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Titel: Hinweise des Tages
Datum: 22. Dezember 2023 um 8:40 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
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Anmerkung unseres Lesers R.K.: Ein erstaunlich objektiver Text von einem anerkannten westlichen Militärberater, Oberst a.D. Wolfgang Richter, der bis vor kurzen noch für die eindeutig regierungsnahe SWP geschrieben hat, der hier für die FES einen umfassenden Text zum Ukraine-Krieg vorlegt, der diversen Legenden faktisch widerspricht. Erstaunlich fast, dass sowas bei der FES noch erscheinen darf. Er stellt die tatsächlichen politischen Hintergründe und Abläufe unmittelbar vor und während des Krieges dar und ist unbedingt zu empfehlen. Auch gegen die Legende, die Russen würden ja eh nicht verhandeln usw. M.E. Pflichtlektüre, wenn man darüber ernsthaft diskutieren will.
dazu: Kanonenfutter gesucht
Ukrainische Wehrpflichtige fliehen lieber, statt verheizt zu werden. Kriegsminister will Männer im Ausland rekrutieren.
Nach Angaben der ukrainischen Grenzbehörde verlassen täglich etwa 6.000 Männer im wehrfähigen Alter das Land. Nur maximal fünf Prozent davon seien Personen, die offiziell von der Einberufung befreit seien, sagte der Leiter der Grenzdirektion Lwiw, Igor Matwijtschuk, bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Bei vielen Dokumenten über eine Befreiung vom Wehrdienst hätten die Behörden Zweifel, könnten aber nichts beweisen. Aktuell nehmen laut Matwijtschuk angebliche Eheschließungen mit alleinerziehenden Müttern mehrerer Kinder und Papiere über die Betreuung von Menschen mit schweren Behinderungen bei den Ausreisenden zu. Hochgerechnet aufs Jahr bedeuten diese Zahlen, dass bis zu zwei Millionen ukrainische Männer versuchen, dem Krieg zu entgehen. Sie werfen am Rande auch ein ganz anderes Licht auf offizielle ukrainische Umfragedaten, wonach zwei Drittel der Bevölkerung für eine Fortsetzung des Krieges gegen Russland und gegen Konzessionen und Friedensverhandlungen sein sollen. Beide Trends passen nicht recht zusammen. In dieser Situation will die Regierung auch auf im Ausland lebende Landsleute zugreifen. Wie Verteidigungsminister Rustem Umjerow am Donnerstag gegenüber Springer-Medien sagte, sollen die in Deutschland lebenden Ukrainer im nächsten Jahr »eingeladen« werden, ihrer Wehrpflicht nachzukommen. Damit hat Kiew offenbar seinen Versuch vom Herbst aufgegeben, die Regierungen der EU-Staaten dazu zu bewegen, ukrainischen Männern die Aufenthaltsdokumente nicht zu verlängern, um sie zur Rückreise zu zwingen. Mehrere EU-Länder, am deutlichsten Österreich, haben solche Vorstöße ausdrücklich zurückgewiesen. In Deutschland sind offiziell 180.000 ukrainische Männer im dienstpflichtigen Alter registriert; vermutet wird, dass etwa ebenso viele Ukrainer lieber auf Sozialleistungen verzichten und sich nirgendwo melden, um nicht auffindbar zu sein. Der ehemalige US-Oberbefehlshaber für Europa, Benjamin Hodges, forderte die Ukraine in einem diese Woche online veröffentlichten Interview auf, ihre Rekrutierungsanstrengungen zu verstärken. Es könne nicht angehen, dass ukrainische Männer in Deutschland, Polen oder Rumänien »herumhingen«, anstatt ihr Land zu verteidigen.
Quelle: junge Welt
dazu auch: Das Afghanistan-Szenario
Wenn der Befund der sogenannten Experten lautet, der Westen unterstütze die Ukraine nicht ausreichend und habe auch nicht vor, mehr Anstrengungen zu unternehmen, nicht zuletzt, weil es einen direkten Konflikt mit Russland zu vermeiden gelte, dann ergab es rein denklogisch auch nie einen Sinn, die Ukraine kämpfen zu lassen. Die Ukraine entscheide als angegriffenes Land darüber allein, heißt es trotzig zur Erwiderung. Aber auch das ist bestenfalls naiv. Denn sollten die Amerikaner ihre Unterstützung einstellen, droht eine Neuauflage des Afghanistan-Szenarios. (…)
Die Folge ist, dass die Abhängigkeit vom US-Militär immer größer und das Vertrauen in die eigene Verteidigungs-, Kriegs- oder Abschreckungsfähigkeit immer kleiner wird. Schon allein deshalb wirkt die Ankündigung nach deutscher Kriegstüchtigkeit bloß wie ein groteskes Imponiergehabe ohne sonderliche Substanz, weil der Verteidigungsminister, der wohl gern auch Kriegsminister wäre, offenbar gar nicht begriffen hat, dass wirtschaftliche Stärke die Voraussetzung militärischer Drohkulisse ist. Das heißt, er müsste zunächst den Zugang zu billiger russischer Energie sicherstellen und für einen Ausbau des Handels mit China werben, um zu dem Zustand der wirtschaftlichen Stärke zurückzukehren, die es ihm erlaubte, militärisch glaubwürdig die Muskeln spielen zu lassen.
Nur würde er dann auch feststellen, dass eine Strategie der Konfrontation ja völlig unnötig ist. Wenn man nur Sozialdemokraten hätte, die könnten das noch wissen. Stattdessen demonstrieren SPD-Vorsitzende und Kriegsminister lieber verbale Entschlossenheit, machen sich aber gleichzeitig in die Hose für den Fall, dass die Amerikaner andere Prioritäten setzen.
Dass die NATO-Osterweiterung keinesfalls in deutschem Interesse liegt und Folgen haben würde, war lange bekannt. Sie ist damit gerade kein Garant für Frieden, sondern, wie der Krieg in der Ukraine zeigt, ein Sicherheitsrisiko für Europa, in dem die Weltmächte bereits in den 1980er Jahren einen begrenzten atomaren Konflikt für akzeptabel hielten. Damals gab es aber noch eine Bundesregierung, die sich dagegen wehrte und erkannte, dass solche Szenarien nicht im Interesse Deutschlands oder Europas sind. Heute lässt es ein Bundeskanzler mit Erinnerungslücken achselzuckend zu, dass jemand die Energieinfrastruktur Deutschlands zerstört. Das Interesse an Aufklärung ist gering, dafür die Überzeugung groß, dass Russland den Gashahn bis heute einfach zugedreht habe, wie man hier und hier nachlesen kann.
Quelle: TauBlog
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