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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Die Neoliberalen forcieren ihre Agitation. Oder: Viel Spaß in Ghana
Datum: 19. September 2006 um 13:10 Uhr
Rubrik: Hartz-Gesetze/Bürgergeld, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Ein Freund der NachDenkSeiten schreibt uns: „Just in der Woche, in der Sie ihre Seite überarbeiten, fanden einige, meiner Meinung nach, wirklich kranke und gefährliche Artikel ihren Weg in die Öffentlichkeit.“ Leider hat er recht. Die Agitation wird forciert. Je mehr sichtbar werden könnte, dass die durchgedrückten Reformen das versprochene Ergebnis nicht bringen, um so mehr wird der Misserfolg der angeblich mangelnden Reformbereitschaft zugeschrieben und gefordert, die Dosis zu erhöhen. Typisch dafür: Hartz IV.
Ein jetzt immer wiederkehrendes Motiv der Agitation ist die Behauptung, es gebe keine Mehrheit für Reformen, weil die meisten Wähler vom Sozialstaat profitierten. So bei Sinn, von Petersdorff und Steingart nachzulesen. Das ist der helle Wahnsinn, wenn man bedenkt, welche massiven Reformen alleine mit der Agenda 2010 und den Hartz-Reformen bei uns durchgesetzt und umgesetzt worden sind.
Mit Steingart werde ich mich gründlicher auseinandersetzen in einem Beitrag, der vermutlich morgen in den NachDenkSeiten steht. Einige andere einschlägige Beispiele, die unser Freund auflistete, folgen hier. Vorweg aber ein wirklich bemerkenswerter Beitrag von Andreas Hoffmann in der Süddeutschen Zeitung über die permanente Miesmache: „Viel Spaß in Ghana!“
Zunächst mit Respekt:
Andreas Hoffmann in der Süddeutschen Zeitung vom 16.9.:
”Dieses Land ist unfähig”: Viel Spaß in Ghana!
Von niemandem wird Deutschland so schlecht geredet wie von führenden Wirtschaftsexperten. Dazu mal eine Klarstellung.“
Den vollständigen Artikel können Sie sich unter dieser Adresse anschauen.
Und hier die Horrorliste von Publikationen aus der letzten Woche (ohne Steingart):
Project Syndicate
Deutschlands politische Stagnation
Hans-Werner Sinn
Grundaussagen:
Kritik des Freundes der NDS:
Sinn stellt wieder einmal seine liberalen Reformen als einzigen Weg dar, den Wohlstand zu sichern, Unterordnung dem Marktmechanismen geht vor Sozialstaat. Seine Lobhudeleien auf Angela Merkel wirken auch nur peinlich. Und solche Artikel werden nun in alle Sprachen auf die Weltgemeinschaft losgelassen.
FAZ
Sozialpolitik:
Auszehrung ist das Ergebnis der Politik
Von Winand von Petersdorff
Grundaussagen:
Kritik:
Die eigentlichen Opfer werden zu Tätern gemacht.
FAZ
Sachverständigenrat
„Vorrang für reguläre Arbeit“
Von Wolfgang Franz, Stephan Kohns, Bert Rürup, Beatrice Weder di Mauro und Wolfgang Wiegard
Grundaussagen:
Kritik:
FAZ
Ordnungspolitik
Das Zerbrechen einer Wirtschaftsordnung
Von Otmar Issing
Grundaussagen:
Kritik: Politik der unsichtbaren Hand. Wenn alle das für sie Richtige tun, wird auch gesellschaftlicher Wohlstand erreicht. Rationalitätenfalle und Machtungleichgewichte spielen wiedermal keine Rolle. Sicher gibt es viele sinnfreie Gesetze. Das ist noch kein Grund, sich von der Prozesspolitik abzuwenden, sondern man muss in regelmäßigen Abständen die Regelwerke überprüfen und überarbeiten, die zielverfehlende Regeln erkennen und entsprechend nachbessern.
Telepolis
Mehr Arme, weniger Geld und Zweifel an der Demokratie
Arbeitslosigkeit macht arm und demokratieverdrossen. Die Realeinkommen der Haushalte sind zurückgegangen, die Zahl der Armen ist gestiegen und auch bei Facharbeitern und Selbständigen hat das Armutsrisiko zugenommen. Die Demokratie in Deutschland hat an Zustimmung verloren und die Bürger haben ihre Ansprüche an den Staat reduziert. Dies sind einige Ergebnisse des aktuellen Datenreports 2006 (1), jetzt herausgegeben vom Statistischen Bundesamt.
Rudolf Stumberger
Grundaussagen:
Welt
Exklusive Auszüge
Die zwölf Schwerter des Professors Kirchhof
Paul Kirchhof hat seinen Erneuerungsdrang nicht verloren, auch ein Jahr nachdem seine radikalen steuerpolitischen Ansichten Angela Merkel fast den Wahlsieg gekostet hätten. In seinem neuen Buch “Das Gesetz der Hydra” skizziert er einen Staat, der freier und gerechter sein soll als heute.
Grundaussagen:
Kritik:
Kirchhof ist mal wieder für weniger Staat, nach dem Motto, wenn alle Menschen sich freiheitlich entfalten können und ihre Einzel- interessen verfolgen, wird auch gesellschaftlicher Wohlstand eintreten. Bei Antworten zur Lösung sozialer Probleme und der Teilhabe sozial Schwacher bleibt er schwammig, in Prinzip sollen sich die Menschen dezentral selbst irgendwie helfen. Der Ruf nach einfachem Steuerrecht sowie Verschuldungs- verbot sind obligatorisch.
Zeit
Wider die “German Angst”
Sabine Bode
Grundaussagen:
Kritik:
Die Deutschen sollen die Realität ausblenden, ja und amen zu allem sagen, was “kluge Politiker” sich ausgedacht haben. So stellen sich deutsche Politiker Demokratie vor.
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