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Titel: Habeck und Baerbock auf historischer Pressekonferenz nach Wahlniederlage: „Großartig, toll, unglaublich“
Datum: 25. Februar 2025 um 10:00 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, einzelne Politiker/Personen der Zeitgeschichte, Grüne
Verantwortlich: Florian Warweg
Falls es noch eines Beweises bedurft hätte für die Abgehobenheit und offensichtlich massiv gestörte Selbstwahrnehmung bar jeder Faktenlage von Robert Habeck, dann lieferte der Auftritt des gescheiterten Grünen-Kanzlerkandidaten auf der Bundespressekonferenz am Tag nach der Wahl die letzte Bestätigung hierfür. In der Realität hatten die Grünen eine Minus-drei-Prozent-Klatsche eingefahren, massiv Stimmen an Linke, CDU, AfD und BSW verloren und verzeichneten zudem den schlechtesten Wert aller im Bundestag vertretenen Parteien, was die Nichtwähler-Mobilisierung angeht. In Robert Hs. Traumwelt sah das aber ganz anders aus. Getoppt wurde dies nur noch von Annalena Baerbock, die doch tatsächlich versuchte, sich als eine Art ewige Ehren-Außenministerin der BRD zu präsentieren. Bericht aus einem Paralleluniversum von Florian Warweg.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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„Es war ein großartiger Wahlkampf. Die Mobilisierung der Partei war stark. Die Kampagne war toll. Die Performance in den sozialen Medien hat eine unglaubliche Reichweite erzielt. Und ich glaube, ich habe vielen Menschen Freude gemacht. Und ich will es nochmal sagen, das war der Wahlkampf, den ich führen wollte. Das ist das politische Angebot, das ich unterbreiten wollte. Ich bin also sehr zufrieden und sehr eins mit dem, was da passiert ist.“
#Habeck-Time… Pseudo-staatstragend als sei er nicht abgewählt worden… pic.twitter.com/QczMit85Wr
— Florian Warweg (@FWarweg) February 24, 2025
Der Kanzlerkandidat der Grünen resümiert die Ergebnisse der Bundestagswahl 2025 in einer Form, als würden die Grünen in einem extrem auf seine Person zugeschnittenen Wahlkampf (erinnert sei beispielhaft nur an die Projektion eines Riesenporträts von ihm auf das Münchner Siegestor) nicht zu den großen Verlierern, sondern Gewinnern zählen. Welcher andere Spitzenkandidat könnte, ohne größeres Gegenfeuer aus Politik und Medien, eine Wahlkampfstrategie, die maßgeblich unter seiner Leitung konzipiert wurde und die massive Stimmverluste (von 14,7 auf 11,6 Prozent) sowie eine historisch einmalige Wählerwanderung weg von den Grünen hin zur Linkspartei (700.000), CDU (460.000), BSW (150.000) und AfD (100.000) verursacht hat, als „großartigen Wahlkampf“, mit „starker Mobilisierung“, „toller Kampagne“, und „unglaublicher Reichweite“ bezeichnen, mit dem man „sehr zufrieden“ sei?
Quelle: Screenshot Tagesschau
Vielsagend in diesem Zusammenhang einer mutmaßlich chronisch gestörten Selbstwahrnehmung auch seine Behauptung, er habe mit seinem Wahlkampf „vielen Menschen Freude gemacht“. Realitäten so unwidersprochen umzudeuten, das schafft wohl wirklich nur der Robert und ein ihn hofierendes journalistisches Feld, welches (ganz im Gegensatz zum gesellschaftlichen Durchschnitt) zu über 40 Prozent seine Wahlpräferenz bei den Grünen hat, wie eine repräsentative Studie der TU Dortmund ans Licht brachte.
Von den NachDenkSeiten befragt, ob sich angesichts dieser Zahlen wirklich ein solches positives Resümee wie von ihm präsentiert anbietet, reagierte der noch geschäftsführend tätige Wirtschaftsminister und Kanzlerkandidat a.D. sichtlich trotzig:
Fast noch absurder wurde es, als Annalena Baerbock zu ihrem sichtlich auswendig gelernten Vortrag ansetzte. Wohlgemerkt, das Eingangsstatement bei einer Pressekonferenz angesichts einer für die Grünen verlorenen Bundestagswahl und damit verbunden auch die De-facto-Abwahl von Baerbock als Außenministerin. Doch in ihrer Stellungnahme ging sie, von einem Halbsatz abgesehen, gar nicht auf den Wahlausgang und die Rolle ihrer Partei ein. Sie agierte, auf einer explizit als „Zu den Bundestagswahlen“ deklarierten Pressekonferenz, als befände sie sich in der BPK als eine Art ewige Außenministerin, die mahnend den Finger hebt, falls es doch mal jemand wagen sollte, in Verhandlungen mit Russland zu treten, und nicht als Spitzenpolitikerin der Grünen, die gerade eine massive Wahlschlappe erlitten hatten:
„Wir brauchen jetzt ein Deutschland, was ohne Zaudern und Zögern für unseren Frieden in Freiheit einsteht. Daher der eindringliche Appell von uns beiden, von unserer Partei, um diesen Frieden in Freiheit zu sichern, müssen wir in den nächsten Wochen die Kraft finden, die Investitionen, die es dafür braucht, gemeinsam bereitzustellen.
Wir haben uns diese Rolle nicht ausgesucht, aber die Wählerinnen und Wähler haben in einer Demokratie es so entschieden. Und wir übernehmen auch in diesen Zeiten unsere Verantwortung in unserer neuen Rolle, dieses Land, diesen Frieden zusammenzuhalten.“
@ABaerbock hat ebenfalls noch nicht wirklich kapiert welchen Status sie jetzt hat… pic.twitter.com/dwCwdvOfuZ
— Florian Warweg (@FWarweg) February 24, 2025
Die gesamte Bundespressekonferenz nach der verlorenen Bundestagswahl der Grünen-Vertreter Baerbock und Habeck können Sie hier einsehen:
Titelbild: Screenshot NachDenkSeiten, Bundespressekonferenz 24.02.2025
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=129271