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Titel: „Am Grunde der Ostsee …“ – oder: Über gute und schlechte Attentate

Datum: 16. Januar 2025 um 11:00 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Terrorismus
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In der Baltischen See unterscheidet der Westen neuerdings zwischen erwünschten (Nord Stream I und II) und unerwünschten (Beschädigung von Stromkabeln etc.) Sabotageakten. Die einen klärt man nie auf, gegen die anderen muss man sich tunlichst wappnen. Eine bitterböse Persiflage von Leo Ensel.

Kennen Sie noch das berühmte „Lied von der Zeitenwende“? – Nein? Aber den Anfang haben Sie doch sicher mal in der neunten Klasse auswendig lernen müssen:

Am Grunde der Ostsee schleifen die Anker
Es liegen vier Röhren begraben im Schlick.“

Na also!

Dann werden Sie sich sicher auch letzten Dienstag über folgende Meldung in unseren Leitmedien gefreut haben:

Nach massiven Sabotagefällen wollen die NATO-Staaten die Pipelines in der Ostsee besser schützen. Auf einem Gipfel berieten sie über das Vorgehen. Experten warnen, Sabotage könne zu ‚wirtschaftlicher Verwüstung‘ führen.“

Und weiter geht es:

Es ist kein Zufall, dass sich die NATO-Alliierten ausgerechnet in Helsinki trafen. Direkt an Finnland vorbei verlaufen schließlich die Pipelines, die vor über zwei Jahren Ziel des massivsten Sabotageaktes waren, der je in der Ostsee verübt wurde. Tief unten am Meeresgrund verbinden zahlreiche Gasröhren die Länder miteinander und sorgen für verlässliche Energielieferungen. Angriffe sind schwer zu verhindern. Den Anrainern ist klar: Es geht nur gemeinsam.

Auch Deutschland will sich deshalb mit seiner Marine stärker engagieren, versprach Bundeskanzler Olaf Scholz in der finnischen Hauptstadt: ‚Diese kritischen Infrastrukturen, die Gaslieferungen möglich machen, sind von allergrößter Bedeutung für die Sicherheit unserer Länder‘, so Scholz. ‚Und deshalb müssen wir alles dafür tun, dass wir diese kritischen Infrastrukturen auch sichern können.‘

Spätestens seit den verheerenden Attacken auf die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee ist das Thema auf der Prioritätenliste der NATO weit nach oben gerückt. Gegen solche Angriffe müsse die NATO in Zukunft besser gewappnet sein, sagte Generalsekretär Mark Rutte in Helsinki: ‚Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um uns zu wehren und sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert.‘

Ganz konkret: Die NATO will Schiffe und Patrouille-Flugzeuge in die Ostsee-Region schicken. Darauf verständigten sich die Anrainerstaaten in Helsinki. Aber die NATO wolle auch moderne Technologie auf See einsetzen, sagte Rutte: ‚Unter anderem eine kleine Flotte von Marinedrohnen, um die Überwachung und Abschreckung zu verbessern. Wir arbeiten auch mit den Alliierten zusammen, um ihre nationale Überwachung in die NATO zu integrieren – und so Bedrohungen besser zu erkennen.‘

Und Finnlands Präsident Alexander Stubb erklärte unmissverständlich: ‚Wird künftig nochmals eine Pipeline angegriffen, müssen die betroffenen Unternehmen es den Behörden direkt melden. Die sollten das verantwortliche Schiff identifizieren, kontaktieren und stoppen.‘

Wie ernst die Bedrohung ist, erklärt Jukka Savolainen vom Kompetenzzentrum zur Abwehr hybrider Angriffe in der finnischen Hauptstadt: ‚Im schlimmsten Fall – wenn jemand gleichzeitig ein paar Schiffe oder andere Mittel zur Sabotage einsetzt, kann es in Westeuropa zu wirtschaftlicher und physischer Verwüstung kommen. Zu schweren Schäden der Energieversorgung und sehr hohen Energiepreisen. In Teilen der Gesellschaft könnte vorübergehend Anarchie herrschen‘, so Savolainen. Ein Szenario, das es mit allen Mitteln zu verhindern gilt.“

„Stop!, Stop!!, Stop!!!“, schreien Sie?

Sie meinen, ich hätte eine Tagesschau-Meldung falsch und tendenziös zitiert?

Oh, pardon, da ist mir in der Tat etwas durcheinandergeraten! Sorry, ich bin seit über einem halben Jahr siebzig, da machen sich langsam mentale Verfallserscheinungen bemerkbar. Aber das Langzeitgedächtnis funktioniert zum Glück noch. Immerhin weiß ich die berühmte letzte Zeile des „Lied von der Zeitenwende“ aus der neunten Klasse noch auswendig:

Es wechseln die Zeiten, zur Not mit Gewalt!“

Titelbild: travelarium.ph/shutterstock.com


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