Heute unter anderem zu folgenden Themen: Ulrike Herrmann: Börsianer brauchen starken Staat; Frevelhafter Kapitalismus; Wall Street Aristocracy Got $1.2 Trillion From Fed; Rund 660 000 Rentner müssen nebenher jobben; Gold schrumpft Hirn – ein Volk im Rausch; Haushalt im Soll, Sozialstaat kaputt; Boomers May Stall Stocks for Decades: Fed Paper; Lohndumping auf dem Arbeitsmarkt: Die Krankheit Werkvertrag; Armut ist falsch verteilter Reichtum; Wenn Privatinvestoren den Staat über den Tisch ziehen; Nach Kritik stoppt Bundesregierung gesponserte Anzeigenkampagne; Aus dem Frischeregal in die Abfalltonne; Israel’s social protests are anything but dead; Geburtstagbrief für Castro Linkspartei huldigt dem Máximo Líder; Der Untertanenstaat – Orbáns schöne neue Arbeitswelt in Ungarn; Universität Köln und Bayer: Geheime Partnerschaft; TV-Tipp ARD 23. August: Alarm am Hauptbahnhof; zu guter Letzt: Sommerinterviews à la Lindenstraße (MB/WL/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
- Ulrike Herrmann: Börsianer brauchen starken Staat
- Frevelhafter Kapitalismus
- Wall Street Aristocracy Got $1.2 Trillion From Fed
- Rund 660 000 Rentner müssen nebenher jobben
- Gold schrumpft Hirn – ein Volk im Rausch
- Haushalt im Soll, Sozialstaat kaputt
- Boomers May Stall Stocks for Decades: Fed Paper
- Lohndumping auf dem Arbeitsmarkt: Die Krankheit Werkvertrag
- Armut ist falsch verteilter Reichtum
- Wenn Privatinvestoren den Staat über den Tisch ziehen
- Nach Kritik stoppt Bundesregierung gesponserte Anzeigenkampagne
- Aus dem Frischeregal in die Abfalltonne
- Israel’s social protests are anything but dead
- Geburtstagbrief für Castro Linkspartei huldigt dem Máximo Líder
- Der Untertanenstaat – Orbáns schöne neue Arbeitswelt in Ungarn
- Universität Köln und Bayer: Geheime Partnerschaft
- TV-Tipp ARD 23. August: Alarm am Hauptbahnhof
- zu guter Letzt: Sommerinterviews à la Lindenstraße
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
- Ulrike Herrmann: Börsianer brauchen starken Staat
Die Aktienkurse fallen dramatisch, aber viele Unternehmer sind trotzdem optimistisch. So rechnet Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt damit, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um stolze 3 Prozent wachsen wird. Leiden die Börsianer also nur an einer irrationalen Panikattacke? Im Kampf um die richtige Prognose dürften die Investoren gewinnen. Denn wie könnte die hiesige Wirtschaft noch stark wachsen: Wer soll denn die deutschen Waren kaufen?
Quelle: TAZ
dazu passend: Interbankenhandel: Das Misstrauen unter den Banken wächst
Nicht nur Schuldenkrise und Rezessionsangst beunruhigen Investoren. Auch das Misstrauen der Kreditinstitute untereinander wächst. Wie im Jahr 2008 besteht die Sorge, dass der Interbankenhandel austrocknen könnte und sich die Institute untereinander kaum noch Geld leihen.
Quelle: Manager Magazin
Anmerkung unseres Lesers K.G.: Warum denn Misstrauen? Da hab ich keine Sorge. Die haben doch fast alle den *Stresstest* bestanden.
- Frevelhafter Kapitalismus
Hat am Ende doch die Linke Recht gehabt? Wertkonservative Publizisten plagen sich in letzter Zeit mit Selbstzweifeln herum.
Quelle: Frankfurter Rundschau
- Wall Street Aristocracy Got $1.2 Trillion From Fed
Citigroup Inc. (C) and Bank of America Corp. (BAC) were the reigning champions of finance in 2006 as home prices peaked, leading the 10 biggest U.S. banks and brokerage firms to their best year ever with $104 billion of profits.
By 2008, the housing market’s collapse forced those companies to take more than six times as much, $669 billion, in emergency loans from the U.S. Federal Reserve. The loans dwarfed the $160 billion in public bailouts the top 10 got from the U.S. Treasury, yet until now the full amounts have remained secret. […]
Even banks that survived the crisis without government capital injections tapped the Fed through programs that promised confidentiality. London-based Barclays Plc (BARC) borrowed $64.9 billion and Frankfurt-based Deutsche Bank AG (DBK) got $66 billion. Sarah MacDonald, a spokeswoman for Barclays, and John Gallagher, a spokesman for Deutsche Bank, declined to comment.
Quelle: Bloomberg
Anmerkung JB: Damit wäre Josef Ackermanns Äußerung, die Deutsche Bank hätte die Krise ohne direkte Beihilfen überstanden, wohl endgültig widerlegt. Eine direkte Geldspritze der Fed in Höhe von 66 Mrd. US$ ist sicherlich keine Petitesse. Kein Wunder, dass die Deutsche Bank diese Zahlen nicht kommentieren will.
- Rund 660 000 Rentner müssen nebenher jobben
Immer mehr Rentner in Deutschland müssen auch im hohen Alter noch dazu arbeiten oder die staatliche Grundsicherung beantragen, um über die Runden zu kommen. So gingen 2010 rund 660 000 Menschen im Alter zwischen 65 und 74 Jahren nebenher einer geringfügigen Beschäftigung oder einem Minijob nach. Im Jahr 2000 waren es nur 416 000 gewesen. Das geht aus aktuellen Zahlen des Bundesarbeitsministeriums hervor, über die die „Saarbrücker Zeitung“ (Montagausgabe) berichtet. Der Anstieg der Zahl der geringfügig jobbenden Rentner betrug demnach 58,6 Prozent; ihr Anteil wuchs seit dem Jahr 2000 von 3,0 auf 3,9 Prozent von allen Rentnern.
Quelle: Saarbrücker Zeitung
Anmerkung MB: „Geringfügige Beschäftigung“ und „Minijob“ sind ein und das Selbe. „Minijob“ ist lediglich einer der umgangssprachlichen Begriffe wie z.B. auch „400-Euro-Job“.
dazu: ARD-exclusiv: Alt, arm, arbeitslos
Die Bundesregierung malt ein rosiges Bild: Die Älteren seien die Gewinner am Arbeitsmarkt. Immer mehr ältere Arbeitnehmer seien in Beschäftigung, wie Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen gerne betont. Rente mit 67 – kein Problem! Sogar über die Rente mit 69 wird mittlerweile offen diskutiert. Doch stimmt die Erfolgsgeschichte überhaupt?
Mi, 24.08.11 | 21:45 Uhr ARD
- Gold schrumpft Hirn – ein Volk im Rausch
Der Goldpreis steigt und steigt. Alle wollen dabei sein. Gold gibt es an der Autobahn, aus dem Automaten und im Fluss. Die Vernunft geht dabei über Bord.
Quelle: FAZ
- Haushalt im Soll, Sozialstaat kaputt
Estland hat einen ausgeglichenen Haushalt. Und nun? Das Land steht bei den Ratingagenturen zwar gut da – es kriselt jedoch im Gesundheitssystem und bei der Binnennachfrage.
Quelle: taz
- Boomers May Stall Stocks for Decades: Fed Paper
Aging baby boomers may hold down U.S. stock values for the next two decades as they sell their investments to finance retirement, according to a paper from the Federal Reserve Bank of San Francisco.
Quelle: Bloomberg
Anmerkung RS: Die SF Fed bestätigt etwas, was die NDS schon lange schreiben: Kapitalgedeckte Renten werden an Wert verlieren, wenn alle, die in Rente gehen, diese verkaufen wollen.
- Lohndumping auf dem Arbeitsmarkt: Die Krankheit Werkvertrag
Mit polnischen Schlachtern fing es an, mittlerweile setzen auch Ikea und Daimler Billigarbeiter mit Werkverträgen ein. Schluss damit, fordern die Gewerkschaften.
Quelle: taz
Anmerkung Orlando Pascheit: Applaus für die Linkspartei, die mit ihren Anfragen wieder einmal den Finger in eine Wunde unserer Arbeitswelt legt. Die Antwort der Bundesregierung ist an Absurdität kaum zu übertreffen: Wir haben keine Daten zu Werkverträgen – (deswegen) gäbe es keine Hinweise auf “eine weit verbreitete, systematisierte missbräuchliche Nutzung von Werkverträgen” – deswegen müssen wir keine Daten erheben [PDF – 71.8 KB]. Ärgerlich sind allerdings die Ausführungen von Johannes Jakob, Arbeitsmarktpolitikexperte des Deutscher Gewerkschaftsbunds (DGB): Ein Problem sei, dass “Deutschland – anders als die meisten europäischen Länder – keine Kriterien zur Abgrenzung von Leiharbeit und Werkverträgen festgelegt hat. … Da die Abgrenzung zwischen korrektem und missbräuchlichem Werkvertrag so kompliziert ist, steht jedoch auch die Gewerkschaft mit Lösungsvorschlägen erst am Anfang.” Mein Gott, wenn die meisten europäischen Länder das hinkriegen, warum soll das für deutsche Gewerkschaften so schwierig sein. Mit kaum besseren Argumenten könnten auch Arbeitgeber, welch Realität verzerrendes Unwort, solche Reglungen hinauszögern.
- Armut ist falsch verteilter Reichtum
Gespräch mit Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz, über soziales Gewissen und gute Arbeit
Quelle: Telepolis
- Wenn Privatinvestoren den Staat über den Tisch ziehen
Die private Finanzierung staatlicher Infrastruktur kommt den Steuerzahler meist teuer zu stehen. Britische Politiker fordern eine Abkehr von der «Droge».
Quelle: Neue Zürcher Zeitung
Anmerkung MB: Aber in Deutschland wird das Finanzierungsmodell der Privat Public Partnership noch fleißig betrieben. Wann sie wohl hier zu den Erkenntnissen kommen, welche jetzt sogar die britischen Politiker haben …
- Nach Kritik stoppt Bundesregierung gesponserte Anzeigenkampagne
Nach massiver Kritik von Oppositionspolitikern und Staatsrechtlern hat das Verbraucherschutzministerium eine umstrittene Anzeigenkampagne in der “Bild-Zeitung” gestoppt. Man nehme die Vorwürfe sehr ernst und werde sie genau prüfen, teilte ein Sprecher am Montagabend mit. Wie das ARD-Politikmagazin REPORT MAINZ zuvor berichtete, hat das Unternehmen “dm” dem Ministerium zwölf Anzeigen in der “Bild-Zeitung” im Wert von insgesamt rund 340.000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Kampagne startete Ende Juli und sollte noch bis Anfang September laufen.
Quelle: Report Mainz
- Aus dem Frischeregal in die Abfalltonne
Supermärkte werfen ganze Obstkisten weg, statt einzelne schlechte Früchte auszusortieren. Die Nahrungsmittelindustrie gibt unnötig kurze Haltbarkeitsfristen an, damit die Regale schneller leergeräumt werden. Die Verbraucher kaufen mehr als sie brauchen und werfen noch genießbare Lebensmittel in die Tonne. Sie alle tragen dazu bei, dass weltweit schätzungsweise nur die Hälfte der von den Bauern erzeugten Nahrung tatsächlich gegessen wird. Gleichzeitig steigen aber global die Preise für Lebensmittel – und vergrößern die Not in den armen Ländern.
Quelle: SWR2 Forum [mp3 – 20.1 MB]
- Israel’s social protests are anything but dead
The smothering trap that successive Israeli governments have put us in for the past 40 years no longer allows us to breathe.
The day after Thursday’s terror attacks, the media rushed to declare the end of the protest movement due to the security-political agenda that would now take over. As if nothing had happened, as though Israelis had not taken to the streets en masse in order to bring about change. To the media and, of course, to the government, it is as though nothing had changed, as though they would once again set the agenda. They – the government and the media – would remind us of what is really urgent and important…
It is always astonishing to realize that, save the brief episode of the Rabin administration, no government took any step to change Israel’s fundamental situation, in terms of security and policy in the region. No government proposed a solution or responded to an offered proposal. In keeping with that, no prime minister gave us hope, none offered a vision of a better life in Israel. Everyone warned of myriad threats to the state’s existence, but no one can think of a different reality. No one drew a vision of peace with the neighboring states; of good neighborly relations and partnerships that lead to fantastic economic growth, an enriching cultural mix and even military cooperation.
Quelle: Haaretz.com
- Geburtstagbrief für Castro Linkspartei huldigt dem Máximo Líder
“Lieber Genosse Fidel Castro…”: Die beiden Linken-Vorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst feiern den früheren kubanischen Staatschef Fidel Castro für sein Lebenswerk – und lösen damit eine Welle der Empörung aus.
Quelle: Süddeutsche
Anmerkung MB: Solche Kommentare sind eigentlich klar, wenn sich die Linkspartei-Führung so als Zielscheibe anbietet. Natürlich gab es in Kuba seit Jahrzehnten auch schlimme Menschenrechtsverletzungen, die bei allen möglicherweise gut gemeinten sozialistischen Ideen nicht vergessen werden sollten. Das hier ist genau so ungeschickt wie das Verhalten mancher – nicht aller! – linker Abgeordneter und Funktionäre, die beim Gedenken an den 50. Jahrestag des Mauerbaus demonstrativ sitzen blieben und damit das Andenken an Mordopfer und ihre Angehörige sowie Häftlings- und Überwachungselend beleidigen. Bei solchen Angelegenheiten geht es um mehr als Rituale wie den Kranz am Rosa-Luxemburg-Grab.
Der Vollständigkeit halber sendet auch die Bundeskanzlerin einen Gruß an einen Regenten eines demokratisch nicht einwandfreier Staats. S. dazu unseren Hinweis Nr. 13 vom 22.08.2011.
Anmerkung RS: Die Linkspartei müsste langsam begreifen, dass solche Gesten nicht gut ankommen. Man muss sich nicht ohne Not selbst ins Knie schießen und Debatten aufkommen lassen, die nur von den wirklich wichtigen Themen ablenken – und ihren Gegnern auch noch eine Steilvorlage liefern.
dazu: Im Zirkus
Nach den Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin muss sich die Linkspartei entscheiden: für ideologischen Zirkus oder Konkurrenz zur SPD.
Quelle: FAZ
dazu auch: Liebe Linkspartei: Ihr nervt
[…] Leider kommen diese Themen in der Öffentlichkeit in letzter Zeit deutlich zu kurz. Stattdessen beschäftigt sich DIE LINKE. mit internen Konflikten und reagiert auf jeden Angriff und jede Polemik seitens der Konzernmedien und der anderen Parteien mit Positionspapieren, Grundsatzerklärungen und präsidialen Beschlüssen. […]
Man wünscht sich, dass DIE LINKE. wieder damit beginnt, die Regierung statt ihrer eigenen Anhänger, Sympathisanten und Mitglieder zu nerven.
Quelle: Jacob Jung
- Der Untertanenstaat – Orbáns schöne neue Arbeitswelt in Ungarn
Die Rezepturen des Viktor Orbán für ein „neues Ungarn“ führen direkt in den Untertanenstaat, fürchten die Gewerkschaften, aber nicht nur die. Ein entrechtendes Arbeitsrecht, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im Gulag-Stil sowie die systematische Entmachtung der Gewerkschaften samt Aushöhlung des Streikrechts werden zu gefährlichen gesellschaftlichen Spannungen führen. Der Druck, den Orbán auf die Arbeitnehmervertreter ausübt, hat aber etwas Gutes: er könnte sie endlich einen. – Ein Lagebericht.
Quelle: Pester Lloyd
- Universität Köln und Bayer: Geheime Partnerschaft
Die Uni Köln hält einen Vertrag mit dem Pharmakonzern unter Verschluss. Dem Landesdatenschutzbeauftragten passt das nicht. Jetzt landet der Fall vor Gericht.
Quelle: TAZ
- TV-Tipp ARD 23. August: Alarm am Hauptbahnhof
Viele Monate lang begleiteten Sigrun Köhler und Wiltrud Baier uns bei Demos und Aktionen, führten Interviews und filmten, was das Zeug hielt. Nun ist ihr Film fertig und läuft am Dienstg, 23. August um 22:45 Uhr in der ARD. Titel: “Alarm am Hauptbahnhof – Auf den Straßen von Stuttgart 21.” Unbedingt ansehen!
Quelle 1: Bei Abriss Aufstand
Quelle 2: ARD
- zu guter Letzt: Sommerinterviews à la Lindenstraße
Krawattenverbot, Freiluftpflicht und Lächelzwang: Ein Sommer ohne Sommerinterviews wäre undenkbar. So antworten Merkel, Seehofer, Wulff und Co auf die künstliche Szenerie mit doppelt unorigineller und dreifach unpersönlicher Sprache. Von rhetorischen Entgleisungen und „Lindenstraßen“-Sätzen.
Quelle: Cicero