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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 4. Februar 2013 um 8:59 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (CR/WL/JB)
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Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung WL: Eine hohe Weihe, die Christian Rath dem Bundesverfassungsgericht verleiht. Man kann es auch skeptischer sehen. In vielen Urteilen hat Karlsruhe dem Leitbildwechsel des Grundgesetzes durch die Politik – wenn auch mit erhobenem Zeigefinger – zum Durchbruch verholfen. So etwa beim Tabubruch, wonach der bewaffnete Einsatz der Bundeswehr im Innern zugelassen wurde, die „schallende Ohrfeige“ bei den Hartz-IV-Regelleistungen tat der Politik nicht weh, die Logik der Hartz-Gesetze wurde bestätigt und bis auf unzulängliche Verbesserungen bei den Transferleistungen für Kinder hat sich nichts getan. Das Gericht hat die Maastricht-Regeln zu Verfassungsrang erhoben, es öffnete mit falschen Annahmen die Tür zu Studiengebühren oder ließ den Sozialstaat nach Kassenlage zu.
Es glaubte damals der fingierten Vertrauensfrage Gerhard Schröders, obwohl er erkennbar nicht die Wahrheit gesagt hatte.
Man könnte noch viele Beispiele nennen, bei denen sich die Karlsruher Richter dem herrschenden Zeitgeist angepasst haben.
Dazu: Hochschulen: “Das System bricht auseinander”
Das Zwei-Klassen-System aus Fachhochschulen und Universitäten sollte durch ein Modell ersetzt werden, in dem es vier Typen von Hochschulen gibt – so der Vorschlag des Potsdamer Uni-Präsidenten Oliver Günther.
Ein Gespräch
DIE ZEIT: Herr Günther, Sie sagen, die Hochschullandschaft, wie sie heute ist, werde es in 20 Jahren nicht mehr geben. Warum?
Oliver Günther: Zurzeit haben wir zwei Arten von Hochschulen:
Universitäten und Fachhochschulen. Das System beruht auf der überholten Annahme, dass in Deutschland alle Universitäten ungefähr gleich gut sind und ähnlich viele Mittel bekommen sollen. Dann kommt ein tiefer Graben, und dann kommen die Fachhochschulen, die alle auch ungefähr gleich gut sind. Diese Annahme trifft so nicht mehr zu, es gibt längst artenübergreifende Ausdifferenzierungen. Und die lassen das Zwei-Arten-System, so wie wir es kennen, langsam auseinanderbrechen.
ZEIT: Bund und Länder fördern heute schon einzelne Universitäten mehr als andere, mit der Exzellenzinitiative zum Beispiel…
Günther: …damit werden Realitäten, die es schon lange gibt, ins System gegossen. Was wir beobachten, ist ein Weg in eine neue, offenere Hochschullandschaft. Ich gehe davon aus, dass sich auf diesem Weg in den nächsten 20 Jahren vier Gruppen – ich nenne sie Cluster – von Hochschulen herauskristallisieren werden.
Quelle: ZEIT
Anmerkung WL: Ein Plädoyer für eine weitere Hierarchisierung der Hochschullandschaft nach dem amerikanischen Vorbild, mit einem guten Dutzend Elite-Hochschulen für die Elite des Landes und einem tief gestaffelten Hochschulsystem für die Masse. Das weltweit anerkannte Qualitätssiegel der deutschen Hochschullandschaft mit einer zwar nicht gleichartigen, aber qualitativ relativ hochwertigen und gleichwertigen Breite soll aufgegeben werden. Deutschland lag zwar beim Vergleich der Spitzenhochschulen nicht auf den vorderen Plätzen, aber in der Zahl qualitativ hochstehender Hochschulen auf den vordersten Rängen. Der Potsdamer Uni-Präsident nimmt offenbar gar nicht war, dass in den vergangenen 10 Jahren durch die Exzellenz-Initiative und die vor allem auch an der Einwerbung von Drittmitteln orientieren „leistungsorientierten Mittelvergabe“ durch den Staat, die Hochschulen auseinanderdividiert wurden. Wie sollte etwa die Uni Greifswald ohne ein forschungsintensives wirtschaftliches Umland mit den Münchner Hochschulen bei den Drittmitteln konkurrieren können. Die bewusste Hierarchisierung der Hochschullandschaft führt nicht nur zu einem weiteren Verlust an Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland, sondern zu einem Verlust an allgemeiner Studienqualität in der Breite und das zu Lasten von hunderttausenden Studierenden, die aus regionalen, finanziellen oder sonstigen Gründen nicht an einer Elite-Universität studieren können. Wir kommen zu einer weiteren Spaltung zwischen den Zentren und der Peripherie (Provinz).
Siehe dazu noch einmal: Humboldt und die Effizienz: Über die Ökonomisierung der Hochschulen.
Dazu: WR Dortmund: Die Ruhrbarone springen ein
Heute erscheint die 1946 gegründete Westfälische Rundschau aus dem WAZ-Konzern letztmalig mit ihren gewohnten Lokalteilen – ab morgen nur noch als Zombiezeitung. Morgen, am 2. Februar 2013, wird in Dortmund in einem Trauermarsch “die dann in vielen Städten Westfalens verstorbene Meinungs- und Medienvielfalt” zu Grabe getragen.
Die Journalisten und Blogger des Ruhrgebiets-Blogs “Ruhrbarone” haben sich entschlossen, der Zeitung ohne Redakteure etwas sehr Lebendiges entgegenzusetzen:
Wir haben uns entschieden. Wir wagen den Schritt. Wir gehen nach Dortmund. Wir werden eine Art Lokalteil für Dortmund machen. Und gleichzeitig die Ruhrbarone als eine regionale Stimme erhalten, die in ganz Deutschland Gehör findet.
Der Grund ist einfach: Wir sehen Platz in Dortmund für eine kritische, profilierte, kratzige, manchmal böse, immer unabhängige Stimme.
Quelle: Carta
Dazu noch: Klopfzeichen aus einer sterbenden Zeitungsredaktion
…120 Redakteure und etwas mehr freie Mitarbeiter sind davon betroffen. Die WR soll als Zeitungszombie scheinbar weiterleben, gefüllt seit heute mit Inhalten anderer, bislang konkurrierender Blätter.
Weil eine Berichterstattung darüber im Blatt selbst weitgehend untersagt war, suchten Redakteure der WR und des Schwesterblattes WAZ andere Wege, zumindest Spuren ihres Zorns in der Zeitung zu hinterlassen. Sie erwähnten in den vergangenen Wochen immer wieder die Zahl 120 — vor allem in der Rubrik »Zahl des Tages«…
Das Verfahren erinnert an Diktaturen, in denen Menschen versucht haben, Botschaften am Zensor vorbeizuschmuggeln.
Quelle: Stefan Niggemeier
Kurz: Kleber ist der (sympathisch wirkende) Kopf des konservativen Mainstreams in der Medienlandschaft. Kein Wunder verleiht ihm die Springer-Zeitung auch die „Goldene Kamera“.
Glaubt wirklich jemand, dass ein Journalist, der so viel Geld kassiert noch eine Empathie für einen Hartz-IV-Empfänger oder auch für einen Durchschnittseinkommensbezieher hat. Das Einkommen bestimmt das Bewusstsein, das sollte man immer im Sinn behalten, wenn man abends Kleber freundlich lächelnd in die Kamera blicken sieht.
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