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Titel: Hinweise des Tages
Datum: 5. Dezember 2023 um 8:45 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
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dazu: Insolvenzwelle rollt
Creditreform-Studie: Immer mehr BRD-Unternehmen illiquide. Linke und BSW fordern staatliche Investitionsprogramme.
Die BRD rutscht tiefer ins konjunkturelle Loch, zahlreiche Unternehmen sind platt, sprich insolvent. Das belegt die am Montag veröffentlichte Insolvenzstudie der Auskunftei Creditreform. Demnach stieg die Zahl illiquider Firmen 2023 rasant: von 14.660 Fällen im vergangenen Jahr auf 18.100. Ein Plus von 23,5 Prozent. »Immer mehr Unternehmen brechen unter den Dauerbelastungen der hohen Energiepreise und der Zinswende zusammen«, wurde Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, gleichentags in einer Mitteilung zitiert. Bereits im Vorjahr habe der »Insolvenztrend« nach elf Jahren rückläufiger Zahlen gedreht. Die Prognose bleibt Hantzsch zufolge düster: Es werde aufgrund des aktuellen »wirtschaftspolitischen Schlingerkurses« auch in den kommenden Monaten deutlich mehr zahlungsunfähige Betriebe geben. Die hohen Fallzahlen hätten sich gewissermaßen normalisiert. Zumal »Sondereffekte« aus der Coronakrise, etwa Finanzmittel aus staatlichen Hilfsfonds, längst verpufft seien. Ferner sind Ermüdungserscheinungen branchenübergreifend stark spürbar. Nun insolvente Unternehmen »hätten jahrelang gegen multiple Krisen wie Corona, Inflation und Fachkräftemangel angekämpft«, so die Studienmacher. Pointierter wird Christian Leye. Haushaltsdebakel und Regierungsdesaster der Ampelkoalition verschärften die Krise, so der Bundestagsabgeordnete aus Duisburg und stellvertretende Vorsitzende des Vereins BSW (»Bündnis Sahra Wagenknecht«) am Montag zu jW. »Wir stecken in einer Abwärtsspirale.« (…) Es sind nicht alle Wirtschaftszweige gleichermaßen betroffen. Bei Großfirmen mit mehr als 250 Beschäftigten lagen die Fallzahlen um 50 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Promis unter den Bankrotteuren im Handel: Peek & Cloppenburg und Real GmbH. Getoppt durch Big Player im Baugewerbe. Vorneweg die ruinierte Signa Real Estate Germany bzw. die Signa-Holding von Haupteigner und Immohai René Benko. Das Scheitern pompöser Milliardenprojekte in renommierten deutschen Innenstadtlagen dürfte »gewaltige Folgen für Mitarbeiter, Auftragnehmer und Gläubiger haben«, heißt es seitens Creditreform.
Quelle: junge Welt
Anmerkung André Tautenhahn: Und man kann sich vorstellen, was diese Verfassungsrechtler, mit denen Herr Linnemann im Gespräch ist, wohl gesagt haben. Da es Jahre gedauert hat, bis die Sanktionsregel bei Hartz IV in Teilen für verfassungswidrig erklärt wurde, ohne rückwirkend für einen Ausgleich zu sorgen, könnte man das einfach noch einmal machen. Denn die Sanktionspraxis für unter 25-Jährige hatte das Gericht ja damals gar nicht geprüft oder beanstandet. Und nach dem jüngsten Urteil haben Union und FDP wohl den Eindruck, dass den Verfassungshütern die Schuldenbremse wichtiger ist als die Sicherung des Existenzminimums. Doch zur geforderten Rücknahme der beschlossenen Erhöhung beim Bürgergeld wäre noch zu sagen, dass diese in Zusammenhang mit der Anhebung des Grundfreibetrags bei der Einkommensteuer steht. Das eine geht nicht ohne das andere, das gebietet auch die Verfassung und das dafür zuständige Gericht. Außerdem ist die beschlossene Anpassung des Bürgergeldes mit dem Segen von Union sowie der FDP erfolgt, nachdem über das Druckmittel Bundesrat bereits Änderungen durchgesetzt worden sind. Vielleicht wäre es daher auch eine gute Idee, das Einkommen von Generalsekretären drastisch zu kürzen. Das trägt zwar überhaupt nichts zur Lösung der Haushaltskrise bei, wäre aber angesichts der zur Schau gestellten Blödheit als symbolischer Beitrag durchaus angemessen.
dazu: Sozialausgaben kürzen? Wirtschaftsweiser erklärt, warum er das für eine schlechte Idee hält
In der Haushaltskrise überschlagen sich die Forderungen nach Kürzungen bei den Sozialausgaben. Für den Wirtschaftsweisen Achim Truger wäre das der falsche Weg.
Herr Truger, 17 Milliarden fehlen im Haushalt 2024, sagt Finanzminister Lindner. Wo soll die Regierung die am besten einsparen?
Das ist die falsche Diskussion. Das Geld, das durch das Urteil aus Karlsruhe in den nächsten Jahren nicht mehr zur Verfügung steht, war für kreditfinanzierte Investitionen gedacht. Die finanziert die Ampel am besten, indem sie einen Weg findet, wie sie Kredite dafür aufnehmen kann. Ich denke an eine Reform der Schuldenbremse oder eine Art “Klimasondervermögen”. Ähnlich wie es bereits das Sondervermögen für die Bundeswehr gibt, das mit den Stimmen der Union im Grundgesetz verankert wurde.
Das wäre wohl auch SPD und Grünen am liebsten. Aber diesmal sperrt sich die Union. Und auch die FDP will, dass die Ampel mit dem vorhandenen Geld besser haushält.
Wenn die Regierung Geld einsparen will, sollte sie auf die klimaschädlichen Subventionen schauen. Deren Abschaffung ist im Koalitionsvertrag bereits angekündigt. Kürzt die Ampel aber tatsächlich bei den Sozialausgaben, wie das einige nun fordern, führt das nicht nur zu ernsten sozialen Problemen, es wäre zudem schlecht für die Wirtschaft.
Das müssen Sie erklären.
Die Finanzpolitik für das kommende Jahr war ohnehin schon restriktiv ausgerichtet. Wenn man nun im sozialen Bereich kürzt, setzt man einen zusätzlichen restriktiven Impuls. Dadurch wird es wahrscheinlicher, dass die Regierung die Wirtschaft in eine Rezession stürzt. Wir brauchen Investitionen in der Höhe, wie sie der Klima- und Transformationsfonds und der Wirtschaftsstabilisierungsfonds vorsahen. Wenn die wegfallen, sinkt das Wirtschaftswachstum um 0,9 Prozentpunkte.
Quelle: stern
dazu auch: Zahladvent im Kanzleramt
Koalition berät über Lastenabwälzung. Kürzungen vor allem beim »Bürgergeld« gefordert.
Die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Kommunen sollen 2024 nach Schätzungen erstmals knapp eine Billion Euro erreichen – die weitgehend selbstfabrizierte Inflation macht den Rekord möglich. Die Teuerung frisst kleine Einkommen auf und mästet große Vermögen, erfüllt also ihren Zweck – Umverteilung von unten nach oben. Staatliche Extraschröpfungen sind fast überflüssig. Nach Auskunft von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sind aber in seinem 2024er Etat, für den er im September 446 Milliarden Euro veranschlagte, 17 Milliarden Euro nicht gedeckt. Wegen dieser fehlenden etwa 0,17 Prozent des Gesamtsteueraufkommens herrscht angeblich im Regierungslager Hektik. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) flog vorfristig von der Weltklimakonferenz in Dubai nach Berlin zurück und tagte am Sonntag im Kanzleramt mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) und Lindner. Habeck verzichtete am Montag auf eine geplante Reise zur Tagung in Dubai, weil Scholz ihn darum gebeten haben soll. Am Montag abend tagte die Dreierrunde erneut beim Kanzler. Debattendetails wurden tagsüber nach außen getragen, der hauptstädtische Pressetross phantasiert bereits den Bruch der Koalition aus SPD, Grünen und FDP herbei. Daran ist angesichts der katastrophalen Umfragewerte gegenwärtig keine der drei Parteien interessiert. Vor allem die FDP nutzt aber die Gelegenheit, sich vorm marktradikalen deutschen Wächterrat aus Ökonomen, Boulevard- und Wirtschaftspresse sowie der Haudraufkapitalfraktion in CDU, CSU und AfD als Anführer aller Antisozialen zu inszenieren.
Quelle: Arnold Schölzel in junge Welt
und: Debatte um Sozialhilfe: Wenn das Bürgergeld gekürzt wird, sinken auch Renten und Löhne
In der Diskussion um den Bundeshaushalt 2024 plädiert CDU-Chef Friedrich Merz für eine geringere Erhöhung des Bürgergeldes. Doch Arbeitsminister Heil kontert, er setze nur Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts um. Lässt sich das Bürgergeld kürzen?
Quelle: Focus Online
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Alle Arbeitnehmer, die sich jetzt im sinnlosen Sozialneid auf Bürgergeldbezieher ergehen, sollten genau daran denken, dass ihnen eine Bürgergeldkürzung (bzw. die Verhinderung der geplanten Erhöhung der Sätze zum 1.1.2024) nicht nur kein bisschen mehr Lohn bringt, sondern sogar ihren eigenen Lohn und die eigene Rente senkt. Hinzu käme sicher noch mehr Druck auf die Löhne seitens der Arbeitgeber, weil es dann ja immer Arbeitslose gibt, die noch weniger haben.
dazu: Das bedeutet das Karlsruher Urteil für Europas Kapitalmarkt
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse hat nicht nur im Inland ernsthafte Konsequenzen, sondern es sendet auch eine mehrdeutige Botschaft an die Kapitalmärkte. Wobei das nicht den Richtern in Karlsruhe anzulasten ist, sondern den Politikern, die die Schuldenbremse erfunden haben.
Die Kernbotschaft an die Kapitalmärkte: Deutschland ist das Einhalten von selbst geschaffenen Beschränkungen so wichtig, dass man sogar eine weitere Schwächung der Wirtschaft in Kauf nimmt, die ohnehin kaum noch zulegt. Nach Meinung vieler Ökonomen ist das ein Fehler.
Und tatsächlich kann ja auch ein schwaches Wachstum die relative Staatsverschuldung im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch steigern, und genau diese Kennzahl steht ja meist im Vordergrund bei der Diskussion über die Schuldentragfähigkeit und die geltenden Regeln im Euro-Raum dazu. Auf der anderen Seite dürfte aber die Hartnäckigkeit, mit der Schuldenbegrenzung bei uns betrieben wird, trotz einigem Kopfschütteln letztlich die Bonität Deutschlands stärken, weil es dabei auf die Glaubwürdigkeit der Politik ankommt, die Finanzen unter Kontrolle zu halten.
Ein wichtiger Aspekt also: Das Urteil stärkt die Bonität. Hinzu kommt aber, dass Deutschland weniger Anleihen begeben wird. Weil wir als das sicherste größere Land im Euro-Raum gelten, verschärft das ein bekanntes Problem: den Mangel an sicheren Anlagen in unserem Währungsraum.
Das ist keine gute Nachricht für den europäischen Kapitalmarkt. Sein Fundament ist zu schmal, was gerade Großanlegern nicht gefallen dürfte. Immerhin aber: Die Knappheit deutscher Anleihen trägt zu niedrigen Renditen bei, weil die Investoren sich mit wenig zufriedengeben müssen: Das freut den Finanzminister.
Quelle: Handelsblatt
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Inzwischen fordern die Wirtschaftszeitungen ganz offen die Abschaffung der Schuldenbremse, weil sie die Wirtschaft so enorm schädigt – nur die FDP, die Union und die AfD bleiben taub und dumm und ruinieren damit unsere Wirtschaft vorsätzlich und mit voller Absicht.
Anmerkung André Tautenhahn: Beide rote Linien haben Lindner und seine FDP schon überschritten. Die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wird zum Jahreswechsel erhöht und der Schuldenstand gemessen am BIP wird steigen, wenn die Wirtschaft wie derzeit prognostiziert schrumpft.
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Angesichts so vieler Netanjahu-freundlicher Artikel, die das Gemetzel im Gazastreifen nach den Hamas-Morden am 7. Oktober für völlig gerechtfertigt halten, ein erfreulich israelkritischer Artikel. Und der Autor verwendet sogar die Worte “ethnische Säuberung” und “Genozid”; soweit wird es nicht kommen, aber dass für Netanjahu – und leider auch viele Israelis – Palästinenser weniger wert sind und “eliminiert” gehören, ist leider Fakt. Die israelische Kriegsführung gegen Abertausende Zivilisten im Gazastreifen ist unmenschlich.
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Krise, welche Krise? Da haben sich doch die Lohnzurückhaltung und Reallohnsenkungen auf der Arbeitnehmerseite so richtig gelohnt. Schämen und am besten ganz tief versinken sollten jedoch IG Metall, Ver.di, IG BCE und Co.
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