Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Meinungsmache bestimmt das politische Leben. Hier der Blick auf die Manipulationen der Woche – Nr. 2
Datum: 4. Dezember 2012 um 9:47 Uhr
Rubrik: Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Manipulation des Monats
Verantwortlich: Albrecht Müller
Heute ein zweiter Rückblick auf einige Beispiele von Meinungsmache in den vergangenen Tagen. Die Reaktion auf die erste Übersicht war ermunternd. Das ist verständlich. Viele NachDenkSeiten-Nutzer/innen sehen wie wir, dass viele politische Entscheidungen durch Meinungsmache vorbereitet oder gerechtfertigt werden und man diese Entscheidungen deshalb nur verstehen kann und oft auch voraussehen kann, wenn man beobachtet, wie und warum Meinung gemacht wird. Mit gezielter, strategisch angelegter und wiederholter Meinungsmache wird in Deutschland beispielsweise dafür gesorgt, dass es kein alternatives politisches Bündnis geben kann, das der neoliberalen Ideologie nicht hinterher läuft. Also Beispiel (1) ein Artikel von Björn Hengst bei SPON; dann (2) die Schönung des Armutsbericht, dann (3) „Deutschlands Rentnern geht es so gut wie nie“, und dann (4) der Afghanistan Einsatz war ein Erfolg. Die meisten NDS-Leserinnen und Leser wissen, dass dies nur eine äußerst knappe Auswahl von Dutzenden von Manipulationen ist, die uns auch in den vergangenen acht Tagen wieder an der Nase herum geführt haben. Albrecht Müller.
„Schwarz-Gelb, Rot-Grün, eine Große Koalition oder doch ein Bündnis aus Union, FDP und Grünen? Schon jetzt wird über mögliche Konstellationen nach der Bundestagswahl spekuliert. Nur eine Partei taucht dabei nicht auf: die Linke. Jetzt rächt sich die jahrelange Fundamentalopposition von Oskar Lafontaine.“
Björn Hengst ist der Prototyp des Kampagnenjournalisten – man könnte ihn auch einen PR-Journalisten nennen. Er lässt sich in Strategien der Meinungsmache einbauen. Im konkreten Fall geht es darum, dass die Möglichkeit eines Bündnisses einschließlich der Linkspartei und damit generell eines Bündnisses Links von CDU/CSU und FDP ausgeschlossen werden soll. Björn Hengst hat diese Aufgabe bei SpiegelOnline schon 2008 in der Kampagne gegen den Versuch Andrea Ypsilantis, in Hessen eine Koalition aus SPD, Grünen und Linkspartei auf die Beine zu stellen, übernommen. Hier zum Beispiel und hier.
Im konkreten Fall geht es wieder einmal darum, die innere Willensbildung bei der Linkspartei zu beeinflussen. Zu diesem Zweck wurde auch bei SpiegelOnline immer wieder getrommelt, Lafontaine und seine Gruppierung seien gegen eine Zusammenarbeit mit der SPD. Diese Botschaft wurde wahrheitswidrig entgegen der Bereitschaft sowohl in Hessen (siehe oben) als auch im Saarland und im Bund zusammen zu arbeiten, in die Köpfe gehämmert. Nachdem diese Botschaft ziemlich fest verankert ist, wird jetzt nachgelegt mit der Botschaft, die Fundamentalopposition des Oskar Lafontaine habe die Linkspartei einsam gemacht. Das zielt auf die innere Willensbildung der Linkspartei wie auch auf die allgemeine Öffentlichkeit.
Bei Hengst bin ich mir nach eingehender Beobachtung ziemlich sicher, dass er direkt an einer PR-Agentur oder an den Strategen von Schwarz-Gelb dranhängt, also unter dem Einfluss ihrer Spin-Doktoren steht. Eindeutig fügt sich in Strategien ein, was von sich gibt.
Zynische Zensoren – Armutsbericht ist eine Ohrfeige für die Betroffenen
Quelle: Nürnberger Nachrichten
Und dann wieder SpiegelOnline, das Kampagnenjournal für die „Gutinformierten“, dort auch zweimal:
Anmerkung: Ohne Zweifel gibt es heute Rentner, denen es gut geht und die auch zu leben wissen. Aber die Mehrzahl der bezogenen Renten beträgt auch heute nicht einmal 1000 € im Monat. Nur 6,4 % der Frauen in den alten Bundesländern bezogen 2011 eine Rente von über 1000 €. Auf Sozialpolitik-Aktuell finden Sie viele Daten zum Thema.
Auch der Spiegel weist immerhin auf einige kritische Fakten hin:
“Allerdings belegt die Studie auch eine stark anwachsende soziale Ungleichheit – sowohl unter den Älteren als auch im Vergleich zu nachfolgenden Generationen: Das verfügbare Einkommen der Rentner stieg in den vergangenen 20 Jahren für das obere Seniorendrittel um 65 Prozent, für das untere lediglich um 28 Prozent.”
Was bedeutet, dass sich das inflationsbereinigte verfügbare Einkommen des unteren Drittels der Rentner in den vergangenen 20 Jahren deutlich reduziert hat. Dieser Fakt widerspricht eindeutig der Bildzeitungs-Überschrift, “den” deutschen Rentnern ginge es so gut wie noch nie.
Zu diesem Thema wurde in den vergangenen Tagen des Öfteren berichtet. Es wird hier nur erwähnt, um Sie auf die weiteren Manipulationsversuche aufmerksam zu machen. Anhaltspunkte:
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=15358