Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Die Fantasie des Friedrich Merz – mit einem Ultimatum Russland in die Knie zwingen
Datum: 14. November 2024 um 13:00 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Militäreinsätze/Kriege
Verantwortlich: Redaktion
Friedrich Merz hat Großes vor. Als Kanzler. Er will ein Ultimatum stellen. An Russland. Entweder hört Russland auf, „zivile Ziele“ anzugreifen, oder aber er ordnet die Freigabe von Taurus-Raketen an die Ukraine an. Und damit kann die Ukraine dann auch Ziele in Russland treffen. Davon sprach Merz schon im vergangenen Monat. Und nun bekräftigte er seine Idee in einem Stern-Interview. 24 Stunden will der wackere Kanzlerkandidat Putin geben. Danach muss die Atommacht Russland zittern. Vor Deutschland. Vor Taurus. Der Rausch der Macht – noch nicht im Amt, aber schon die große Fantasie auf die Leinwand der Politik gemalt. Unter Applaus im Parlament. Ein Kommentar von Marcus Klöckner.
Das ultimative Ultimatum – gesellt von einem Mann. Das ultimative Ultimatum – nicht gestellt gegenüber irgendjemandem. Das ultimative Ultimatum – gestellt gegenüber der Atommacht Russland. Das muss sich anfühlen wie Macht. Große Macht. Ein Mann, ein Ultimatum. Und, wer weiß, vielleicht wird Russland nach drei Jahren Krieg die weißen Fahnen schwenken – sollte Merz seine Drohung wahr machen. Motto: Kapitulation oder Taurus!
Das Auftreten des Kanzlerkandidaten der CDU zeigt in verdichteter Form das Elend dieser Zeit. Katastrophale Fehleinschätzungen paaren sich mit Selbstüberschätzung und einem Hang zum Autoritären. Gewalt gegen Gewalt. Die hunderttausende auf dem Schlachtfeld ums Leben gekommenen Soldaten sind der Beweis: Der Weg des Krieges ist falsch. Doch da sind Männer wie Merz. Die sehen offensichtlich beim Einschlagen von Taurus-Marschflugkörpern in Russland den „Sieg“ vor Augen. Da ist einer noch nicht einmal im Amt – von Würden sei hier erst gar nicht gesprochen – und die Öffentlichkeit kann schon beobachten, wie die Pferde der gefühlten Macht durchgehen.
Nein, wer so auftritt, der ist für die Position des Bundeskanzlers nicht geeignet. Deutschland braucht keinen, der an der Regierungsspitze steht und eine Politik veranschlagen will, die eine noch weitere Eskalation des Krieges und eine noch weitere Konfrontation mit Russland vorantreibt. Friedenspolitik statt Kriegspolitik – wer etwas anderes im Sinn hat, soll sich aus der Politik zurückziehen. Vielleicht kann dann eine Spielekonsole samt Kriegsspielen dabei helfen, die Zeit zu vertreiben. Zu Hause vor dem Bildschirm kann ein Jeder Krieg führen. In der Spielwelt darf jeder zerstören, was er will – nach Belieben auch die ganze Welt. Denn nach dem Reset steht diese Welt wieder aufgebaut und wartet nur auf die neuerliche Zerstörungsorgie. Aber wer im deutschen Bundestag steht, der hat keine Spielekonsole vor sich.
Dmitri Medwedew, der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, reagierte auf seinem Telegram-Kanal auf die Aussagen von Merz. Es sei „erstaunlich“, mit „welchem Eifer die heutige Generation europäischer Politiker den Krieg auf ihr Territorium bringen will“. Nun ist Medwedew als Hardliner bekannt. Man kann darüber diskutieren, wie sich seine Aussagen bewerten lassen. Doch unabhängig von den jeweiligen Einschätzungen: Merz’ Politikvorstellungen sind ein Ritt auf der Rasierklinge. Sie rücken Deutschland ins Fadenkreuz. Und sie sind ohnehin aus politischer und diplomatischer Sicht eine Zumutung.
Der Schweizer Publizist Roger Köppel kommentierte gerade auf der Plattform X das Verhalten von Merz. „Weiß Merz, was er tut“, fragt der Chefredakteur der Weltwoche. Dann merkt Köppel an, Merz’ „Taurus-Politik ist eine direkte Kriegserklärung Deutschlands an Russland. Mit potenziell fürchterlichen Konsequenzen für Europa.“ „Muss Merz gestoppt werden?“, fragt Köppel die Nutzer der Plattform. Und viele antworten mit „Ja“. Mehr und mehr kristallisiert sich heraus, dass die bevorstehende Wahl eine Wahl über Krieg und Frieden auch in Deutschland werden kann.
Titelbild: penofoto/shutterstock.com
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=124731