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Titel: Leserbriefe zu „Bundesentwicklungsministerin Schulze: Selbstdarstellung vor Kriegsversehrten“

Datum: 20. Mai 2024 um 12:00 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
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Marcus Klöckner kommentiert hier ein Video von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD), das in der Ukraine aufgenommen worden sei. Der hohe Grad emotionaler Abgebrühtheit innerhalb der politischen Klasse sei erschreckend. Es gebe Politiker, die hätten „das Leid exklusiv und direkt vor ihren Augen und machen trotzdem so weiter wie gehabt“. Eine Politik, die sich für die Unterstützung von Prothesenzentren für Kriegsversehrte selbst feiere, sei jedoch „Abbild politischer Perversion“. Wir haben hierzu interessante Zuschriften bekommen. Danke dafür. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe. Für Sie zusammengestellt von Christian Reimann.

1. Leserbrief

Das ist das altbewährte deutsche Komplettangebot:

Erst liefern wir die Waffen und dann die Prothesen, die wegen der Waffen benötigt werden. Der einzige Unterschied ist, dass es früher eine gesamt-ökonomische Win-Win-Situation war und heute im Falle der Ukraine sowohl die Waffen als auch die Prothesen vom deutschen Steuerzahler bezahlt werden, so dass die Profite der Rüstungs- und Prothesen-Industrie eben nicht mehr aus dem Ausland, sondern von den eigenen Bürgern getragen werden. Welch ein zivilisatorischer Fortschritt im besten Deutschland aller Zeiten!

Beste Grüße
Hubert Heck


2. Leserbrief

Lieber und sehr geschätzter Marcus Klöckner,

es ist meines Erachtens seit geraumer Zeit einfach nur noch widerlich und unfassbar was sich deutsche verantwortliche PolitikerInnen herausnehmen und leisten (können, da die deutsche Bevölkerung mehrheitlich noch immer unmündig wegschaut bzw. schweigt – zu den verschiedensten Themen in den letzten Jahren)!

Ihr Vergleich mit einer “…Anmoderation einer neuen Attraktion in einem Freizeitpark…” durch die deutsche verantwortliche Regierungspolitikerin passt in meinen Augen sehr gut zu der neuen/aktuellen Werbekampagne der Ukraine „Wähle Dein Abenteuer“ (kein Witz!!) um mehr UkrainerInnen in die Reihen der Streitkräfte zu holen – der Krieg als Abenteuerspielplatz bzw. als Freizeitpark!

Diese Verniedlichungen bzw. verharmlosende Darstellungen von Krieg, Tod und großem Leid – Sie nennen es in Ihrem Kommentar “…emotionale Abgebrühtheit…” – hat meiner Meinung nach Methode/System, um den wahren Schrecken von den Bevölkerungen fern zu halten! Wir werden als Bevölkerung in meinen Augen regelrecht für dumm verkauft und lassen es uns mehrheitlich bieten – insbesondere bei Themen wie Krieg und Frieden ist das meiner Meinung nach unentschuldbar!

Herzliche Grüße
Andreas Rommel


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Klöckner,

Sie haben so recht mit der Aussage; der hohe Grad emotionaler Abgebrühtheit innerhalb der politischen Klasse ist erschreckend.

Für die deutsche Wirtschaft ist auch das eine Win-Win Situation, wie auch Volker Pispers in einem seiner Auftritte gesagt hat, denn Deutschland verkauft nicht nur Waffen sondern auch viele Prothesen.

Das erinnert mich außerdem an eine Szene aus Steiner – Das eiserne Kreuz. Da ist ein Wehrmachtsoffizier in einem Lazarett und gibt den Verletzten die Hand und Orden, nur das der eine hat keine Hände mehr hat die geschüttelt werden können.

Der hält dem Offizier seine Füße hin, die dieser nicht anfasst und weiter zum nächsten geht.

Mit freundlichen Grüßen
Alexander Haack


4. Leserbrief

Lieber Herr Klöckner.

Mit Entsetzen, Wut und Fassungslosigkeit habe ich Ihren Bericht gelesen. Ihre Einschätzung über diese Politikerin kann ich nur teilen.

Dieser Bericht hat bei mir viele Erinnerungen an meine Kindheit geweckt.

Ich, Jahrgang 1948, hatte einen armamputierten Vater. Er „verlor“ seinen rechten Arm im Alter von 22 Jahren. Ich kann mich noch an einen sehr ernsten, traurigen und strengen Menschen erinnern. Ausgelassen oder fröhlich lachend habe ich ihn nie erlebt. Diese Ernsthaftigkeit und Traurigkeit hat meine ganzen Kindheit und das junge Erwachsenenleben überschattet.

Als ich den Begriff „ungebrochen“ in Ihrem Artikel las, ist mir speiübel geworden. Mein Vater war ein gebrochener Mann, auch wenn er versucht hat, ein einigermaßen „normales“ Leben zu führen. Dieses Kriegstrauma hat alle in unserer Familie mitgenommen, beeinflusst und emotional schwer belastet. Erst nach über 50 Jahren, vor allem durch die Bücher von Sabine Bode, konnte ich dieses familiäre Schicksal verarbeiten.

Was weiß denn eine selbstherrliche, unwissende und kriegsbesoffene Ministerin über die seelischen Verletzungen, die diese gebrochenen jungen Soldaten erleiden.

Bisher hielt ich die Mitglieder der Ampel für vollkommen inkompetent, aber es ist viel schlimmer. Sie sind Empathie los, zynisch und menschenverachtend.

Lieber Herr Klöckner. Liebes Nachdenkseiten-Team.
Vielen Dank für Eure Arbeit.

Herzliche Grüße
Gudrun Leinweber


5. Leserbrief

Guten Tag,

da fährt die Deutsche Bundesentwicklungsministerin in das von der NATO angestiftete und mit Waffen vollgepumpte Kriegsland Ukraine, um wohl Medienwirksam den Kriegsversehrten Trost und Mitgefühl auszusprechen. Richtig wäre:

Unsere Männer, Frauen, Kinder und Enkel sind es ja nicht, ganz so, wie scheinbar die Wahrnehmung der überwiegenden Mehrheit der Deutschen Bevölkerung. Geht es eigentlich noch tiefer und unverschämter? Die Ministerin konnte da gleich die Wirkung der Tötungsmittel, genannt Waffen in Augenschein nehmen, die den Frieden bringen und sichern sollen.

Spiegeln dürfte sich das ganze nämlich auch auf der anderen Seite. Ach so, dass sind ja die Bösen und dann selbst Schuld.

Welch eine Perversion dann noch der Motivationsspruch der Frau Ministerin: ,, Ukrainer lassen sich nicht entmutigen “.

Das ganze frohgelaunt und aufgepeppt, wie bei einem Besuch im Freizeitpark. Eine abschreckende Wirkung auf die hiesige Bevölkerung, die das Ganze, wenn überhaupt wohlbehalten zur Kenntnis nehmen kann, dürfte es wohl nicht erzeugen.

Die besonnen und mitfühlenden Menschen, die sich für Frieden einsetzen, bleiben eine in der Mehrheit seltsam aufgenommene und verschwindende Minderheit.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Stöbe


6. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Klöckner und NDS Redaktion,

Dem Artikel kann man noch einige zusätzliche Deutungen hinzufügen:

Das zeigen von unfassbarem menschlichen Leid hat auch Propagandazweck, die Dämonisierung vom Feind.
Das agieren aus der Sicherheit heraus dass man als Ministerin so gut wie sicher ist vor Kriegsfolgen und körperlichen Schäden, als VIP maximal geschützt.
Macht sie nur was die Medien oft machen? Macht sie den Versuch das Kriegsleiden von Menschen zu reduzieren auf Infotainment?
Die wichtigste Frage aber ist, inwiefern das Handeln der Ministerin ihre eigene Persönlichkeit widerspiegelt?
Ist sie emotionslos, unempfindlich gegen menschliches Leiden? Wenn ja könnte dies ein Indiz für eine Persönlichkeitsstörung sein.
Politische Würdenträger werden vor Amtsantritt wohl keiner psychologischen Tauglichkeitsprüfung unterzogen.

Aber es zeigt sich auch selektive Empörung, was geschieht mit den schwerversehrten Kindern, Frauen und Alten aus Gaza?
Wo ist das Unbroken Center von Gaza?

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens


7. Leserbrief

Liebes Nachdenkseiten-Team,

vielen Dank für Euren Hinweis auf das unsägliche Verhalten der deutschen Ministerin.

Allerdings sei darauf hingewiesen, dass dieses abscheuliche Verhalten der deutschen Politiker von ihren Herren und Meistern erlernt ist. Ein ähnlich abstoßendes Beispiel emotionaler Abgebrühtheit hat der amerikanische Außenminister abgeliefert, als er gestern in einem Nachtclub in Kiew ein paar Standardphrasen von der “freien Welt” runtergeleiert hat, und anschließend auf der Bühne Gitarre gespielt hat:

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/blinken-ukraine-auftritt-100.html

Allein an diesem einzigen Tag sind währenddessen über 1000 ukrainische und russische Männer wenige hundert Kilometer an der Front gestorben und verstümmelt worden. So sehen sie aus die westlichen Werte.

Ich bin dankbar, dass unter anderem die Nachdenkseiten diesen Wahnsinn wenigstens noch bemerken und benennen.

Mit freundlichem Gruß,
Christian Mielke


8. Leserbrief

Lieber Marcus Klöckner!

Ich verstehe Ihre Verwunderung über das Verhalten der Ministerin nicht:

“Der Grad an emotionaler Abgebrühtheit innerhalb der politischen Klasse ist erschreckend.“

Ja, wie sollten diese Gestalten denn sonst Teil der „politischen Klasse“ geworden sein?

Und gerade im Fall dieser Dame und ihrer Partei:
Laut ihrem Wikipedia-Eintrag ist sie 1968 geboren. War also 1999, als ihre Partei den ersten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien lostrat, der nach 1945 wieder von deutschem Boden ausging, offensichtlich schon ein „bewusstes“ Wesen.
Schon 1988 war sie in die SPD eingetreten.

Sie hat also seither und insbesondere später als Funktionärin „an vorderster Front“ die gesamte Politik dieser Partei und damit (mindestens) die Kriege in Jugoslawien, Afghanistan, Irak (basierend auf einer von der SPD/Grünen-Regierung bewusst weitergetragenen Lüge über „mobile Biowaffenlabore” im Irak) usw. usf. mitgetragen. Das KANN nur bedeuten, dass ihr das Leiden und Sterben, die Vergewaltigungen, Brandschatzungen und zahllosen Morde und Vertreibungen, die „Kriege eben so mit sich bringen“ und deren Opfer – fernab vom warmen Büro in Berlin – nicht nur EGAL waren: Denn sie hat sie nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern bewusst mit herbei geführt!

Was erwarten Sie denn, verehrter Herr Klöckner, wie so jemand auf den Pöbel, das Kanonenfutter seiner Politik herabschaut? Mit Hochachtung? Wenigstens mit Mitmenschlichkeit? Nein, denn dann wäre sie eben NICHT Teil dieser „politischen Klasse“.

Wie man nach dem Niederkartätschen hungernder Arbeiter, Frauen und Kinder 1918 auf Befehl der SPD und nach der Wahlempfehlung dieser Partei 1932 für Paul „mir ist der erste Weltkrieg wie eine Badekur bekommen“ Hindenburg (von dem nicht nur die Kommunisten wussten, dass er Hitler an die Macht und so den nächsten Krieg herbeiführen würde*) überhaupt noch als aufrechter Mensch in der SPD (oder einer der anderen „regierungsfähigen“ „demokratischen“ = also kriegführenden Parteien) sein kann, ist mir aber ohnehin schleierhaft.

LG
Bernd Kulawik

*Mein Großvater war seit den 1920er Jahren Kommunist und gehörte zu denen, die überall die Plakate mit dem heute noch bekannten Spruch klebten: „Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler. Wer Hitler wählt, wählt den Krieg.“ Die KANN man damals gar nicht übersehen haben. Wer hinterher (1945) dann sagte, er hätte von all dem nichts gewusst und es ja nicht mal ahnen können, der lügt dreist.


9. Leserbrief

ungebrochen ?
unbeeindruckt ?
unempathisch ?

Eine Politikerin, die das Leid direkt vor Augen hat, aber es nicht sieht, ist blind, apokalypseblind [© Günter Anders].

Zeigen Sie der Dame doch Fotos von Kriegsversehrten aus dem 1.Weltkrieg !
Soldaten, denen Teile des Kopfes fehlen, Soldaten ohne Nase, ohne Mund, usw. Schicken Sie der solche Fotos, auf Papier, nicht digital!

Furchtbar!

Von unserem Leser G.C.L.


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