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Titel: „Fake TV-News“ oder Reklamefilme nicht nur in den USA, sondern auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bei uns

Datum: 28. Juli 2006 um 12:11 Uhr
Rubrik: Medienkritik, PR, Steuern und Abgaben
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Die Frankfurter Rundschau berichtet am 28.7.06 auf Ihrer Medienseite über Werbung im Fernsehen „unterm Deckmantel“. „Fake TV-News“: Als Reportage präsentierte Reklamefile unterwandern die Nachrichtensendungen in den USA“, so lautet die Überschrift über diesem Beitrag. Es wird kritisch darüber berichtet, wie weit im amerikanischen Fernsehen „vorgetäuschte Nachrichten“ schon verbreitet seien.
Dass wir in Deutschland von amerikanischen Verhältnissen gar nicht so weit entfernt sind, beweist die Sendung „plusminus“ vom Bayerischen Rundfunk vom 25.7.06.

In der Sendung „plusminus“ vom Bayerischen Rundfunk gab es am 25.7.06 mal wieder eine der üblich gewordenen Elogen auf Irland. Eine Delegation von Unternehmern wurde auf Geschäftsreise begleitet. Irland als Steuerparadies gepriesen. Übrigens mit dem unsinnigen Vergleich der Unternehmersteuer dort von angeblichen 12,5% verglichen mit dem Spitzensteuersatz für die Einkommensteuer bei uns mit 42%. Keine Rede davon dass der Spitzensteuersatz der Einkommenssteuer in Irland genauso hoch ist und der implizite Steuersatz auf Kapital nach Eurostat in Deutschland mit 22,6 % eher niedriger ist als der in Irland mit 29,2 % (Vgl. Claus Schäfer Tab. 11 [PDF – 147 KB]). Mittelständische Unternehmer auf Stippvisite in Dublin durften vor der Kamera über die „bürokratischen Hürden“ in Deutschland im Vergleich zu Irland klagen. Keine Rede davon, dass den Iren ziemlich wenig bleibt vom „erfolgreichsten Staat der Europäischen Union“ (Zitat aus dem „plusminus“- Manuskript. Siehe zu diesem angeblichen Erfolgsmodell Albrecht Müller: „Den liberalen Ländern geht es besser“ – EU-Kommissar McCreevy verteidigt seinen Kurs). Danach wurde dann noch der geringere Kündigungsschutz in Spanien als vorbildlich gelobt.
(Warum nun gerade Spanien mit seinem Rekorddefizit in der Außenhandelsbilanz, seiner Inflationsrate von 3% und seinen deutlich höheren Lohnstückkosten [PDF – 119 KB] gerade als vorbildlich dargestellt wird, ist wohl eher der Reiselust der Autorinnen des „plusminus“- Beitrags als ihrem wirtschaftlichen Sachverstand geschuldet.)

Als Autorinnen wurden Lisa Wurscher und Martina Schuster genannt. Schaut man einmal nach, was die Damen außer, dass sie dem Bayerischen Rundfunk Sendebeiträge verkaufen, sonst noch machen, so stößt man auf eine „MutMacher Medien GmbH“ bzw. eine „MedienService TV & more GmbH“, die die beiden Damen im Jahre 2000 gegründet haben.

Dieses Unternehmen „bietet Produkte und Dienstleistungen zu allen Bereichen der optischen Unternehmenspräsentation. Das Angebot reicht von praxisorientierten Medientrainings für erfolgreiche Fernseh-Interviews bis hin zu maßgeschneiderten Imagevideos für Messeauftritte, Roadshows etc. Darüber hinaus produziert die MutMacher Medien GmbH die Existenzgründer-Serie “Mut-Macher” für das Bayerische Fernsehen“, so die Selbstanpreisung der PR-Agentur.

Eine Medienagentur, die Medientrainings für Unternehmer veranstaltet, Imagevideos für Unternehmen produziert und Unternehmenspräsentationen verkauft, darf also im Bayerischen Rundfunk in einer Wirtschaftssendung Unternehmermeinungen präsentieren und journalistische (kritische?) Beiträge produzieren, in denen aus Unternehmersicht die Vorteile europäischer Wirtschaftsstandorte Deutschland als positive und nachahmenswerte Beispiele vorgehalten werden.

Eine PR-Firma darf also in einem öffentlich-rechtlichen Rundfunksender in einem Wirtschaftsmagazin „unabhängige“ journalistische Nachrichtenbeiträge anbieten, ohne dass dies ausdrücklich erwähnt wird. Im Gegenteil, die PR-Damen werden vom Bayerischen Rundfunk als Journalistinnen eines unabhängigen, öffentlich-rechtlichen Senders geadelt, um sich dann mit diesem Beitrag dann wieder – wie bei der „Mut-Macher“-Serie schon geschehen – als werbeträchtige geschäftliche Referenz an den Hut zu stecken.

„Fake TV-News“ im Bayerischen Rundfunk eben. In den USA wurde immerhin gegen diese Reklamebeiträge Klage bei der Rundfunkaufsichtsbehörde eingereicht, Sendern die solche Reklamefilme in Programm aufnehmen droht Bußgeld oder gar Lizenzentzug. Was tut die Rundfunkaufsicht bei uns?


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