Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Leserbriefe zu „Wahlkampf: Die nächsten Wochen braucht es starke Nerven“
Datum: 19. Januar 2025 um 14:00 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich: Redaktion
Tobias Riegel kommentiert in diesem Beitrag die von den Parteien im Bundestagswahlkampf verwendeten Plakate. Die ersten Fotos und Slogans würden bereits ihre erbarmungslose Wirkung im Stadtbild entfalten. Es gebe kaum ein Entrinnen. Viele der nun plakatierten Slogans würden dem Motto: „Einfach mal das Gegenteil behaupten“ folgen. Verflachung, Personenkult und Ablenkungen vom Wesentlichen, das alles sei nichts Neues. Wegen der kürzeren und darum konzentrierteren Zeit, wegen der politischen Unsicherheiten und der nochmals gesteigerten Verrohung im Umgang mit jeweils Andersdenkenden erscheine es dieses Mal jedoch anders. Für die interessanten Zuschriften hierzu bedanken wir uns. Die nun folgende Auswahl der Leserbriefe hat Christian Reimann für Sie zusammengestellt.
1. Leserbrief
Liebe Redaktion, lieber Herr Riegel,
ich möchte Ihnen widersprechen, wenn Sie in Ihrem kurzen Kommentar alle Parteien/Plakate über einen Kamm scheren. Sie schreiben “Auch bei diesem Wahlkampf wurden, zumindest auf den meisten Plakaten, Inhalte weitgehend überwunden” und dies angesichts “multipler Krisen”. In die gleiche Kerbe schlägt der in den Hinweisen des Tages vom 16. Januar verlinkte Artikel des Lokalkompass, der “nichtssagende Wahlplakate und Wahlaussagen” beklagt, die “an den eigentlichen Problemen, Sorgen und Nöten der Bürgerinnen und Bürger – wie Mieten, Preise, Renten, Kinderarmut, Bildungsmisere sowie Frieden und Klimaschutz” vorbeigingen.
Im Falle des BSW muss ich dem entgegen halten, dass die Plakate durchaus auf diese Krisen und Probleme eingehen:
Interessant sind bereits die beiden einleitenden Formeln “Unser Land wünscht sich …” und “Unser Land verdient mehr …”. Diese Formulierungen legen den Fokus auf das, was die Menschen bewegt und stellen das “Zuhören” in den Vordergrund. Bis auf das Motiv “Kompetenz” sind die Plakate auch so konkret, wie ein Plakat es eben sein kann (gegenüber der Habeckschen “Zuversicht” allerdings wirkt die “Kompetenz” schon wieder ziemlich konkret und quasi als Kommentar – “Kompetenz statt Zuversicht” (in wen oder was?))
In der Gegenüberstellung gewinnen Plakate, die mit notgedrungen nur kurzen Sätzen Inhalte transportieren, darüber hinaus durchaus an Gewicht: unter dem CDU-Plakat “Fleiß muss man wieder im Geldbeutel spüren” haben wir das BSW-Plakat “Unser Land verdient mehr Rente” angebracht. Die CDU sagt implizit, dass wer nicht fleißig ist, es eben auch im Geldbeutel spüren soll; und wer bestimmt, wer fleißig ist? Die Aussage des BSW-Plakates hat demgegenüber eindeutige Adressaten. Sicher müssen nun die Wahlprogramme bewertet werden, allerdings werden nur wenige sich diese Mühe machen, oder besser, mangels Zeit machen können. Für die große Mehrheit der Unentschiedenen werden die Plattitüden des Mainstreams, die Wahlwerbespots und eben die Plakate entscheidend sein.
Die Motive des BSW sind übrigens im lokalen Unterstützerkreis sehr kontrovers diskutiert worden, insbesondere die Motive “Sicherheit” und “weniger Migration”. In diesen Diskussionen wurde deutlich, dass die Plakatmotive durchaus sehr durchdacht konzipiert wurden; und sie verbinden immer eine Person mit einem Inhalt.
Viele Grüße
Heiner Biewer
Anmerkung Tobias Riegel: Sehr geehrter Herr Biewer,
Vielen Dank für Ihre Mail. Sie haben Recht, gegenüber dem BSW war mein Kommentar zu undifferenziert.
Mit freundlichen Grüßen, Tobias Riegel
2. Leserbrief
Sehr geschätzter Tobias Riegel,
danke für Ihren Kommentar – geteiltes Leid ist halbes Leid!
Bei mir hier lese ich so sinnbefreites Zeug der Globalisten wie “Für DICH in den Bundestag”, “Ein Mensch ein Wort”, “Max macht`s” oder “Das wir auf Deutschland wieder stolz sein können”.
Die Sprüche sind in meinen Augen eine Beleidigung für politisch mündige Bürger, passen aber meines Erachtens zur politischen Kompetenz.
Herzliche Grüße
Andreas Rommel
3. Leserbrief
Liebes NDS-team,
heute unübersehbar an der Strasseneck aufgestoßen:
Anna-Lena Baerbock
ZUSAMMEN, darunter ‘Ein Mensch ein Wort.‘
Da fällt mir nur eines ein: „ es ist mir egal, was meine Wähler denken!“
Meine Stimme hat sie ganz gewiß – nicht.
Geht es eigentlich noch dumm-dreister?
Dran bleiben!
Christian D. EMANS MD
4. Leserbrief
Anlehnend an Reinhard Mays Song: “Meine Söhne geb’ ich nicht”, setze ich das fort für diesen und weitere “Wahlkämpfe und trällere:
“Nein, meine Nerven geb’ ich nicht!”
Gut, wenn die Nachdenkseiten Entmündigungs-Propaganda und Polit-Geschwätz weiter entlarven. Für mich ist das Nervenstärkung! ?
L.G.
Ute Plass
Ps
Mir geht es nicht um PolitikerInnen-Bashing, sondern um Veränderung eines falschen Systems , von dem immer noch viele erwarten, dass es richtige Ergebnisse liefert!
So frustrierend ist politisches Engagement! So ernüchternd ist die Arbeit in Parteien!
5. Leserbrief
Liebe Redaktion,
Winter! Harte Zeiten! Plakate ZUVERSICHT.
In Berlin ist in den letzten Tagen mein Blick des Öfteren über zahlreiche, kleinere sowie größere Plakate mit diesem Konterfei gestolpert, so daß ich mich völlig desorientiert fragen musste: Zuver, who the fuck is Zuver?
Ist das ein Tier, ein sehender Gegenstand oder gar ein Mensch, der uns so zahlreich und penetrant seine Sicht der Dinge auseinandersetzen will? Ein Tier – die freie Assoziation hat mich sofort zu einer Ziesel geführt – kann jedoch nicht sein, da auf allen Plakaten „Ein Wort“ steht, also Zuver kann sprechen. Damit scheidet auch der Gegenstand aus (wäre sowieso eine contradictio in adjecto). Bei einer zweiten Inaugenscheinnahme sieht man, dass Zuver sich selbst als „Mensch“ bezeichnet, das macht die Sache deutlich klarer. Unklar bleibt weiterhin, warum Zuver nur ein Wort spricht, darf er nicht mehr , kann er nicht mehr oder will er nicht mehr ? Und wenn nicht, dann warum nicht? Fürchtet er jemanden? Sich selbst? Und was ist letztendlich seine Sicht der Dinge ? Zuver, who the fuck is Zuver? Ein Bauer aus Ohio, ein Milchmann aus Flensburg, ein Provinzbaron aus Kroatien, ein Alter Ego von Gert Postel?
Weiterhin hat mich das aufgeblähte Konterfei auf grünen (Pfui Deibel!) Untergrund zu der Frage geführt, woher kenne ich diese Visage? Und was vermittelt sie? Allgemein präsentiert sich hier ein wohlgenährter, gutbezahlter, selbstzufriedener Diener – kann in dieser Form nur ein Diener des Volkes sein (kennen wir auch von anderswo). Könnte ein Minister sein. Der Blick des Ministers (von wegen Dackelblick!) strahlt geballte wirtschaftliche Kompetenz (wieder eine contradictio in adjecto), sein nur erahntes Lächeln zeugt von vornehmer, ihm selbst peinlicher Arroganz, aber auch von stolzen Gedanken der Art: ich habe keinen Beruf, na und, ich habe doch auch so zu etwas gebracht. Na, dann Prosit! Seine Frisur ist Zeichen seiner so in der Mode gekommener Unentschlossenheit (bin ich eine Mann, bin ich ein Frau, bin ich gar Divers, what the fuck bin ich?) und offenbart die Frage: bin ich jung, noch jung, nichtmehrjung, gar alt, steinalt, möchtegernjung? Seine wohlgenährten Wangen offenbaren den Denker (ist das möglich? Ja, etwas muss doch den Denker offenbaren). Nichts offenbart aber den malochenden Wähler, den sorgenvollen Familienvater, der vielleicht sogar noch in diesem Jahr, nach dem Willen der Parteikollegen (und nicht nur), seinen Sohn die Freiheit seines Landes in der Ukraine verteidigen sehen muss, nichts, aber gar nichts. Aber auch nichts von der jammervollen Gestalt, die im Januar letzten Jahres auf so schreckliche und entsetzliche Art und Weise bedroht worden war (Memento Paris 1789 !!!) und sich an eine Fähre festkrallen musste, weil ansonsten ihm verschwitzte Landsmänner zu nah gekommen wären. Und danach die ganze Media über das mordsgefährliche Erlebnis wissen lassen musste: Entsetzlich, nicht auszudenken so was!
Was verrät uns sonst seine Attitüde? Trage T-Shirt, kein Hemd, bin einer von euch (von wem denn?). Ach ja, habe mich extra für das Foto rasiert, und das macht mich stolz, sehr stolz! Und für meine Wähler sowie für alle Menschen im Lande bin ich bereit noch mehr Opfer zu bringen.
Praktiziere weder work noch labour und kenne auch den Unterschied zwischen den beiden nicht.
Kenne keinen Humor aber liebe die Gerechtigkeit, deswegen stehe ich im engen Kontakt mit allen Staatsanwaltschaften des Landes, die naturgemäß dafür da sind, um mir eine Gerechtigkeit nach der anderen widerfahren zu lassen. Ich schrecke vor gar nichts zurück, koste es was es wollte! (Und meine Kollegin vom Völkerrecht, na, Sie wissen schon, auch nicht).
Lasse mich gern zu einer Tasse Kaffee (gern auch Frühstück oder Mittagessen) an euren Küchentisch einladen, vorausgesetzt, der Tisch hat kein höheres IQ als meines.
Also, das ist der Zuver. Eine unspektakuläre, blasse Gestalt auf grünen (hatten wir schon, pfui Deibel) Untergrund. Na dann, seine Sicht interessiert mich – sowie viele meiner Mitmenschen – genauso viel wie die des ehrbaren Baron Münchhausen über die Bewegung der Sonne um die Erde.
Danke für die fantastische Performance der Kamera,
M. R.
Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten
Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.
Es gibt die folgenden E-Mail-Adressen:
Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „Gebrauchsanleitung“.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=127436