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Titel: BSW-Regierungsbeteiligung verändert Abstimmungsverhalten im Bundesrat zu Waffenlieferungen und Sanktionen gegen Russland
Datum: 17. Februar 2025 um 14:37 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Audio-Podcast, BSW, Militäreinsätze/Kriege
Verantwortlich: Florian Warweg
Seit 2023 wird im Bundesrat jedes Jahr ein sogenannter Entschließungsantrag eingebracht, der eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland sowie weitere Waffenlieferungen und Finanzhilfen an die Ukraine sowie deren EU-Mitgliedschaft fordert. Bisher wurde dieser Antrag immer einstimmig, auch von den Ländern mit Regierungsbeteiligung der Linkspartei, angenommen. Doch dieses Jahr haben erstmals die vom BSW mitregierten Bundesländer dem nicht zugestimmt. Und auch Sachsen hat sich erstmalig enthalten. Schafft es das BSW tatsächlich, wie zuvor angekündigt, über die Regierungsbeteiligung auf Länderebene Einfluss auf die Außenpolitik des Bundes zu nehmen? Von Florian Warweg.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Am 14. Februar 2025 hatte der Bundesrat, initiiert unter anderem von Baden-Württemberg (Grüne, CDU), Mecklenburg-Vorpommern (SPD, Linkspartei) sowie Nordrhein-Westfalen (CDU, Grüne), und zwei Tage nach der Ankündigung der USA, dass sie einen Verhandlungsprozess mit Russland zur Beendigung des Krieges in der Ukraine eingeleitet haben, einen Entschlussantrag unter dem Titel „Entschließung des Bundesrates zum Jahrestag des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine“ (Drucksache 62/25) angenommen. Der Inhalt hat es in sich und ist aus mehreren Gründen höchst problematisch:
Dazu kommt, dass, wer den ärmsten Staat Europas nun im Eiltempo in die EU aufnehmen will, dem deutschen Steuerzahler zuvor zumindest erklären sollte, wer diesen Schritt und mit welchen sozialen Einschnitten bezahlen und was dies die Bürger in den strukturschwachen Regionen Deutschlands an bisher gezahlten EU-Fördermitteln kosten wird. Doch nichts davon findet sich in dem Antrag.
Diese „Jahrestags“-Entschließungen des Bundesrates gab es wie erwähnt bereits in den Jahren 2023 und 2024. Besonders auffällig ist hierbei die fragwürdige und widersprüchliche Rolle der Partei Die Linke. Sie war bzw. ist in diesem Zeitraum an den Regierungen Berlins (bis 2023), Thüringens (bis 2024), Bremens (bis heute) und Mecklenburg-Vorpommerns (bis heute) beteiligt. In diesem Zeitraum hat sie einige offizielle Gremienbeschlüsse gegen Waffenlieferungen gefasst. Doch in ihren aktiven Regierungsbeteiligungen im Bundesrat stimmte Die Linke bisher stets für diese Resolutionen und damit für immer weitere Waffenlieferungen sowie einen Text, in dem das Wort und Konzept „Verhandlung“ überhaupt nicht vorkommt. Ebenso legt die Linke aktuell in ihrem Bundestagswahlkampf den Fokus auf die steigenden Lebenshaltungskosten – hat aber gleichzeitig mit der jährlichen Zustimmung zu den Resolutionen die (völkerrechtswidrigen) Wirtschaftssanktionen, die vor allem die Energiepreise haben massiv steigen lassen, befürwortet und deren weitere Verschärfung gefordert. Die rot-rote Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern ist sogar im zweiten Jahr in Folge eine der Initiatoren dieser Resolution.
Bei aller Kritik, die man an den Regierungsbeteiligungen des BSW äußern kann, muss man durchaus anerkennen, dass das Bündnis unter Führung von Sahra Wagenknecht das Versprechen, das Thema Friedensverhandlungen mit Russland und Sanktionsabbau über ihre Regierungsbeteiligung auf Länderebene einzubringen und so einen Unterschied zu machen, bisher tatsächlich umgesetzt hat. Neben entsprechenden Initiativen auf Landesebene ist dieses Wahlversprechen durch Druck des BSW auf seine jeweiligen Koalitionspartner in Thüringen (CDU) und Brandenburg (SPD) jetzt auch auf Ebene des Bundesrats umgesetzt worden. Das ist, eingedenk der Tatsache, dass das BSW in beiden Fällen der kleinere Koalitionspartner ist, keine Selbstverständlichkeit. Dies zeigt auch das aufgezeigte bisherige Abstimmungsverhalten der Linkspartei im Bundesrat, die bisher immer brav für diese Bundesrats-Anträge für mehr Waffen und mehr Sanktionen gestimmt und diese sogar 2024 und 2025 proaktiv miteingebracht hat.
Titelbild: Screenshot Entschließungsantrag
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