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Titel: Logische wirtschaftliche Konsequenzen der unterschiedlichen Wachstumsraten der USA und Europas bzw. des Euro-Höhenflugs für die EU-Volkswirtschaften – eine französische Stimme
Datum: 1. März 2005 um 15:21 Uhr
Rubrik: Arbeitslosigkeit, USA, Wirtschaftspolitik und Konjunktur
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Pierre-Antoine Delhommais in Le Monde vom 23.2.2005, Zusammenfassung von Gerhard Kilper
Delhommais macht in seinem Artikel auf wirtschaftliche Gründe der unterschiedlich hohen Wachstumsraten der USA und der EU und auf Konsequenzen des von der Politik hingenommenen Höhenflugs des Euros aufmerksam.
Während in den USA großzügige Lohnerhöhungen die binnenwirtschaftliche Nachfrage stimulierten und die amerikanischen Unternehmen darauf mit vermehrten Investitionen reagierten, die auch mehr Innovationen und eine weitere Steigerung der amerikanischen Arbeitsproduktivität bedeuteten, habe sich in Europa eine Politik der Absenkung der Löhne bei gleichzeitiger Explosion der Gewinne der großen, exportorientierten Kapitalgesellschaften durchgesetzt.
Die Stagnation der Massenkaufkraft aber mache alle – wie auch immer gearteten – Anstrengungen für einen konjunkturellen Aufschwung in Europa zunichte, weil die Dynamik der Massenkaufkraft der eigentliche Motor für eine binnenwirtschaftliche Erholung und damit auch einer wirksamen Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit sei. Während im Jahr 2004 das amerikanische Bruttosozialprodukt um 4,4% gestiegen sei und die amerikanischen Arbeitnehmer am Wachstum gebührend beteiligt worden seien, habe das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone im Durchschnitt nur 2% betragen.
Typisch für das europäische Desaster sei die wirtschaftliche Lage Deutschlands. Hier gebe es einen, in der bisherigen Wirtschaftsgeschichte wohl einmaligen Kontrast zwischen der Explosion der Exporte und der internen Konsumschwäche, deren Tendenz zur Verstetigung die Massenarbeitslosigkeit in diesem Lande immer weiter ansteigen lasse. Diese Entwicklung der bundesdeutschen Volkswirtschaft könne aber nicht als gottgegebenes Schicksal oder Paradox angesehen werden, sondern sei die logische Folge der hier betriebenen Art von Wirtschaftspolitik, die im Ergebnis die Massenkaufkraft permanent schwäche. Die Krise der deutschen Binnennachfrage müsse weiter gehen und es gebe keine Lösung für das Problem der Massenarbeitslosigkeit, wenn bei einem starken Euro weiterhin auf eine Politik der Exportüberschussrekorde gesetzt werde. Denn eine Fortsetzung einer solchen Wirtschaftspolitik ohne nennenswerte, innovative Investitionsprojekte könne, nach makroökonomischen Logik, nur durch ein weiteres Absenken des Lohnniveaus und damit der Massenkaufkraft gegenfinanziert werden.
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