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Titel: „Nicht nur Arbeit, sondern auch Kinder werden immer billiger! 0,2 Kinder für nur 31 Euro!“

Datum: 17. Januar 2006 um 14:01 Uhr
Rubrik: Demografische Entwicklung, Familienpolitik, Medienkritik
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So kommentiert Peter Meyer die Abhandlung im SPIEGEL.

Der Spiegel (oder besser die INSM) erklärt mal wieder die Welt:
Nachdem Botschafter Raffelhüschen (nennt sich “Rentenexperte”) kürzlich in seiner Abhandlung “selbst schuld” festgestellt hat, dass die Höhe der Renten von der Zahl der Kinder abhängt (wie gut, dass niemand auf die Idee kommt, für die Rente Beiträge zu verlangen), setzt der Spiegel jetzt noch eins drauf: Zur Umsetzung der Idee “mehr Hausmädchen statt Kindergärten” wird für Besserverdiener mal wieder mehr Geld gefordert.
Das allseits bekannte und beliebte ifo-Institut des Herrn Professor (Un)Sinn verlangt eine Erhöhung der Familienförderung von 0,7 auf 1% des BIP. Dies hätte wohl zur Folge, dass jede Frau gleich 0,2 Kinder mehr bekommt. Dazu sollen Kinderbetreuungskosten besser steuerlich abgeschrieben und das “Elterngeld” um 31 Euro erhöht werden.

“Die Erhöhung des monatlichen Kindergeldes um 31 Euro könne aber immerhin einer weiteren Faustregel zufolge etwa drei Prozent der Frauen zum Kinderkriegen animieren, heißt es in der Studie weiter.”
Soso… 3% aller Frauen verweigern die Familienplanung, weil sie 31 Euro mehr Kindergeld wollen? Was für ein Unsinn… (und was besagt diese geheimnisvolle Faustregel?)

“Der Staat würde deshalb geschickter fahren, das Geld direkt an die Eltern zu zahlen, anstatt Kindergärten oder Krippen zu subventionieren, wenn er die Zahl der Geburten erhöhen will.”
Auch eine typische Forderung. Völlig ignoriert wird die Tatsache, dass Eltern immer mehr für Kindergarten und -krippe ausgeben müssen. Wer sich allerdings einen Babysitter leisten kann, wird für diese Art der Förderung dankbar sein. Von der Ungerechtigkeit eines einkommensabhängigen Elterngeldes natürlich mal wieder kein Wort.

Es folgt die übliche Renten-Panik:
Durch das geltende Recht könne Armut von Rentnern in Zukunft jedoch ein ernsthaftes Problem werden. Das gelte besonders für diejenigen, die den geburtenstarken Jahrgängen angehören und in etwa 30 Jahren in Rente gehen.
Sehr unwahrscheinlich, dass unser “geltendes Recht” in den nächsten 30 Jahren unverändert weiterbesteht. Bei einer weiteren Privatisierung sozialer Risiken allerdings…

Es sei deshalb unverzichtbar, die Altersvorsorge durch private Ersparnisse zu ergänzen.
Der Satz des Tages! Gerade ifo-Chef Sinn fordert ständig Kürzungen bei den Einkommen von Lohnempfängern… und nun fordert er in seinem Wahn auch noch eine höhere Sparquote für die Rente. Wovon, verrät sein tolles Institut mal wieder nicht.

“Aus Sicht des Ifo-Instituts gibt es bis etwa 2030 – nach dem jetzt geltenden Recht und unter normalen Annahmen – wenig Spielraum für Rentenerhöhungen, die pro Jahr höher sind als real ein Prozent”, sagte Werding. Der Experte bestätigte damit eine Analyse des Freiburger Finanzexperten Bernd Raffelhüschen, der bis zum Jahr 2035 fast ausschließlich mit Nullrunden für die Rentner in Deutschland rechnet.“
War ja klar… wenn alles so bleibt wie es ist, geht die Welt unter! Dass nach “geltendem Recht und normalen Annahmen” mit den Einkommen auch die Renten steigen könnten, kommt natürlich nicht in Frage. Hier wird bewusst von weiter sinkenden Einkommen und steigender Arbeitslosigkeit ausgegangen. Warum wohl? Wissen diese “Experten” etwa mehr über die Zukunft? Vermutlich, sie sind ja schließlich das Bindeglied zwischen Wirtschaftsverbänden und Politik.

Die laufende Rentenanpassung werde unter anderem durch die Erhöhung der Riester-Sparquoten oder den Nachhaltigkeitsfaktor gedämpft.
Komisch…mit “Riester” und “Nachhaltigkeitsfaktor” sollte das doch verhindert werden! Wieso behaupten die Verfechter dieser “Reformen” plötzlich das Gegenteil?
Es ist schon interessant, wie sehr die “Die Löhne sind zu hoch”-Experten vom ifo mit den “Die Renten sind zu hoch”-Rufern der INSM zusammen arbeiten. Wohin soll das führen, wenn die Löhne sinken und gleichzeitig aus dieser Kaufkraft auch noch die Rentenfonds der Versicherungskonzerne gemästet werden sollen? Dazu passt ja auch wunderbar, dass die Rentenbeiträge von 5 Mio Arbeitslosen nun auch um 2/3 gekürzt werden sollen.

Quelle: Zum Selberärgern…

Peter Meyer


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