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Titel: Neuer Regierungssprecher Stefan Kornelius: „Dieser Mann ist ein Gefährder“
Datum: 30. April 2025 um 12:00 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Bundesregierung, Drehtür Politik und Wirtschaft, einzelne Politiker/Personen der Zeitgeschichte, Medien und Medienanalyse
Verantwortlich: Tobias Riegel
Die Berufung des „Süddeutsche Zeitung“-Redakteurs Stefan Kornelius zum Regierungssprecher ist eine Provokation. Es gibt kaum ein wichtiges Thema, bei dem Kornelius in den letzten Jahren nicht fragwürdig bis destruktiv gewirkt hat – seien es Russland, Corona, Syrien, Aufrüstung und so weiter. Diese Personalie wird die Gesellschaft also weiter spalten – sie ist aber auch Spiegel der ideologischen Verfassung von Schwarz-Rot. Ein Kommentar von Tobias Riegel.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Der Politikjournalist Stefan Kornelius von der Süddeutschen Zeitung (SZ) soll Sprecher der neuen schwarz-roten Bundesregierung werden, wie Medien berichten. Nach der für den 6. Mai geplanten Wahl von CDU-Chef Friedrich Merz zum Bundeskanzler soll der 59-Jährige Steffen Hebestreit ablösen, der seit dreieinhalb Jahren Sprecher der Regierung von SPD-Kanzler Olaf Scholz ist.
Kornelius wurde von Merz auf den Posten berufen. Er leitete seit 2021 das Politik-Ressort, davor war er seit 2000 für die Außenpolitik verantwortlich. Weitere Stationen waren unter anderem das Berliner Büro und Washington während der Clinton-Präsidentschaft. Für die SPD war der Name ihres Nominierten zunächst noch nicht bekannt.
Polarisierende Person
Die SZ kann ihre Posten besetzen, wie sie will. Aber als Sprachrohr in „der Demokratie“ ist es doch ein mindestens fragwürdiges Zeichen vonseiten der CDU, als Regierungssprecher keine eher ausgleichende Stimme zu wählen, sondern einen bekanntermaßen harten und darum polarisierenden Ideologen. Ich empfinde das als das Gegenteil einer Überwindung von gesellschaftlichen Gräben und darum als politisch verantwortungslos.
Dass Kornelius ein (unter anderem) transatlantischer und antirussischer Ideologe ist, steht angesichts seines publizistischen Schaffens meiner Meinung nach außer Zweifel. In seine Zeit als Chef des Auslandsressorts bei der Süddeutschen Zeitung (2000-2021) fallen unter anderem geopolitische Kampagnen wie „Krieg gegen den Terror“, „Arabischer Frühling“, der syrische „Bürgerkrieg“, der Maidan-Putsch, die Umtriebe des ukrainischen Asow-Regiments sowie die permanente Steigerung der westlichen wirtschaftlichen, propagandistischen und militärischen Provokationen gegen Russland. Alle diese geopolitischen Kampagnen wurden von der SZ entweder gestützt oder nicht angemessen thematisiert – und die schlimmen Folgen dieser Geopolitik in Form von zerstörten Ländern, Flüchtlingsbewegungen, erhöhter Kriegsgefahr, Rüstungsdebatten und so weiter spüren wir auch in Deutschland heute noch.
Es geht in der Beurteilung nicht nur um die eigenen Texte von Kornelius, sondern auch um die Ausrichtung der von ihm verantworteten Ressorts, vor allem außenpolitisch. Kornelius kann angesichts der so von ihm entfachten publizistischen Wirkung als eine der zahlreichen zentralen Personen in Medien und Politik gelten, die die Feindschaft zwischen Russland und dem Rest Europas auf das heute brandgefährliche Niveau eskaliert zu haben.
Von 2000 bis zu seiner jetzigen Berufung zum Regierungssprecher war er Chef von wichtigen Ressorts bei der SZ. In diesen Positionen ist eine seiner inhaltlichen Kontinuitäten eine harte Meinungsmache zugunsten der NATO-Ideologie. Regierungen kamen und gingen – aber Kornelius ist (mindestens) seit 2000 eine permanente Stimme der geopolitischen Eskalation, die die Politik auch durchaus mal „vor sich hertreiben kann“.
Bei allen wichtigen Themen lag er falsch
Die SZ hat eine Geschichte seit 1945. Es gab in dieser Zeit auch einzelne Mitarbeiter, die einen gewissen Respekt vor Teilen der Zeitung begründen konnten, etwa den Journalisten Heribert Prantl. Inzwischen aber gehört die SZ in meinen Augen zu den härtesten Meinungsmachern in Deutschland – unter vielem anderen bei den Themen Russland, Corona, Aufrüstung, Ukraine, Syrienkrieg, Zuwanderung, liberale Wirtschaftsordnung, Hartz-IV oder auch bei der mit den Vehikeln „rechtsextrem“ oder „Hass und Hetze“ betriebenen Diffamierung von Regierungsgegnern.
Bei all diesen Themen hat Kornelius in meinen Augen nicht nur inhaltlich falsch gelegen, sondern er hat seine Rolle als Redakteur für die Verbreitung teils extremer transatlantischer Positionen genutzt, die gegen die Interessen der Bürger hierzulande gerichtet waren, und das in einer zum Teil unangemessen harten Sprache.
Zusätzlich gibt es das aus den Begriffsumdeutungen der letzten Jahre resultierende Missverständnis, die SZ verfolge einen „linksliberalen“ Kurs, – mehr zu solchen Begriffsverwirrungen findet sich hier oder hier. Erst am Dienstag bin ich in diesem Artikel auf einen aktuellen und hoch ideologischen Kommentar in der SZ zum Ukrainekrieg eingegangen. Unvergessen ist auch, wie Kornelius z.B. laut Horizont eine Impfpflicht forderte – oder wie er über Julian Assange schrieb:
„Dieser Mann ist ein Gefährder“
Stefan Kornelius von der @SZ wird neuer Regierungssprecher.
NIEMALS vergessen >>> pic.twitter.com/5q2tWdz3c1
— _horizont_ (@hori_____zont) April 29, 2025
Wenn es um die Themen Debattenkultur, sprachliche Verrohung, ideologische Verhärtungen und vieles mehr geht, dann würde ich Kornelius’ Aussage von dem Gefährder fast schon auf ihn selber beziehen. Wer wie Kornelius seit langen Jahren mit steilen Thesen in die Politik hineinwirkt, der „gefährdet“ auch eine vernünftige Politik, etwa die alternativlose Entspannung zwischen Russland und dem Rest Europas.
Übrigens: Die Regierungssprecher sind für die Kommunikation der Bundesregierung als Ganzes verantwortlich, begleiten den Kanzler zu seinen Terminen im In- und Ausland, leiten seine Pressekonferenzen – und: Sie stellen sich drei Mal in der Woche in der Bundespressekonferenz (BPK) den Fragen der Hauptstadtjournalisten. Ein Gutes kann die Berufung von Kornelius also haben, es besteht die Chance auf Dekonstruktion: Während man seine Texte in der SZ so hinnehmen musste, kann unser Kollege Florian Warweg in der BPK Kornelius’ „Argumente“ künftig direkt hinterfragen.
Titelbild: Cineberg / Shutterstock
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