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Titel: „Die sollten eher dagegen aufstehen, wenn jemand Goebbels‘ Lieblingswort ‘kriegstüchtig’ wieder en vogue bringt“
Datum: 24. April 2025 um 10:00 Uhr
Rubrik: Friedenspolitik, Interviews, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech
Verantwortlich: Redaktion
Dieter Hallervorden hat Gesicht gezeigt und eine bemerkenswerte Rede gehalten, die auf einer Friedensdemo am Karfreitag in Dresden eingespielt wurde. Doch anstatt auf den Inhalt der Rede einzugehen und Hallervordens Kritik aufzugreifen, hatten zahlreiche Medien nichts Besseres zu tun, als die Veranstaltung als „rechts“ zu framen. Hallervordens Appel für Frieden wurde kurzerhand zur „Kurzschlussverschwörungsrede“ (FAZ) umgedeutet. Im Interview mit den NachDenkSeiten zeigt sich der bekannte Schauspieler und Intendant schockiert über die Verdrehungen und Angriffe gegen ihn.
Das in Dresden eingespielte Video: Dieter Hallervorden – Frieden ist ein Meisterstück der Vernunft
NachDenkSeiten: Wie fühlt man sich, wenn man medial vom beliebtesten deutschen Volksschauspieler zum Fußabtreter der Nation gemacht werden soll?
Dieter Hallervorden: Nun mal langsam. Noch posten Hunderttausende in den sozialen Medien in meine Richtung. Ich habe den Eindruck, dass 80 Prozent der Menschen meinen Aussagen zustimmen, dagegen aber 80 Prozent der Medienmacher darüber vor Wut schnauben. Zum Beispiel brachte eine der größten deutschen Tageszeitungen aus Frankfurt am Dienstag einen ziemlich barschen Artikel gegen mich. Fünf Stunden später waren von 400 Usern dort 370 für meine Meinung gepostet und die Zeitung kassierte eine große Zahl an Abo-Kündigungen. Damit lässt sich leben. Meinerseits.
Schon mit ihrer Neufassung von „Palim Palim“ – und dem berühmten „Zigeunerschnitzel“ darin – wurden Sie in die rechte Ecke geframt. Das muss doch für Sie …
… natürlich ärgerlich sein. Klar. Aber schon die berühmte Musikfamilie Reinhard – Django, der Gitarrist und Schnuckenack, der Geigenvirtuose – hat ihren Jazz `Zigeunermusik´ genannt. Da ist ein „Zigeunerschnitzel“ doch kein Kriegsverbrechen. Die künstliche Aufregung woker Sprachumerzieher ist oft nur elitäre Anmaßung. Die sollten eher dagegen aufstehen, wenn jemand Goebbels‘ Lieblingswort „kriegstüchtig“ wieder en vogue bringt.
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Und dass Sie in Dresden Ihr Video einer Kundgebung zur Verfügung gestellt haben, die in den Medien allgemein als rechts bezeichnet wurde?
Vor meinem Video-Statement zum Thema Frieden in Dresden habe ich darauf bestanden, dass einleitend bekanntgegeben wird, dass ich Gegner der AfD bin. Das hat Diether Dehm auch vor allen Teilnehmern auf der Bühne in meinem Namen vorgetragen.
Anstatt aber den Text meines Friedensaufrufs wiederzugeben, werfen mir regierungsnahe Medien vor, mich in falsche Gesellschaft begeben zu haben. Nicht einmal da kommen einige Schreiber ihrer Sorgfaltspflicht nach, geschweige denn in Sachen Gaza-Konflikt oder Entstehung des Ukrainekriegs.
Inwiefern?
Bei der Kundgebung in Dresden hat man einfach ein paar Dinge dazu erfunden. Angeblich habe dort ein vorbestrafter Rechtsextremer auf der Bühne gesprochen und ein früherer NPD-Chef. Alles Bullshit. Kein Wort davon ist wahr. Die Dresdner Veranstalter um Jürgen Fliege haben jetzt sowohl Strafanzeige gegen diese Falschaussagen gestellt als auch andere presserechtliche Schritte gegen die Medien eingeleitet. Ich habe aber für solche gerichtlichen Scharmützel im Moment nicht genug Zeit als Intendant von drei Theatern.
Also waren in Dresden überhaupt keine Rechten unterwegs?
Das habe ich keinesfalls behauptet. Aber halten zu Gnaden: Es gibt ja auch rechts Leute, die es mit dem Grundgesetz neu versuchen wollen. Ich jedenfalls würde für meinen glühenden Wunsch nach Frieden vor jedem Publikum streitbar auf die Bühne springen. Ich erbitte geradezu Gelegenheiten dazu. Und ich schreibe den Kritikern ins Stammbuch: meine Lust an Literatur und Lesen würde ich z.B. auch vor Leuten bekunden, die am liebsten bestimmte Bücher verbieten würden.
Wichtig ist die persönliche Meinungsäußerung und nicht die anderer, die meinen Friedenswunsch teilen. Nee, mich ärgert eine Methode, wonach ein Geheimdienst bloß noch ein paar Rechte zu einer Friedenskundgebung zu schicken braucht und schon darf niemand mehr weiter demonstrieren oder sprechen und singen. Das wäre doch echt zu billig. Diese Art von Kontaktschuld lehne ich sowieso ab.
Sie zeigen sich von all den Anwürfen also unbeeindruckt?
Iwo. Glauben Sie, mir tut sowas nicht weh? Oder meinen Künstlerkollegen Arnulf Rating, Uwe Steimle, Kilian Forster, Markus Stockhausen, Justus Frantz und Reiner Kröhnert, die in Dresden für Frieden auch auf der Bühne standen? Die haben auch Gesicht gezeigt. Nicht nur ein Dieter Hallervorden! Für Frieden musste man auch früher schon einiges aushalten. Und diesmal geht es gegen die Gefahr eines dritten Weltkriegs. Und um die geschundenen Menschen im Gazastreifen und die Hingemetzelten im Ukrainekrieg auf beiden Seiten.
Titelbild: Screenshot YouTube
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