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Titel: Hinweise des Tages

Datum: 28. Juli 2023 um 8:35 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
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Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:

  1. Im Putschgürtel
  2. Ukraine: Wenn Kriegsursachen als Kriegsfolgen bezeichnet werden
  3. Ölmultis machen weiter Milliardengewinne
  4. Sabotage missglückt
  5. Experte: „Kein Durchbruch“ – Ist die ukrainische Gegenoffensive ein Flop?
  6. Drei Faktoren halfen durch die Coronakrise
  7. US-Milliarden verhelfen Israel in Richtung Gottesstaat
  8. Die Welt wird nicht zum »Globus der NATO«
  9. In diesem Krieg gibt es nur Aggressoren
  10. USA und Australien starten größte gemeinsame Militärübung aller Zeiten
  11. Auf der Reise nach Nirgendwo
  12. Kritik vom „Was tun“-Koordinierungskreis an dem „Putsch von oben“ zur
  13. „Respektvoll streiten!“ – Konstruktive Vorschläge für ein zerrissenes Land
  14. Wo wir den Hebel ansetzen sollen, um das bestehende System zu knacken
  15. Das Allerletzte: Sergei Gerasimow – Kriegstagebuch aus Charkiw

Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.

  1. Im Putschgürtel
    Mit der Machtübernahme der Militärs ist dem Westen der letzte verlässliche Partner in der Sahelzone weggebrochen. Tausende internationale Soldaten sind in Niger stationiert, auch Kräfte der Bundeswehr. Was wird nun aus ihnen? […]
    Der neue Partner sollte Niger sein. 2021 wurde bei der ersten friedlichen, demokratischen Machtübergabe seit der Unabhängigkeit mit Präsident Bazoum ein vermeintlich verlässlicher Mann an die Spitze gewählt. Im Gegensatz zu anderen Ländern der Region hielt Bazoum am Bündnis mit Frankreich und den USA fest. […]
    »Bazoum war die einzige Hoffnung des Westens in der Sahelzone. Frankreich, die USA und die EU haben einen Großteil ihrer Ressourcen in der Region eingesetzt, um Niger und seine Sicherheitskräfte zu stärken«, sagte Ulf Laessing , Leiter des Sahel-Programms der deutschen Konrad-Adenauer-Stiftung. Der Putsch, befürchtet er, könne Russland ermöglichen, seinen Einfluss in der Sahel weiter auszubauen.
    Noch Ende Mai hatte es in einem internen Sahel-Strategie-Papier der deutschen Regierung, das dem SPIEGEL vorliegt, geheißen: »Die Bundesregierung zielt mit ihrem Engagement darauf ab, vergleichsweise stabile Staaten zu stärken und das Potenzial von Demokratien in der Region sichtbar zu machen. Insbesondere in Niger wird die Bundesregierung ihr Engagement daher ausbauen.«
    Quelle: SPIEGEL

    Anmerkung Jens Berger: Wir sind die Besten! Voll des Altruismus. Uns geht es um Demokratie und die Bekämpfung des Terrorismus. Dass Niger zufällig auch einer der weltgrößten Uranproduzenten ist und Frankreichs AKWs vom nigrischen Uran abhängig sind, ist nicht nur dem SPIEGEL keinen Satz wert.

  2. Ukraine: Wenn Kriegsursachen als Kriegsfolgen bezeichnet werden
    «Der Krieg macht die Ukraine zum Vasallenstaat des Westens», so titelte gestern die Online-Plattform «Infosperber.ch». Diese Aussage ist falsch. Es ist genau umgekehrt: Der russische Angriff erfolgte, weil die Ukraine seit dem Putsch auf dem Maidan im Jahr 2014 zu einem Vasallenstaat des Westens, insbesondere zu einem Vasallenstaat der USA und Großbritanniens geworden war. Die politische, wirtschaftliche und militärische Vereinnahmung der Ukraine durch den russlandfeindlichen Westen war die Ursache des Kriegsausbruchs.
    Infosperber, genauer gesagt der Präsident der dahinter stehenden «Schweizerischen Stiftung für Unabhängigen Journalismus» SSUI und jetzige publizistische Leiter von Infosperber, Urs Gasche, verkauft in seinem neusten Artikel die in der Ukraine seit vielen Jahren betriebene Reform der Landwirtschaft vom Kleinbauerntum in eine neoliberale Landwirtschaft der Großbetriebe und des Großgrundbesitzes – die er zu Recht hart kritisiert! – als Folge des jetzigen Krieges, für den er in anderen Kommentaren Putin die alleinige Schuld zuschreibt. Seine Headline impliziert damit die Aussage, schuld an der katastrophalen Landwirtschaftsreform sei Putin – nicht zuletzt bei jenen Leserinnen und Lesern, die in der Hetze des Tages vor allem die Headlines, nicht aber lange Texte lesen. Deshalb die notwendige Richtigstellung: Gerade weil die Ukraine unter ihren Präsidenten Petro Poroshenko und Wolodymyr Selenskyj zum US-Vasallen verkommen ist, hat Putin militärisch eingegriffen.
    Quelle: Globalbridge
  3. Ölmultis machen weiter Milliardengewinne
    Totalenergies und Shell mit fetten Profiten im zweiten Quartal. Klimakrise eskaliert.
    Trotz eskalierender Klimakrise laufen die Geschäfte für einen der größten CO2-Emittenten in Europa weiterhin prächtig. Der französische Ölmulti Totalenergies hat im abgelaufenen zweiten Quartal 4,1 Milliarden US-Dollar Profit erwirtschaftet, wie der Konzern am Donnerstag in Courbevoie mitteilte. Zur großen Freude der Aktionäre kündigte das Management an, die Zwischendividende zu erhöhen sowie weitere Aktien zurückkaufen zu wollen. An der Börse lagen die Papiere von Totalenergies am Vormittag rund 0,5 Prozent im Plus. Auch der Ölkonzern Shell präsentierte am Donnerstag seine Quartalszahlen, und auch hier konnten sich die Aktionäre über einen kräftigen Nettogewinn von 3,13 Milliarden US-Dollar in den vergangenen drei Monaten freuen. Das britische Unternehmen kündigte ebenfalls ein neues Aktienrückkaufprogramm an. Dass die Energieriesen trotz zuletzt etwas gesunkener Öl- und Gaspreise weiter im Geld schwimmen, liegt in erster Linie daran, dass sie wieder verstärkt auf das Geschäft mit fossilen Brennstoffen setzen. Den ursprünglich verkündeten Plan, die Ölförderung jedes Jahr sukzessive um ein bis zwei Prozent zu drosseln, hat Shell beispielsweise laut Euronews kürzlich aufgegeben. Am Dienstag hat Totalenergies zudem im Rahmen des Projekts East African Crude Oil Pipeline (EACOP) im ostafrikanischen Uganda mit Bohrungen nach Erdöl begonnen. Umweltschützer kritisieren das Vorhaben, mit dem Öl von Feldern in der Nähe des Albertsees im Westen Ugandas durch Tansania bis zum Indischen Ozean gebracht und dann verschifft werden soll.
    Quelle: junge Welt
  4. Sabotage missglückt
    Russland-Afrika-Gipfel mit zahlreichen Vertretern des Kontinents: Kostenloses Getreide für ärmste Staaten, Kooperation soll ausgeweitet werden.
    Russland wird den ärmsten Staaten Afrikas als Ersatz für ausfallende Importe aus der Ukraine kostenlos Getreide liefern. Das kündigte Präsident Wladimir Putin am Donnerstag auf dem zweiten Russland-Afrika-Gipfel in Sankt Petersburg an. Demnach sollen unter anderem Mali, Burkina Faso und Somalia je bis zu 50.000 Tonnen russisches Getreide erhalten. Zudem sollen die kommerziellen russischen Getreideexporte nach Afrika ausgeweitet werden. Mit der Maßnahme reagiert Moskau auf ernsten Unmut auf dem Kontinent über seinen Ausstieg aus dem Getreidedeal mit Kiew und auf die zunehmende Sorge darüber, dass der Weltmarktpreis für Getreide seit Beginn der russischen Angriffe auf ukrainische Häfen drastisch in die Höhe geschnellt ist. Das belastet alle afrikanischen Staaten schwer, auch wenn nur einige von ihnen größere Mengen Getreide aus der Ukraine bezogen. In anderen Branchen soll die Wirtschaftskooperation ebenfalls ausgeweitet werden. So will Moskau den Staaten Afrikas nicht nur Agrargüter liefern, sondern auch Technologien zum Ausbau ihrer eigenen landwirtschaftlichen Produktion. Russische Firmen sollen zudem den Aufbau der Flüssigerdgasinfrastruktur in Afrika unterstützen. Um den Handel trotz der Sanktionen des Westens abwickeln zu können, drang Putin darauf, möglichst in nichtwestlichen Währungen zu bezahlen, »einschließlich des Rubels«. Zudem müssten Alternativen zum westlichen SWIFT-System genutzt werden, etwa das russische SPFS.
    Quelle: junge Welt
  5. Experte: „Kein Durchbruch“ – Ist die ukrainische Gegenoffensive ein Flop?
    Ein ehemaliger britischer Offizier analysiert im Telegraph die Gegenoffensive in der Ukraine. War der Westen zu optimistisch?
    Als Anfang Juni die Ukraine ihre Gegenoffensive startete, herrschte im Westen großer Optimismus. Mittlerweile sind fast zwei Monate vergangen und die ukrainische Regierung selbst musste die Ziele der Offensive überdenken. Einem Bericht von Richard Kemp zufolge, pensionierter Offizier der britischen Armee, hat der Krieg bislang keinen „bedeutenden Durchbruch“ erlebt.
    „Es lohnt sich zu fragen, ob die Gegenoffensive der Ukraine jemals erfolgreich sein kann“, schreibt Kemp in der britischen Tageszeitung Telegraph. Der 64-Jährige analysiert die Siege der Ukraine in Charkiw und Cherson im vorigen Herbst. „Damals rückten die Streitkräfte Kiews gegen einen sich zurückziehenden Feind vor, der sich entfernte, um Truppen neu zu verteilen und Raum gegen Zeit zu tauschen“, so Kemp. Die Russen hätten dann ihre Streitkräfte mobilisiert und ausgedehnte Verteidigungslinien gegraben, die es ihnen ermöglicht hätten, die Situation zu kontrollieren.
    Quelle 1: Berliner Zeitung
    Quelle 2: Ukraine’s counter-offensive is failing, with no easy fixes – The Telegraph
  6. Drei Faktoren halfen durch die Coronakrise
    Gute Beziehungen in der Familie, finanzielle Sicherheit und die Fähigkeit zu Optimismus – vor allem diese drei Faktoren haben laut Bevölkerungsforschern den Menschen in Deutschland bei der Bewältigung der Coronakrise geholfen. (…) Dem Ergebnis zufolge kamen Paare und Eltern im Schnitt zufriedener durch die Pandemie als andere Gruppen – auch dann, wenn sie durch Kita- oder Schulschließungen stärker betroffen waren. “Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig stabile Paar- und Familienbeziehungen im Allgemeinen und für die Lebenszufriedenheit der Menschen unter Stressbedingungen im Besonderen sind”, erklärte Mitautorin Inga Laß. “Familie zu haben, und dabei vor allem eine gute Beziehungsqualität in der Partnerschaft und zu den Kindern, war in der Pandemie zentral für das Wohlbefinden.” Familienpolitik sei deswegen in Krisenzeiten besonders wichtig. Dies umfasse verlässliche, ganztägige Kita- und Schulbetreuung, niederschwellige psychosoziale Beratungsangebote für Kinder und Jugendliche sowie familienfreundliche Arbeitsplätze. Als zweiten Aspekt für die Lebenszufriedenheit sehen die Studienautoren eine finanzielle Sicherheit. Für Menschen, die bereits vor der Pandemie mit finanziellen Einschränkungen leben mussten, verschärfte sich die Situation durch Corona. “Etwa ein Drittel der Menschen im mittleren Alter hatte ernsthafte finanzielle Sorgen in der Pandemie”, hieß es. Job-Unsicherheiten sowie Sorgen mit Blick auf den Lohn oder weitere Entwicklungsmöglichkeiten waren mit psychischem Stress verbunden. (…) Insgesamt sei laut den Studienautoren die durchschnittliche Lebenszufriedenheit in der Corona-Pandemie deutlich gesunken. Sie sei insbesondere im Frühjahr 2021, als weitreichende Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung das Leben prägten, sehr niedrig gewesen. Bis Herbst 2021 habe sich dieser Wert zwar erholt, die durchschnittliche Lebenszufriedenheit habe aber noch unter dem Vor-Corona-Niveau gelegen.
    Quelle: Tagesschau
  7. US-Milliarden verhelfen Israel in Richtung Gottesstaat
    Regierung hebelt die Justiz aus – Siedlungspolitik verhindert Zweistaatenlösung. Zaghaft regt sich jetzt Widerstand gegen US-Hilfe.
    «Ist es tatsächlich im Interesse der USA, Israel jedes Jahr die enorme Summe von 3,8 Milliarden Dollar an Hilfsgeldern zu zahlen?» Das fragt «New York-Times»-Kolumnist Nicholas Kristof in einem Leitartikel vom 25. Juli.
    Das Thema sei in den USA bisher weitgehend tabu. Es gehe ihm auch nicht um ein abruptes Ende der US-Hilfe, sondern um ein «langsames Auslaufenlassen». Denn Israels Sicherheit dürfe keinesfalls gefährdet werden, schreibt Kristof.
    Seine Argumente:
    «Wir sollten Premierminister Benjamin Netanyahu härter anfassen, weil er jede Aussicht auf eine Zweistaatenlösung zerstört, und weil er – in den Worten des früheren Premierministers Ehud Barak – ‹entschlossen ist, Israel zu einer korrupten und rassistischen Diktatur zu degradieren, welche die Gesellschaft zersetzen wird›.»
    «Heute ist Israel pro Kopf reicher als Japan und einige europäische Länder.»
    «Es besteht keine Gefahr mehr, dass Nachbarn in Israel einmarschieren […] Israel exportierte letztes Jahr fast ein Viertel aller Waffen in arabische Staaten.»
    Quelle: Infosperber
  8. Die Welt wird nicht zum »Globus der NATO«
    Rußland und China weisen Feindzuschreibungen des westlichen Militärpakts deutlich zurück und bekräftigen Kooperation.
    Die NATO hat auf ihrem Gipfel in Vilnius Rußland und China als die beiden großen Feinde des Militärpakts markiert. 90 Punkte umfaßt die Abschlußerklärung aus Litauen, die Russische Föderation und die Volksrepublik finden darin in etwa ebenso oft namentliche Erwähnung. Neben dem offiziellen Gipfel-Kommuniqué der Staats- und Regierungschefs wurde an die Presse lanciert, daß sich die NATO für den »Fall der Fälle« (dpa) vorbereite und in mehr als 4.000 Seiten umfassenden Geheimdokumenten konkrete militärische Einsatzmaßnahmen an Land, in der Luft und zur See sowie im Cyber- und Weltraum ausgearbeitet habe. »Die Russische Föderation ist die größte und unmittelbarste Bedrohung für die Sicherheit der Verbündeten und für den Frieden und die Stabilität im euroatlantischen Raum«, heißt es im NATO-Papier wörtlich, gefolgt von der Feststellung: »Die von der Volksrepublik China erklärten Ziele und ihre Politik des Zwangs stellen unsere Interessen, unsere Sicherheit und unsere Werte vor Herausforderungen.« China setze ein »breites Spektrum an politischen, wirtschaftlichen und militärischen Instrumenten« ein, »um seinen weltweiten Fußabdruck zu vergrößern und seine Macht zu projizieren, während es zu seiner Strategie, seinen Absichten und seinem militärischen Kräfteaufwuchs undurchsichtig bleibt«. China versuche, »Schlüsselbereiche der Technologie- und Industriesektoren, kritische Infrastruktur sowie strategisches Material und Lieferketten unter seine Kontrolle zu bringen«. Schlimmer noch, konstatiert die NATO: »Die immer enger werdende strategische Partnerschaft zwischen China und Rußland sowie deren sich gegenseitig verstärkenden Versuche, die regelbasierte internationale Ordnung zu unterhöhlen, laufen unseren Werten und Interessen zuwider.
    Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek
  9. In diesem Krieg gibt es nur Aggressoren
    Kriege werden seit über 50 Jahren nicht mehr offiziell erklärt und auch kaum noch mit Vertrag beendet. Man praktiziert Waffengänge und Zerstörungen als seien es selbstverständliche Bestandteile von Politik. Da waren selbst die „Kabinettskriege“ des 18. und 19.Jahrhunderts zivilisierter. Auch der Krieg in der Ukraine ist – aus Sicht eines Akteurs – nur eine „Spezialoperation“. Völkerrechtlich gibt es zwar einen Aggressor und einen Verteidiger, denn der Krieg findet auf dem Territorium der Ukraine statt. Trotzdem sind nur Aggressoren zu erkennen, wenn man genauer hinschaut.
    Die ukrainischen und befreundeten westlichen Regierungen haben seit 2014 völkerrechtlich vereinbarte demokratische Entscheidungen für mehr Autonomie in der Ostukraine („Minsk“) verhindert und statt dessen gewaltsame Behinderungen der dortigen russischsprachigen Bevölkerung durchgesetzt. Das waren keine militärischen, aber massive zivile Angriffe. Auf diese Provokation haben Teile des ukrainischen Militärs mit einseitiger Autonomieerklärung für den Donbass reagiert und diese militärisch durchzusetzen versucht – mit mehr oder weniger verdeckter Hilfe durch den Kreml. Damit begann die militärische Auseinandersetzung, auf die Kiew seinerseits massiv militärisch reagiert hat. Es folgten acht Jahre lang bewaffnete Auseinandersetzungen, die man nicht als Bürgerkrieg bezeichnen kann, weil sie zwischen Teilen des ukrainischen Militärs stattfanden, unterstützt von Waffenhilfe aus Russland einerseits und finanzieller amerikanischer Hilfe andererseits. Nach dem Beginn der russischen „Spezialoperation“ 2022 hat Kiew dann zwar zuerst einer Verhandlungslösung zugestimmt, diese Zustimmung aber auf Druck seiner westlichen Verbündeten wieder zurückgezogen.
    Quelle: Christian Fischer
  10. USA und Australien starten größte gemeinsame Militärübung aller Zeiten
    An der diesjährigen Talisman Sabre-Übung nahmen 11 weitere Nationen und über 30.000 Militärangehörige teil
    Die USA und Australien haben am Freitag die bisher größte Übung ihrer Talisman-Säbel begonnen, da sich die USA zunehmend darauf konzentrieren, im asiatisch-pazifischen Raum Allianzen gegen China aufzubauen.
    Der Talisman-Säbel wurde 2005 als zweijährliche Übung zwischen den USA und Australien ins Leben gerufen. An der diesjährigen Übung nehmen Teilnehmer aus 11 weiteren Ländern und über 30.000 Militärangehörige teil.
    US-Marineminister Carlos Del Toro sprach bei der Eröffnungszeremonie am Freitag und sagte, die massiven Übungen seien eine Warnung an China. “Die wichtigste Botschaft, die China aus dieser Übung und allem, was unsere Verbündeten und Partner gemeinsam tun, mitnehmen kann, ist, dass wir durch die Grundwerte, die zwischen unseren vielen Nationen bestehen, extrem verbunden sind”, sagte er auf einem Marinestützpunkt in Sydney.
    In einer symbolischen Geste, die die wachsenden militärischen Beziehungen zwischen den USA und Australien demonstrieren soll, haben die USA am Samstag in Sydney ein Marineschiff, die USS Canberra, ein Küstenkampfschiff der Independence-Klasse, in Dienst gestellt. Es war das erste Mal, dass die USA ein Schiff der US-Marine in einem ausländischen Hafen in Dienst stellten.
    Del Toro hatte zuvor erklärt, dass die US-Marine die Absicht hat, Australien im Rahmen des AUKUS-Militärpakts, der zwischen den USA und ihren Verbündeten in der Region geschlossen wurde, zu einem vollwertigen U-Boot-Drehkreuz zu machen.
    Quelle: Antiwar
  11. Auf der Reise nach Nirgendwo
    Die Linkspartei setzt neuerdings auf „ökologischen Klassenkampf“. Dafür bekommt sie viel Beifall von Grünen-nahen Medien, doch welche Wählerschichten will sie damit ansprechen?
    Nun will die Linkspartei also mit der Klimaaktivistin und früheren Seenotretterin Carola Rackete als Spitzenkandidatin bei der Europawahl im Juni 2024 durchstarten. Viele werden es zunächst für einen verspäteten Aprilscherz gehalten haben. Doch die Parteiführung der Linken meint es ernst. Ist es Selbstmord aus Angst vor dem Tod? Oder glaubt die Parteispitze wirklich, die Linkspartei könne, indem sie noch grüner wird als die Grünen, so viele gutsituierte hippe Möchtegern-Kosmopoliten für sich gewinnen, dass sie dem drohenden Untergang entgehen kann?
    Aus der Grünen-nahen Presse erntet sie für diese Personalentscheidung erwartungsgemäß viel Lob. Als „Hoffnungsschimmer“ für die Linkspartei bezeichnete Pascal Beucker in der taz die Nominierung Racketes. Die linksliberale österreichische Tageszeitung „Der Standard“ konstatierte, Rackete habe der Linkspartei „etwas gebracht, was in letzter Zeit Mangelware war: Aufmerksamkeit und freundliche Schlagzeilen“.
    Quelle: Hans-Dieter Rievele auf Overton
  12. Kritik vom „Was tun“-Koordinierungskreis an dem „Putsch von oben“ zur Kandidatenpräsentation zur EU-Wahl durch die Parteiführung
    Die Vorsitzenden der Partei Die Linke haben am 17.07.2023 ohne Absprache mit den zuständigen Parteigremien ihre Spitzenkandidat/innen für die Wahl zum EU-Parlament im kommenden Jahr der Öffentlichkeit präsentiert. Das selbsternannte Team – bestehend aus dem Parteivorsitzenden Martin Schirdewan, der Klima- und Flüchtlingsaktivistin Carola Rackete, der MEP Özlem Demirel und dem Sozialmediziner Gerhard Trabert – schafft Fakten. Der Bundesauschuss der Partei, in dessen Kompetenzbereich der Vorschlag für die Aufstellung einer Europaliste fällt, wurde faktisch kaltgestellt. Diesem bleibt nur noch die Wahl zwischen der Absegnung dieser putschartigen Aktion oder einen Eklat zu riskieren. Dasselbe gilt für den Bundesparteitag, der abschließend über die Liste der Kandidierenden zu entscheiden hätte. Es handelt sich um einen „Putsch von oben“. Mit der eigenmächtigen und satzungswidrigen „Installierung“ des „Spitzenteams wird bewusst und absichtlich der Konflikt bis zur endgültigen Bruchlinie hin verschärft – die drohende Spaltung der Partei wird faktisch von der Parteiführung vollzogen.
    Quelle: Was tun?! Netzwerk
  13. „Respektvoll streiten!“ – Konstruktive Vorschläge für ein zerrissenes Land
    Ein Buch der, aktuell wieder sehr unter medialen Beschuss geratenen, ehemaligen Moskaukorrespondentin Gabriele Krone-Schmalz hat sich sich, obwohl in den Leitmedien kaum besprochen, zum heimlichen Bestseller entwickelt. „Respekt geht anders“ ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eine zivilisierte Streitkultur.
    Quelle: Leo Ensel auf Russlandkontrovers
  14. Wo wir den Hebel ansetzen sollen, um das bestehende System zu knacken
    Hubert Thurnhofer hat auf ethos.at eine sehr freundliche Rezension zum ersten (größeren) Teil meines Buches „Endspiel des Kapitalismus“ und eine sehr kritische zum zweiten Teil geschrieben, in dem es darum geht, wie wir uns die Macht von den Kapitalisten zurückholen. Ich will auf die Kritik antworten, weil sie eine Frage stellt, die viele Menschen umtreibt, die mit den Zuständen unzufrieden sind: „Wo wir den Hebel ansetzen sollen, um das bestehende System zu knacken“. (…)
    Thurnhofer zitiert meinen wichtigen Satz aus dem Vorwort der Taschenbuchausgabe, tut diesen aber als „locker formulierte Behauptung“ ab (Fettung im Original):
    „Schon im Vorwort zur Taschenbuchausgabe schreibt Häring: „ohne dass eine Mehrheit vom Glauben an das System und die Alternativlosigkeit des Kapitalismus abfällt, wird es keinen grundlegenden Wandel geben.„
    Der Satz ist durchaus mit Bedacht formuliert. Der Kapitalismus konnte sich nur durchsetzen und kann sich nur halten, weil eine große Mehrheit seine Prämissen akzeptiert und ihn – bei allen erkennbaren Problemen – als bestes oder gar als alternativloses System betrachtet. Das wurde im Lauf der Jahrhunderte durch sehr viel Propaganda und Repression alternativer Ideen und Modelle erreicht. Das lässt sich nicht innerhalb weniger Jahre ausradieren.
    Man kann zwar eine Revolution versuchen und die Mächtigen des alten Systems durch die eines neuen Systems ersetzen. Aber selbst wenn diese gelingen sollte, droht – wenn die Revolutionäre und die Bevölkerung im alten Denken und Fühlen verhaftet sind – nur eine neue Form der Repression. Die Geschichte liefert in dieser Hinsicht vor allem abschreckende Beispiele.
    Die erfolgversprechendere und erstrebenswertere Variante ist die, bei der das alte System den Rückhalt in der Bevölkerung verliert, ohne den es nicht auskommt. Das findet bereits statt, zum Beispiel in der vielbeklagten Leistungsverweigerung durch die Generation Z, der Work-Live-Balance wichtiger ist als Karriere, oder bei den vielen, die sich gesellschaftlich engagieren oder aus dem System aussteigen. Auch die Klimaschutzbewegung gehört dazu.
    Ich werte die vielen Anzeichen von Chaos, Desorientierung und (scheinbarer) Dekadenz als kräftige Indizien, dass der Niedergang des Systems in vollem Gange ist.
    Der Hebel ist daher das falsche Werkzeug, um das System zu „knacken“. Sich abwenden ist wirksamer. Gegen Hebel kann man sich wehren und dabei noch stärker werden. Gegen Liebesentzug und Teilnahmslosigkeit nicht. Daran kann sich jeder nach seiner Art und Vorliebe beteiligen, wobei es durchaus nicht für alle ohne Kampf und Widerstand abgeht.
    Quelle: Norbert Häring

    Anmerkung Christian Reimann: Bitte lesen Sie dazu auch bzw. erneut „Endspiel des Kapitalismus“ – der Journalist und Blogger Norbert Häring hat sein „bisher wichtigstes und bestes“ Buch geschrieben.

  15. Das Allerletzte: Sergei Gerasimow – Kriegstagebuch aus Charkiw
    Die russischen Schützengräben versinken im Müll, bei den Ukrainern dagegen herrscht Ordnung – das zeigt den Unterschied zwischen Besetzern und Besetzten
    Es gibt ein Sprichwort des russischen Schriftstellers Bulgakow: «Der Skandal findet nicht auf den Toiletten, sondern in den Köpfen der Menschen statt.» Damals schien sich der Zustand der russischen Toiletten durch den Bürgerkrieg und andere Zeitkatastrophen erklären und rechtfertigen zu lassen. In Wirklichkeit lag der Grund der Sauerei in der Mentalität der Menschen, die es vorzogen, an der Toilette vorbei zu urinieren.
    Vielleicht bin ich hier voreingenommen und nicht ganz objektiv, aber ich habe nie so viel Müll in ukrainischen Schützengräben gesehen. Als ich einmal einen verlassenen Kontrollpunkt betrat, der aus mehreren Reihen von Betonblöcken bestand, war ich überrascht über die perfekte Sauberkeit und Ordnung. Die Soldaten hatten diesen Ort in aller Eile verlassen, aber weder Schüsseln noch Tassen noch Flaschen waren verstreut oder zerbrochen zurückgeblieben. Das ist der Unterschied zwischen Besetzten und Besetzern. …
    Verlassene russische Stellungen sehen erwartungsgemäss wie eine einzige grosse Schutthalde aus.
    Überreste von zerbrochenen Holzkisten, aber auch Minen und Granaten liegen einfach verstreut herum. Die Gräben sind so vermüllt, dass ich mir kaum vorstellen kann, wie sich die Russen dort überhaupt noch frei bewegen konnten. Es liegen schichtweise in einem wilden Durcheinander zerrissene Kleiderreste, Säcke, Stücke farbiger Plastikfolie, grosse und kleine Schachteln mit Patronen und Granaten, Dosen und Plastikflaschen herum.
    Quelle: NZZ

    Anmerkung J.K.: Ich möchte noch einmal auf diesen Text verweisen. Dieser ist von einem rassistischen Hass auf Russen durchzogen, der einem schaudern lässt, doch daran stört sich niemand, Der Text steht zwar in der konservativen NZZ, hätte aber vermutlich auch problemlos in der Zeit, der Süddeutschen oder dem Tagesspiegel publiziert werden können.


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