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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Die Förderung der privaten Altersvorsorge war schon immer eine von politischer Korruption bewirkte Fehlentscheidung. Jetzt alle Mittel auf gesetzliche Rente konzentrieren.
Datum: 24. Juli 2012 um 15:16 Uhr
Rubrik: Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Lobbyorganisationen und interessengebundene Wissenschaft, Riester-Rürup-Täuschung, Privatrente
Verantwortlich: Albrecht Müller
„Betriebsrente in Gefahr“ meldete die FAZ am 21.7. hier und hier. Die versprochenen Renditen sind nicht zu halten, weder bei der betrieblichen Altersvorsorge noch bei den anderen Produkten der Privatvorsorge. Diese Meldung hat die Lobbyisten der Privatvorsorge in helle Aufregung versetzt und ihre PR-Maschinerie in Bewegung gesetzt. Die richtige Konsequenz aber, nämlich alle Mittel auf die Gesetzliche Rente zu konzentrieren, ziehen sie selbstverständlich nicht. Albrecht Müller.
Beispiele für die angelaufene PR-Rettungsaktion
Außer der FAZ meldete sich beispielsweise BILD, die Frankfurter Rundschau, die Südwest Presse und viele weitere Medien mit bisher 74 Artikeln, oft mit Berufung auf die FAZ und auf dpa. In vielen dieser Artikel kommt der so genannte Sozialexperte Raffelhüschen zu Wort und oft auch Finanztest und ihr Chefredakteur Tenhagen. Dass beide Lobbyisten der Privatvorsorge sind, wird den Lesern, Zuschauern und Hörern der Meldungen nicht gesagt. Dass diese Personen Millionen von Menschen falsch beraten haben und dass sie an dieser Fehlberatung verdienen, wird auch nicht mitgeteilt. Stattdessen wird so getan, als sei die niedrige Rendite die Folge der Finanzkrise und der sinkenden Zinsen. Die Bild-Zeitung macht dafür die Europäische Zentralbank mit-verantwortlich, weil sie Geld zu Minizinsen verleiht.
Um die Menschen in die Privatvorsorge zu treiben, wurden die möglichen Renditen weit übertrieben
Als die Privatvorsorge um die Jahrtausendwende propagiert wurde und dann auch noch mit öffentlichen Mitteln subventioniert wurde, schwärmte man von Renditen von 11,5 %. Damals hatte man das Feuerwerk der Aktienkurse und Renditen in der so genannten Dotcom-Blase in Erinnerung. Die war aber schon im März des Jahres 2000 geplatzt. Man hätte bei einigermaßen nüchterner Analyse damals schon wissen können, dass die Renditen der privaten Altersvorsorge mickrig sein werden. Umso erstaunlicher ist es, dass das Blatt eines der Hauptpropagandisten der Privatvorsorge, des Chefredakteurs von Finanztest Hermann-Josef Tenhagen im Finanztest-Novemberheft des Jahres 2007 (Quelle: finanztest 11/2007 ) für einen Riester Rentenfonds eine Rendite von 9 % versprochen hatte. „Riester-Fonds im Test. Gefördert, sicher, 9 Prozent“, hieß es dort. NachDenkSeiten berichteten darüber am 19. November 2007 und am 21. November. Siehe Anlage.
Lobbyist Tenhagen wird trotz der Fehlprognosen und Falschberatung seines Blattes immer wieder von deutschen Medien wie auch jetzt wieder von der Bild-Zeitung als „Experte“ befragt und zitiert. Jetzt darf er mit Unterstützung von BILD den Weg zu neuen Möglichkeiten der betrieblichen Altersvorsorge weisen: den Weg über eine Direktversicherung. Siehe Artikel in der Frankfurter Rundschau.
Was alle diese so genannten Experten verschweigen:
Konsequenz
Wenn bei uns noch sachlich gedacht, geplant und entschieden würde, dann wäre der Fall klar: Konzentration aller Mittel auf die gesetzliche Rente. Auslaufen lassen der Förderung von Riester-Rente, Rürup-Rente und Entgeltumwandlung.
Solange diese Entscheidungen noch nicht getroffen sind muss es jeder und jedem freigestellt sein, die Förderung auch auf seinem Konto bei der Gesetzlichen Rentenversicherung zu lassen.
Diesen schon mehrmals in den NachDenkSeiten und in Kapitel 19 von „Meinungsmache“ („Die Zerstörung des Vertrauens in die sichere Altersvorsorge – ein Musterbeispiel gelungener Gehirnprägung“) unterbreiteten Vorschlag greifen weder Medien noch die Politik noch die Wissenschaft auf. Der Grund ist klar: bei den Maschmeyers dieser Welt und ihren Spezies in Politik, Wissenschaft und Medien würden die staatlich besorgten „Ölquellen“ versiegen.
Weitere Informationen zum Thema
In der erwähnten Rubrik der NachDenkSeiten wie auch im erwähnten Kapitel 19 von „Meinungsmache“ finden Sie sehr viele weitere Informationen. Das gilt auch für die einschlägigen drei Kapitel der „Reformlüge“ zu den Denkfehlern zum Thema Demographie und Altersvorsorge. Die einschlägigen Texte zu den Denkfehlern 5, 6 und 7 sind auch in den NachDenkSeiten wiedergegeben. Hier der Denkfehler Nummer 7 mit dem Titel „Jetzt hilft nur noch private Vorsorge“. Die Texte stammen zwar von 2004. Sie sind aber offensichtlich, mit Ausnahme der Zahlen, immer noch aktuell.
Anlage:
19. November 2007 um 9:04 Uhr
Wer sich bei der Privatvorsorge auf FINANZtest verlässt, spielt mit einem hohen Risiko.
Es ist erstaunlich, wie offen und zugleich unredlich Einrichtungen, von denen wir das nicht erwartet hätten, Reklame für Privatvorsorge machen. So zum Beispiel die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender; insbesondere das ZDF (siehe Hinweise vom 15. 11., Nr. 4) Auch Volkshochschulen und selbst die Deutsche Rentenversicherung lassen sich einspannen. Und sogar FINANZtest, der Ableger der Stiftung Warentest. FINANZtest empfiehlt den Privatvorsorgern Riester-Fondssparpläne mit einer voraussichtlichen Rendite von 9% bis zum Jahr 2035. Nicht zu glauben. Unseriös. Lesen Sie selbst. Albrecht Müller.
und
21. November 2007 um 17:03 Uhr
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=13963