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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages II
Datum: 19. August 2011 um 16:21 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Unter anderem zu folgenden Themen: Euro ohne Bonds; Oskar Lafontaine über Schulden, fiese Banken und die gefährlichste Frau Europas; “Der Euro – Identität und Krise der Europäischen Union”; Heiner Flassbeck: Ein offener Brief an Marc Beise, Ressortleiter Wirtschaft der SZ; Economist Argues Deficit Helps Economic Crisis Mend; Unkritische Börsenberichterstattung verunsichert Gesellschaft; Schuldenbremse quietscht; Debatte über Solidaritätszuschlag: Und am Ende profitieren die Gutverdiener; US-Justiz soll gegen Standard & Poor’s ermitteln; Deutsche Bank engagiert Spitzendiplomaten als Lobbyisten; Die Dauerpleite – Hartzer, Minijobber und Leiharbeiter; Sachverständige kritisieren Minijobs und fordern Mindestlohn; Norbert Blüm und die Standhaftigkeit der Ja-Sager; “Verlage hatten die Schraube überdreht”; 66 Menschen im Juni infolge politisch rechts motivierter Straftaten verletzt; Deutschlandtrend: FDP erobert Fünfprozentmarke zurück; Wie Spaniens Jugend den Glauben verliert; Afghanistan – ein notwendiger Krieg?; IPPNW fordert Beendigung der heimlichen Kriegsbeteiligung in Libyen; Das Letzte: Abfackeln. (JB/WL)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung WL: Die Frage ist, ob man das „Kartenhaus des Bankensystems“ in dieser Situation überhaupt braucht. Es ist doch absurd, dass die Banken via Zentralbank billiges Geld bekommen und damit Staatsanleihen von Staaten kaufen, die weit höhere Zinsen abwerfen.
Dass die Europäische Zentralbank nicht direkt, sondern nur über den Umweg der Refinanzierung der Banken Staatsanleihen kaufe, sei nur der Ideologie zu verdanken, wonach nur die Weisheit der „Märkte“ den Staat hindere, das Geld zu verschleudern. Wenn aber Finanzmarktakteure dank der Finanzmarktliberalisierung ein Währungssystem, ja die Weltwirtschaft an den Rand des Zusammenbruchs führten, dann störe das die Neoliberalen nicht weiter. Schreibt Heiner Flassbeck in seinem Buch „Die Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts“.
Sehr geehrter Herr Beise,
Betr.: Den Leitartikel von Alexander Hagelüken von heute (leider nicht im Netz, WL)Die Politik ist verwirrt – wen wundert das. Aber dass vermeintlich seriöse Zeitungen wie die SZ in der größten Krise unserer Wirtschaft seit 80 Jahren systematisch zur Volksverwirrung beitragen, das ist schlimm. Es ist leider nicht so, dass ich normalerweise die Berichterstattung im Wirtschaftsteil der SZ für angemessen hielte (anders als die im Politikteil), weil der Wirtschaftsteil einen schweren ideologischen Bias hat, der eine unvoreingenommene Berichterstattung oder gar eine kritische Distanz zu den meisten Fragen offenbar nicht zulässt. So hat der regelmäßige SZ Leser, zu denen ich wegen des Politikteils gehöre, bis heute nicht erfahren, dass auch in Brüssel die Frage der deutschen Wettbewerbsfähigkeit in der Eurozone kritisch diskutiert wurde, ganz zu schweigen von dem Versuch, dem Leser eine solche Position, die jenseits des mainstream liegt, vorzustellen. Auch die „Schuldenkrise“ wird von der SZ, wie von kaum einem anderen seriösen Medium den Staaten um die Ohren geschlagen, ohne wenigstens ab und an darauf hinzuweisen, wer diese „Schuldenkrise“ verursacht hat.
Was aber heute geschehen ist, schlägt dem Fass den Boden ins Gesicht, wie man so schön sagt. In dem o. a. Kommentar wird nicht nur eine an sich vollkommen unsägliche Äußerung getan, sondern es wird behauptet, es gäbe keine Argumente, die etwas anderes begründen könnten. Herr Hagelüken sagt in seinem Kommentar „Wie die schwäbische Hausfrau“ wörtlich: “Es gibt kein Argument dagegen, das jeder seine Ausgaben und Einnahmen balancieren muss.”
Das ist sogar im Sinne des ökonomischen mainstream offensichtlicher Unsinn. Wenn in einer Wirtschaft investiert werden soll, und in welcher sollte nicht investiert werden, würde der mainstream immerhin sagen, einer müsse sparen, also seine Einnahmen und Ausgaben unbalanciert halten, und ein anderer müsse sich verschulden, damit die Wirtschaft insgesamt investieren kann. Es ist aber auch allgemeiner Unsinn, wenn man zu einer solchen Aussage nicht dazu sagt, dass dann auch nicht gespart werden darf. Welcher Leser sollte das wissen? Unterstellt man aber gewissermaßen, dass zwar gespart wird, die anderen jedoch ihre Einahmen und Ausgaben trotzdem ausgleichen sollen, dann ist es gefährlicher Unsinn, weil es dann impliziert, dass die Wirtschaft in einer schweren Rezession und einer immerwährenden Schrumpfung versinkt.
Gibt es in der gesamten Redaktion der SZ niemand, der einen solchen Kommentar mit Sachverstand gegenliest? Damit so etwas in Zukunft nicht mehr passiert, weise ich auf ein kleines Papier hin, das ich gerade (zusammen mit Friederike Spiecker, im Wirtschaftsdienst vom August 2011) zu diesem Zwecke verfasst habe.
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