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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 18. Juli 2023 um 8:38 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Redaktion
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dazu: Der Tod der Idee (EU)
Gerade hat die EU-Kommission die US-Amerikanerin Fiona Scott Morton zur Chefökonomin ihrer Generaldirektion Wettbewerb ernannt. Damit wird die Regulierung der digitalen Märkte einer mit Interessenskonflikten überladenen Lobbyistin der Big-Tech-Konzerne übertragen. Morton war nicht nur für das us-amerikanische Justizministerium, sondern auch für mehrere oligopolistische US-Digitalkonzerne tätig (Apple, Amazon, Microsoft), deren Beratung ihr mehrere Millionen Dollar eingebracht hat. […]
Für das Auswahl- und Einstellungsverfahren der Europäischen Kommission gilt für Hohe Beamte die folgende Vorschrift („Senior Officials Policy“): “Bei der Einstellung sind dem Organ die Dienste von Beamten zu sichern, die auf möglichst breiter geographischer Grundlage unter den Staatsangehörigen der Mitgliedstaaten ausgewählt werden.“ Dass es unter den 450 Millionen zur Auswahl stehenden EU-Bürgern, einige davon mit ausgefuchstem Fachwissen (Candy Crush, Level 1789), keinen Tinder-Match gegeben haben soll, das, mit Verlaub, glauben wir der Kommission einfach nicht. Bei ausnahmslos allen bisherigen Ausschreibungen zum „Chief Competition Economist“, auch bei der letzten von 2018 (COM/2018/10383), war die EU-Staatsbürgerschaft als allererste Zulassungsvoraussetzung vermerkt. Im diesjährigen (im Februar eröffneten) Verfahren (COM/2023/10427) ist sie – bei nahezu wortgleicher Übernahme aller anderen Textbausteine – wie durch Zauberhand verschwunden.
Es könnte der Verdacht entstehen, so mehrere NGOs um Lobby Control schon im Mai, dass dieses Einstellungsverfahren speziell darauf zugeschnitten wurde, eine ganz bestimmte Bewerberin aus dem Nicht-EU-Raum zu begünstigen. Wir möchten höflich widersprechen, denn der Sachverhalt geht über den reinen Verdacht natürlich längst hinaus.
Quelle 1: Martin Sonneborn via Twitter
Quelle 2: Martin Sonneborn
dazu auch: Vorwärts zur Entdollarisierung
BRICS-Staaten werden von US-Dollar immer unabhängiger – ob mit oder ohne eigene Währung.
Nach von der Russischen Botschaft in Kenia gestreuten Informationen wollen die bisherigen BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika eine eigene, durch Gold sowie andere Rohstoffe wie Silber oder seltene Erden gedeckte Währung einführen. 41 Staaten hätten bereits ihr Interesse an einer solchen Währung bekundet, deren offizielle Ankündigung während des für den 15. August anberaumten BRICS-Gipfels in Südafrika erfolgen werde. Die Schaffung einer eigenen Währung würde aus Sicht der BRICS-Staaten den internationalen Handel erleichtern, vor allem aber den globalen Süden von der damit enorm geschwächten Leitwährung US-Dollar unabhängiger machen und die Herausbildung einer multipolaren Weltordnung weiter befördern. (…) Dass es unter den BRICS-Staaten unterschiedliche Haltungen zur Schaffung einer gemeinsamen Kernwährung gibt, ist bekannt. Als lauteste Verfechter der Idee gelten der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva und Vertreter Russlands. Südafrika äußert sich deutlich zurückhaltender. Die Notwendigkeit, sich vom US-Dollar und auch vom US-amerikanisch kontrollierten SWIFT-System unabhängiger zu machen, ist aber im globalen Süden unumstritten. Dort leidet man schon seit langem am Rückgang seiner Dollar-Reserven. Aber auch die Sanktionspolitik insbesondere der USA, die sich seit Jahrzehnten als imperialistisches Herrschaftsinstrument besonders gegen Länder des globalen Südens richtet, hat diese Überzeugung anwachsen lassen. Als Konsequenz hat der Handel in anderen Währungen erheblich zugenommen, allen voran in chinesischen Yuan.
Quelle: junge Welt
Anmerkung Christian Reimann: “Spiegel” ist bereits oftmals durch eine eigenwillige und fragwürdige Berichterstattung aufgefallen. Mit keinem Wort wird die russische Perspektive zum Getreideabkommen dargestellt. Stattdessen wird über Frau Baerbock und ihren Einsatz berichtet, um (angebliche) Lücken im Völkerstrafrecht zu schließen. Es wird jedoch nicht darauf hingewiesen, dass die USA die meisten Angriffskriege begonnen haben. Außerdem wird nicht einmal erwähnt, ob Frau Baerbock sich als derzeit amtierende Bundesaußenministerin dafür einsetzt, dass sämtliche US-Präsidenten, die Angriffskriege befohlen haben, deshalb angeklagt werden und sich dafür vor Gericht verantworten müssen.
dazu: Kreml erklärt Getreideabkommen für beendet
Kremlsprecher Dmitri Peskow hat am Montag erklärt, dass Moskau das Abkommen zur Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer gestoppt hat. Jener Teil des Abkommens, der Russland betreffe, sei nicht erfüllt worden. Er sagte:
“Die Schwarzmeer-Initiative ist ab heute nicht mehr in Kraft. Wie der Präsident der Russischen Föderation bereits sagte, läuft die Frist am 17. Juli ab. Leider ist der Teil dieser Vereinbarungen, der Russland betrifft, bisher nicht erfüllt worden. Daher werden sie beendet.”
Sobald dieser Teil des Abkommens erfüllt werde, werde Moskau unverzüglich “zur Umsetzung dieses Abkommens zurückkehren”. Gleichzeitig verneinte Peskow die Frage, ob die Explosion auf der Krim-Brücke Folgen auf den Getreidedeal haben könnte.
Wie die Agentur RIA Nowosti mit Verweis auf das russische Außenministerium berichtet, hat Moskau am Montag die Türkei und die Ukraine sowie das UN-Sekretariat über seine Einwände gegen die Verlängerung des Getreideabkommens informiert.
Wladimir Putin hatte bereits vergangene Woche gewarnt, dass Moskau seine Teilnahme am Getreidehandel aussetzen könnte.
Die Frist für die Verlängerung des Getreidedeals läuft am 17. Juli ab. Die Initiative, die unter UN-Schirmherrschaft zwischen Russland und der Türkei sowie der Ukraine und der Türkei unterzeichnet wurde, wird alle drei Monate automatisch verlängert, sofern nicht eine der Parteien ihren Ausstieg erklärt. Russlands Außenminister Sergei Lawrow wies mehrmals darau fhin, dass der russische Teil des Abkommens nicht erfüllt werde, während der Export ukrainischer Lebensmittel sichergestellt sei. Außerdem soll das Getreide aus der Ukraine nicht in die ärmsten Länder, sondern hauptsächlich in den Westen gehen, hieß es aus Moskau.
Quelle: RT DE
dazu auch: Das Getreideabkommen läuft am 17. Juli aus
Die EU hat die Rosselskhosbank (russische Landwirtschaftsbank) vom internationalen Zahlungssystem SWIFT abgeschnitten, weshalb es für andere Staaten nun schwierig geworden ist, Getreide und andere Lebensmittel in Russland zu kaufen. Laut dem Getreideabkommen müsste die EU diese Sanktion aufheben, aber die EU denkt gar nicht daran.
Stattdessen hat die EU vorgeschlagen, die Bank könnte eine Tochtergesellschaft gründen und die EU würde dann prüfen, ob diese Tochtergesellschaft vielleicht an das SWIFT angeschlossen werden könnte. Darauf hat Russland geantwortet, dass es dieses Prozedere ohne eine klare Zusage der EU nicht beginnen wird, zumal es einfacher wäre, die vorhandene Bank wieder an das SWIFT anzuschließen. (…)
Man muss nicht viel Fantasie haben, um sich vorzustellen, wie die westlichen Medien reagieren werden, wenn Russland einer weiteren Verlängerung des Getreideabkommens nicht zustimmt. Die westlichen Medien würden die Kampagne vom Sommer 2022 wiederholen und Russland wieder beschuldigen, den weltweiten Hunger als Waffe einzusetzen. (…)
Schon im März 2023 hat der russische Präsident Putin in seiner Rede auf der parlamentarischen Konferenz Russland-Afrika betont, dass Moskau auf dem „Paketcharakter“ des Abkommens bestehe, „vor allem im Interesse der afrikanischen und anderer Entwicklungsländer“. Das bedeutet, dass Russland es nicht mehr akzeptieren will, dass nur der Teil des Getreideabkommens umgesetzt wird, der die Ukraine betrifft, während der Teil des Abkommens, der Russland betrifft, vom Westen nicht umgesetzt wird.
Putin versicherte in seiner Rede jedoch auch, dass Moskau für den Fall, dass es sich entschließen sollte, das Getreideabkommen nicht zu verlängern, bereit sei, „die gesamte Menge, die in der Vergangenheit in die besonders bedürftigen Länder Afrikas geliefert wurde, von Russland aus kostenlos an diese Länder zu liefern.“
Im Klartext: Wenn es sein muss, wird Russland sein Getreide an diese Länder verschenken, damit sie genug Lebensmittel haben.
Quelle: Anti-Spiegel
und: „Putin nimmt die Ärmsten der Armen in Geiselhaft“
Deutsche Politiker verurteilen die Aussetzung des Getreideabkommens durch Moskau. Landwirtschaftsminister Özdemir wirft Putin vor, Hunger als Waffe einzusetzen. (…)
Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sagte: „Es muss ein Ende haben, dass Hunger als Waffe eingesetzt wird, Putin nimmt die Ärmsten der Armen auf dieser Welt in Geiselhaft für seine grauenhafte Kriegstreiberei.“
Die Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Svenja Schulze (SPD), sagte, die Äußerung des Kreml-Sprechers zu einem „de facto-Ende“ der Lieferungen zeige „einmal mehr, dass Putin der Hunger auf der Welt und die Sorgen der Entwicklungsländer letztlich egal sind. Das ukrainische Getreide könnte helfen, die Weltmarktpreise zu dämpfen und so den Hunger zu bekämpfen.“ Aus der Erpressbarkeit könne man heraus, so die Ministerin, „wenn Entwicklungsländer wieder mehr selber anbauen statt sich auf Weltmarkt-Weizen zu verlassen.“ Deutschland unterstütze das seit Kriegsausbruch „massiv“. Zudem könne die Ukraine mit Hilfe der EU „bereits deutlich mehr Getreide als früher über den Landweg exportieren.
Quelle: FAZ
Anmerkung Christian Reimann: Und siehe da, auch Mitglieder der Bundesregierung wiederholen – unterstützt von zahlreichen Medien (z.B. auch Baerbock an Putin: Stoppen Sie den Einsatz von Getreide als Waffe) – den Vorwurf, Russland setze Hunger als Waffe ein. Quod erat demonstrandum.
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