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Titel: Studiengebühren: Feldversuch in England

Datum: 5. September 2006 um 12:26 Uhr
Rubrik: Hochschulen und Wissenschaft, Länderberichte
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Jugendliche aus armen Familien trauen sich kaum noch zu studieren. Die Angst vor einem Schuldenberg ist zu groß, zumal die Studiengebühren steigen und steigen. So überschreibt der SPIEGEL einen Beitrag über die Wirkung der vor 10 Jahren eingeführten Studiengebühren in England. Laut Statistik hätten Jugendliche mit bildungsfernem sozialem Hintergrund in Großbritannien die schlechtesten Karten. Viele müssen während des Studiums arbeite oder ihr Studium unterbrechen, um zu arbeiten, damit der Schuldenberg nicht zu hoch wird. Die Gebühren sind von umgerechnet 1.700 auf 3.000 Euro gestiegen und sollen ab Herbst auf 4.500 Euro weiter steigen.
Lediglich in Schottland ist die Zahl der Bewerber gestiegen. Schottische Studenten sind – bislang jedenfalls – von den Studiengebühren befreit.

Mit einem Eintrag vom 28.8.06 habe ich meine Stellungnahme zum geplanten Studiengebührengesetz in Hessen in die NachDenkSeiten eingestellt. Ich habe dort u.a. argumentiert:

  • Studiengebühren haben für Staat und Hochschulen eine geradezu drogenhafte Wirkung: Ist erst einmal der Einstieg geschafft, so führt das nach kurzer Zeit zu einer Erhöhung der Dosis.
  • Dass Studiengebühren in Höhe von 500 Euro bis zum Bachelor (des „ersten berufsqualifizierenden Abschlusses“) und in Höhe von bis zu 1.500 Euro für den Master und die Promotion sozialverträglich wären, das entspricht reinem „Oberschichtendenken“.
  • Mit der Einführung von Studiengebühren wird … eine weitere finanzielle Barriere für die Aufnahme eines Studiums gerade für junge Menschen aus bildungsferneren und sozial schwächeren Schichten aufgerichtet.
  • Die „nachgelagerte Gebühr“ (Studienkredit) schreibt die Benachteiligung der Studierenden aus niedrigen Einkommensverhältnissen und aus Familien mit Kindern als Start- und Einkommensnachteil in die Berufsphase fort. Wer reiche Eltern hat, startet ohne Hypothek.

Alle diese Argumente sind in England sozusagen in einem sozialen Feldversuch voll und ganz bestätigt worden.
Aber gegen die Studiengebührenpropagandisten helfen leider weder Argumente noch können Tatsachen ihrer Ideologie etwas anhaben. Das Motto der Studiengebührenbefürworter lautet wohl: Umso schlimmer für die Realität, wenn sie meiner Ideologie nicht entspricht.


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