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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: „Wenn Sie zu Weihnachten noch ein Buchgeschenk brauchen, gehen Sie zum örtlichen Buchhandel.“
Datum: 11. Dezember 2024 um 16:29 Uhr
Rubrik: Innen- und Gesellschaftspolitik, Wertedebatte
Verantwortlich: Albrecht Müller
Vermutlich werden bei der Lektüre dieses Ratschlags viele fragen, in welcher Welt der Autor dieser Zeilen lebt. Viele werden schon gar keine Buchhandlung mehr in absehbarer Nähe haben. Andere halten es für viel bequemer, das passende Buch bei einem der Internetportale zu bestellen. Ich war am Samstag zum Einkauf in der örtlichen Buchhandlung LESEZEIT-BADBERGZABERN.DE. Die Buchhändlerin machte mich auf die letzte Ausgabe des „Börsenblatts“, also des Fachmagazins des Deutschen Buchhandels aufmerksam. Dort findet sich ein flammender Appell, den örtlichen Buchhandel zu stützen. Albrecht Müller
Hier sind zunächst zwei Seiten mit einem Appell des Schriftstellers Fafik Schami. Seine Aufforderung, aufzuwachen und seine Begründung finde ich schlüssig und unterstützenswert:
Auf der nächsten Seite folgt dann ein Text von zwei Buchhändlern aus Hamburg. Sie, Marina Krauth und Robert Eberhard, meinen, Buchhandlungen in Innenstädten sollten „eine finanzielle Unterstützung bekommen, die partiell ihre Miete trägt“. Siehe hier:
Sollen Buchhandlungen in Innenstädten subventioniert werden?
Die Autoren dieses Textes weisen mit Recht auf die Subventionierung von Theatern hin und in diesem Zusammenhang auch auf die Tatsache, dass Buchhandlungen in den Innenstädten eine ähnlich das städtische Leben fördernde Funktion haben. Ansonsten bleibt der Text aber an mehreren Stellen unklar. Die Autoren lassen offen, wer die Unterstützung des Buchhandels bezahlen soll – die Kommunen, das Land oder der Bund? Wer sonst?
Es ist zweifelhaft, ob die Einrichtung eines neuen Fördertopfes für eine solch spezielle Leistung in unserem Städten Sinn macht.
Übrigens haben auch andere Läden in Innenstädten eine belebende Funktion, zum Beispiel Geschäfte für Haushaltswaren und Reisebüros, auch Textil- und Bekleidungsgeschäft. O. k., dort treffen sich nicht wie in Buchhandlungen Menschen zum Schnuppern in Büchern, mit der Tendenz länger zu verweilen. In Haushaltswarenläden und Textilgeschäften ist es deshalb auch nicht üblich, dass zu einem Kaffee eingeladen wird. Das zeichnet manche Buchhandlung heute aus. Aber eine das innerstädtische Leben fördernde Funktion haben die anderen Läden auch.
Vielleicht sollte man es den Kommunen überlassen und bei ihnen eine Debatte darüber entfachen, ob der örtliche Buchhandel aus dem Gemeindesäckel unterstützt werden sollte.
Das werden keine einfachen Debatten werden. Auch deshalb setze ich auf Aufklärung und auf Werbung für die örtlichen Buchläden und für ihre Rolle in unseren Innenstädten. Es ist wichtig, darüber aufzuklären, wie wenig ökologisch und ökonomisch es ist, den örtlichen Buchhandel dadurch zu ersetzen, dass sich Tausende von Menschen tagaus tagein in gelben Autos Pakete bringen lassen und dann auch noch locker darauf setzen, dass sie die Waren wieder zurückschicken können, weil ihnen ja beim Kauf der persönliche Augenschein fehlte.
Dieser Hinweis auf die verkehrserzeugende Folge des Einzelhandelssterbens gilt wie skizziert nicht nur für den Kauf von Büchern, sondern genauso für die anderen Zweige des Konsums, also für Kleidung, Haushaltswaren und allerlei Geschenke.
Aufwachen, bevor es zu spät ist! Aufwachen, bevor unsere Innenstädte tot sind!
Ob sie noch zu retten sind, weiß ich nicht. Aber es ist einen Versuch wert.
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