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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 17. Juli 2024 um 8:30 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung Florian Warweg: Irgendwie sehr “embedded”. Artikel erscheint erstmals um 6:34 Uhr und beschreibt, was eine halbe Stunde vorher passiert ist: “Dienstagmorgen, 6 Uhr, Falkensee vor den Toren Berlins. Eine beschauliche Eigenheimsiedlung am Rande der brandenburgischen 45.000-Einwohner-Stadt, Deutschlandfahnen hängen in Vorgärten und an Autospiegeln. Plötzlich rücken 25 teils vermummte Polizisten an. Sie klopfen an der Tür eines Bungalows. Neben dem Eingang stapelt sich Feuerholz. Jemand öffnet. Die Durchsuchung beginnt…“
Wer mit den Prozessen des Online-Journalismus vertraut ist, kann eigentlich ausschließen, dass man innerhalb von 34 Minuten einen entsprechenden Artikel mit 12.000 Zeichen verfassen und dann auch noch im Backend-System von Welt anlegen und veröffentlichen kann.
Ganz unabhängig wie man zur inhaltlichen Ausrichtung von Compact steht, dieser Artikel hat allein von den geschilderten zeitlichen Abläufen her ein Geschmäckle.
dazu: Grenzbereich der Zensur: Darum ist das “Compact”-Verbot problematisch
Hauptsache weg? Moment. Mit dem Verbot des rechtsextremistischen Compact-Magazins begibt sich die Bundesinnenministerin auf verfassungsrechtlich und politisch vermintes Terrain.
Die Zeitschrift “Compact” ist mitsamt ihren Kanälen und Shops ab sofort verboten. So hat es Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) entschieden. “Dieses Magazin hetzt auf unsägliche Weise gegen Jüdinnen und Juden, gegen Menschen mit Migrationsgeschichte und gegen unsere parlamentarische Demokratie”, teilte sie mit.
Damit hat Faeser völlig recht. Dennoch ist die Entscheidung problematisch. Denn sie berührt die Pressefreiheit. […]
Tatsächlich sieht das Grundgesetz vor, dass sich die Demokratie gegen seine Feinde wehren kann. In Artikel 9, der die Vereinsfreiheit regelt, heißt es ausdrücklich: “Vereinigungen, deren Zwecke oder deren Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderlaufen oder die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder gegen den Gedanken der Völkerverständigung richten, sind verboten.”
Doch die entscheidende Frage lautet: Ist “Compact” vor allem ein Verein – oder nicht eher ein Presseerzeugnis? Und steht es damit, so wie übrigens auch der stern, unter dem besonderen Schutz des Grundgesetzes?
In Artikel 5 heißt es: “Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet.” Und: “Eine Zensur findet nicht statt.”
Quelle: Stern
Anmerkung Jens Berger: Wenn „unsere parlamentarische Demokratie“ durch ein rechtsextremes Magazin mit einer Auflage von 40.000 gefährdet ist, kann es aber nicht gut um sie bestellt sein. Der angeführte Grund, Compact stelle eine Vernetzung von rechten und rechtsextremen Gruppierungen her, kann man natürlich schlimm finden, warum dies den härtesten denkbaren Schritt gegen die Pressefreiheit begründen soll, ist jedoch nicht klar. Faeser und Co. sei dieses schöne Zitat des Aufklärers Voltaire ins Poesie-Album geschrieben: „Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen.“
dazu auch: Zur Kenntlichkeit
Compact-Verbot
Unrecht wird nicht Recht, nur weil es mal den Richtigen trifft. Als das Bundesministerium »für Inneres und Heimat« am Dienstag bekanntgab, dass das rechte Magazin Compact verboten sei, gab es keinen Grund zu trauern. Keine Träne für Elsässer. Der Vorgang aber steht für mehr als bloß sich selbst. Schon länger hobeln deutsche Regierungen an dem, worauf zu stehen sie vorgeben. (…) Es kommt nicht darauf an, ob man mit den Betroffenen in jeder Frage übereinstimmt. Es geht ums Prinzip. Und immer wieder vermengen Ministerium und Verfassungsschutz vorsätzlich das Gefahrenpotential von rechts mit der Systemkritik von links. (…) Für Linke sind Verbote gegen rechts deswegen interessant, weil es sie als nächstes treffen könnte. Bekanntlich wird die junge Welt vom Verfassungsschutz beobachtet, sie muss vor der Drohkulisse eines möglichen Verbots arbeiten. Unscheinbar, regelrecht beiläufig haben die Behörden rote Linien überschritten. (…) Es langt also, dass jemand Kritik am kapitalistischen System übt oder das Grundgesetz durch Bestimmungen über Vergesellschaftung zu erweitern vorschlägt. Es langt, ein fundamentales Urteil zu äußern, um staatlicherseits verfolgt zu werden, selbst dann, wenn die betreffende Person keine Anstalten macht, ihren Worten Taten folgen zu lassen. (…) Im Nebelwort der »wehrhaften Demokratie« kommt ein Widersinn zum Ausdruck, ein ganz logischer aber. Unter dem Vorwand, bürgerliche Freiheit zu schützen, wird bürgerliche Freiheit eingeschränkt. Im Moment des vermeintlichen Notstands zeigt sich, was der Möglichkeit nach immer schon vorlag: Die Werte der bürgerlichen Gesellschaft, auf denen das Selbstverständnis des sich freiheitlich sehenden Staats, mithin das Gefühl moralischer Dignität gegenüber autokratischen Systemen steht, sind nicht universell, sondern partikular. Sie werden abgebaut, sobald es erforderlich scheint. Freiheit wird gepflegt, solange sie nichts kostet. Dass diese Werte zur Stunde – und unter Beifall der Zivilgesellschaft – fallen, ist kein Skandal, es ist ein Wahrheitsereignis. Ein Staat macht sich kenntlich.
Quelle: junge Welt
Die NachDenkSeiten werden dieses Thema im Laufe des Vormittags noch redaktionell kommentieren.
Anmerkung Christian Reimann: Die USA treiben die NATO immer mehr gegen China und die EU verhält sich dabei wie ein treuer Vasall. Wie bereits russisches Vermögen sollen auch chinesische Besitztümer in der EU beschlagnahmt werden können. Vor allem Deutschland dürfte auch hierbei der große Verlierer bei einem Wirtschaftskrieg gegen China sein. Immer offensichtlicher könnte jedoch auch dadurch werden, dass die Entscheidungsträgerschaft der EU und in der Bundesregierung nicht zugunsten der Interessen der hiesigen Bevölkerung, sondern zugunsten von US-Interessen entscheidet.
Anmerkung Christian Reimann: Bitte lesen Sie dazu auch Orban und die europäische Vorstellung von Frieden und Dazu: Kann Ungarn der EU-Ratsvorsitz entzogen werden? mit Anmerkungen.
Anmerkung unserer Leserin Susanne Bur: Das erste, was im Krieg stirbt ist die Wahrheit. Es ist mutig von Florian Rötzer dieses Thema wieder aufzugreifen. Es bleibt jetzt spannend, ob dieser Gerichtsprozess von den deutschen Medien überhaupt aufgegriffen wird, und ob weiter an der wichtigen Aufklärung gearbeitet wird.
Anmerkung Christian Reimann: Geht es den grünen Autorinnen lediglich um die finanzielle Rettung der eigenen Klientel oder wirklich um Journalismus mit “Unabhängigkeit und Staatsferne”? Unabhängig von was oder wem genau soll der Journalismus sein? Bitte lesen Sie dazu auch „Die NachDenkSeiten hätten eher das Bundesverdienstkreuz verdient als den Entzug der Gemeinnützigkeit“.
Anmerkung Jens Berger: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Es gibt schon einen qualitativen Unterschied zwischen dem Gebrauch des Begriffs „Zigeunerschnitzel“ und Mordphantasien. Dennoch: Selbst ein Sebastian Hotz hat das Recht auf seine freie Meinung, mag man sie noch so sehr kritisieren.
Anmerkung Jens Berger: Hier scheint es dann doch einen massiven Unterschied zwischen Gewichtung im politischen und medialen Diskurs und der Realität zu geben. Neu ist das nicht, das Ausmaß ist jedoch erschreckend.
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