen Artikel. Ich wollte auf einige der Manipulationen aufmerksam machen, weil vermutlich auch in Ihrem Umfeld intelligente Zeitgenossen auf solche Texte herein fallen.
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