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Titel: Hinweise des Tages
Datum: 20. Oktober 2006 um 11:02 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Kai Ruhsert
- Lucas Zeise: Mittel gegen die Heuschreckenplage
Die Bundesregierung plant, die Private-Equity-Branche zu regulieren. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass das Finanzministerium noch keine Vorstellung davon hat, was warum und wie reguliert werden soll.
Quelle: FTD
- „Die Rente mit 67 ist ein Blödsinn“
Der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Peters, über die Pleite von BenQ, das Desaster bei Airbus – und seine AOK-Mitgliedschaft.
Quelle: SZ
- Die Wohlstands-Spaltung
Die politische Klasse debattiert über die Ebert-Studie. Dabei lieferte bereits das Statistische Bundesamt Daten, die besser begründet sind – und Besorgnis erregender.
Quelle: SZ
Daten des Statistischen Bundesamts
- „Hartz IV stößt Langzeitarbeitslose in die Unterschicht“
Detlev von Larcher, Ex-Vize-Sprecher der SPD-Linken, im Interview mit der Netzeitung: „Nach einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung landet Deutschlands Sozialstaat unter 24 Staaten der EU auf Platz 21, nur drei sind noch schlechter. Und das auch nach sieben Jahren Regierungszeit Schröder. Für Sozialdemokraten müsste das ein Grund sein, umzukehren, statt die falsche Politik unter Schröder zu verteidigen.“
Quelle: Netzeitung
- Arbeit um jeden Preis
Malen, Putzen, Packen – im Internet unterbieten sich Handwerker bis zur Selbstausbeutung. »Die Auktionen sind Ausdruck einer Not im Handwerk«, meint Gustav Horn, der Leiter des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans Böckler Stiftung. »Anscheinend haben die Betriebe vor Ort nicht mehr die Nachfrage, die sie brauchen. Sie sind darauf angewiesen, diese neue perverse Form des Wettbewerbs mitzumachen.«
Quelle: ZEIT
- Thema Bildungsnotstand in Deutschland
- Die Bildungskaskade
Abiturienten fliehen vor den Studiengebühren auf den Lehrstellenmarkt, wo ihre Zahl plötzlich ansteigt. Dadurch entsteht ein Verdrängungseffekt, der sich durchs ganze Bildungssystem hindurch zieht. Die Gymnasiasten kicken die Realschüler aus den Lehrstellen. Die wiederum machen den Hauptschülern das Leben schwer. Das heißt: Ausgerechnet die Benachteiligten sind die ersten Verlierer der Studiengebühren.
Quelle: TAZ
- Deutsche Pseudopädagogik aus dem 19. Jahrhundert
Nur 20 Prozent aller Betriebe in Deutschland bilden überhaupt noch aus. Die Beteiligung der erwerbsfähigen Bevölkerung an beruflichen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen ist seit Ende der neunziger Jahre auf mittlerweile zwölf Prozent gesunken (OECD-Schnitt: 18 Prozent, USA: 37 Prozent). Deutschland bildet nur etwa halb so viele Natur- und Ingenieurwissenschaftler aus wie Großbritannien oder Frankreich. Der deutsche OECD-Bildungskoordinator Andreas Schleicher kommentierte diesen Bildungsnotstand mit den Worten, es reiche nicht mehr aus, nur »Bildungssysteme aus dem 19. Jahrhundert optimieren zu wollen«.
Quelle: Jungle World
- Bloß nicht drüber nachdenken!
Über den Wandel der Universität vom Arbeitslosenzwischenlager zur rationalisierten Qualifikationsfabrik und die Folgen für das kritische Denken.
Quelle: Jungle World
- Forschung und Leere
Auf dem jetzigen Holzweg der Strukturpolitik bekommen wir US-amerikanische Verhältnisse: eine ganz kleine Zahl vielleicht international konkurrenzfähiger Hochschulen, alle anderen sollen sich die Bachelor-Studenten versorgen. Der durchschnittlich hohe Standard der deutschen Universitäten wird zugunsten weniger im Ganzen abgesenkt. An den eigentlichen Problemen – Geld- und Personalmangel in Forschung für Lehre und Lehre für Forschung, sich verschlechternde Bausubstanz, ausblutende Bibliotheken – ändert sich gar nichts.
Von Ulrich Herrmann, emeritierter Professor für Pädagogik (Tübingen/ Ulm).
Quelle: FR
- Ein Skandal
Viele Bundesländer führen Studiengebühren ein. Doch der versprochene Ausbau des Stipendiensystems bleibt aus.
Quelle: SZ
- Thema EU-Dienstleistungsrichtlinie
- Der Markt macht’s
Europa soll zum Land der unbegrenzten Dienstleistungen werden. EU-Richtlinie folgt einer Logik der Deregulierung und führt zu Sozial- und Lohndumping
Quelle: Junge Welt
- Ohne Protestbewegung keine Änderungen
Öffentliche Dienstleistungen müssen vor Privatisierungsdruck geschützt werden. Ein Gespräch mit Ulla Lötzer.
Quelle: Junge Welt
- SPD-Linke bremst bei Rente mit 67
Die Linken in der SPD-Bundestagsfraktion wollen der schrittweisen Heraufsetzung des Rentenalters auf 67 Jahre nur unter Vorbehalt zustimmen, wenn Anfang 2007 eine Entscheidung ansteht: Erst in den Jahren 2010 oder 2011 können endgültig über die Pläne entschieden werden, heißt es in einem Positionspapier der Gruppe von rund 60 Abgeordneten, aus dem die «Stuttgarter Zeitung» zitierte. Der Erfolg der Maßnahme müsse bis dahin an der tatsächlichen Entwicklung des Arbeitsmarktes überprüft werden, lautet die Argumentation.
Quelle: Netzeitung
- Ulrich Beck: Sinn finden auch ohne Job
„Wichtig ist, dass die Arbeitnehmer auch international mobil werden. Auch müssen wir darüber nachdenken, ob der einzige Zielpunkt für die Integration in die Gesellschaft der bezahlte Arbeitsplatz sein muss. Vielmehr muss gefragt werden, wie man ein sinnvolles Leben in dieser Gesellschaft ohne Arbeitsplatz führen kann.“
Quelle: FTD
Kommentar von Volker Beck: Es ist immer wieder faszinierend, wie solche “führenden zeitgenössischen Soziologen” ohne Empirie auskommen und einfach schlankweg behaupten, dass national nichts zu machen sei. Schon Bourdieu hatte solche Schlamperei richtig eingeordnet – als Denkfaulheit und Ausrede für dieselbe – und damit auch Ulrich Beck. Nun sagt uns aber der statistische Vergleich, dass national anscheinend enorm viel gemacht werden kann; die Differenzen zwischen den nationalen “Ergebnissen” der jeweiligen Politik sprechen Bände (siehe Studie der HBS). Dennoch wird diesem Nonsens immer wieder Gehör geschenkt – um dann auf die höhere Ebene zu verweisen, die EU, die dafür schlecht geeignet ist (vgl. Studie der FES) und bisher allenfalls durch neoliberale Blindheit und Dogmatik aufgefallen ist denn durch intelligente soziale Lösungen.
- Zur Neuverhandlung des Falles Kanther: Spätfolgen einer lästigen Affäre
Nicht aufgeklärt ist bis heute die Rolle des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch in der Spendenaffäre. Er will vom schwarzen Geld im Ausland erst Ende 1999 erfahren haben. Rätselhaft bleibt, wie ihm hatte entgehen können, dass die CDU für ihre Wahlkämpfe wesentlich mehr Geld zur Verfügung hatte, als in der Wahlkampfplanung eigentlich vorgesehen war. Immerhin galt das auch für Kochs wichtigsten Wahlkampf 1999, als die CDU die Landtagswahl gewann und er Ministerpräsident wurde.
Quelle: FR
- Rot-grün-schwarze Lügen
Nach anfänglichem Leugnen wird nun bestätigt, dass zwei KSK-Angehörige Kurnaz im Gefangenenlager Kandahar gesehen haben, davon aber angeblich nicht ihre Vorgesetzten unterrichteten. Warum sollen wir das glauben nach all den Halbwahrheiten und Lügen der letzten Jahre?
Quelle: BZ
- Kapitale Ängste
US-Konzerne drohen der chinesischen Regierung mit Investitionsrestriktionen. In China engagierte US-Konzerne sind seit Monaten bestrebt, die Einführung eines neuen Arbeitsrechts zu verhindern, das derzeit von der chinesischen Regierung entworfen wird.
Quelle: Junge Welt
Zum zitierten Bericht der Nichtregierungsorganisation »Global Labor Strategies«:
[PDF – 812 KB]
- Der Perón vom Orinoco
Christoph Twickels reizvolles Porträt des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez.
Quelle: ZEIT
- Chinas aussichtsloser Kampf gegen die Korruption
Wenig überraschend hat der Finanzdienstleistungssektor mit Verlusten von 547 Milliarden RMB (6,25 % des BIP) am meisten unter der Korruption gelitten. Betrügerische öffentliche Ausgaben verursachten einen Schaden von 2,4 % des BIP, die Abzweigung von Privatisierungserlösen belief sich auf beinahe 2,1 % des BIP und durch Schmuggel entstand ein Schaden im Ausmaß von 1,1 % des BIP.
Quelle: Project Syndicate
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