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Titel: Leserbriefe zu „CDU-Linnemann bei Lanz – Arbeitszwang für die Kriegspolitik“

Datum: 19. Juli 2024 um 14:30 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
Verantwortlich:

Jens Berger thematisiert hier die Aussagen von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann in der ZDF-Sendung Markus Lanz. Der „personifizierte Neoliberalismus – wirtschaftsliberal bis ins Mark, gesellschaftspolitisch reaktionär“ – habe gesagt, die CDU wolle noch mehr Geld für die Rüstung und mehr Geld für die Bundeswehr. Zugleich würden Millionen Menschen in Deutschland, die zurzeit auf die Grundsicherung angewiesen, aber gleichzeitig arbeitsfähig seien, künftig kein Geld mehr vom Staat bekommen. Seine Vorstellungen würden eklatant dem Grundsatz der Menschenwürde widersprechen. Wir danken für die interessanten Zuschriften. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Sehr geschätzter Jens Berger,

vielen lieben Dank für die deutlichen, wichtigen und auch aus meiner Sicht richtigen Worte in Richtung Linnemann bzw. CDU!

Diese “Truppe” (CDU) wird laut Sonntagsfrage Bundestagswahl (CDU/CSU Stand heute 30-32 %) den nächsten Kanzler stellen – ein absoluter Albtraum.

Auch bei den drei noch anstehenden Landtagswahlen sieht es nicht besser aus – insbesondere in Sachsen (CDU Stand heute 29 %). Brandenburg weiß wies geht – CDU 18 % Stand heute (immer noch viel zu viel aus meiner Sicht)

Herzliche Grüße
Andreas Rommel


2. Leserbrief

Herr Linnemann weiß offenbar nicht, worüber er spricht.  –  Aber doch, er weiß es, und deshalb halte ich ihn für einen ‚Sozialhetzer‘ der Extraklasse.
 
Vor Jahren gab es einmal einen XY aus der CDU, der behauptete, dass diejenigen etwas falsch gemacht haben, welche in „Hartz IV“ gelandet seien. Und dann gab es die Mär des Herren Gerhard Schröder von der SPD über diejenigen, welche sich in der „sozialen Hängematte“ ein schönes Leben machen. Von „Sozialschmarotzern“ war die Rede.
 
Umgekehrt wird ein Schuh daraus:

  1. Die den deutschen Steuerzahler am teuersten zu stehen kommenden Sozialschmarotzer kommen aus der Politik, u. a. aus Bullshit Berlin. Ich nenne sie Minderleister, frei nach Peter Turrini. Hinzu kommen durch sie verursachte Kosten infolge von Fehlentscheidungen ( Maskenkauf, immer aus dem Ufer laufende Bauprojekte wie BER, Stuttgart 21, Elbphilharmonie, Elbtower u. v. a. m. ), welche übrigens diejenigen mitbezahlen, welche Herr Linnemann bei Lanz verunglimpfte. Widerlich, einfach nur widerlich.
  2. Wieviele Arbeitsplätze, nicht irgendwelche Hilfsjobs, wurden in Deutschland seit den 90er Jahren aus Rendite- / Spekulatioinsgründen vernichtet?
  3. Wie lange noch lassen sich bestimmte gesellschaftliche Gruppen gefallen, dass auf sie immer nur herumgehackt wird? – Feuer legen und dann die Feuerwehr rufen. Das geht gar nicht.

Und dann: Die sogenannte „Agenda 2010“ der SPD entrechtet Otto Normalarbeitnehmer in nie gekanntem Ausmaß. Sie ist ein Anschlag auf ein größtmögliches Allgemeinwohl. Und nun folgt – wieder unter den Sozis – wieder ein Anschlag auf Otto Normalarbeitnehmer, u. a. ins Werk gesetzt von u. a. Leuten ohne Berufserfahrung, Studienabschluss usw. Versagern eben, Minderleistern.
 
Mit freundlichen Grüßen
Roland Weinert


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

ich möchte Ihnen keinesfalls widersprechen, dass Linnemann gefährlich ist.

Leider wird die Axt an den Sozialstaat aber bereits jetzt angelegt.

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) muss 2025 beim Bürgergeld mit 4,7 Milliarden Euro weniger auskommen, als er für das laufende Jahr zur Verfügung hat. Das geht aus dem Haushaltsentwurf 2025 hervor, der an diesem Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossen werden soll.

spiegel.de/politik/deutschland/haushalt-buergergeld-und-rente-wo-sozialminister-heil-mit-weniger-geld-planen-muss-a-3f3d5996-b8ea-4700-aff9-59bf27cb6742

Was übrigens auch der Ukrainehilfe entspricht die für nächste Jahr eingeplant ist (4 Milliarden, fairerweise muss man sagen das die auch von 8 Milliarden gekürzt wurde)

Besonders spannend dabei ist, dass die Ukrainer die wir aufgenommen haben, ja auch Bürgergeld beziehen, diese also genauso betroffen sind von den Kürzungen, während man aber immer die “Solidarität” mit der Ukraine/Ukrainern betont.

Also, bevor ich mir Sorgen mache, was Linnemann kürzen könnte, sollten wir auch mal über die bereits stattfindenden Kürzungen beim Bürgergeld reden.

Es scheint wirklich so, dass wir uns immer mehr auf einen Krieg zu bewegen und man derzeit nur die Mittel dafür sammelt.

mfg
Ronny Dietzsch


4. Leserbrief

Lieber Jens Berger,

Ihr Beitrag zeigt: Der Irrsinn dieser Politik hat Methode.
 
Schön wäre ja wenn alle,  die bisher „gegen rechts, gegen die AfD“ auf die Straße gingen, sich ebenso lauthals gegen die vorherrschende menschenfeindliche , wie kriegstreibende Politik zeigten.

Wo sind sie , die vielen NGOs, Gewerkschaften, Kirchenfunktionäre, Verbände..…..?

Vielleicht abgebremst durch so manchen monetären Zufluss u.a. aus dem sog. Demokratiefördergesetz ?
 
Nicht zu fassen. Da droht allen durch Krieg und Rüstungswahn der Atomtod  und eine große Friedensbewegung ist immer noch nicht in Sicht.  

Bisher konnte ich auf dem Terminkalender der Friedenskooperative keinen Hinweis auf die Friedensdemo am 3. August in Berlin finden.

Meine Anfrage, warum dem so ist, blieb bisher unbeantwortet. Zu befürchten ist, dass sich  leider immer noch viele Friedensbewegte  im „ Moralgefängnis „ (M.Andrick) befinden?!

Zur Zeiten des Nato-Doppelbeschluss klang das so: „Lieber tot als rot“. Und heute?
 
Sehr in Sorge.
Ute Plass


5. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

er ist schon ein rechtes Unwesen, dieser CDU-Linnemann, was soll man dazu noch sagen? Meine Schwester sagt dann gern: “Du darfst nicht immer alles so negativ sehen”. Mach ich doch, schaue mir keine Talkshows an, lese lieber die NachDenkSeiten. Ein Tip, der Ihnen nicht weiter hilft, Sie schreiben da ja. Über den ganzen Scheiß. Danke für Ihre Ausdauer und das Zitat von Max Liebermann.

Da lese ich vor 3 Stunden: “BSW beantragt Aufschub der Wahl von der Leyens”  (Europaparlament). Ein Lichtblick! Dann, vor 1 Stunde: “Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin wiedergewählt”. “Da schlafft er wieder ab …” (Werner Enke).

Und so geht es weiter mit dem Sch***. Warum lassen die Deutschen sich das gefallen? Die armen Ossies, dachten vor 35 Jahren, sie hätten ein totalitäres System überwunden. Und jetzt sind sie, in einem etwas anderen, wieder mitten drin. Aber sie haben wenigstens den Vorteil, dass sie wissen wie das funktioniert. Der Wessie hat das nicht, der kriegt das (mehrheitlich) gar nicht mit (“du musst nicht immer alles …”).

Also, liebe mehrheitlichen Deutschen, ändert doch mal was, wenn nicht Euch selbst, dann zumindest den Blickwinkel. “Der Mensch ändert sich nicht – nur wenn es gar nicht mehr anders geht – und dann ungern!” (Eckhard Sperling, Göttinger Psychoanalytiker und Familientherapeut). Der hätte sicher auch was zu dem fliehenden Blick vom CDU-Linnemann sagen können.

Viele Grüße,
Rolf Henze


6. Leserbrief

Sehr geehrtes Team der NachDenkSeiten,

anbei eine kurze Anmerkung zu Herrn Bergers ‘CDU-Linnemann bei Lanz – Arbeitszwang für die Kriegspolitik, vom 18. Juli 2024.

Ist immer wieder spannend wenn die hochdotierten Leistungsverweigerer, deren einzige “Beschäftigung” es ist, Geld von unten nach oben und von öffentlichen in private Taschen zu schaufeln, anderen, die ohnehin zu niedrig beschaffenen Sozialleistungen, gedenken auch noch wegzunehmen. Zu erkennen daß man aus verschiedenen Gründen, in den euphemistisch sogenannten Bürgergeldbezug geraten kann, obwohl man arbeiten könnte, dürfte diese Kaste ohnehin überfordern. Dafür sind sie auch nicht gebucht. Sie schaffen die Voraussetzungen für die gesellschaftlichen Verwerfungen, um sie dann zu beklagen und die Schuld schließlich auf die Opfer abzuwälzen.

Mit freundlichen Grüßen
Mike Holstein


7. Leserbrief

Liebe Mannschaft der Nachdenkseiten,

mein Bruder wurde 1997 durch die zuweilen offene Hetze, die von Wirtschaft, Politik und Medien gegen Erwerbslose geschürt wird, sowie durch die Schikanen des Arbeitsamtes in den Selbstmord getrieben. Mein Bruder hat sich vor eine Lokomotive geworfen, und was von einem Menschen übrigbleibt, der von einer Lokomotive überfahren wird, wollen sich Leute wie Herr Linnemann wohl nicht selber vorstellen, ihre eigenen Angehörigen sind ja nicht die Opfer.

Seit den Hartz-Gesetzen und der Agenda 2010 ist alles noch schlimmer. Der Sozialmediziner Prof. Gerhard Trabert, der auch Obdachlose behandelt, weist seit vielen Jahren darauf hin, dass Er­werbslose eine 20-mal höhere Selbstmordrate haben als die übrige Bevölkerung, aber nichts wird dagegen getan.

  • Hat Herr Linnemann sich mal vorgestellt, was das für die Eltern bedeutet, die selber bereits am Ende ihres Lebens stehen, wenn sie ihre eigene Tochter oder ihren Sohn begraben müssen; nicht, weil er eine tödliche Krankheit hatte, sondern weil er durch die Hetze und Schikane, die gegen Erwerbslose geschürt werden, in den Tod getrieben wurde?
  • Würde Herr Linnemann solche Äußerungen gegenüber Erwerbslosen auch dann von sich geben, wenn er seine eigene Tochter oder seine Schwester oder seinen eigenen Bruder aus den selben Gründen wie ich begraben müsste?
  • Hat er mal überlegt, was seine Äußerungen und Pläne für uns als Hinterbliebene der Opfer bedeuten?

Ich habe noch nie erlebt, dass im Fernsehen ein Politiker seine Menschenverachtung so offen zur Schau stellt. Seine Äußerungen und Pläne sind gesellschafts- und demokratiezerstörend und demzufolge ein Fall für den Verfassungsschutz.

Würde Herr Linnemann jemals die Möglichkeit bekommen, seine jeder christlichen Nächstenliebe spottenden Pläne tatsächlich auszuführen, dann würde er jedes Jahr den Tod tausender Erwerbsloser durch Suizid verursachen, eine nie dagewesene Obdachlosigkeit, eine nie dagewesene Verelendung breiter Volksmassen, Verzweiflungstaten, Amokläufe und den Zusammenbruch sozialer Strukturen, wie wir uns das in den schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen können, aber wie das für die USA seit Jahrzehnten typisch ist.

Mit freundlichen Grüßen
Jörg Fauser


8. Leserbrief

Guten Tag Herr Berger,

der Mensch und Politiker Carsten Linnemann ist Neoliberalismus pur / CDU pur. Und wie so oft bei den Neoliberalen ist es nicht weit zur ätzenden Komik. Carsten Linnemanns Eltern betrieben als Familienunternehmen die Buchhandlung Linnemann in Paderborn. Das Gewerbe der Buchhändler genießt in Deutschland das Privileg der Buchpreisbindung. Sobald dieses Privileg infrage gestellt wird, feuert die Buchhändlerlobby aus allen Rohren. Was genau den Handel ausmacht bei staatlich verordneter Preissetzung, ist mir ein Rätsel. Für mich ist das Anachronismus pur.

Dass solches Gedankengut (Neoliberalismus) in einer Volkspartei geläufig ist, zeigt einem, welch Stellenwert der Humanismus hat. Sollten Merz und Linnemann mit ihrem Weltbild bei der nächsten Bundestagswahl antreten, erleidet die Union Schiffbruch. Letztendlich ist der Mensch ein ambivalentes Wesen. Es wird gerne nach unten getreten, dann aber wird sich auf die Erziehung rückbesonnen und der menschenverachtende Spuk tritt wieder in den Hintergrund.

(Ich komme aus Mainz und bin mit der katholischen Fastnacht aufgewachsen. Für gewisse Zeit wird die Sau herausgelassen, doch dann sind wir alle wieder brav. Wer nach Aschermittwoch öffentlich fremdknutscht, hat die Spielregeln nicht verstanden und darf sanktioniert werden.)

Liebe Grüße
Jan Schulz


9. Leserbrief

Hallo liebe NDS,

die Aussagen der Gäste in der Sendung von Markus Lanz bestehen, wie Sie zu recht anmerken, schon wieder aus dem neoliberalen Fundus unserer “Eliten”.

Herr Linnemann

Herr Linnemann kommt mit unserem Jäger- und Sammlerdenken um die Ecke, bei denen man den Nicht-auf-die-Jagd-gehenden nichts von der Jagdbeute abgeben darf, damit sie selbst auf die Jagd gehen müssen (Für die, die können). Also, weg mit dem Bürgergeld für alle, die nicht wollen. In einer Jäger- und Sammlerumgebung, in der man jederzeit in den Wald/die Natur gehen kann, um zu Jagen, ein real funktionierendes Modell, um die Arbeitslosigkeit abzubauen. Innerhalb eines geldbasierten Wirtschaftssystem dagegen passiert genau das Gegenteil. Die Arbeitslosigkeit steigt, weil dem Grundbedürfniskonsum die Kaufkraft entzogen werden würde. Auftragslagen brechen weg, es gibt weniger zu tun, also gibt es mehr Arbeitslosigkeit. Herr Linnemann hat nicht verstanden, dass man das Jäger- und Sammlerdenken nicht innerhalb eines geldbasierten Wirtschaftssystems anwendet! → Neoliberalismus

Weiterhin projiziert Herr Linnemann hier kräftig auf Bürgergeldempfänger. Er nimmt sich selbst als einen Menschen war, der zielstrebig ist, der willensstark ist und ehrgeizig. Und, so ehrlich und fair muss man sein, er hat für sich privat und beruflich auch Erfolg damit. In einer Partei eine hohe Position zu haben und einen hohen Status zu haben, bekommt man nicht geschenkt. Da muss man etwas für geleistet haben, das muss man sich erarbeiten. Dementsprechend hat sein Unterbewusstsein gespeichert: sei willensstark, sei ehrgeizig und sei strebsam/ehrgeizig und dann hast du Erfolg. Das ist ein Denken, welches sich ganz automatisch bei erfolgreichen Menschen entwickelt. Das sogenannte „Elitedenken“. In der Logik des Unterbewusstseins heißt das dann aber auch, dass jeder, der beruflich eben nicht erfolgreich ist, ein Problem mit seinem Willen, seinen Zielen und seinem Ehrgeiz hat. Wenn man also beruflich erfolgreich sein möchte, dann muss man sich dazu entscheiden! Punkt! Dementsprechend projiziert er auf Bürgergeldempfänger und sagt ihnen unterbewusst, dass sie gefälligst eine Kopie von ihm selbst sein sollen, damit sie Erfolg haben und es kann keine Ausreden dafür geben, sich unwillig zu zeigen. Daher unterteilt er auch die Bürgergeldempfänger in zwei Gruppen. Diejenigen, die arbeiten wollen, bekommen Bürgergeld. Die, die nicht wollen, bekommen keines (Null!). Gleichzeitig stellt er sich aber gar nicht die Frage, ob es ausreicht, seinen Willen zu zeigen. Denn, er deutet ja auch ganz klar an, dass man, wenn man will, auch Arbeit findet. Wie bereits oben im ersten Abschnitt beschrieben, ist das ein Umgebungsproblem. In einer Jäger- und Sammlerumgebung kann ich in den Wald gehen, wenn ich will. Kein Problem und Herr Linnemann hätte recht. Innerhalb eines geldbasierten Wirtschaftssystems ist die Möglichkeit zu Arbeiten aber abhängig von den Konsumbedürfnissen und dem realen Konsum der Menschen um mich herum. Und wenn die Menschen um mich herum nicht genug Geld in der Tasche haben, um genug zu konsumieren, dann kann ich lange darauf warten, Arbeit zu finden und mein Wille zur Arbeit ist völlig irrelevant. Und auch das hat Herr Linnemann nicht verstanden. → Neoliberalismus

Frau Lehmann

Weiter geht es mit Frau Lehmann. Auch sie projiziert auf Bürgergeldempfänger. Für ihren eigenen Erfolg macht sie ihre Bildung verantwortlich. Laut Wikipedia hat sie Politik und Journalismus studiert und arbeitet dementsprechend jetzt bei einer großen „Zeitung“. Auch hier muss man der Fairness halber sagen, dass sie erfolgreich ist. Auch so eine Position muss man sich erarbeiten. Sie zählt sich, mindestens unterbewusst, zur geistigen Elite dieses Landes und hat genau das gleiche projizierende Verhalten den Bürgergeldempfängern gegenüber. Nur dass sie eben halt keine Willensstärke, keinen Ehrgeiz und keine Zielstrebigkeit fordert, sondern eben Bildungsanstrengungen. Ihre Aufzählung der Vermittlungshemmnisse bei Arbeitslosen beginnt dementsprechend mit (alles Folgende sinngemäß) „psychisch krank, kein Berufsabschluss, kein Schulabschluss usw.“. Wenig später: „Will der Fleischer einen psychisch Kranken oder jemanden, der nicht mal einen Hauptschulabschluss geschafft hat?“. Gleich danach „Ist es nicht klüger den Leuten zu sagen, dass sie ihren Berufsabschluss und/oder ihren Schulabschluss nachmachen sollten?“, „Also dass man die Leute qualifiziert, auch wenn sie dann 1-2 Jahre länger brauchen?“. Wie gesagt, sinngemäß. Lieber Bürgergeldempfänger, sei doch bitte einfach nur eine Kopie von mir und dann hast du auch Erfolg. Das ist der neoliberale Bildungsaberglaube, der gerade denjenigen unterläuft, die studiert haben bzw. eine hohe Fachausbildung haben. Denn, wenn es bei ihnen funktioniert hat für den beruflichen Erfolg, dann muss es auch bei Arbeitslosen funktionieren.

„Gibst du einem Menschen einen Fisch, ernährst du ihn für einen Tag. Bringst du ihm bei zu Fischen, ernährst du ihn ein Leben lang!“. In einer Jäger- und Sammlerumgebung ein funktionierendes Konzept. Wer weiß, wie Jagd funktioniert, der kann auch bestehen im Leben und braucht nicht von anderen abhängig zu sein. Innerhalb eines geldbasierten Wirtschaftssystems dagegen ist Bildung bei Arbeitslosigkeit völlig irrelevant. Denn, wenn man bestimmtes Wissen in den Kopf eines Menschen bringt, entsteht dadurch kausal auf der anderen Seite kein einziger Arbeitsplatz, den der Gebildete besetzen kann. Wird für einen bestehenden Arbeitsplatz eine bestimmte Bildung benötigt, bildet das Unternehmen diesen Menschen aus. Das Gleiche gilt für Sprachkurse. Es ist im Interesse des Unternehmens, dass die innerbetriebliche Kommunikation unter den Arbeitern funktioniert. Dementsprechend werden die Unternehmen Sprachkurse durchführen, wenn sie benötigt werden. Warum Arbeitslose auf Staatskosten im Auftrag für Unternehmen gebildet/ausgebildet werden, ist mir bis heute schleierhaft. Das ist neben Lohnsubvention (Aufstocken) auch noch Bildungssubvention (auch Aufstocken).

Abschließend gilt: Das (Fach-)Bildungsspektrum einer Gesellschaft ist abhängig vom Arbeitsspektrum einer Gesellschaft und dies wiederum ist abhängig vom Konsumspektrum einer Gesellschaft. Was wir konsumieren, bestimmt was wir arbeiten und was wir arbeiten, bestimmt, welche Bildung wir haben, weil wir sie brauchen, um so zu arbeiten, dass wir konsumieren können.

Mit der Idee von Bildungsmaßnahmen für Arbeitslose wird dies kausal mal eben einfach umgedreht. Bildung ist in den Augen von Frau Lehmann angebotsorientiert und nicht, wie es in geldbasierten Wirtschaftssystemen der Fall ist, nachfrageorientiert. Die Projektion, gekoppelt mit dem Nichtverständnis eines geldbasierten Wirtschaftssystems: → Neoliberalismus.

Bildung ist also auch keine Lösung.

Herr Olk

Dann kam bei mir kurz mal ein wenig Hoffnung auf, als das Thema Arbeitsvolumen angesprochen wurde und Herr Olk ansetzte, um zwei der Ursachen für dessen Niedrigkeit zu benennen. Sinngemäß 1.: Wir werden weniger Leute und arbeiten deswegen weniger und 2.: Die nachfolgenden Generationen haben eine geänderte Einstellung zur Arbeit im Sinne der Work-Life-Balance. Auf die Idee, dass das Arbeitsvolumen abhängig ist vom Ausmaß der zu erledigenden Arbeiten, die abhängig sind von der bestehenden gesamtwirtschaftlichen Auftragslage und diese wiederum vom Gesamtkonsum, darauf kommt er nicht. Das Arbeitsvolumen ist für den Herrn Olk abhängig von der Anzahl der verfügbaren Arbeiter und deren Einstellung zur Arbeit. Letzteres ist wieder die gleiche neoliberale Projektionsgeschichte wie beim Herrn Linnemann. Der Wille zur Arbeit entscheidet, wie viel und ob gearbeitet wird. Dementsprechend würde das Arbeitsvolumen auch steigen, wenn die Leute ihre Work-Life-Balance verändern würden zu Gunsten der Arbeit. Als ob dadurch auf einmal mehr Auftragslage entsteht, die abgearbeitet werden müsste. Daher → Neoliberalismus

Allgemein

Der Hinweis im Artikel auf das Konzept von „Teil und Herrsche“ ist aus meiner Sicht völlig deplatziert bei dieser Thematik, weil es durch fehlende Aufklärung der Äußernden genauso gut erklärbar ist und dies auch viel besser passt, wenn man den Leuten einfach mal zuhört und versucht, das Gesagte einzuordnen. Diese Leute, bzw. ihre unterbewussten Gedanken, haben einfach nicht mitbekommen, dass wir nicht mehr als Jäger- und Sammler unterwegs sind. Da fehlt die Reflexion. Das ist das Geheimnis des Neoliberalismus und seiner Wirkkraft.

Ich habe das Thema Neoliberalismus und die da drunter arbeitenden psychischen und sozialen Wirkmechanismen und auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitslosigkeit mal in einem Buch zusammengefasst, für diejenigen, die sich für das Thema interessieren.
eBook: „Falsche Narrative – Neoliberalismus von Andre Klein“ mit der ISBN: 9783759210760

lg Andre Klein


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