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Titel: Leserbriefe zu „Deutschland zeigt Zähne? Kanonenbootpolitik, Größenwahn und Selbstbesoffenheit“

Datum: 11. Mai 2024 um 14:00 Uhr
Rubrik: Leserbriefe
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Jens Berger thematisiert hier das in See Stechen eines deutschen Einsatzgruppenversorgers zusammen mit der Fregatte Baden-Württemberg. Er werde auch China passieren. Es sei „drollig“, wenn „der SPIEGEL und die Falken der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik in eine solche Fahrt nun eine warnende Geste in Richtung Peking hineininterpretieren“. Verteidigungsminister Pistorius habe beruhigt, es ginge nur um die Sicherung deutscher Handelswege. Für so einen Spruch habe Bundespräsident Köhler vor gerade einmal 14 Jahren zurücktreten müssen. Wir haben dazu interessante Leserbriefe erhalten und bedanken uns dafür. Es folgt nun eine Auswahl, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Hallo Herr Berger,

herzlichen Dank für die schöne Formulierung “Es ist fraglich, ob Deutschlands Seestreitkräfte überhaupt über der Wahrnehmungsschwelle Chinas liegen.”

Habe selten beim Frühstück so gelacht.

Viele Grüße
Thomas Heimberg


2. Leserbrief

Junge Leute lest diesen NDS-Artikel!

Jens Berger sah sich gezwungen, die ganz spitze Feder in rabenschwarze Tinte zu tauchen. Notwendigerweise! Er hat auch die Weltgeschichte zu Wort kommen lassen. Als Uraltpauker im Pensionistenstatus empfehle ich den Artikel als Einstieg in “3000 Jahre chinesische Zivilisation – oft überfallen, erobert, kolonisiert oder mit Rauschgift überschwemmt”. Das Bild von Carl Röchling könnte Anschauungsmaterial für die Episode aus dem Boxerkrieg sein. Man kann die Reichskriegsflagge sehen, die insinuieren soll, dass es die Germans waren, die den 8 Kolonialmächten heldenhafte Rettung brachten. Und wer ganz genaue Exegese betreibt, der sieht wie ein Pistorius mit kühnem Schritt voraus stürmt!

Der westliche Imperialismus in China begann mit der Ankunft christlicher Missionare und führte zu einer schier unendlichen Abfolge von Kriegen. Nicht vergessen: Die Opiumkriege der Briten und die japanische Invasion. Auch der deutsche Kaiser wollte ein Empire in China haben. Wilhelm II Hunnenrede im Jahre 1900: “Führt eure Waffen so, dass auf 1000 Jahre hinaus kein Chinese mehr einen Deutschen scheel anschaut. Gefangene werden nicht gemacht!” Was blieb: Die Germania-Brauerei 1903 gegründet – heute Tsingtau-Bier.

Ich weiß noch gut, wie 1969 Kanzler K.G. Kiesinger sein Silberhaupt im Saal gleißen ließ und unheilschwanger raunte: “Ich sage nur China, China, China!” Dieser Kanzler war  schon im 1000-jährigen Reich Referatsleiter im Außenministerium. Konsequenterweise kriegte er sein Gesetz zur Verjährung von NS-Verbrechen durchs Parlament. Nun existiert China immer noch, oft gedemütigt aber ohne Expanionismus/Kolonialismus stabil wie nie zuvor und auf konsequentem Wachstumskurs. Letztes Jahr hat die Ampel eine eigene “STRATEGIE” für den Umgang mit China vorgelegt. Jens Berger hat es fein formuliert: “Man weiß offenbar doch noch, wer im Welthandel Koch und wer Kellner ist”. Der damalige Grünen-Fraktionschef Trittin wusste das auch: “Wir brauchen keine Kanonenbootpolitik!” Damals vor vielen Jahren. Er sitzt immer noch im Bundestag! Und BP Köhler trat brav zurück. BP Steinmeier hingegen tritt stramm voraus und verliert kein Wörtchen in Sachen VdL oder Baerbock, die verbohrten Hirnes die Chinesen belehren und ihnen wertewestliche Diplomatie “verdeutlichen” (Baerbock) wollen. Xi und Wang haben eineindeutig retourniert.

Mit Dank an Autor Berger für diesen in Teilen auch humorigen aber auch verzweifelt-ironischen Artikel.

Dieter Münch


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger, sehr geehrtes NDS-Team,

das politische Geschäft besteht mittlerweile aus einer unguten, um nicht zu sagen gefährlichen Melange: narzisstische Verfasstheit der politischen Akteure, eine sich im immer gleichen Echoraum abspielende Gruppendynamik, höchst defizitäre Bildung. All das zusammengenommen führt das zu einer Fokussierung auf die eigene politische Karriere, die nur durch Anpassung an den Echoraum möglich wird, sowie zu einem kompletten Versagen von Selbstreflexion. Denn gerade Selbstreflexion ist nur Menschen möglich, die nicht narzistisch sind, die dem Anpassungsdruck nicht nachgeben und die über ausreichend Wissen, sprich Bildung verfügen.

Bar aller Selbstreflexion und getrieben von Selbstinszenierungswahn – durch Social Media & Co. zusätzlich befeuert – agiert nun ein Großteil der politischen Klasse größenwahnsinnig und selbstbesoffen, wie Sie, Herr Berger, zurecht feststellen. Und sie merken in ihrer Selbstverstrickung gar nicht mehr, wie anfällig sie für Einflüsterungen verschiedenster Art sind. Interessenvertreter, Lobbyisten und nicht zuletzt transatlantische Pressure Groups finden in ihnen leichte Beute. Die hiesigen verqueren außenpolitischen Ambitionen im Indopazifik sind nur ein Beispiel von zahllosen anderen.

Ein deprimierender Befund. Wir sind machtlos, und die politische Klasse klebt bis zum Letzten an ihrer Macht, denn Narzissten brauchen Macht. Den Regierten bleibt nur das Gefühl von Ohnmacht und die allgegenwärtige Sorge, in katastrophale Zustände hineingezogen zu werden bis hin zu Kriegen. Und noch ein Zusatz angesichts aktueller Ereignisse: Meines Erachtens sind die sich häufenden Angriffe auf Politiker Ausdruck dieses Gefühls von Ohnmacht. Und anstatt in sich zu gehen und eine vernunftgeleitete Analyse vorzunehmen, möchten die Regierenden die Daumenschrauben immer noch mehr anziehen – und programmieren damit weitere Eskalationen vor.

Dr. Petra Braitling


4. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

ach Mönsch, muss ich schon wieder meinen Deutschlehrer zitieren:

“Dem habe ich nichts hinzuzufügen!”

“Drollig”, “selbstbesoffen”, Sie sagen es. Wo Deutschland (nicht nur die Marine) im Wahrnehmungshorizont Chinas liegt, kann man auch daran sehen, welche Länder Xi Jinping auf seiner Europareise besucht hat: Frankreich, Serbien und Ungarn. Serbien ist den Chinesen offenbar wichtiger als Deutschland. An der geographischen Größe des Landes wird es nicht liegen. Eher am Intelligenzquotienten der westlichen Politiker, besonders dem der deutschen.

Eine Kritik habe ich doch. Sie schreiben:

“schlafwandeln auf Kaiser Wilhelm Zwos Spuren”.

Den nannte mein Deutschlehrer: “Wiili Zwo”.

Im Ernst, die NATO ist gefährlich, sie hat Atomwaffen. Meine Hoffnung ist, dass die USA und ihr engster Vasall, Deutschland, auf Grund wirtschaftlicher und sozialer Probleme ihre Macht verlieren, ehe sie in der Lage sind sie einzusetzen.

Viele Grüße,
Rolf Henze


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