Titel: „Krake Bertelsmann“ lädt zusammen mit dem österreichischen Bundeskanzler zum „Salzburger Dialog“
Das PR-Schema ist immer das gleiche: Man hole einen hochkarätigen Kreis aus Politik, Wirtschaft, Finanzwelt und Kultur in ausgewählt vornehmer „Location“ zusammen und lasse sie über ein möglichst publikationsfähiges (d.h. populistisches) Diskussionspapier [PDF – 911 KB] bedeutungsschwere Besorgnis absondern und verkünde dann als Erlösung die Forderung nach Reformen in Wirtschaft und Gesellschaft. Und schon fallen die Medien auf das Theater herein und das Ganze wird sogar in der Frankfurter Rundschau (kritiklos) dokumentiert.
Hier das PR-Schema im Einzelnen:
- Ein Asienkorrespondent der FAZ darf ein „Diskussionspapier zu den wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Folgen des „Pazifischen Jahrhunderts“ zusammenklauben.
Gewürzt mit dem typischen Beratergeschwätz von “innovation offshoring”, von “global innovation networks” oder den “core-innovators” und natürlich nicht ohne den bedrohlichen Hinweis auf die immense Finanzkraft der Asiaten.
- Man lasse den österreichischen Bundeskanzler und Liz Mohn ein Grußwort sprechen. Und man lade dazu 25 buntschillernde „Persönlichkeiten“ aus Wirtschaft, Politik und Kultur vom Generalsekretär der Welthandelsorganisation, Pascal Lamy, dem greisen Politikwissenschaftler Paul Kennedy („Aufstieg und Fall der großen Mächte“), dem Architekten und Städteplaner Professor Albert Speer bis hin zur Präsidentin der Salzburger Festspiele Dr. Helga Rabl-Stadler, die als Aushängeschilder und Medienlockmittel das Thema paraphrasieren. (Es ist ja auch hochkompetent was etwa so ein namensprominenter Architekt oder eine Festspieldirektorin zu diesem Thema beitragen können.)
- Man wähle ein möglichst würdiges Ambiente (in der Mediensprache: eine Location) wie etwa die Salzburger Residenz.
- Man baue thematisch die übliche Drohkulisse auf (im Erschauern davor kann man ja sein Verantwortungsgefühl besonders gut darstellen) und zähle auf, welche internationale Konzerne wie viele Ingenieure in China, Singapur oder sonst wo in Asien beschäftigen. (Nebenbei bemerkt, so viele sind es gar nicht.)
- Und schließlich verkünde man das, wofür das ganze Theater inszeniert wurde, das Bertelsmannsche Credo, dass aus diesem Untergangsbedrohung nur eine „Reform“ von „Wirtschaft und Gesellschaft“ oder „Leistungsethik und Eliteförderung“ heraushelfen.
Eine Inszenierung der Bertelsmannschen Mission eben, auf die die Medien und wir alle voyeuristisch hereinfallen sollen.