Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 15. Januar 2013 um 9:01 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “Mehr” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (MB/WL/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Quelle: SPD [PDF – 88.5 KB]
Anmerkung WL: Nachdem der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans gegen das Steuerabkommen mit der Schweiz Front gemacht hat und dieses Abkommen im Bundesrat gescheitert ist, nimmt sich endlich auch die SPD dieses wichtigen Themas an. Ach hätte sie diesen Mut nicht schon vor langer Zeit aufgebracht. Immerhin jaulen der Finanzminister und die Regierungsparteien auf. Aber das lange Zögern erlaubt es nun leider, dass etwa FDP-(Noch)Chef von einer „durchsichtige Show-Veranstaltung“ reden und der Schritt in eine richtige Richtung als Wahlkampfmanöver abgetan werden kann.
Wir machen hier ein Angebot für eine handfeste Zusammenarbeit. Das Angebot richtet sich an alle Parteien, Organisationen, Bewegungen und alle Menschen, die an einer solidarischen Alternative arbeiten wollen.
Quelle: DIE LINKE
Anmerkung WL: Mit einer Reihe interessanter Grafiken im Download.
Anmerkung JB: Die Ergebnisse werden für regelmäßige NachDenkSeiten-Leser nicht sonderlich überraschend sein. Überraschend ist es jedoch, dass dieser Artikel im Handelsblatt erschienen ist.
Anmerkung unseres Lesers G.K.: Wieder einmal stellt sich die Nachrichten-Agentur dpa als unkritischer Lautsprecher in den Dienst der neoliberalen Ideologen. Diese schönfärberische dpa-Meldung unterschlägt, daß die Erwerbstätigkeit der Frauen hierzulande ganz maßgeblich wegen der schlechten Entwicklung der Arbeitnehmereinkommen angestiegen ist: die beruftstätigen Frauen sollen die zu niedrigen Haushaltseinkommen aufbessern. Diese Meldung verschweigt darüber hinaus, daß die auf dem „Vormarsch“ befindliche Erwerbstätigkeit der Frauen häufig in unfreiwilliger und zumeist schlecht bezahlter Teilzeitarbeit sowie in Minijobs stattfindet. Zudem blendet diese dpa-Meldung aus, daß die Krise in zahlreichen Staaten der Eurozone, die von der deutschen Dumpingpolitik mit ausgelöst und durch die v.a. von den hiesigen „Eliten“ diktierte Austeritätspolitik weiter verschärft wurde, für die geringere Erwerbstätigkeit in zahlreichen Staaten der Eurozone mitverantwortlich ist. Daß die Bildzeitung vom arbeitgebernahen IW vorab mit der „IW-Studie“ gefüttert wurde, zeigt die propagandistische Absicht des IW.
Anmerkung unseres Lesers G.K.: Dieses ZDF-Interview mit dem „Experten“ (so das ZDF) Oliver Bertram ist bzlg. seiner unkritischen Fragestellungen kaum noch zu toppen. Mehr noch: Die ZDF-Redakteurin Valerie Henschel liefert dem „Experten“ Oliver Bertram geradezu Steilvorlagen, um die Leiharbeit in ein möglichst positives Licht zu rücken. Dies zeigen folgende zwei Beispiele: – Zu den mit den Gewerkschaften vereinbarten Zuschlägen lautet die ZDF-Fragestellung: „Kann man von einer neuen Ära der Zeitarbeit sprechen?“ Ganz so, als sei die Leiharbeit durch die vereinbarten Lohnzuschläge in die Kategorie der qualitativ guten Arbeitsplätze aufgestiegen. Mit bitterem Sarkasmus könnte man in Anlehnung an ein altes Lied der Arbeiterbewegung formulieren: „Mit uns zieht die neue Zeit(arbeit)“. – Folgende Fragestellung gestattet einen Blick in das Menschen- und Arbeitnehmerbild der ZDF-Redakteurin Valerie Henschel: „Werden die Zeitarbeitsfirmen ihre Leiharbeiter trotz der Zuschläge noch los oder verzichten Unternehmen jetzt auf Zeitarbeiter?“ Für die ZDF-Redakteurin scheint es bei der Beschäftigung von Leiharbeitnehmern vorrangig darum zu gehen, diese an die Firmenkunden der Zeitarbeitsbranche „los zu werden“. Diese Denke spiegelt sich auch in dem von unserem Medienmainstream allmonatlich betriebenen Hochjubeln der geschönten und manipulierten Arbeitslosendaten („Jobwunder“ etc.) wider. Das Hauptaugenmerk der Medien liegt überwiegend darauf, eine statistisch niedrige Arbeitslosigkeit vermelden zu können. Die statistisch wegmanipulierten Arbeitslosen bleiben weitgehend unerwähnt, die Qualität der Arbeitsstellen ist bestenfalls zweitrangig. Die Antwort des „Experten“ Oliver Bertram zur obigen ZDF-Frage malt ein rosafarbenes Bild von der Leiharbeit: „Der Einsatz von Zeitarbeit dient ja meistens der Flexibilität. Und Flexibilität besteht ja trotz der Branchenzuschläge weiter. Allerdings wird sich die durchschnittliche Einsatzdauer von Zeitarbeit verringern. Da aufgrund der Branchenzuschläge nur noch eine geringere Personalkosten-Ersparnis erzielt werden kann, werden die Kunden den Mitarbeiter eher übernehmen oder ihn abmelden, statt ihn ständig zu entleihen. Die Übernahmechancen für den Zeitarbeitnehmer steigen also. Das macht Zeitarbeit interessanter. Hierdurch steigt wiederum die Attraktivität der Zeitarbeit für den Kunden. Folglich verlieren weder die Personaldienstleister noch deren Kunden an Wettbewerbsfähigkeit.“ Bertram suggeriert den Lesern eine „Win-Win-Situation“ für Unternehmen und Leiharbeiter. Die Möglichkeit, daß Leiharbeiter künftig von den Unternehmen häufiger mit dem Ziel ausgetauscht werden, die Lohnzuschläge zu umgehen, erwähnt er nicht. Die naheliegende Antwort, zumindest die schlimmsten Folgen der Leiharbeit und sonstiger prekärer Beschäftigung einzudämmen, erwähnen weder die ZDF-Redakteurin noch der interviewte „Experte“: Einen branchenübergreifenden gesetzlichen Mindestlohn, der sowohl mit Blick auf die Beseitigung des deutschen Lohndumping als auch hinsichtlich der Vermeidung von Altersarmut diesen Namen auch verdient. Beim Lesen dieses die Leiharbeit aufhübschenden ZDF-Interviews könnte man beinahe auf den Gedanken verfallen, die Qualität der Leiharbeitsjobs stünde jener der Kernbeschäftigung in nichts nach. Dies entspricht jedoch nicht der Faktenlage. Auffällig an diesem ZDF-Interview ist zudem: Die von den Gewerkschaften im Dezember 2012 vorgebrachte Kritik, die vereinbarten Zuschläge würden von den Zeitarbeitsunternehmen „massenhaft nicht gezahlt“, wird mit keiner einzigen Silbe erwähnt. In einem Beitrag der Frankfurter Rundschau vom 19. Dezember heißt es: „Mindestens die Hälfte der 12.000 deutschen Leiharbeitsfirmen sei bereit, bestehende Tarifnormen zu unterlaufen, schätzt Armin Schild, Leiter des IG Metall-Bezirks Mitte. Und die setzten wiederum faire Firmen unter Druck, die gewillt seien, Zuschläge wie vereinbart zu zahlen.“
Selbst die Bundesagentur für Arbeit betrachtet die stark angestiegene Zahl von Vermittlungen in Leiharbeit mittlerweile kritisch und möchte diese einer Überprüfung unterziehen. So heißt es in einem Beitrag der „Welt“ vom 11. Januar 2013:
„In der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist die Kooperation mit der Zeitarbeits-Branche in die Kritik geraten – und wird nun überprüft. In einem Diskussionspapier namens „Perspektive Qualität“ kritisiert der BA-Hauptpersonalratsvorsitzende Eberhard Einsiedler, dass Vermittlungsvorschläge und Stellenvermittlungen vor allem auf das Konto der Zeitarbeit gingen. (…) Bundesagentur-Chef Frank-Jürgen Weise sieht die Zusammenarbeit mit den Zeitarbeitsunternehmen nun als eine „Fehlentwicklung“, die es zu korrigieren gilt. (…) „Wir wollen weg von einer Erfolgsbetrachtung, die vor allem Zahlen im Blick hat. Wir wollen uns stärker an Qualität und am nachhaltigen Kundennutzen orientieren“, schreibt Einsiedler in seinem Papier. Auch der deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ist dieser Meinung: „Es muss mehr auf die Qualität und die Nachhaltigkeit der Vermittlung geachtet werden“, sagt auch BA-Verwaltungsrat Wilhelm Adamy. (…) Rund die Hälfte der Beschäftigungsverhältnisse in Zeitarbeit enden nach weniger als drei Monaten. Dann kommen die Arbeitslosen wieder in die Agentur – und beschäftigen die Vermittler. BA-Vorstand Frank-Jürgen Weise hat das Thema in seinem Positionspapier „Perspektive 2020“ nun explizit aufgegriffen – er will die Vermittlungsanreize reformieren: „Eine Erfolgsmessung muss neben den betriebswirtschaftlichen auch volkswirtschaftliche Komponenten (wie Vermeidung volkswirtschaftlicher Folgekosten, Gemeinwohl) und den Aspekt der Nachhaltigkeit sowie des präventiven Handelns erfassen“, heißt es da.“
Auch diese Aussagen widersprechen dem vom obigen ZDF-Interview erweckten Eindruck, bei der Leiharbeit handele es sich um ein auch für unsere Gesellschaft und die Leiharbeitnehmer gutes und nachhaltiges Beschäftigungsmodell. Das ZDF schreibt zu dem von ihm interviewten „Experten“ Oliver Bertram: „Rechtsanwalt Dr. Oliver Bertram berät Unternehmen und Verbände zu Fragen der Personal-, Entgelt- und Arbeitszeitflexibilisierung. Er ist spezialisiert auf Personaldienstleistungen und Lehrbeauftragter der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.“ Diese ZDF-Angaben sprechen viel eher dafür, daß es sich bei Oliver Bertram nicht um einen „Experten“, sondern viel eher um einen jener zahlreichen „Wissenschaftler“ handelt, die den Interessen der Arbeitgeberlobby – im speziellen Fall: der Lobby der Zeitarbeitsunternehmen – nahestehen.
Ergänzende Anmerkung MB: Die Vorgehensweise ist beim ZDF leider in vielen Bereichen ähnlich bis identisch. So wird bei WISO seit Jahren der Versicherungsvertreter mit Professorentitel Bernd Raffelhüschen als Experte pro kommerzieller Altersvorsorgung genutzt und ihm werden die Fragen in Erwartung auf gewünschte Antworten gestellt. Kritische Nachfragen sind natürlich unerwünscht, werden nicht gestellt und von Anderen unterdrückt.
Anmerkung unseres Lesers D.B.: Wieder einmal ein Lehrstück für Meinungsmache von Spiegel Online. Und wieder einmal bekommen wir einen passenden Sündenbock für die „Griechische Tragödie“ geliefert: Die griechischen Gewerkschaften. Die sind nämlich jetzt schuld, dass die Merkelschen Spardiktate immer noch keine Früchte tragen… Was die SPON-Redakteure wieder nicht schreiben: In Griechenland sind sowieso schon fast alle Arbeitnehmerrechte geschliffen worden. Wie zynisch ist es da, die Gewerkschaften dafür zu verurteilen, dass sie das letzte bisschen Würde und die Arbeitsplätze ihrer Mitglieder verteidigen?
Anmerkung unseres Lesers H.H.: Ein interessantes Interview, das Einblick in die unternehmerische Denke, und nicht nur in die, gibt. So wird beispielsweise die Entlassung von 15.000 (!) Mitarbeitern als „unangenehm“ aber unausweichlich bezeichnet. Der alternativlose Wortschatz ist uns von Kanzlerin Merkel ja bestens vertraut. Die Logik dieses Top-Managers ist geradezu beängstigend. Ob er sich auch nur einmal die Frage gestellt hat, wie die Entlassenen künftig ihren Lebensunterhalt bestreiten? Wohl kaum. Dann wäre er mit seinem „Spar“-Lösungsansatz schnell an Grenzen gestoßen, denn wie wir alle wissen, kostet Arbeitslosigkeit nur noch mehr Geld. Das interessiert den Mann freilich nicht, Hauptsache seine Bilanz ist wieder in Ordnung. Auch die Fragestellung nach dem angeblich „recht verhaltenen Sparverhalten“ der europäischen Regierung kann nur noch kopfschütteld zur Kenntnis genommen werden. Dass die Firma ihre Päsenz in Asien ausbaut, ist freilich kein Wunder. Fragen nach Umweltschutz, Kinderarbeit, Arbeitsschutz und weiteren „Kostenfaktoren“ werden dort gar nicht erst gestellt. Das Interview ist ein Paradebeispiel für Meinungsmache der übelsten Art.
Anmerkung MB: Fehlkalkulationen und Blamage mit PPP sind in Frankfurt schon eine Berufskrankheit. Bereits bei mehreren Projekten hatte das kommunale Revisionsamt höhere Kosten vorausgesagt, wurde ignoriert und behielt später recht. Hinzu kommt ein erhebliches Maß an Interessenskollisionen bei der Kommunalpolitik.
Passend dazu: Harald Schumann: Public-Private-Partnerships: Sabotage an der Schuldenbremse
Immer mehr Autobahnstrecken überträgt der Bund an private Konzerne. Das kommt den Staat teuer zu stehen. Aber mit den geheimen Verträgen lässt sich die Schuldenbremse umgehen.
Schon seit mehr als zehn Jahren propagieren Finanz- und Verkehrspolitiker aus Union, FDP und SPD solche sogenannten Public Private Partnerships (PPP) als bequeme Alternative zum direkten Bau und Betrieb von Bauten aller Art durch die öffentliche Hand. Aber bei keinem der vielen PPP-Projekte geht es um so viel Geld wie bei den bundeseigenen Autobahnen.
Vor allem die Experten des Bundesrechnungshofes erheben seit Jahren massive Einwände gegen das PPP-Prinzip im Autobahnbau. Schon 2009, nach Prüfung der vier Projekte der „ersten Staffel“, kam Rechnungshofpräsident Dieter Engels zu einem vernichtenden Ergebnis. Demnach ergebe sich „für den Bund ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden“…
Selbst Ramsauers Gutachter räumen ein, dass der Kostenvorteil der PPP-Variante sich in Luft auflöst, wenn der angenommene Effizienzgewinn nur fünf statt zehn Prozent beträgt. Das ist auch nicht verwunderlich. Denn die privaten Autobahner haben einen gravierenden Nachteil gegenüber der öffentlichen Hand: Für die notwendigen Kredite müssen sie wesentlich mehr bezahlen als der Staat. Bei einer Zinsdifferenz von derzeit etwa 2,6 Prozent ergibt das allein für das rund 300 Millionen Euro teure Teilstück der A6 in Baden-Württemberg Mehrkosten von 110 Millionen Euro, also gut ein Drittel des ganzen Bauvolumens.
Quelle: Tagesspiegel
Anmerkung AM: Wieder eine weiterführende Rede bei der gestrigen Montagsdemonstration gegen Stuttgart 21. Hier geht es vor allem um die Frage der Haftung der politisch Verantwortlichen für den Weiterbau, der Bahnvorstände und Aufsichtsräte. Wenn Reicherters Einschätzung zutrifft, dann steht es schlecht um die Verantwortlichen und gut um den Widerstand. Man muss die Verantwortlichen, vor allem die Schwaben unter ihnen, beim Portmonee packen.
Ein paar weitere Links von Interesse:
Anmerkung WL: Ottmars Ausscheiden ist ein schwerer Verlust für die SPD-Bundestagsfraktion und für die sozialpolitisch Engagierten in der Sozialdemokratie. Damit verliert die SPD eine der letzten in Berlin wahrnehmbaren Stimmen für eine soziale Ausrichtung der Partei, einen „Kämpfer“ wie die FAZ richtig schreibt.
Hoffentlich hat Ottmar noch die Kraft einmal niederzuschreiben, wie die SPD-Rechte und die Schröderianer mit ihm umgesprungen sind. Ich wünsche ihm Kraft und Mut in seinem Kampf gegen die schwere Krankheit und alles Gute.
Quelle: störsender.tv
Anmerkung WL: Na wenn die „Märkte“ wieder normal reagieren, dann stören 18,82 Millionen Menschen ohne Arbeit in den 17 Euro-Ländern über 26% Arbeitslosenquote und über 56 % Jugendarbeitslosigkeit in Spanien und Griechenland, Armut und soziale Spaltung in Europa ja nicht mehr weiter.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=15848