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Titel: „Open Source“ – ein aufklärerisches Modell der Berliner Zeitung
Datum: 25. Juli 2024 um 10:00 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Gesundheitspolitik, Medien und Medienanalyse, Medienkritik
Verantwortlich: Redaktion
Der Begriff „Mainstream-Medien“ weckt bei an Tagesgeschehen und Gesellschaft interessierten Nutzern wenig Euphorie. Konsequent haben viele Akteure dieser mächtigen medialen Hauptstromrichtung bisher einiges dafür getan, ihnen eine entsprechende, wenig schmeichelnde Zuverlässigkeit zu bescheren in Sachen wie: stets die herrschenden Erzählungen zu verbreiten, die Herrschenden nicht in Zweifel zu ziehen, das Publikum still zu halten, den Status quo zu erhalten. Das gefällt den Nutzern, dem kritischen Publikum eher nicht. Der Berufsstand „Journalist“ wird traditionell mit dem Begriff „Vierte Gewalt“ in Verbindung gebracht. Doch die damit verknüpfte Verpflichtung, hellwach und aufklärerisch zu sein, erfüllen Vertreter der Vierten Gewalt nur ungenügend. Dem Publikum bleibt die eigene Suche. Fündig wird man: bei Autoren von „Open Source“ (OS), einer Sparte der Berliner Zeitung, die den Status quo hinterfragen und dabei selbst aus dem Publikum statt aus Redaktionen stammen. Ein Zwischenruf von Frank Blenz.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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Open Source – eine reiche Quelle, die bisher wenig in Medien genutzt wird
Die Sparte „Open Source“ (OS) der Berliner Zeitung ist etwas Besonderes, ein publizistisches Projekt, das mittlerweile bei dem Hauptstadtblatt nicht mehr wegzudenken ist. Regelmäßig veröffentlichen Autoren Beiträge, die wie Frischluftböen hinein in die journalistische Trägheit wirken. Der Berliner Zeitung ist schon seit Längerem mit OS ein Angebot gelungen, das in unserer Zeit ein wichtiger Gegenpol zu fehlender Vielfalt, Einbahnstraßenberichterstattung, Engstirnigkeit und Monopolisierung medialer Verbreitungsformen und Inhalte ist. Die Zeitungsmacher beschreiben transparent wie selbstkritisch, was sie dazu antrieb, OS zu gründen:
„Die Berliner Zeitung steht für eine Vielfalt der Stimmen, Meinungen und Perspektiven. Dazu gehört: Wir wollen nicht nur berichten, was unseren Journalisten aufgefallen ist! Deshalb gibt es bei uns Open Source – jede und jeder kann über dieses Portal zum Autor unserer Zeitung werden.
(…) für Kontroversen und Geschichten, die sonst nicht erzählt werden: Was kommt im Journalismus zu kurz? Welche Stimmen werden nicht gehört? Erzählen Sie uns davon.“
(Quelle: Berliner Zeitung)
„Mit Open Source stellt sich die Berliner Zeitung den aktuellen Herausforderungen im Journalismus. Der Vorwurf, Mainstream-Publikationen ließen nur ein enges Themen- und Meinungsspektrum zu, wird nur durch eine Öffnung von Strukturen entkräftet. Open Source ist daher ein Angebot an alle, zu einer größeren Vielfalt im Journalismus beizutragen – auf der Grundlage des Grundgesetzes und unter Einhaltung formaler Mindeststandards.“
(Quelle: Berliner Zeitung)
Wichtige Themen, die der Mainstream ausklammert, unterbelichtet, sogar weglässt
Bei Open Source wurde vor Kurzem ein Beitrag veröffentlicht, der von einem Mediziner verfasst wurde und sich dem Thema Corona-Aufarbeitung widmete. Anders als bei Presseartikeln zum gleichen Thema und dem dort üblichen Umkurven heikler wie wichtiger Fragen und Perspektiven findet sich besonders im Frage-Katalog des Mediziners Dr. med. Erich Freisleben in seinem Text eine schonungslose Offenheit. Der Beitrag des Berliner Hausarztes zeigt, denkt man vergleichend mit dem Mainstream, welche Fragen im Mainstream eben nicht gestellt werden, obwohl sie doch überaus wichtig sind. Die Lektüre der Fragen als Beitrag zu einer transparenten Aufarbeitung der Corona-Jahre überrascht und erstaunt, denn allein ohne die Fragen zu beantworten, öffnen sie einem die Augen und schaffen beim Leser Klarheit. Bemerkenswert und lobenswert ist, dass die Berliner Zeitung dem Mediziner einen so großen Platz allein für seine 27 Fragen an Verantwortliche, an die Gesellschaft einräumt. Die Fragen lauten:
Der brisante Inhalt, die schonungslose Offenheit von Freislebens Fragen, Ansätzen und die bisherige Erkenntnis, dass wirkliche Antworten dennoch ausbleiben, lässt einen zum Schluss kommen: Der Mainstream und deren Nutznießer, die Verantwortlichen haben kein Interesse an Aufklärung. Man kann nur ahnen, dass wirkliche Antworten möglicherweise zu ernsten wie wichtigen, richtigen Konsequenzen führten. Stattdessen aber ist und bleibt die Vierte Gewalt harmlos. Die Bundeszentrale für politische Bildung wirbt für diese „Gewalt“, für dieses Werkzeug, das aber von mächtigen Akteuren stumpf gemacht wurde. Dabei heißt es unter „Medien kontrollieren“:
„Oft hört oder liest man den Begriff „Vierte Gewalt“, wenn es um Journalisten und ihre Arbeit geht. Gemeint ist damit, dass wichtige Medien wie Zeitungen, Fernsehen, Radio und Internet einerseits über das Handeln des Staates und seiner Institutionen informieren sollen. Andererseits aber kontrollieren die Medien durch ihre Berichterstattung auch das staatliche Handeln. Sie informieren, geben kritische Kommentare und regen dazu an, sich mit dem staatlichen Handeln auseinanderzusetzen. Diese Kontrolle der Regierenden durch die freien Medien ist ein wesentlicher Grundzug von demokratischen Gesellschaften.“
(Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)
Kontrolle der Regierenden bedeutet auch, Fragen zu stellen, unbequem zu sein, Antworten einzufordern. Wir brauchen und verdienen als demokratische Gesellschaft aufklärerische Medien, kritische, hellwache Akteure. Das, was von vielen Publikationen im Printbereich, bei den Öffentlich-Rechtlichen, den verbreitungsstarken und sich selbst gern als meinungsführende Medien Betrachtenden zu erwarten wäre, findet sich ausgerechnet im Bereich Open Source, einer Plattform von meist Nicht-Journalisten. Vielfalt wird von Außenstehenden hergestellt, die eigentlich dafür zuständigen Profis zucken mit den Schultern. Ein einziges Beispiel, der Beitrag von Hausarzt Freisleben und die darin von ihm formulierten Fragen, zeigt, was mit Aufklärung, mit kritischem, hellwachem Journalismus gemeint sein muss. Der Arzt Freisleben beklagt, wie schwer die Schäden der Corona-Jahre ausgefallen sind, wie immense Schäden eines als alternativlos verkauften Handelns in Kauf genommen wurden (und werden). Einen Wunsch äußert der OS-Autor:
„In Anbetracht der Ankündigungen drohender neuer Pandemien und dem Einsatz von weiteren im Schnellverfahren zugelassenen mRNA-Impfstoffen kann das Vertrauen in die staatliche und überstaatliche Sicherheitsarchitektur nur durch Transparenz bezüglich des bisherigen Geschehens wiederhergestellt werden. Ich wünsche mir, dass wir unsere gesellschaftliche Spaltung überwinden und gemeinsam nach der Wahrheit suchen.“
(Quelle: Berliner Zeitung)
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