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Titel: Leserbriefe zu „Kriegsspiele im Kopf: taz-Autor würde Deutschland im Schützengraben verteidigen“
Datum: 26. August 2024 um 14:53 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich: Redaktion
In diesem Beitrag kommentiert Marcus Klöckner einen von der taz-Redaktion publizierten Kampfaufruf gegen Russland: „Kämpfen für Deutschland: Zu den Waffen, Genossen!“. Der taz-Autor Leon Holly zeige, wie es aussehe, wenn „Redakteure, todesmutig, im eigenen Blatt darüber schreiben können, wie sie im ´Verteidigungsfall´ mit der Waffe in der Hand, im Schützengraben liegend, gegen die Russen kämpfen“. Früher habe „die taz ausgezeichnet, dass ihre Autoren fundamentalkritisch vorherrschende ´Wahrheiten´ hinterfragt“ hätten. Heute tanze sie mit der Macht Tango – und merke es nicht einmal. Wir danken für die zahlreichen und interessanten Leserbriefe. Hier nun eine Auswahl, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.
1. Leserbrief
Zum Inhalt des taz-Werkes haben Sie bereits das Wesentliche geschrieben. Erschreckend finde ich darüber hinaus die meist zustimmenden Leserkommentare.
Ich möchte zu Gunsten der Befürworter nur annehmen, dass sie alle, der Verfasser sowie die Kommentatoren, ganz genau wissen bzw. ahnen, dass sie NIE in Verlegenheit kommen werden, im Schützengraben zu liegen. Somit lässt es sich grossartig schwadronieren.
Andererseits könnte es nützlich sein, wenn die gleichen Befürworter für ein paar Wochen an vorderster Front im Kampfeinsatz wären und das tägliche Sterben erfahren dürften, vielleicht auch am eigenen Leib.
W. Müller
2. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Klöckner,
Reisende wie diesen taz-Autor soll man nicht aufhalten!
Er möge nur vorher seine Bestattung selber regeln, auch finanziell – und das nicht seinen Angehörigen überlassen!
Nachdenkliche Grüsse,
KK
3. Leserbrief
Bravo Herr Klöckner, brillante Analyse.
Filigranes sezieren einer dummdreisten und abgehobenen Mutdeklaration.
Und das ganze mit dem Ruf an die „Genossen“ , dem „stolzen Wort ,Genossen‘!!
Blamabel für die taz, evtl aber auch bezeichnend für buckelnde Mitläufer.
Eingehämmerte Feindbilder durch tägliche Propaganda.
Wie sagte Mausfeld es, „immer wieder die Wahrheit ansprechen“!
Danke, Herr Klöckner.
Jörg Jaskolka
4. Leserbrief
Guten Tag, Herr Klöckner,
Ihr Artikel hat mir persönlich gut gefallen, vor allem wie er formuliert ist. Schön bissig.;) Beim letzten Satz schoss mir allerdings etwas durch den Kopf.
Zitat: „Mit der Veröffentlichung dieses Artikels hat die taz dem Autor keinen Gefallen getan – und schon gar nicht sich selbst.“
Ich glaube, mit Verlaub, das ist denen egal. Der Rubel rollt… ähm, sorry, natürlich der Dollar, und mehr braucht´s nicht. Da kann einer so viel Mist schreiben wie er will, Hauptsache linientreu. Und die lautet nun mal: „Alles gegen Russland!“ Muss doch mal klappen, diese verdammten Iwans in die Knie zu zwingen. Das wäre doch gelacht, wo die Nato und speziell Deutschland sooo was Großes ist. (Statt ‘Iwan’ könnte man auch ‘Bolschewismus’ verwenden.)
Wieso kommt mir das nur so bekannt vor? So viel ich weiß, haben schon einige an diesem Wahn gelitten. Wie es ausging, weiß man. Ich frag mich jedoch, wo der nur immer und immer wieder aufs Neue herkommt. Kann der Westen nicht verlieren? Und da meine ich eigentlich den Kapitalismus im Ganzen.
Wo er doch derart überzeugt war (nach ’90), den Osten und speziell „den Russen“ nun endlich „im Sack zu haben“? Bewiesen zu haben, dass ihre Ideologie schlechter ist als die eigene? Dass sie dümmer sind, der Westen viel schlauer?
Wieder nicht gelaufen? Was für eine maßlose Enttäuschung.
Vielleicht sollte mal einer „recherchieren“, wieso der Russe permanent so stark ist. Woran es liegt, dass er diesen permanenten Lügen und Anfeindungen immer wieder trotzt. Vielleicht kommt man dann sogar im Westen mal zu ein paar neuen Erkenntnissen. Dass DER irgendwas falsch macht, grundsätzlich.
Ich hätte da sogar schon eine Idee. ?
Mit herzlichen Grüßen,
H. Sommer
5. Leserbrief
Die Journalisten betreiben Kriegspropaganda, ohne dass sie selbst die Waffe in die Hand nehmen, denn sterben sollen die anderen.
Mir scheint’s, dass viele Journalisten über das hohe intellektuelle Niveau, das man von ihnen erwartet, kaum verfügen, denn sonst wären sie ja fähig, ihre Meinung ausgewogen äußern zu können (z. B. inwiefern durch Waffen Menschen gerettet werden), ohne jene zu diffamieren, die eine andere Meinung haben. Ihr Blick bleibt an der Oberfläche der Dinge haften, ohne ihren Hintergrund wahrzunehmen, der wie ein undurchdringlicher Nebel scheint. („Die Wahrheiten hinter den „Wahrheiten“, die Komplexität von Kriegssituationen, der verdeckte Raum tiefenpolitischer und geostrategischer Koordinaten.“)
Die taz ist das ideologische Sprachrohr der Grünen, und das nicht erst jetzt, sondern schon seit vielen Jahren.
Mit herzlichen Grüßen
H. Roehe
6. Leserbrief
Die Eltern meiner Eltern waren damals glücklich, als die Russen über die Neiße Grenze – auch in Guben – kamen. Das kann ich dir versichern, Leon!
Und mein Vater – heute 91 – war froh und ist es bis heute, nicht mehr zur Hitlerjugend gemusst zu haben. Das Grauen, dass sich auch in Guben abgespielt hat – zerbombtes Elternhaus, abgestürzte Flieger in der Neiße etc. – das alles lässt ihn bis heute nicht los.
Aber gut Leon – quittiere deinen Job bei der taz und melde dich bei der Bundeswehr. Ich gebe dir Brief und Siegel, solche Leute wie dich nehmen die als Kanonenfutter mit Kusshand. Kriegst ne kostenlose Ausbildung am Sturmgewehr und Granaten und dann ab an den Ballermann – äh sorry – an die Ballerfront natürlich. Viel Spaß!
Martina R.
7. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Klöckner,
was Sie zum Artikel des “Jungjournalisten” Leon Holly in der taz schreiben, geht für mich soweit in Ordnung.
Ich habe mir mal durchgelesen, was der zukünftige “Ostfrontkämpfer” so von seiner Seele geschrieben hat.
Hier schreibt halt ein junger Mann, der von Nix eine Ahnung hat, ein paar Zeilen im Sinne der Regierenden.
Viel interessanter sind für mich die Kommentare zum Artikel. Sie zeigen fast unisono, dass die Massenmanipulation der Medien doch schon gewirkt hat. Es ist herauszulesen, dass tatsächlich an einen Durchmarsch des bösen, menschenfressenden, vergewaltigenden Russen bis nach Berlin geglaubt wird. Das ist für mich eigentlich das wirklich erschütternde. Die Droge wirkt.
Ulrich Kleinecke
8. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Marcus Klöckner!
Danke für die, erfrischend, deutlichen Ausführungen!
Die aktuelle Zeitqualität ist dazu angetan, die Sichtweisen zu verschieben wodurch man einen viel tieferen Einblick in die Machtstrukturen beider Seiten (OST und West) bekommen könnte.
Leider scheinen die etablierten Medien, mit dieser Möglichkeit vollkommen überfordert zu sein.
Zu tief und manifestiert sitzt die Vorstellung und Überzeugung von der eigenen Überlegenheit und der grundsätzliche Glaube an das Gute darin. Es scheint mir sehr gut möglich, dass in der Abwehr jedweder Relativierung ein Selbstschutz verankert ist, ohne den man befürchtet, ins Bodenlosen fallen zu müssen. Daher werden hier auch kindliche Verhaltensmuster aktiviert, die eine strikte Trennung in Gut und Böse unentbehrlich machen. Je länger dieser Zustand in der realen Erwachsenen Welt anhält, um so einfältiger und absurder werden die geistigen Ergüsse ausfallen.
Herzliche Grüße!
Frank Kanera
9. Leserbrief
Lieber Herr Klöckner und die NDS,
Im Wesentlichen ist im Artikel schon alles erwähnt worden, was den Realitätsverlust mancher Journalisten in ihren Kriegsertüchtigungsdogmen beschreibt. Mir kam da nur weniger eine Märchenwelt als Betäubungsmittel in den Sinn. Früher vielleicht, in Zeiten, als Remarque seine berühmte Geschichte schrieb. Schon die Aussage, der Autor hätte Remarque gelesen und verstanden, ist schon bezeichnend für eine fehlende und verzerrte Sicht auf die Metaaussage des Romans. Auch eine Art von “Geschichtsrevisionismus”.
Was mir eher in den Sinn kam, war die Annahme, dass hier ein Gamer mit “Call of Duty” – Erfahrungen sein Gezocke als realitätsgetreue Simulation von Kriegserfahrungen auffasste. Und dass man automatisch heilt, wenn man verwundet wird. Oder man nach dem Ableben den letzten Spielstand neu lädt und es nochmal versucht. Das kann man sich zusätzlich noch einreden, wenn keine ungeschönten Bilder von der Front übermittelt werden, damit das Gefecht nichts von seiner Werteheroisierung verlieren soll. Entweder das, oder man ist pathologisch betrachtet tatsächlich so blutrünstig gepolt. Was ich mir bei der Hauptstadtpresse allerdings nicht vorstellen kann.
So langsam mag ich solchem Maulheldentum nicht mehr im Wege stehen. Sollen sie doch tatkräftig beweisen, was sie da auf Papier so großmundig behaupten. Meinen Respekt haben sie, wenn sie es auch konsequent durchziehen. Dann kämpfen sie eben gegen ihre eigene Gewalteskalation, das hätten sie dann aber ebenso wenig begriffen wie die Aussage von “Im Westen nichts Neues”. Wie passend der Titel in dieser Zeit schon wieder ist…
Pazifistische Grüße,
Sascha Wuttke
10. Leserbrief
Ich bin doch ein wenig erschrocken, wie platt manche Gedankengänge sind.
Ich bin ein Kind des kalten Krieges und habe in den 1980er Jahren als Zeitsoldat gedient.
Das erste, was man uns beibrachte: „Niemand hat mehr Angst vor dem Krieg als der ausgebildete Soldat. Denn der weiß, was kommt“.
Wir wurden hart ausgebildet, immer in der Hoffnung, diese Ausbildung nie anwenden zu müssen.
Wenn ich heute die/den ein/e oder andere/n reden höre, möchte ich im Strahl speien. Diese Leute wissen nicht wovon sie reden.
Waren diese mal an der Front?
Haben sie gesehen, wie auf beiden Seiten eben dieser die Menschen elendig im Dreck verrecken?
Nein!
Denn dann würden sie der Diplomatie den Weg bereiten. Wie sagte Helmut Schmidt? „Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen“.
Stefan Kieselbach
11. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Klöckner,
meiner Ansicht nach haben Sie ihre Zeit hier völlig vergeudet. Jede Replik auf solch schlecht gemachte Kriegspropaganda freut die doch nur, weil dann noch mehr Menschen darauf aufmerksam werden. Sparen Sie sich ihre Zeit lieber auf für wichtigere Dinge.
Was dieser taz-Autor da geschrieben hat, war doch nicht besser als der Aufsatz eines Grundschülers, der sich das erste Mal in seinem Leben über Krieg und Frieden Gedanken macht.
Ähnliches hatte ich schon Herrn Lafontaine gesagt, der seine Zeit leider mit diesen Möchtegern-“Bürgerrechtlern” vergeudet hat, die, genau wie die taz-Journalisten, lediglich bezahlte Schauspieler sind.
Jemand, der wie Lafontaine mal fast Kanzler geworden wäre, muss sich doch nicht mit solchen Leuten abgeben, die zu ukrainischen Neonazi-Kindermorden im Donbass schweigen und die zu zionistischen Kindermorden in Gaza und im Westjordanland noch mehr schweigen.
Wer derart zu Kindermorden schweigt, wie die meisten Vertreter der deutschen Politik und der sog. “Zivilgesellschaft”, den freut das doch insgeheim.
Mit freundlichen Grüßen
Ernesto Loll
12. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Klöckner,
vielen Dank für Ihre Kritik am besagten taz-Artikel, der mir auch unangenehm aufgefallen ist. Ihre Einschätzung der aktuellen taz teile ich auch weitgehend und möchte noch eine Beobachtung meinerseits hinzufügen.
Das Online-Forum der taz wird in einer unangenehmen Weise zensiert, die ich bei anderen Zeitungen noch nicht erlebt habe. Wenn man etwas schärfere Kritik äußert, wird man in der Folge zuerst “moderiert”, was bedeutet, dass man sehr lange warten muss, bis ein Beitrag vielleicht erscheint. Und dieses Warten kann sich auch ins Unendliche hinziehen, weil man vollkommen gesperrt werden kann, ohne dass das irgendwie ersichtlich wird (der Beitrag wird angenommen und gesagt man soll aufs Moderieren warten, obwohl er nicht einmal mehr angeschaut wird).
Und dabei sind die taz-Moderatoren (wenn einmal aktiviert) äußerst empfindlich. Ich hatte beispielsweise (während einer vorübergehenden Entsperrung meines Accounts nach Protest) zum Artikel folgenden Leserbeitrag geschrieben:
Mein Beitrag wurde nicht gebracht und auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass dieser Beitrag “ein Musterbeispiel von Unterstellung” sei. OK, ein wenig Polemik im zweiten Absatz gebe ich ja zu, aber gleich “ein Musterbeispiel von Unterstellung”? Viel schlimmere Arten von Polemik und Unterstellungen sind in taz-Artikeln ja wirklich keine Seltenheit, wenn es gegen den Feind (AfD, BSW, Corona- oder Klimaleugner) geht.
Auf diese Weise hat sich im taz-Forum auch eine Gemeinschaft von Foristen etabliert, die fast gänzlich “auf Linie” ist, und ich glaube auch, dass dadurch die taz-Journalisten selbst den Kontakt zu einer kritischen Leserschaft weitgehend verloren haben.
Das ist sehr schade, denn die taz hat den wichtigen Vorteil gegenüber anderen etablierten Zeitungen, dass sie wichtige Artikel nicht hinter einer harten Bezahlschranke versteckt.
Viele Grüße,
Nicolas Neuß
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