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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages II
Datum: 7. Juni 2013 um 16:10 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung JB: Burumas Analyse ist sicher nicht geeignet, im Westen einen Beliebtheitspreis zu gewinnen. Seine Argumente sind jedoch sehr interessant und sollten ihren Platz haben.
Anmerkung unseres Lesers G.K.: Wenn das Handelsblatt schreibt, in Deutschland formierten sich “nun” die Kritiker von Merkels Euro-Politik, dann ist das nicht zutreffend. Kritik am maßgeblich von Merkel diktierten Kaputtsparkurs, der Millionen und Abermillionen Menschen in den europäischen Krisenstaaten in die Verelendung treibt, gibt es hierzulande – und erst recht im internationalen Maßstab (so z.B. durch die beiden Nobelpreisträger Krugman und Stiglitz) bereits seit vielen Jahren. Diese Kritik wird jedoch von den hiesigen Neoliberalen in Politik und Medien regelmäßig verschwiegen oder aber als völlig abwegig abqualifiziert. “Rechenfehler” des IWF sind zudem nicht neueren Datums, sondern bereits seit Monaten bekannt – siehe Jens Bergers Beitrag vom 10. Januar 2013 unter der Überschrift “Der Irrtum der Euroretter und das Schweigen im Blätterwalde“, in dem es heißt:
“Einer der einflussreichsten Volkswirte, Olivier Blanchard, seines Zeichens Chefökonom des IWF, gibt plötzlich zu, dass man sich in der Vergangenheit „verrechnet“ habe und die vom Währungsfonds vorgeschlagene Kürzungspolitik womöglich die aktuelle Krise sogar noch verschärft. Dieses Eingeständnis stellt die bisherige Politik der „Euroretter“ komplett in Frage. Eigentlich sollte man nun erwarten, dass Blanchards Offenbarungseid politisches Tagesgespräch Nummer Eins ist. Doch weit gefehlt. Der erste SPIEGEL des neuen Jahrs machte nicht mit dem Thema „Der Irrtum der Euroretter“ auf, sondern fragte sich, ob das männliche Geschlecht mit der modernen Gesellschaft überfordert sei. Über die neuen Rechenkunststücke des IWF verliert der SPIEGEL kein Wort. Auch der Tagesschau war das eingestandene Versagen des IWF keine Meldung wert. Der Dogmatismus der ökonomischen Debatte hierzulande macht offenbar blind.”
Zur aktuellen Reaktion des stellvertretenden Vorsitzenden der Unions-Fraktion, Michael Meister, schreibt das Handelsblatt:
“In der Unions-Bundestagsfraktion reagierte man verschnupft auf das IWF-Eingeständnis und gab sich hinsichtlich möglicher Konsequenzen für die Euro-Rettungspolitik bedeckt. Was das für die vereinbarten Hilfen bedeute, könne man jetzt nicht sagen. „Wir haben, wenn auch möglicherweise aufbauend auf fehlerhaften Annahmen, mit Griechenland Vereinbarungen getroffen“, sagte der Vize-Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Michael Meister (CDU), Handelsblatt Online. (…) Was Meister deutlich mehr Sorgen macht, ist die Möglichkeit, dass dem IWF auch bei der Bewertung anderer Rettungsaktionen Fehler unterlaufen sein könnten. „Die IWF-Chefin Christine Lagarde sollte ein eigenes großes Interesse daran haben, die Ursachen zügig aufzuklären und sicherstellen, dass künftig bessere Ergebnisse geliefert werden“, lautet denn auch die unmissverständliche Ansage des CDU-Politikers.”
Das ist ein billiges Ablenkungsmanöver Meisters, um vom eigenen Versagen abzulenken, frei nach dem Motto: “Haltet den Dieb!” Zugleich möchte Meister wohl die Hoffnung schüren, daß der Austeritätskurs letztendlich doch “erfolgreich” sei:
“Der Rest werde sich in den kommenden Monaten ergeben, wenn verlässlichere Daten vorlägen, nicht zuletzt auch zur aktuellen Entwicklung in Griechenland.”
Der den eurpäischen Krisenstaaten oktroyierte Austeritätskurs hat von Anbginn an eine starke ideologische Schlagseite, ist mit diesem doch die Hoffnung der Neoliberalen verknüpft, über die erzwungenen Einsparungen die sozialen Sicherungssysteme in den europäischen Staaten ein gutes Stück weit zu schleifen.
passend dazu: Kein Aufschwung in Griechenland in Sicht
Griechenland habe das Schlimmste hinter sich, der Aufschwung stünde kurz bevor, werden Premierminister Antonis Samaras und sein Finanzminister Giannis Stournaras nicht müde zu betonen. Zum Beispiel Ende April, bei der Feier zur angeblichen Wiederaufnahme der Arbeiten an der Olympia-Schnellstraße, die von Athen über Korinth nach Patras und Olympia führt. Doch Wirklichkeit und harte Zahlen sprechen eine andere Sprache.
Mehr als 27 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung sind ohne Broterwerb, bei den Jugendlichen bis 25 sind es sogar 62 Prozent. Etwa 400 000 Familien verfügen über keinen einzigen »Ernährer«, hier sind alle Familienmitglieder arbeitslos. Das im sechsten Jahr in Rezession steckende Mittelmeerland hat seit 2008 bereits ein Viertel seiner Wirtschaftsleistung eingebüßt. Selbst die Staatsverschuldung ist nicht geschrumpft, sondern auf 179 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gestiegen. Vor Inkrafttreten des ersten Schuldnerabkommens mit der Gläubigertroika aus EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank lag sie noch bei etwa 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Quelle: Neues Deutschland
Anmerkung JB: Seltsam, die drei Branchenmarktführer haben sowohl 2011 als auch 2012 ganz hervorragende Ergebnisse mit Umsatzmargen von mehr als 10% feiern können. Aber die Stoßrichtung dieses, von den üblich verdächtigen Beratungsunternehmen angefertigten, Berichts ist klar: Man ist darauf aus, kleine – meist noch kommunale – Krankenhäuser aus dem Weg zu räumen, um sich den Markt in einem Oligopol aufzuteilen. Es ist im Sinne der Allgemeinheit, dies zu verhindern. Dafür dürfen Staat und Krankenkassen auch gerne Geld in die Hand nehmen – aber bitte nicht für private Konzern mit einer zweistelligen Umsatzrendite, die auf dem Rücken der Mitarbeiter und der Patienten eingefahren wird.
Anmerkung unseres Lesers G.K.: Beim Lesen des SZ-Beitrags von Hans Leyendecker fragt man sich bisweilen, was für ihn schlimmer ist: Die Steuerhinterziehung von Hoeneß oder eine mögliche Tollpatschigkeit des Steuerfahnders, der Hoeneß bei der Schadensminimierung hilfreich zur Hand gehen wollte und dessen Lage eventuell verschlimmert hat? Zudem läßt sich die kriminelle Morddrohung geistiger Kleingärtner gut dazu verwenden, ein gewisses Mitleid mit Hoeneß zu wecken. Zwischen den Zeilen klingt in diesem SZ-Beitrag – wie bei so vielen Leitmedien – durch, das Scheitern des für Steuerhinterzieher vorteilhaften Steuerabkommens mit der Schweiz habe die bisherige “Lichtgestalt” Hoeneß erst in die missliche Lage gebracht. Diese Medien trachten danach, die für das Scheitern dieses Abkommens verantwortlichen Oppositionsparteien zumindest ein Stück weit in die Sündenbock-Rolle hineinzudrängen. Auch die Rolle Merkels bleibt in Leyendeckers Beitrag seltsam schwammig, ganz so, als solle verhindert werden, daß ein dunkler Schatten auf “Mutti” fallen könnte. Die Steuerhinterziehung von Hoeneß scheint doch zumindest auch Thema des Gesprächs zwischen Merkel und Hoeneß gewesen zu sein. Die ganze Steueraffäre Hoeneß erweckt den fatalen – wenn auch nicht überraschenden – Eindruck, daß hier eine gewisse Kumpanei mit dem Ziel der Schadensminimierung für Hoeneß stattgefunden hat. Es wäre schon sehr verwunderlich, wenn Hoeneß trotz des doch sehr hohen Steuerhinterziehungs-Betrages zu einer Haftstrafe verurteilt würde. Einem nicht in der gesellschaftlichen Elite eingebundenen Täter, der deutlich weniger Steuern hinterzogen hat, würde eine solche juristische Sonderbehandlung kaum zu Gute kommen. Von der medialen Hetze gegen “Sozialbetrüger” bzw. “Sozialschmarotzer” und der in diesem Zusammenhang oftmals betriebenen Stimmungsmache gegen Arbeitslose und sonstige sozial benachteiligte Bevölkerungsschichten ganz zu schweigen.
Übrigens: Die nach dem Bekanntwerden der Steueraffäre von Merkel offiziell geäußerte “Verärgerung” über Hoeneß können Sie sehr gut an nachfolgendem Foto erkennen (Merkel beglückwünscht Hoeneß zum CL-Sieg gegen Dortmund). Die vor Ärger nach unten gezogenen Mundwinkel Merkels sind auf diesem Foto “deutlich” sichtbar.
Anmerkung JB: Die Dienste, die von der NSA systematisch „abgehört“ werden, gehören ohnehin zu denen, die ihre eigenen Nutzer ausspionieren. Wer sensible Daten über die Dienste von Google, Facebook, Apple und Co. verschickt, muss nun einmal damit rechnen, dass diese Daten systematisch ausgewertet werden – nicht nur von der NSA, sondern vor allem durch die Unternehmen selbst. Hier sollte die goldene Regel gelten, über solche Dienste nur Inhalte zu verschicken, die man auch ohne Bauchschmerzen öffentlich an eine Anschlagtafel hängen würde. Und wer vertrauliche Daten verschickt, der sollte sie auch in einer angemessenen Form verschicken – verschlüsselt und über einen halbwegs vertraulichen Anbieter. Es käme schließlich auch niemand auf die Idee, seine Blaupausen, Konstruktionsskizzen, Geschäftspläne oder privaten „Schweinereien“ auf einer Postkarte zu verschicken.
Dazu: NSA slides explain the PRISM data-collection program
Quelle: Washington Post
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