Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages II
Datum: 15. März 2013 um 17:10 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (WL/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Passend dazu: Interview mit Italiens Protestpolitiker Grillo – “Das Wort ‘Regieren’ beunruhigt mich”
Heute kommt das neu gewählte Parlament in Italien zur ersten Sitzung zusammen. Mit dabei: 162 Abgeordnete der Fünf-Sterne-Bewegung des Überraschungswahlsiegers Grillo. Im Interview mit ARD-Korrespondent Bernhard Wabnitz spricht der frühere Komiker über Parteienverdrossenheit, Clowns, den Euro und Regierungsverantwortung. […]
Grillo: […] Und dann muss man sofort Geld zur Schaffung eines Grundeinkommens für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen bereitstellen. Dann müssen wir einen Plan vergleichbar mit der “Agenda 2010” in Deutschland bekommen. Was sich in Deutschland bewährt hat, wollen wir auch.
Quelle: Tagesschau
Anmerkung JB: Hätte Steinbrück vorher gewusst, dass Beppe Grillo ein Fan der Agenda 2010 ist, hätte ihn sicher nicht als Clown bezeichnet. Wie dem auch sei, diese Aussagen werfen jedenfalls kein gutes Licht auf Grillo.
Anmerkung JB: Einfach und ohne Schnörkel auf den Punkt gebracht!
Siehe dazu: Bundesarbeitsgericht: Gleiches Arbeitsentgelt für Leiharbeitnehmer
Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) verpflichtet den Verleiher, dem Leiharbeitnehmer das gleiche Arbeitsentgelt zu zahlen, das der Entleiher vergleichbaren Stammarbeitnehmern gewährt („equal pay“). Von diesem Gebot der Gleichbehandlung erlaubt das AÜG ein Abweichen durch Tarifvertrag, wobei nicht tarifgebundene Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Anwendung der tariflichen Regelungen arbeitsvertraglich vereinbaren können. Tarifverträge, die für Leiharbeitnehmer ein geringeres Arbeitsentgelt vorsehen, als es vergleichbare Stammarbeitnehmer des Entleihers erhalten, hat u.a. die Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften Zeitarbeit und PSA (CGZP) mit Arbeitgeberverbänden der Leiharbeitsbranche geschlossen.
Nachdem der Erste Senat des Bundesarbeitsgerichts am 14. Dezember 2010
(- 1 ABR 19/10 -, vgl. Pressemitteilung Nr. 93/10) festgestellt hat, dass die CGZP nicht tariffähig ist, haben bundesweit zahlreiche Leiharbeitnehmer auf Nachzahlung der Differenz zwischen der von ihren Arbeitgebern gewährten Vergütung und der eines vergleichbaren Stammarbeitnehmers geklagt. In fünf dieser Verfahren hat der Fünfte Senat des Bundesarbeitsgerichts heute über die Revisionen verhandelt und entschieden…
Quelle: Pressemitteilung des Bundesarbeitsgerichts vom 13. März 2013 (Az.: 5 AZR 954/11)
Anmerkung Orlando Pascheit: Ja, Europa geht es schlecht. Und selbst in Deutschland sieht es lange nicht so rosig aus, wie viele aus Politik und Wirtschaft uns weismachen wollen. Armut, die Ausweitung sozialer Brennpunkte in den Städten, wie sie vor drei Jahrzehnten noch undenkbar schien, Reallohnverluste über Jahre, Niedriglöhne zu Hauf, ein auf Zweiklassenmedizin zutreibendes Gesundheitssystem, ein fehlfinanziertes Rentensystem, das die kommenden Generation in die Altersarmut führt usw. Manche fürchten, dass es in den Krisenstaaten Europas, in denen Armut, mangelnde medizinische Versorgung usw. ganz andere Ausmaße haben, zu Umstürzen kommen könnte, die letztlich in diktatorische Gewaltregime enden könnten. Richten wir unseren Blick über das Mittelmeer, sehen wir, dass es noch schlimmer geht. In Tunesien, Ägypten, welche eine relativ friedliche “Revolution” hinter sich haben, hat sich die soziökonomische Lage nicht im Geringsten gebessert, eher verschlechtert. In Ländern wie dem Irak, Syrien, Afghanistan, Pakistan erfahren die Menschen, zwar in unterschiedlicher Weise, neben der materiellen Existenzbedrohung ein Ausmaß an Gewalt, die in Europa Geschichte ist.
Im Fall des Irak, könnte man sich fast fragen, ob das Land mit Saddam Hussein nicht besser gefahren wäre. Der Staatapparat, die gesamte materielle und immaterielle Infrastruktur ist zerstört. Natürlich haben die Menschen, vor allen die Schiiten, mehr Freiheiten, aber ein funktionierender Rechtsstaat, der fundamentale Menschenrechte respektiert, sieht anders aus. Es gibt Gesetze, die Folter verbieten und besagen, dass Geständnisse, die unter Folter erzwungen wurden, als Beweismittel ungültig sind. Aber wie so oft, die Lücke zwischen Gesetzestext und Umsetzung kann gewaltig sein. Natürlich können wir im Nachhinein sagen, die mit dem US-Einmarsch vollzogene Politik war falsch. Aber wäre ein Aufstand, gar ein Sieg der schiitischen Mehrheit im Irak nicht auch in Gewaltexzessen geendet – mit Kampfhandlungen, die kein Ende finden? Hätte das Regime von Saddam Hussein wirklich dazu gebracht werden können, seine diktatorische Macht abzugeben oder auch nur den Schiiten, den Kurden mehr Rechte einzuräumen? Wir sehen doch am Beispiel Baschar al-Assads in Syrien, wie wenig Einfluss der Westen, Russland oder die arabische Welt auf eine friedliche Bereinigung der Konflikte hat, wenn ein Diktator bereit ist, bis auf das Äußerste zu gehen. Natürlich ist Folter, Ermordung von Zivilisten in heutigen Syrien allgegenwärtig und nicht auf das Assad-Regime beschränkt, aber hatte die Außenwelt je eine Chance, dies alles zu verhindern – zumal es in dieser genügend Kräfte gibt, die genau diesen Bürgerkrieg wollen. Und was geschieht, wenn eine Seite wirklich den Krieg gewinnt? Bestand im Irak auch auf lange Sicht je die Chance, einen Bürgerkrieg zu verhindern? Und heute? Wie hilflos wirkt doch der Appell von Hadj Sahraoui von Amnesty: “Es ist höchste Zeit, dass die irakische Regierung ohne weitere Umschweife oder Verzögerungen konkrete Schritte einleitet, um eine Kultur des Menschenrechtsschutzes zu verankern.”- Zumindest mir, tun sich Abgründe an Hoffnungslosigkeit auf , die einen sprachlos, hilflos verstummen lassen.
Passend dazu: Iraq war costs U.S. more than $2 trillion: study
The U.S. war in Iraq has cost $1.7 trillion with an additional $490 billion in benefits owed to war veterans, expenses that could grow to more than $6 trillion over the next four decades counting interest, a study released on Thursday said.
The war has killed at least 134,000 Iraqi civilians and may have contributed to the deaths of as many as four times that number, according to the Costs of War Project by the Watson Institute for International Studies at Brown University.
When security forces, insurgents, journalists and humanitarian workers were included, the war’s death toll rose to an estimated 176,000 to 189,000, the study said.
The report, the work of about 30 academics and experts, was published in advance of the 10th anniversary of the U.S.-led invasion of Iraq on March 19, 2003.
It was also an update of a 2011 report the Watson Institute produced ahead of the 10th anniversary of the September 11 attacks that assessed the cost in dollars and lives from the resulting wars in Afghanistan, Pakistan and Iraq.
The 2011 study said the combined cost of the wars was at least $3.7 trillion, based on actual expenditures from the U.S. Treasury and future commitments, such as the medical and disability claims of U.S. war veterans.
That estimate climbed to nearly $4 trillion in the update.
Quelle: Reuters
Anmerkung unseres Lesers M.B.: Für den Open-Access Zugang ihrer Artikel zahlen die Autoren/Einrichtungen nach meinem Kenntnisstand mehrere tausend Euro.
Hier wäre der Staat bzw. die Staatengemeinschaft doch gefragt, im Zuge einer unabhängigen Wissenschaft, Verlage zu schaffen, die auf solche Gebühren verzichten. Doch auch in der Wissenschaft und der Bildungspolitik folgt man dem Neoliberalismus hin zu einer “unternehmerischen” Universität, anstatt sinnvoll Geld zu investieren.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=16540