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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 17. Juni 2013 um 9:13 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (CR/WL/JB)
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Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung C.R.: Die jüngsten Verlautbarungen aus Washington verheißen nichts Gutes: Der angebliche Chemiewaffeneinsatz, den die US-Regierung offenbar ebenso beweisen kann wie seinerzeit im Irak, sollte womöglich Rußland zum Einlenken bewegen. Das Gegenteil scheint jedoch der Fall zu sein und die USA sollten ernsthaft ihre Einstellung zum militärischen Engagement überdenken und endlich Beiträge für friedliche politische Lösungen leisten. Mit Obama steht nicht lediglich das Ansehen eines US-Präsidenten, sondern das eines Friedensnobelpreisträgers auf dem Spiel.
dazu auch: Günther Meyer – Eine Giftgas-Verschwörung der Assad-Gegner?
Anmerkung Niels Kardritzke: Die ist ein extrem interessanter (und realistischer) Bericht über die Lage in Syrien. Obwohl auf englisch, müsste es genügend Leser geben, die sich für eine solche “harte” Analyse interessieren.
passend dazu: Sven Giegold: Steuerflucht wird schwieriger
Seit einigen Monaten sind die Regierungsverbünde OECD, G 8, G 20 und EU so aktiv wie nie im Kampf gegen Steuerflucht und aggressive Steuervermeidung von Großunternehmen. Beim genaueren Hinsehen wird jedoch deutlich, dass es bei der Schließung von Steueroasen für Privatpersonen deutlich besser vorangeht als bei den dreisten Steuerschiebereien transnationaler Unternehmen. Hier genügt es nicht, Informationen auszutauschen. Staaten müssen sich vielmehr auf Regeln einigen, wer bei verflochtenen Unternehmen das Besteuerungsrecht auf welches Einkommen hat. Das greift tief in die Souveränität von Staaten ein. Wie arm sich Konzerne rechnen können, haben Amazon, Google, Starbucks & Co hinlänglich bewiesen. Doch ganz einfache Antworten gibt es darauf nicht. Gerade in der EU müssen Mitgliedsländer bereit sein, die Regeln zur Berechnung ihrer Steuerbasis anzugleichen. Das wird aber nicht genügen. Auch Mindeststeuersätze auf Unternehmensgewinne sind notwendig, um dem Steuertreiben Einhalt zu gebieten. Dabei können diese Mindeststeuersätze in ärmeren Staaten niedriger sein als in reichen, da sie ja auch weniger Bildung, Infrastruktur und Sicherheit für die Investoren bieten. Doch davon sind wir noch weit entfernt, denn die Ideologie von der segensreichen Wirkung des Steuerwettbewerbs ist noch tief verankert, auch in unserer Bundesregierung. Dabei ist doch offensichtlich, dass offene Grenzen auch gemeinsame Regeln für alle Wettbewerber brauchen. – Tragisch waren die letzten Wochen für die Finanztransaktionssteuer. Nachdem elf Staaten sich in der EU zusammengetan haben, um die Steuer in einer “verstärkten Zusammenarbeit” in der EU einzuführen, steckt nun der Teufel im Detail. Kaum ein Tag vergeht, an dem die Finanzindustrie und von ihnen bezahlte Spindoktoren und Studienschreiber nicht neues Störfeuerwerk entzünden. Viele Gegner der Steuer haben nun die Strategie gewechselt und verlangen dreiste Ausnahmen – wohl wissend, dass wesentliche Ausnahmen wie auf Derivate, Investmentfonds & Co der Tod der Steuer sind, weil sie dann mithilfe von Finanzalchemie leicht umgehbar wird. Gut möglich, dass die Finanzindustrie Erfolg haben wird und die Spekulationssteuer zu einer Ministeuer auf wenige Finanzprodukte geschrumpft wird.
Quelle: taz
Anmerkung Orlando Pascheit: Kann man wirklich davon sprechen, dass in Europa der automatische Informationsaustausch zu Privatpersonen vorangekommen ist? Beim letzten Treffen der EU-Regierungen, dezidiert dem Thema Steuern gewidmet, haben das kleine Luxemburg und Österreich die EU wieder einmal ausgebremst. Die automatische Übermittlung von Kontendaten soll erst dann beschlossen werden, wenn dies für Schweiz und Liechtenstein gelten werde. Und zu den Steuervermeidungsstrategien der Großkonzerne, die durch die großen Unterschiede der Unternehmensbesteuerung in den Mitgliedstaaten ermöglicht werden, wurde bereits im Vorwege beschlossen, über diese erst gar nicht zu sprechen. Manche, vor allem die Finanzindustrie werden von dem merkelschen “Wir müssen sehen, was möglich ist” tief beeindruckt sein. So erfreulich es ist, dass das Journalistennetzwerk ICIJ kurz vor Beginn des G8-Gipfels mit Veröffentlichung von Offshore-Leaks-Daten den Druck an die Bekämpfung von Steuerflucht und Steueroasen erinnern wollte, der Gipfel wird wohl im Schatten des Waffenangebots der USA an syrische Rebellen ablaufen. – Das Netzwerk stellte am Samstag die Namen und Daten von 120.000 Treuhandgesellschaften und Firmen und 130.000 involvierten Personen, die in Steueroasen ihren Sitz haben, ins Internet.
passend dazu: Negativpreis für Innenminister Friedrich
Die Journalistenorganisation Netzwerk Recherche hat Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) den Negativpreis “Verschlossene Auster” verliehen. Damit werde die restriktive Haltung von Friedrich in der Auseinandersetzung um Auskunftsrechte von Journalisten bei Bundesbehörden und die Blockadehaltung des Ministeriums beim Informationsfreiheitsgesetz (IFG) gewürdigt, hieß es in einer Mitteilung des Netzwerks Recherche. Zudem habe Friedrich, der auch Sportminister ist, die Veröffentlichung der Medaillenvorgaben der Sportförderung bei den Olympischen Spielen 2012 gerichtlich zu verhindern versucht. (…) Die Vergabe des Kritikpreises “Verschlossene Auster” ist alljährlich ein Höhepunkt bei der Tagung der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche. Diese wenig schmeichelhafte Auszeichnung erhalten Menschen oder Organisationen, die sich Journalisten gegenüber abschotten und Informationen verweigern. Im Jahr der Finanzkrise 2009 hatte sie der Bundesverband deutscher Banken erhalten, 2012 war der Weltfußballverband FIFA als “Informationsblockierer des Jahres” dran. Auch der frühere Bahnchef Hartmut Mehdorn und die Katholische Kirche sowie der Discounter Aldi waren schon Preisträger.
Quelle: fr
Anmerkung unseres Lesers G.K.: Es ist bezeichnend für den CSU-Innenminister Friedrich, daß er im Zusammenhang mit der weltweiten Datenschnüffelei des US-Geheimdienstes NSA wieder einmal versucht, mit nebulösen und unbewiesenen Behauptungen die Einschränkung von Freiheitsrechten zu rechtfertigen. Im Tagesspiegel heißt es unter der Überschrift “Innenminister Friedrich verteidigt US-Datenschnüffler“:
“„So geht man nicht mit Freunden um, die im Kampf gegen den Terrorismus unsere wichtigsten Partner sind“, sagte der Minister der „Welt am Sonntag“. Friedrich betonte, Deutschland sei von Datenzulieferungen aus den USA abhängig. Es sei bekannt, „dass es die US-Geheimdienste sind, die uns immer wieder wichtige und richtige Hinweise gegeben haben“. Friedrich sagte, die US-Geheimdienste hätten geholfen, mehrere Anschläge bereits in der Vorbereitungsphase zu verhindern und Menschenleben zu retten. Deutschland sei daher „sehr dankbar für die gute Zusammenarbeit“.”
Wird von Politikern versucht, grundlegende bürgerliche Freiheitsrechte einzuschränken, dann wird zumeist die Standard-Rechtfertigung “Kampf gegen den Terrorismus” vorgeschoben. Es wird behauptet, die Aufrechterhaltung eines bestimmten Grundrechtes fördere terroristische Anschläge und gefährde damit Menschenleben. Stichhaltige Beweise werden zumeist nicht geliefert, vielmehr spekulieren politische Hardliner vom Schlage des CSU-Innenministers Friedrich darauf, das Schüren von Bedrohungsängsten würde die Bürgerinnen und Bürger davon abhalten, gegen das Schleifen bürgerlicher Freiheitsrechten aufzubegehren. Doch selbst für den Fall, daß das vorgebrachte Argument “Terrorismusbekämpfung” zumindest ein Körnchen Wahrheit enthalten sollte, wäre im Rahmen einer Güterabwägung zu prüfen, ob der vorgegebene Zweck – die Terrorismusbekämpfung – das anvisierte Mittel – die massive Grundrechtseinschränkung – rechtfertigt. Zudem sollten sich politische Hardliner wie Bundesinnenminister Friedrich zunächst einmal an an die eigene Nase fassen und sich für eine Beendigung jener völkerrechtswidrigen und inhumanen militärischen, außenpolitischen und ökonomischen Praktiken stark machen, die der Ausbreitung des weltweiten Terrorismus immer wieder aufs Neue Vorschub leisten: Das Führen von völkerrechtswidrigen Kriegen, der weltweite Einsatz von Kampfdrohnen (denen zudem zahlreiche unschuldige Zivilisten zum Opfer fallen und deren Einsatz terroristischem Handeln immer ähnlicher wird, wie Stephan Hebel kürzlich in einem Beitrag für die Frankfurter Rundschau treffend feststellte), Rüstungsexporte an diktatorische Regime oder auch die Kumpanei mit polit-ökonomischen Eliten in Diktaturen zu Lasten der dortigen Bevölkerungsmehrheiten. Aber diesbezüglich herrscht gerade auch bei Bundesinnenminister Friedrich völlige Funkstille. Hans-Peter Friedrich sowie zahlreichen weiteren auf seiner politischen Linie liegenden Politikern sei folgender, Benjamin Franclin (einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten) zugeschriebene Ausspruch ins Stammbuch geschrieben: “Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.”
Dazu: BND weitet Internet-Überwachung aus
Der BND liest mit: Nicht nur die amerikanische NSA, auch der deutsche Auslandsgeheimdienst kundschaftet internationalen Mailverkehr aus. Nun soll die Netzüberwachung sogar ausgebaut werden.
Der Bundesnachrichtendienst (BND) will die Überwachung des Internets trotz des Skandals um die amerikanische Datenspionage massiv ausweiten. Wie der „Spiegel“ berichtet, hat der deutsche Auslandsgeheimdienst dazu ein 100-Millionen-Euro-Programm aufgelegt, das sich über die kommenden fünf Jahre streckt. Mit dem Geld wolle der BND die Abteilung „Technische Aufklärung“ um bis zu 100 neue Mitarbeiter aufstocken und in großem Umfang neue Rechen- und Serverkapazitäten aufbauen. In einer ersten Tranche habe die Bundesregierung bereits fünf Millionen Euro freigegeben.
Mit den neuen Kapazitäten will der BND dem Bericht zufolge ähnlich wie die amerikanische NSA sicherstellen, dass der grenzüberschreitende Datenverkehr möglichst umfassend überwacht werden kann. Im G-10-Gesetz ist festgelegt, dass der Geheimdienst bis zu 20 Prozent der Kommunikation zwischen der Bundesrepublik und dem Ausland auf verdächtige Inhalte prüfen darf. Aufgrund technischer Probleme würden die Beamten bislang aber nur knapp fünf Prozent der E-Mails, Telefonate, Facebook-Konversationen oder Skype-Unterhaltungen auswerten.
Quelle: FR
Anmerkung unseres Lesers G.K.: Das sehr kostenintensive Schnüffeln erfolgt mit der wohlkingenden Begründung, so ließen sich verdächtige E-Mails und SMS aufspüren, die auf Terrorismus sowie auf Waffen- und Menschenhandel hindeuten. Welcher Waffenhandel ist hier gemeint? Auch beispielsweise jene deutschen Rüstungsexporte an das salafistische Regime in Saudi-Arabien, die von diesem im Bedarfsfalle nicht nur zur Unterdrückung der eigenen Bevölkerung benutzt werden, sondern von den saudische Truppen bereits eingesetzt wurden, um die Demokratiebewegung im Nachbarstaat Bahrain blutig niederzuschlagen? Vor heimischem Wahlpublikum schwingt CSU-Bundesinnenminister Friedrich gerne populistisch die Salafisten-Keule. Den “christlichen” Bundesinnenminister scheinen bei der Belieferung des saudischen Salafistenregimes mit deutschen Rüstungsgütern jedoch keinerlei Gewissensbisse zu plagen.
Anmerkung C.R.: Früher konnte sich die SPD der Unterstützung durch den DGB und seine Gewerkschaften sicher sein. Diese Zeiten sind insbesondere seit der rot-grünen Schröder-Regierung vorbei. Zu groß ist der Schaden, den seit diesen Regierungsjahren viele aus der Arbeitnehmerschaft ertragen müssen.
Dass die SPD aus der Opposition heraus in Wahlkampfzeiten die Nähe zu den Gewerkschaften sucht, ist verständlich. Offensichtlich ist jedoch auch, dass die SPD in Regierungsverantwortung sich nicht ausreichend für die Mitglieder von Gewerkschaften einsetzt.
Anmerkung RS: Besser kann man die Wahrheit über “Wachstum durch Austerität” nicht abbilden!
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