Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (WL/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
- Dossier: Die Linke, die AfD und der Euro
- Alternativlos, Folge 29
- Steuerhinterziehung
- Ökonomische Debatte
- Widerstand gegen Deutschland
- Asmussen and the Cyprus crisis – not aware of basic facts
- Pro-Inflation Policies Show Signs of Helping the Japanese Economy
- Schulz lobt Eiserne Lady
- Die FDP stellt Frankreich ein „verheerendes wirtschaftspolitisches Zeugnis aus“ und outet sich als Gegner des klassischen Freihandels
- Altersvorsorge: Lebensversicherer rütteln an den Garantien
- Bulgarien: 18 Euro für ein Kind
- Arbeitslosigkeit als Urlaubsparadies
- Wo genau liegt Kurdistan?
- Eine Giftgas-Verschwörung der Assad-Gegner?
- Afghanistan/Merkel: Bundeskanzlerin stellt frühere Rechtfertigung der Bundesregierung und der Vorgängerregierungen für Afghanistan-Einsatz auf den Kopf
- Steile Thesen über Keynes’ Vorlieben
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
- Dossier: Die Linke, die AfD und der Euro
In der Linken wird über den Kurs der Partei in der Eurokrise und über die Bewertung der Rechtspartei “Alternative für Deutschland” diskutiert.
Mit Beiträgen von Oskar Lafontaine, Sahra Wagenknecht, Axel Troost, Michael Schlecht, Fabio de Masi, Andrej Hunko, Katja Kipping u.v.a.
Quelle: Neues Deutschland
Anmerkung JB: Das Dossier bietet eine ganze Reihe von hoch interessanten Debattenbeiträgen zum Thema „Zukunft des Euro“. Von dieser Form des konstruktiven Dialogs zu einem der wichtigsten Themen der Zeit könnten sich andere Parteien einiges abschneiden. Unverständlich, dass diese offene Debattenkultur in einigen auflagen- und reichweitenstarken Medien als „Zank“, „Zoff“ und „Streit“ interpretiert wird. War es nicht auch die Basta-Politik und die Politik der vermeintlichen Alternativlosigkeit, die uns in die Krise getrieben haben? Man muss nicht jedem Beitrag in ND-Dossier zustimmen, aber das ist auch gar nicht nötig. Demokratie lebt von Debatte. Und dass die Linke weder populistisch argumentiert, noch irgendwelche Schnittmengen mit der AfD sucht, dürfte nach der Lektüre der Beiträge eigentlich offensichtlich sein.
- Alternativlos, Folge 29
Gast:
Zu Gast war Frank Schirrmacher.
Thema:
In Alternativlos Folge 29 reden wir über die Manipulation unserer Weltbilder am Beispiel der Idee, dass unsere Gesellschaft immer egoistischer werde.
Quelle: Alternativlos
Anmerkung JB: Sehr hörenswert!
- Steuerhinterziehung
- Deutsche Fahnder können auf Offshore-Daten zugreifen
Großer Schlag gegen Steuerhinterzieher: Behörden in den USA, Großbritannien und Australien werten geheime Unterlagen aus Steueroasen aus. Den Ermittlern wurden 400 Gigabyte an Material zugespielt – bald werden auch die deutsche Fahnder die Daten auswerten können.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
- Datendieb Falciani kann weiter Steuerbetrug und Geldwäsche aufdecken
Der Versuch der Schweiz, die Auslieferung von Hervé Falciani von Spanien zu erzwingen, ist gescheitert. Der Nationale Gerichtshof in Madrid hat am Mittwoch entschieden, dass der einstige Informatiker der britischen HSBC Bank in Genf nicht ausgeliefert wird. Die Alpenrepublik hatte den Italo-Franzosen beschuldigt, 130.000 Datensätze von 24.000 Kunden gestohlen und sich damit unter anderem der Verletzung des Bankgeheimnisses schuldig gemacht zu haben.
Der Gerichtshof schloss sich aber der Ansicht von Staatsanwältin Dolores Delgado an. Sie argumentierte, die wesentliche Bedingung für eine Auslieferung sei nicht erfüllt, denn dafür müssten die Vorwürfe auch in Spanien strafbar sein. Das sei nicht der Fall, stellte das Gericht fest. Gesetze gegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung schreiben hier sogar vor, dass sie angezeigt werden müssen, wenn man Kenntnis davon erlangt. Das Gericht folgte auch Falcianis Angaben, der von “skandalösen Vorgängen” sprach, weil Schweizer Banken Steuerbetrug förderten.
Falciani arbeitete nach der Beschlagnahmung seines Computers in Frankreich 2009 eng mit den Ermittlern zusammen, allein dort wurden 8.200 Steuersünder ermittelt.
Quelle: Telepolis
- Infografik: Steuerprüfung und Steuerhinterziehung in Deutschland
Quelle: Statista
- Jeffrey Sachs – Time to End the Tax Havens
The politicians of rich nations who protect the exorbitant privileges of bankers and hedge-fund managers, who wink at mega-tax evasion by billionaires, and who tolerate unpardonable games played by major companies, are playing with fire. We are now all sharing austerity. The havens represent unacceptable privilege and abuse, not fair sharing.
Developing countries too are saying that enough is enough. For decades they’ve been on the receiving end of hypocritical lectures about good governance. For them, the tax havens have served the purpose of paying bribes to potentates, and providing easy ways for elites to keep their money safe from tax collectors. Yet it is the rich countries that have fostered that system.
The world’s most powerful countries have a unique responsibility. They created this destructive system. It’s now their job to end it. Taxes worldwide need to be paid. Offshore accounts need to be reported back to the national authorities of the account holders. Banks, hedge funds and non-financial companies need to be domiciled where they can be properly overseen and regulated — not on small islands that can’t possibly oversee these businesses. The politicians need to understand that the public is now on to the game. There is no more time to delay.
Quelle: Huffington Post
- Ökonomische Debatte
- Paul De Grauwe – Debt Without Drowning
Since the 1970’s, economists have warned that a monetary union could not be sustained without a fiscal union. But the eurozone’s leaders have not heeded their advice – and the consequences are becoming increasingly apparent. Europe now faces a difficult choice: either fix this fundamental design flaw and move toward fiscal union, or abandon the common currency. […]
A successful strategy would have to address one of the eurozone’s main design flaws: member governments issue debt in euros, a currency that they cannot control. As a result, they cannot provide a guarantee to bondholders that the cash will be available to pay them at maturity.
CommentsView/Create comment on this paragraphThe mistrust and fear that this elicits in the bond markets can lead to liquidity crises that, creating a self-fulfilling prophecy, drive countries closer to default. They are then forced to implement austerity programs that lead to deep recessions and, ultimately, to banking crises. […]
The eurozone is gripped by an existential crisis that is slowly, but inexorably, destroying the monetary union’s very foundations. The only way to stem the erosion is to take determined action that convinces financial markets that the eurozone is here to stay. A debt-pooling scheme that satisfies the requirements outlined here would signal that the eurozone member countries are serious about sticking together. Without this gesture, further market turmoil is inevitable – and the eurozone’s collapse will become only a matter of time.
Quelle: Project Syndicate
- Joseph Stiglitz – The lessons of the North Atlantic crisis for economic theory and policy
The world has seen a hundred financial crises in the past three decades. In this column, Nobelist Joe Stiglitz argues that we could have done much more to prevent this crisis and to mitigate its effects. Looking ahead, we can do much more to prevent the next one. This is a chance to revolutionise flawed economic models, and perhaps exit from an interminable cycle of crises.
Quelle: VOX
- Widerstand gegen Deutschland
- G7 gegen Germany
Langsam wird es Routine: Beim Treffen der G-7 in London steht Deutschland erneut unter Druck, den Sparkurs zu lockern und die Nachfrage in Euroland anzukurbeln.
“Ungewöhnlich offen” will die US-Regierung Druck auf Finanzminister Schäuble machen, schreibt die “Süddeutsche”. Deutschland soll die Löhne erhöhen und die Deutschen zum Konsum anregen, etwa durch verkaufsoffene Sonntage und Erleichterungen beim Wohnungskauf.
Quelle: Lost in EUrope
- Italiens Finanzminister will nicht sparen
Der Widerstand gegen Deutschlands Kurs in der Schuldenkrise wächst. Italiens Finanz- und Wirtschaftsminister Saccomanni lehnt weitere Einsparungen ab.
Quelle: ZEIT
- Moscovici. Frankreich modernisiert sich
Wenn wir mehr gemacht hätten, hätte unser Wachstum darunter gelitten, und das hätte uns eine Rezession beschert, nur um 2013 oder 2014 die Drei-Prozent-Marke zu erreichen. Damit hätten wir gegen die Interessen unserer Wirtschaft gehandelt. Wir sagen: Wir sind ernsthaft bemüht, es gibt keine Nachlässigkeit. Die Anstrengungen und die strukturellen Reformen werden fortgeführt. Frankreich modernisiert sich, das Land wird wettbewerbsfähiger, produktiver, fexibler und anpassungsfähiger. Aber wir weisen einen Austeritätskurs zurück, dieses Dogma, welches das Wachstum bremst. Verringerung des Defizits und Wachstum widersprechen einander nicht. Wir müssen das Defizit verringern, aber in einem Rhythmus und so ausgestaltet, dass dies mit dem nationalen Wachstum vereinbar ist. Ich glaube, dass sich dieser Gedanke in Europa und in der Welt gerade durchsetzt…
Öffentliche Ausgaben sind kein Strohfeuer. Es gibt produktive und unproduktive…
Eine übertriebene Austeritätspolitik kann kein Wachstum fördern. Diese Politik gestattete es auch nicht, das Defizit abzubauen. Warum? Weil die Einnahmen zu gering wären.
Quelle: DLF
- Asmussen and the Cyprus crisis – not aware of basic facts
The idea that, to quote a recent Cyprus speech of Jörg Asmussen, member of the board of the ECB, periphery countries were characterized by “significant external and internal imbalances had… – notably persistent current account deficits, significant losses in competitiveness, rising fiscal deficits and public debt” while it’s the task of the ECB to lecture them about this clearly still goes around (here by the way some information about Asmussen’s role in deregulating the German financial sector).
Wow.
Quelle: Real World Economics Review
- Pro-Inflation Policies Show Signs of Helping the Japanese Economy
[…] Normally a weakening exchange rate might be taken as a sign of decline. The yen has fallen nearly 14 percent against the dollar this year, and no currency has fallen more except the Venezuelan bolívar. But in Japan’s case, it is a sign that the policies put in place by Mr. Abe and Haruhiko Kuroda, chairman of the Bank of Japan, are starting to work. A weaker yen makes Japanese exports more competitive around the world.
The most immediate impact of the weaker yen has been the boost in profits of the major exporters. This week, the Toyota Motor Corporation reported net income in the last 12 months jumped threefold, and Sony produced an annual profit for the first time in five years. Both companies forecast further profit increases largely because of the weaker yen.
Perhaps more important, particularly for the citizens of Japan who have suffered from a long period of falling wages and prices, the yen’s move is expected to kindle inflation in the once moribund economy.
Quelle: New York Times
- Schulz lobt Eiserne Lady
Was ist nur mit EU-Parlamentschef Schulz los? In seiner Laudatio auf Karlspreisträgerin Grybauskaite war der SPD-Politiker kaum wieder zu erkennen. Er war voll des Lobes für die Eiserne Lady des Baltikums. […]
Dabei geht es den Litauern schlecht. Der soziale Kahlschlag Grybauskaite hat Armut und Ausgrenzung verschärft, viele Menschen kehren ihrem Land den Rücken.
Offenbar möchte sich Schulz, sonst ebenfalls ein Freund “offener Worte”, sich die Statur eines Staatsmann erarbeiten. Kurz zuvor hatte er Kanzlerin Merkel gegen Angriffe aus Frankreich verteidigt. Ob es damit zusammenhängt, dass er EU-Kommissisonchef werden will?
Quelle: Lost in EUrope
- Die FDP stellt Frankreich ein „verheerendes wirtschaftspolitisches Zeugnis aus“ und outet sich als Gegner des klassischen Freihandels
Es ist nicht zu fassen. Das deutsche Wirtschaftsministerium, bekanntlich geführt von einem Mediziner, der immer wieder durch vollkommenes wirtschaftliches Unwissen auf fällt, stellt, so das Handelsblatt letzte Woche, Frankreich ein verheerendes wirtschaftspolitisches Zeugnis aus. Das ist in der Tat verheerend, aber anders als beim Ministerium gedacht.
Wir haben hier schon vor einigen Tagen Frankreich und Deutschland verglichen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Frankreichs Wirtschaft keineswegs dem Zerrbild entspricht, das man in Deutschland von ihr zeichnet: „Der Lohn pro Stunde (ausbezahlter Lohn, also nominal) ist in Deutschland laut neuesten Angaben von Eurostat von 24 Euro im Jahre 1999 auf 30,4 Euro im Jahr 2012 gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat sich die nominale Produktivität, also so etwas wie der Umsatz pro Stunde, von knapp 35 Euro pro Stunde auf etwas mehr als 45 Euro erhöht.
Quelle: Flassbeck Economics
- Altersvorsorge: Lebensversicherer rütteln an den Garantien
Die Versicherer leiden unter den niedrigen Zinsen. Deshalb wollen sie jetzt zeitlich begrenzte Garantien auf den Markt bringen.
Quelle: Tagesspiegel
- Bulgarien: 18 Euro für ein Kind
Dass sich Menschen in Bulgarien vor Verzweiflung anzünden, kann Emilian verstehen. Er hat es selbst schon einmal getan. Heute lebt er im Kloster in Novi Han. Dort finden Menschen Zuflucht, die sonst nirgends Hilfe zu erwarten haben. – Im ärmsten Land der EU gab es Anfang des Jahres heftige Proteste. Die Regierung trat zurück. Jetzt stehen Neuwahlen an.
Quelle: taz
Anmerkung Orlando Pascheit: Man bekommt ein schlechtes Gewissen ob der im Mittelpunkt stehenden Berichterstattung über die Situation in Südeuropa, da das Elend in manchen Regionen Osteuropa kaum thematisiert wird oder nur zu Ereignissen wie jetzt den Wahlen in Bulgarien.
- Arbeitslosigkeit als Urlaubsparadies
“Man kann den Kampf um das Bewusstsein der Menschen nicht gewinnen, wenn man permanent den Kampf um deren Unterbewusstsein verliert.” Ständig werden wir aber von “eingebetteten” Medien mit sinnverdrehenden Formulierungen bombadiert: “Sozial ist, was Arbeit schafft”, “Fördern und Fordern”, “Friedenserzwingende Maßnahmen”. Holdger Platta nimmt diesmal den Slogan „soziale Hängematte“ ins Visier.
Quelle: Hinter den Schlagzeilen
- Wo genau liegt Kurdistan?
Die Geschichte hat es mit den Kurden nie gut gemeint. Als die europäischen Mächte nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches die Grenzen in der Region neu zogen, fiel für die Kurden kein eigener Staat ab. Stattdessen fanden sie sich auf vier Länder verteilt, als Minderheit in den Randgebieten der neuen Staaten. Der kurdische Nationalismus war in den 1920er Jahren noch schwach ausgebildet, entwickelte sich dann aber in dem Maße, in dem die Kurden marginalisiert, diskriminiert und unterdrückt wurden…
Aber Kadir räumt ein, dass die Kurden mit ihrer ewigen Zerstrittenheit auch selbst für Probleme in der Vergangenheit verantwortlich waren: “Die Bruchlinien verliefen zwischen den verschiedenen Clans und Stämmen, die sich als politische Parteien organisierten.” Immer wieder gingen kurdische Guerillagruppen in der Türkei, im Iran und im Irak im Kampf gegen ein repressives Regime Bündnisse mit dem jeweiligen Nachbarstaat ein, der seinerseits seine kurdische Minderheit unterdrückte…
Die territoriale Frage ist jedoch nicht der einzige Konfliktstoff. KRG und Zentralregierung streiten auch über die Interpretation der Verfassungsartikel, die sich auf die Rolle der Peschmerga beziehen. Die Kurden sehen ihre Streitkräfte als Teil der nationalen Militärmacht und beanspruchen Gelder und Rüstungsgüter aus dem irakischen Verteidigungsbudget. Andererseits aber wollen sie am autonomen Status der Peschmerga festhalten. Bagdad fordert dagegen, sie dem zentralen Militärkommando zu unterstellen.
Ein dritter Streitpunkt ist der Anspruch auf die Öl- und Erdgasvorkommen…
Quelle: Le Monde diplomatique
- Eine Giftgas-Verschwörung der Assad-Gegner?
Versuchen Rebellen und Erdogan mit einer Giftgas-Lüge das Eingreifen der NATO in Syrien durchzusetzen? […]
Nach dem schweren Rückschlag für die bisherigen Behauptungen eines Chemiewaffeneinsatzes durch das Assad-Regime, wartet Ministerpräsident Erdogan jetzt mit neuen angeblichen Beweisen für das Überschreiten der „roten Linie“ auf, um den Druck auf Washington zu erhöhen. Der Zeitpunkt für diese Enthüllungen vor seinem anstehenden Besuch der USA ist optimal gewählt. So behauptet er in einem Interview mit NBC, der türkische Geheimdienst verfüge über die Reste von mindestens 200 Geschossen mit Giftgasspuren, die vom Regime in Syrien eingesetzt worden seien. Als weiteren Beweis führt er die Verletzungen von Syrern an, die in türkischen Krankenhäusern behandelt wurde. Diese angeblichen Beweise sind noch weniger überzeugend als die früheren propagandistischen Falschmeldungen der Rebellen. Wenn das Regime tatsächlich in einem solchen Ausmaß Massenvernichtungswaffen gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt hätte, wäre die Zahl der Opfer ungleich höher als die bisher angegebenen etwa 15 Toten und weniger als 100 Verletzten. Die Verbreitung solcher angeblichen Beweise dient allein den Interessen der türkischen Regierung, um dadurch ein militärisches Eingreifen der NATO in Syrien durchzusetzen.
Quelle: Der Spiegelfechter
- Afghanistan/Merkel: Bundeskanzlerin stellt frühere Rechtfertigung der Bundesregierung und der Vorgängerregierungen für Afghanistan-Einsatz auf den Kopf
Diese soeben gesendete Meldung des Deutschlandfunks lässt aufhorchen:
“Merkel bekräftigte, Deutschland werde sich auch nach dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes 2014 weiter militärisch engagieren. Damit dies Erfolg habe, seien weitere politische Reformen in Afghanistan unabdingbar”
Jetzt sind also politische Reformen “unabdingbar” für ein weiteres und erfolgreiches militärisches Engagement der deutschen Bundeswehr in Afghanistan. Lautete die Begründung bisher nicht umgekehrt: Ohne ein militärisches Engagement in Afghanistan gäbe es keinen politischen Fortschritt in Afghanistan? So ist es.
Quelle: Wirtschaft und Gesellschaft
- Steile Thesen über Keynes’ Vorlieben
Harvard-Professor verblüfft mit Aussagen über die angebliche Homosexualität des britischen Ökonomen: Der habe lieber mit seiner Frau über Poesie gesprochen, als sich fortzupflanzen. Die Zukunft, so Niall Ferguson, habe Keynes nämlich nicht gekümmert. Kernthese: Des Briten wirtschaftliche Überzeugungen seien schließlich durch dessen Homosexualität geleitet, der Ökonom ohnehin “verweichlicht” gewesen. Ein “offensives” Statement, bemerkt der Wirtschaftsblog “Businessinsider”. Ferguson ging es weniger um private Vorlieben eines der wichtigsten ökonomischen Vordenkers des 20. Jahrhunderts. Vielmehr wollte der konservative Harvard-Mann Keynes’ vorgebliche Neigungen als Vehikel benutzen, um auf Keynes’ Theorien einzudreschen: Dabei geht es um die Frage, welche Rolle Regierungen in Wirtschaftsflauten übernehmen sollen: investieren, um Jobs zu schaffen – oder sparen, um die Staatshaushalte zu sanieren. Auch in der Eurokrise ist das der Kern vieler Debatten: Ist das Spardiktat für Griechenland oder Spanien für Elend und hohe Arbeitslosigkeit in den Krisenländern verantwortlich? Oder: Kann der Staat nachhaltiger agieren, wenn seine Finanzen gesund sind? “Ich bin Keynesianer”, sagt der emeritierte Bremer Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel. Er sieht in Fergusons Äußerungen sogar einen Teil einer Kampagne: “Es wird vor nichts zurückgeschreckt, um die Theorien Keynes’ zu denunzieren.”- “Dumm und taktlos” seien die Äußerungen gewesen, schreibt Ferguson inzwischen selbst in seinem Blog. Er habe sich nur “spontan” auf Keynes’ bekanntestes Zitat bezogen “In the long run we are all dead” – “Auf lange Sicht sind wir alle tot”. “Zweitens”, so Ferguson, “hatte ich vergessen, dass Keynes’ Frau Lydia eine Fehlgeburt hatte”.
Quelle: taz
Anmerkung Orlando Pascheit: Es ist beschämend, dass ein so renommierter, m.E. überschätzter Wirtschaftshistoriker, dessen Bücher auch auf Deutsch erscheinen, die latente Homophobie des Publikums instrumentalisiert, um den Wissenschaftler Keynes zu demontieren. Traurig, dass anscheinend auch auf Investorenkonferenz in Kalifornien niemand protestiert hat. Und was soll die Entschuldigung, die darin gipfelt, dass Keynes’ Frau eine Fehlgeburt hatte. Ja, Keynes hatte Sex mit seiner Ehefrau und jetzt ist der Wissenschaftler Keynes rehabilitiert? Sicherlich will sich “taz” von Ferguson distanzieren, aber ihre Titelung ist auch nicht gerade glücklich. Die sexuelle Ausrichtung ist keine “Vorliebe” Mein Gott, Keynes war bisexuell. Er hatte eine leidenschaftliches Verhältnis mit dem Maler Duncan Grant und eine sicherlich nicht leidenschaftslose (wie der Briefwechsel zeigt) Ehe mit der Balletttänzerin Lydia Lopokova von Djagilews Ballets Russes, was übrigens damals in Cambridge und selbst im Freundeskreis, z.B. bei Virginia Woolf, auch nicht gerade ankam. Natürlich ist diese Art, gegen Keynes vorzugehen, nicht neu. So verweist James Delingpole im “Spectator” auf den angesehenen New Yorker Investmentbanker und Philanthropen, Sim Johnston, der im Harvard Business 1986 schrieb, dass Keynes seine “General Theory” damit hätte beginnen müssen, sich als Schwuler zu outen und zu erklären, dass er und seine Freunde (der Bloomsbury-Kreis) keine Verpflichtung gegenüber der Nachwelt empfänden. Als Ergebnis hätten wir vielleicht niedrigere Staatsdefizite.
Und selbst Schumpeter war nicht dagegen gefeit, die Kinderlosigkeit Keynes’ zu instrumentalisieren: “Er war kinderlos und seine Lebensphilosophie war im Wesentlichen eine kurzfristige Philosophie “, schrieb er in seinem Nachruf.
Dabei wird beim Lesen des ganzen Abschnitts sofort klar, dass Keynes etwas ganz anderes im Sinn hatte. Das berühmte Zitat aus “Tract on Monetary Reform” von 1923 bezieht sich auf den Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflationsrate in der Quantitätstheorie und lautet: „Nun ist das auf lange Sicht wahrscheinlich richtig … Aber die lange Sicht ist ein schlechter Führer in bezug auf die laufenden Dinge. Auf lange Sicht sind wir alle tot. Die Volkswirtschaft macht es sich zu leicht und macht ihre Aufgabe zu wertlos, wenn sie in stürmischen Zeiten uns nur sagen kann, daß, nachdem der Sturm lang vorüber ist, der Ozean wieder ruhig sein wird.“ Im Kern sagt Keynes etwas, worüber wir uns oft genug ärgern müssen, wenn z.B. neoliberale (neoklassische) Ökonomen auf ihre verheerenden Rezepte, Stichwort “Strukturreform”, hingewiesen werden und dann auf deren langfristigen Wirkungen ausweichen. – Siehe die Hartzreformen und das deutsche ‘standing’ heute oder die Kritik an der EZB ob ihrer relativ expansiven Geldpolitik bzw. des Aufkaufs von Staatsanleihen.