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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages II
Datum: 5. Juli 2013 um 18:38 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
dazu: Seehofers Etikettenschwindel
Es ist schon ein paar Tage her, dass die Union ihr Wahlprogramm vorgelegt hat. Ein ziemlich dickes Ding, 127 Seiten. Einige Menschen haben es gelesen, dem Vernehmen nach auch einige Journalisten. Umso größer die Überraschung am Freitag, als Spiegel Online und Welt einträchtig melden: “Union rückt von der Vorratsdatenspeicherung ab”. Andere Medien, etwa das ZDF, ziehen kurz darauf nach. In Zeiten von NSA-Spionage und Edward Snowden wäre das eine Knallernachricht. Wenn sie denn stimmen würde. […]
Was den Journalisten verborgen blieb: Die Union ist schon lange von der VDS abgerückt, zumindest von diesem Begriff. Speichern will sie aber trotzdem – in geringerem Umfang und gemäß eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts, das die ursprüngliche VDS für verfassungwidrig erklärte.
Schon im Regierungsprogramm der Union aus dem Jahr 2009 taucht das Wort “Vorratsdatenspeicherung” nicht explizit auf, stattdessen heißt es: “Wir wollen einen umfassenden Datenschutz garantieren. Wir wollen keine unnötigen Datenmengen speichern und kämpfen gegen den ‘Gläsernen Bürger’.”
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Anmerkung JB: CDU/CSU konnten schon immer auf die hervorragende Wahlkampfunterstützung von SPIEGEL Online und WELT zählen.
und: Bosbach – Union hält an Vorratsdatenspeicherung fest
Anders als in mehreren Medienberichten dargestellt, halten die Unionsparteien auch nach den Enthüllungen über die NSA-Spionage an der Vorratsdatenspeicherung fest. Zwar wurde der Begriff in dem Ende Juni vorgestellten “Regierungsprogramm” von CDU/CSU durch “Mindestspeicherfristen für Verbindungsdaten” ersetzt, aber entscheidend seien nicht Überschriften, sondern Inhalte, sagte Wolfgang Bosbach (CDU), Vorsitzender des Innenausschusses des Bundestags, dem Tagesspiegel. Die Speicherung der Verbindungsdaten könne man auch “elektronische Beweissicherung” nennen, sie sei für die Aufklärung schwerer Straftaten wichtig. Gegenüber heise online wollten sich bislang weder CDU und CSU noch das Bundesinnenministerium dazu äußern.
Quelle: heise online
Anmerkung Orlando Pascheit: Alles Klar?!
Anmerkung unseres Leser M.K.: DEN hatte ich schon vermißt … Aber es war ja klar, daß Herr Fleischhauer sich auch noch verharmlosend (oder sollte man sagen: naiv) zu dem Thema äußern würde …
Extrem provokant aber einleuchtend finde ich einen Kommentar (#37) im dazugehörigen Forum. Auf das Unverständnis Fleischhauers und eines Mitforisten darüber, daß wir doch bei facebook alles freigäben aber uns dann darüber aufregen würden, daß die NSA mitschneidet, antwortet der Forist „joff“:
„Ich erleuchte sie. Das eine ist freiwillig und ich entscheide was und wieviel preisgegeben wird. Stellen sie sich das wie Sex vor. Man darf Sie nicht vergewaltigen, nur weil sie regelmäßig Spaß mit ihrem Partner haben.“
Chapaeu !!
Anmerkung: Der Podcast der Mumble-Sitzung kann hier nachgehört werden.
Anmerkung Orlando Pascheit: Da ist sie wieder einmal: Die durch keinerlei Nachdenken getrübte deutsche Überheblichkeit, die in keiner Weise diesem unerhörten Ereignis gerecht wird, welches die “Arabellion” darstellt. Ähnlich die Kanzlerin, wenn sie betont, die demokratische und rechtsstaatliche Ordnung müsse schnell wieder hergestellt werden. Welche demokratische und rechtsstaatliche Ordnung? Die mehrheitlich gewählte Partei in Ägypten verstand unter Demokratie zunächst einmal, dass sie als Mehrheit ohne Rücksicht auf Minderheiten das machen dürfe, was sie wolle – ein Phänomen, an dem auch Herr Erdogan in der Türkei zu knabbern hat. Welcher Rechtstaat? Das oberste Gericht Ägyptens attestiert diesem Staat, dass er nicht verfassungsgemäß ist. Wobei unklar ist, ob hier nicht Kräfte des alten Regimes am Wirken sind? Wie groß war die Aufregung hierzulande über die Verurteilung von Mitarbeitern der Konrad-Adenauer-Stiftung? Ägypten sei kein Rechtsstaat, tönte allerorten. Auch war völlig undurchsichtig, ob hier die Initiative von der Regierung Mursi ausging oder die alten Kräfte innerhalb der Justiz Mursi schlecht aussehen lassen wollten bzw. beide den Einfluss ausländischer Institute bremsen wollten. – Aber nachdenklichen Beobachtern und Entscheidungsträgern sollte es gar nicht darum gehen, dem gegenwärtigen Ägypten Zeugnisse in Sachen in Demokratie und Rechtstaatlichkeit auszustellen. Wir vergessen leicht, dass unser Grundgesetz unter Einflussnahme und letztendlicher Genehmigung der Militärgouverneure der britischen, französischen und amerikanischen Besatzungszone zustande kam. Natürlich hat das Militär als innenpolitischer Problemlöser in einer funktionierenden Demokratie nichts zu suchen, aber viele Ägypter sehen eben diese funktionierende Demokratie nicht. Und wir sollten uns auch fragen, ob wir einen Herrn Mursi wollen, der zuletzt vom Einfluss von Zionisten und Christen faselte oder sogar zur Verwunderung der Ägypter zum Kampf gegen die Schiiten aufrief. Vor allen aber sollten wir den Ägyptern Zeit lassen. Seit wann wird eine Revolution in einem Jahr umgesetzt? Wir brauchen nur die verschiedenen Phasen der französischen Revolution zu betrachten, dann stünde Ägypten in einem Jahr vor dem “Grande Terreur” und es würden noch einmal 10 Jahre vergehen, bis ein General die Macht übernehmen würde und innerhalb von 5 Jahren in einem Bürgerlichem Gesetzbuch (Code Civil) die Revolutionsergebnisse fixieren würde und nach dessen Sturz stünde eine 15-jährige Restaurationsära. Gerade wir Deutsche, mit unseren armseligen Revolutionserfahrungen, sollten für die ägyptischen Turbulenzen mehr Verständnis entwickeln, statt vorschnell darüber zu richten. – Und dann diese Allerweltsformel “Deutschland ist weiter bereit, den Aufbau einer neuen demokratischen Staatsordnung in Ägypten zu unterstützen.” Da hätte man im vergangenen Jahr schon einmal anfangen können. Wo ist der Expertenrat in Deutschland oder auf der Ebene der EU, der sich mit Möglichkeiten konkreter Hilfe für Ägypten und den anderen Staaten der “Arabellion” auseinandersetzt?
Es ist schockierend zu sehen, wie sehr die Medien die Wahrheit verdrehen und versuchen alles in den Schmutz zu ziehen. Die Mehrheit der Ägypter war definitiv gegen Mursi, der nicht von 50% der Ägypter gewählt wurde, da die Wahlbeteiligung damals sehr gering war und viele ihn mangels besserer Alternative wählten.
Mursi hat in diesem Jahr bewiesen, dass er und die Muslimbrüder von Demokratie nichts verstehen. Wir hoffen das Beste für Ägypten, doch bitte glaubt den Medien nicht alles. Ich beobachte schon seit langem, dass sie nur darauf aus sind negative Statements abzugeben, die Dramen zu suchen. Ja, es gab wieder Tote, und zu viele für jede betroffene Familie. Doch waren die Demonstrationen so gewaltig, die Meschenmengen so unüberschaubar. Warum wurde nichts davon berichtet, wie friedlich die Demonstrationen vielerorts waren, wie groß die Hoffnung der Menschen, wie positiv die Stimmung auf den Straßen.
Die Menschen hier glauben daran, dass sie nun Frieden, Stabilität und Gerechtigkeit finden können. Warum finden sie darin keine Unterstützung? Das Volk hier war unzufrieden mit der Regierung, die sich nicht um ihre Probleme kümmerte. Viele Menschen leben von Tag zu Tag, da sie nie wissen was morgen kommen wird. Ihre Existenz hängt am seidenen Faden. Die Gehälter sind so gering, dass man von ihnen nicht leben kann. Ein ausgebildeter Lehrer, der studiert hat, erhält, wenn er Glück hat, 100 Euro im Monat. Ich lebe hier und weiß, dass man hier nicht von 100 Euro leben kann, geschweige denn eine Familie ernähren! Es war ihr Recht ihrer Regierung zu sagen, was sie von ihr hielten und sie haben es im Laufe eines Jahre mehrfach getan, ohne merkliches Einlenken der Regierung. Natürlich konnte man nicht alle Probleme in einem Jahr bereinigen, aber es hat sich gar nichts verbessert, die Situation hat sich nur verschlechtert!
Es ist leicht in Europa darüber zu theoretisieren, denn die Europäer müssen in diesem Land ja nicht leben! Die Straßen sind vielerorts nicht mehr befahrbar, die Spurrillen, wenn man sie noch so nennen kann, über 20 cm tief. Schlaglöcher von 30 cm Tiefe sind die Regel. In Herbst und Winter sind die Straßen komplett überflutet, da das Regenwasser wegen der verstopften Kanalisation nicht abfließen kann. Wie soll ein kleines Lada-Taxi solche Hindernisse bewältigen? Oder ein Minibus? Unser Taxifahrer geht oftmals nachts tanken, da es sonst kein Benzin gibt. Die Menschen standen letzte Woche bis zu 24 Stunden an den Tankstellen an, um Benzin zu bekommen. Wolltet ihr, dass es in eurem Land so zugeht? Stromausfälle hatten wir mancherorts bis zu 6 Stunden am Tag, mancherorts auch länger. Wie sollen die Firmen arbeiten? Die Zustände, die hier herrschen, sind für die meisten Europäer nicht vorstellbar.
dazu: Jugendarbeitslosigkeit in Europa – das ist der Gipfel
Die Arbeitslosigkeit grassiert unter jungen Menschen in Südeuropa wie eine schwere Grippeepidemie. Bundeskanzlerin Merkel beruft einen Gipfel nach Berlin ein, an dem neben europäischen Staats– und Regierungschefs auch Arbeits– und Sozialminister und Chefs von Arbeitsagenturen teilnehmen, also Leute, die von der Sache etwas im Detail verstehen. Heraus kommt die Bestätigung dessen, was ein paar Tage zuvor in Brüssel bereits beschlossen wurde (6 Milliarden Euro Hilfe der EU), und noch deutlich mehr Mittel aus bislang unausgeschöpften Töpfen der EU, um an der Jugendarbeitslosigkeit herumzudoktern. Die einen betonen, die Jugendarbeitslosigkeit könne nicht allein mit Geld bekämpft werden, es müsse auch um Strukturveränderungen etwa im (Aus-)Bildungswesen der Krisenstaaten gehen, die nun einmal nicht über Nacht positive Wirkungen mit sich brächten, sondern erst auf längere Sicht. Andere kritisieren, die vereinbarten Hilfen seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein, es müssten wesentlich mehr Milliarden Euro her.
Quelle: Flassbeck Economics
Dazu passend: Maschinenbauer senken Prognose für 2013
Angesichts dünner Auftragsbücher haben die deutschen Maschinenbauer ihre Prognose für 2013 deutlich heruntergeschraubt. Statt eines Anstiegs der Produktion um zwei Prozent erwarten sie nun im laufenden Jahr einen Rückgang um ein Prozent. “Seit Veröffentlichung unserer Prognose im September 2012 haben sich wichtige Rahmendaten weniger dynamisch entwickelt, als wir dies angenommen hatten. Unser Ziel eines nochmaligen Wachstums in diesem Jahr halten wir für nicht mehr realisierbar”, erklärte der Präsident des Branchenverbandes VDMA, Thomas Lindner, am Donnerstag. Vor allem das Inlandsgeschäft bereite ihm Sorgen.
Quelle: Handelsblatt
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