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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 14. Juni 2013 um 8:58 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
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Anmerkung JK: Ein übles Stück. Wo sieht Heike Göbel bei den Privatsendern differenzierte und kritische Berichterstattung, die bei den öffentlich-rechtlichen Sendern durchaus noch vorhanden ist, siehe z.b. kritische Reportagen auf arte, 3sat oder die Features des Deutschland Radios. Wie man sieht, existieren bei den Neoliberalen hierzulande durchaus autoritäre Phantasien. Aber mit dem Finger auf Erdogan zeigen.
Anmerkung WL: Heute erscheint die Juniausgabe der Le Monde diplomatique als Beilage zur taz, danach im Kiosk. Hier das Inhaltsverzeichnis
dazu: Auch höher Qualifizierte zweifeln, ob sie ihre Arbeit bis zur Rente durchhalten können
Gut Ausgebildete gehen in ihrem Job auf und fürchten sich eher vor dem Ruhestand als ihn herbeizusehnen. Wie viel ist dran an diesem Klischee?…
Fast 60 Prozent der Befragten planen, vor dem gesetzlichen Rentenalter in den Ruhestand zu gehen. Und sie freuen sich darauf, endlich die Dinge nachholen zu können, für die im stressigen Berufsalltag keine Zeit war. Drei Viertel der 60-Jährigen unter den Befragten glauben, dass es ihnen besser gehen wird, wenn sie erst in Rente sind. Verstärkte Rücksichtnahme auf Ältere attestierten ihrem Arbeitgeber nur 16 Prozent aller Befragten. Vielmehr werde in vielen Betrieben und Einrichtungen bisher ein gesteigerter Verschleiß der Arbeitskräfte in Kauf genommen.
Das Fazit der Wissenschaftler: Die Rente mit 67 wird zumindest von denen, die es sich leisten können, “unterlaufen”, solange die betrieblichen Voraussetzungen für “alternsgerechtes Arbeiten” fehlen.
Quelle: WSI Mitteilungen
Fiskalische Auswirkungen:
Quelle: OECD
Anmerkung WL: Dass die Migranten in Deutschland einen negativen Einfluss von 1,13% des BIP haben führen laut Handelsblatt die OECD-Autoren darauf zurück, dass hier anteilig mehr Migranten im Rentenalter leben als in den meisten anderen OECD-Ländern.
Ob die OECD wohl den positiven Einfluss der an Ausländer ausbezahlten Renten auf die Nachfrage eingerechnet haben?
dazu: OECD-Bilanz: Viele Zuwanderer verlassen Deutschland schnell wieder
Deutschland, ein Traumland für Zuwanderer? Von wegen. Laut OECD bleibt mehr als die Hälfte der Griechen und Spanier nicht mal ein Jahr. Trotz Fachkräftemangel tun Firmen und Kommunen offenbar zu wenig, um die Gastarbeiter zu halten. (…) Die Idee: Südeuropa kämpft mit dramatisch hoher Jugendarbeitslosigkeit, die Mittelständler in Süddeutschland hingegen suchen händeringend Personal. Warum also nicht junge und erfahrene Fachkräfte aus Südeuropa nach Deutschland einfliegen lassen – und so eine Win-win-Situation schaffen? Doch so einfach, wie es sich viele Politiker vorstellen, ist es nicht. Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigen nun: Viele Zuwanderer verlassen Deutschland schnell wieder. Laut dem Migrationssausblick der OECD hat sich in den vergangenen Jahren nur jeder zweite Grieche und sogar nur jeder dritte Spanier länger als ein Jahr in Deutschland aufgehalten. Das ist ein Warnsignal für die schrumpfende und alternde Bundesrepublik. Deutschland schafft es offenbar nicht, Zuwanderer auch im Land zu halten. Von einer Million Zuwanderer blieb 2012 unterm Strich nur ein knappes Plus von nicht einmal 400.000 Menschen, wenn man die Zahl der Fortzüge im selben Zeitraum berücksichtigt. In die Türkei wanderten etwa 4000 Menschen mehr ab, als umgekehrt nach Deutschland einreisten. (…) Und doch: Eine schnelle Integration in den deutschen Arbeitsmarkt will vielerorts nicht gelingen. Das mag auch daran liegen, dass sich die neuen Zuwanderer dieses Mal selbst eher als Gastarbeiter sehen. Sie sind es plötzlich, die einen kurzfristigen Engpass auf dem Arbeitsmarkt überbrücken wollen. “Wenn es den Heimatländern wirtschaftlich wieder besser geht, wollen gerade die jungen Leute wieder zurück”, sagt Johann Fuchs, Analyst beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Quelle: SPIEGEL Online
Anmerkung unseres Lesers G.K.: Dieser “Spiegel”-Beitrag greift wieder einmal tief in die Mottenkiste der neoliberalen Denkschemata: “Fachkräftemangel”, “schrumpfende” und “alternde” Bevölkerung, Zuwanderung aus europäischen Krisenstaaten = “Win-win-Situation”. Auch das der Bundesagentur für Arbeit angeschlossene Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bewegt sich in diesem neoliberalen Deutungsmuster. Was verleitet den “Spiegel” und das IAB angesichts weiter steigender Arbeitslosigkeit und Jugendarbeitslosigkeit in den südeuropäischen Krisenstaaten eigentlich zu der fixen Annahme, der nur kurzzeitige Aufenthalt von Arbeitnehmern aus diesen Staaten ließe sich mit dem Argument “Verbesserung der Arbeitsmarktlage in den Heimatländern” (in den Worten des “Spiegel”: die ausländischen Arbeitnehmer würden durch die kurzzeitige Zuwanderung einen “kurzfristigen Engpass auf dem Arbeitsmarkt” in ihren Heimatländern überbrücken) erklären?
Ist es dem “Spiegel” und dem IAB jemals in den Sinn gekommen zu fragen, ob die seit den 90er Jahren miserable Lohnentwicklung in Deutschland nicht gerade auch gut ausgebildete Fachkräfte davon abschreckt, länger als nötig in Deutschland zu arbeiten? Daß diese also möglicherweise versuchen, in europäischen Nachbarländern besser bezahlte sowie sozial besser abgesicherte Arbeitsplätze zu finden? Hierzulande ist man ja nicht einmal in angeblichen “Boomzeiten” dazu bereit, den Beschäftigten den lohnpolitischen Verteilungsspielraum (EZB-Zielinflationsrate zuzüglich Produktivitätswachstum) zuzugestehen. Ist es dem “Spiegel” und dem IAB jemals in den Sinn gekommen zu fragen, ob die auf die Meinungsbildung der bundesdeutschen Bevölkerung einwirkende schäbige Stimmungsmache in zahlreichen deutschen Leitmedien (bei weitem nicht nur jenen des Springer-Konzerns) gegen die südeuropäischen Staaten und deren Bevölkerungen von den Zuwanderern aus diesen Staaten möglicherweise als abstoßend und herabwürdigend erlebt und empfunden wird?
Wenn der “Spiegel” den Zuzug von gut ausgebildeten Facharbeitern und Akademikern aus den europäischen Krisenstaaten als “Win-win-Situation” bezeichnet, dann verschweigt er, daß sich die deutsche Exportwirtschaft zunächst mittels parasitärem Lohndumping (und dem damit einhergehenden an-die-Wand-konkurrieren der europäischen Krisenstaaten) auf Kosten zahlreicher europäischer Staaten und deren Bevölkerungen bereichert hat und die so maßgeblich mitverursachte Krise innerhalb dieser Staaten dann durch die v.a. von der Bundesregierung diktierte “Spar”- und “Reformpolitik” weiter verschärft wurde. Nun schickt sich die deutsche Wirtschaft im Verein mit der hiesigen Politik an, in den europäischen Krisenstaaten ausgerechnet jene mit hohem Kosten- und Zeitaufwand ausgebildeten Facharbeiter und Akademiker anzuwerben, die von ihren Heimatländern in den kommenden Jahren dringend für die Rückgewinnung ihrer Wettbewerbsfähigkeit benötigt werden (mit dem “Neben”-Effekt, daß die Löhne und Gehälter hierzulande auch in den künftigen Jahren unter Druck bleiben). “Win-win” sieht anders aus!
passend dazu: Mangelhafte Integration kostet Deutschland Milliarden
Deutschland könnte den Fachkräftemangel lindern, wenn Zuwanderer auf dem Arbeitsmarkt zum Zuge kämen. Stattdessen verlassen viele Zuwanderer das Land rasch wieder – und dem Staat entgehen Einnahmen in Milliardenhöhe…
Deutschlands Staatseinnahmen könnten um 0,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes wachsen, wenn Menschen mit ausländischen Wurzeln auf dem Arbeitsmarkt genauso vertreten wären wie deutsche Arbeitnehmer. Allein bei hochqualifizierten Migranten entgehen der Bundesregierung mögliche Mehreinnahmen von mehr als 3,5 Milliarden Euro. Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Internationalen Migrationsausblick der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor…
Laut OECD erhöhte sich zwischen 2007 und 2011 die Zahl der Einwanderer aus Griechenland um 73 und aus Spanien um knapp 50 Prozent. Kräftige Zuwächse gab es im selben Zeitraum zudem bei Portugiesen und Italienern (35 Prozent).
Quelle: Handelsblatt
Anmerkung Orlando Pascheit: Mein Sohn war während eines Dreitagetrips auch auf dem Taksim-Platz und unterhielt sich dort mit einigen Demonstranten. Diese berichteten, die türkische Polizei habe in mehreren Städten Twitter-Nutzer wegen angeblicher Anstiftung zur Gewalt festgenommen hätten. Tausende Internetseiten, darunter auch YouTube, seien gesperrt. Twitter spiele eine entscheidende Rolle. Witzig aber bezeichnend: Als Erdogan von seiner Nordafrikareise zurückkam, wartete die Maschine drei Stunden auf den Flughafen, bis genügend bezahlte (so das Gerücht) “Jubelperser” herangekarrt worden waren. Der Taksim-Platz wusste sofort Bescheid. Einem Mitglied der Delegation wurde die Warterei wohl zu bunt und er machte seinem Unmut per Twitter Luft.
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