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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 1. August 2012 um 8:48 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Jens Berger
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Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung JB: Eine Banklizenz für den ESM wäre zweifelsohne eine sehr gute Idee. Mit einer solchen Lizenz ausgestattet, könnte der ESM den notleidenden Staaten ihre Anleihen direkt abkaufen (am Primärmarkt) und würde so endlich das Problem der zu hohen „Risikoaufschläge“ in den Griff bekommen. Die EZB darf momentan nur Anleihen über die Finanzmärkte (am Sekundärmarkt) kaufen, was gleich mehrere Nachteile hat:
All diese Nachteile ließen sich mit einem ESM, der über eine Banklizenz verfügt und sich das nötige Kapital daher von der EZB leihen kann, leicht umgehen. Ganz nebenher wäre dies auch ein sehr lukratives Geschäft für den ESM, da die gekauften Anleihen weit über dem Leitzins liegen, mit dem der ESM das nötige Kapital aufnimmt. So würde der ESM die Gewinne einfahren, die momentan die Banken einstreichen. Klar, dass dies nicht jedem gefällt.
Zum Thema auf den NachDenkSeiten:
dazu: Die EZB muss rasch Anleihen kaufen
Wenn derzeit die Preisstabilität gefährdet ist, dann von unten her. Denn es deutet mehr auf fallende Preise denn auf Inflation hin. Anleihekäufe sind vom Mandat gedeckt. […]
Die Notenbank tut zwar, was sie kann, um wenigstens von der Finanzierungsseite die Anstrengungen der Länder zu flankieren. Allein, es hilft nichts. Sie hat den Einfluss auf die langfristigen Zinsen zumindest des Südens verloren. Was tun, um erst den Süden und später den Rest Europas vor der Katastrophe zu bewahren? Richtig: Staatsanleihen kaufen, um so den Zins auf ein erträgliches Niveau zu drücken, damit es nicht zur Depression kommt.
Das darf sie aber nicht, heißt es in Deutschland, da sie so indirekt helfen würde, Staaten zu finanzieren. Das widerspreche ihrem Mandat. Wirklich? Das Mandat der EZB lautet, Preisstabilität zu garantieren, die mit zwei Prozent Inflation definiert ist, und wenn diese gegeben ist, für Wachstum und Arbeitsplätze Sorge zu tragen. Wenn derzeit die Preisstabilität gefährdet ist, dann von unten her. Denn es deutet mehr auf fallende Preise hin denn auf Inflation. Deshalb sind entgegen der landläufigen Meinung Staatsanleihekäufe gegen deflationäre Tendenzen, zumindest aber zur Stabilisierung der Realwirtschaft, voll vom Mandat gedeckt.
Und noch ein Argument muss entzaubert werden. Wer bestimmt, welcher Zinssatz für Italien oder Spanien der richtige ist? Der Markt? Also die Händler der Banken und die Investoren? Hatten sie sich nicht erst unlängst grandios geirrt und so die Bankenkrise und danach die Eurokrise möglich gemacht, weil sie für viel zu geringe Zinsen Geld verliehen? Gut möglich, dass sie in ihrer Angst, die Eurozone scheitere, schon wieder irren und viel zu hohe Zinsen verlangen und damit erst das Scheitern der Währungsunion herbeiführen. Ist es da nicht schlauer, Notenbanker die Zinsen bestimmen zu lassen, statt Wohlstand und Arbeitsplätze von der Laune der Spekulanten abhängig zu machen?
Quelle: Frankfurter Rundschau
Anmerkung JB: Starks Argumentation ist reichlich verschroben. Wenn man die EZB auch aus der indirekten Staatsfinanzierung herausnehmen wollte, müsste man ihr verbieten, Euro-Staatsanleihen als Sicherheit zu akzeptieren. Nur so könnte man Banken davon abbringen, sich mit EZB-Krediten wesentlich höher verzinste Staatsanleihen zu kaufen. Der einzige Unterschied zur gängigen Praxis wäre, dass der ESM nicht privat ist und die Gewinne nicht an Aktionäre ausschüttet. Aber was soll man von einem Mann erwarten, der als „finanzpolitischer Taliban“ verschrien ist.
Anmerkung Orlando Pascheit: Eigentlich ist es ganz erstaunlich, dass die FAZ einem Querdenker wie Michael Hudson soviel Raum gibt. Die NDS haben auf seine Artikel in der FAZ verwiesen: “Was sind Schulden?” und “Gute Bank, böse Bank”. Vermutlich gehen diese Ausflüge der FAZ auf Frank Schirrmacher zurück, der David Graebers Buch “Debt“ geradezu euphorisch rezensiert hat, in dem sich Graeber wiederum häufig auf Hudson beruft.
Hudson verweist u.a. darauf, dass 1694 die Bank of England gegründet wurde, um die die Defizite der Staaten zu finanzieren, und zwar durch das Drucken von Geld. Im Grunde ging es darum, das William II. einigen Londoner Kaufleuten, die ihm etwa 1,2 Millionen Pfund für den Krieg gegen Frankreich geliehen hatten, erlaubte als “The Bank of England”, das Geld, was er ihnen schuldete, anderen in Form von Banknoten als Darlehen zu geben. Heute tun Zentralbanken und Regierungen alles, um die “Interessen des oberen Prozents” zu wahren. Was in der Sprache der Politik und der Banker “Rettungspaket” genannt wird, ist der Krieg dieser 1 Prozent gegen die 99 Prozent. Hudson meint, dass wir uns in einer “vorrevolutionären Situation” befinden. DAnn fehlt uns nur noch ein moderner Abbé Sieyès, der die berühmte Frage „Qu’ est – ce que le Tiers-Etat?“ nur leicht abzuwandeln bräuchte: “Was sind die 99 Prozent? Alles und noch mehr. Was sind sie bis jetzt in der politischen Ordnung gewesen? Nichts.” Und wie lautete damals seine Antwort: „Ein Verband von Menschen, die unter gleichem Recht leben.“ Die folgende Passage wurde mit Blut geschrieben: „Der Dritte Stand umfasst alles, was zu einer Nation gehört, und alles, was nicht der Dritte Stand ist, kann sich nicht als Bestandteil der Nation ansehen.“ Was damals dem Adel widerfuhr, könnte durchaus dem heutigen Geldadel und seinen Handlangern widerfahren, die nicht gewillt sind “unter gleichem Recht [zu] leben”, sondern ihre Privilegien auf Kosten des Allgemeinheit immer weiter ausbauen.
Quelle: derStandard.at
Anmerkung MB: Zur Zillmerung sowie zu weiteren Risiken und Nebenwirkungen der betrieblichen Altersvorsorge lesen Sie auch:
passend dazu: Altersvorsorge plus Zulagen – Riester-, Kinder- und Grundzulagen: Das zahlt der Staat
Riester-Kunden erhalten eine Grundzulage, und wenn Kindergeld fließt, auch Kinderzulage(n). Je mehr Zulagen sie kassieren können, desto mehr lohnt sich das „Riestern“. Die Grundzulage für jedermann beträgt seit 2008 bis zu 154 Euro, und für Kinder bis zu 185 Euro pro Jahr. Für Kinder, die ab 2008 geboren wurden, fließen sogar bis zu 300 Euro pro Jahr. Um die Zulagen zu erhalten, müssen Sparer einen Zulagenantrag bis spätestens zwei Jahre nach dem Abschluss des Vertrags stellen. Die Zulagen fließen nicht auf das Girokonto, sondern direkt in den Vertrag und erhöhen die spätere Riester-Rente. Die Zulagen sind wichtig, weil sich ohne sie viele Verträge für den Sparer kaum lohnen würden. Deswegen sollten Sparer ein- bis zweimal pro Jahr ihre Zulagenanträge und Einzahlungshöhen überprüfen. Von der Zulagen-Förderung profitieren vor allem Geringverdiener und Familien mit mehreren Kindern – wenn sie einen guten Vertrag abgeschlossen haben. Der notwendige Eigenbetrag für den Erhalt der vollen Riester-Zulagen beträgt seit 2008 vier Prozent des beitragspflichtigen Vorjahreseinkommens. Der Eigenbetrag lässt sich ganz einfach mit dem Riester-Rechner (siehe unten) ausrechnen). Geringverdiener zahlen maximal 60 Euro im Jahr.
Quelle: Ihre Vorsorge
Anmerkung MB: Unglaublich. Sogar im Handelsblatt wird kritisch geschrieben, doch im „unabhängigen Altersvorsorge-Berater“ der Regionalträger der Deutschen Rentenversicherung und der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See rutscht eher aus Versehen ein Halbsatz dazu heraus.
Anmerkung: Die NachDenkSeiten begrüßen den Schwenk ausdrücklich. Ein Leistungsschutzrecht, das auch Blogs mit einbezogen hätte, wäre womöglich das Ende der Hinweise des Tages.
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