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Titel: Arbeitssuche als Facharbeiter

Datum: 18. Juli 2011 um 8:43 Uhr
Rubrik: Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, Berufliche Bildung, Fachkräftemangel
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Der bei Bayer in Ausbildung zum Chemikanten befindliche R. freute sich Mitte 2010, nach 3 jähriger Lehrzeit, darauf, endlich bald Vollzeit zu arbeiten und Geld zu verdienen, was ihm mit rund 1900 € brutto Monatslohn immerhin ermöglichen würde, eine kleine Wohnung zu mieten und sein Leben außerhalb des Elternhauses in Selbstständigkeit zu beginnen. Er büffelte also, um seine Abschlussprüfung gut zu bestehen.
Wie bestürzt war er, als – 4 Wochen vor dieser Abschlussprüfung – ein formloses Schreiben der Bayer AG eintraf, welches ihm, ohne Gründe zu nennen, mitteilte, dass er nicht in eine Festanstellung übernommen würde und er sich bei der zuständigen Agentur für Arbeit melden solle, damit ihm dort geholfen würde. Es beruhigte ihn natürlich nicht, dass alle seine Mitauszubildenden das gleiche Schreiben erhielten. Von unserem Leser R.K.

Vor dem Hintergrund, dass das Unternehmen gerade noch seinen Aktionären stolz mitteilte den Jahresgewinn 2009 ausgebaut zu haben und für 2010 neue Rekordgewinne in Aussicht stellte (die dann auch eintraten) sprachen die Auszubildenden ihren zuständigen Gewerkschaftsvertreter (mit Ausbildungsbeginn wurden alle “automatisch” Mitglieder) an, wie das denn zu erklären wäre: Schulterzucken – eine Erklärung blieb aus.

Was blieb R. übrig: er meldete sich bei der AfA.

Nach erfolgreichem Abschluss der Prüfung zum Chemikanten endete seine Zeit bei Bayer.

Von da an schickte die AfA neben einem Vermittlungsgutschein über 2000 €, regelmäßig “Stellenangebote” an R.
Diese Stellenangebote zeichneten sich alle dadurch aus, dass zwar eine Stelle beschrieben wurde – z.B: “gesucht: Chemikant für Schichtbetrieb in Leverkusen” – aber dass diese nicht durch den Arbeitgeber angeboten wurden, sondern ausschließlich von so genannten Personalagenturen.

R. geht natürlich zu allen Vermittlern und hört dort: “Wir haben einige Stellen in der Auswahl, die zu Ihnen passen könnten. Wir haben nun Ihr Profil, lassen Sie eine Kopie des Vermittlungsgutscheins da, wir melden uns in den nächsten Tagen.”

Statt einer Nachricht der betreffenden Personalagentur, erhält R. dann, zusätzlich zu den “Angeboten” der AfA, häufig einen Anruf einer anderen Agentur, die seltsamerweise im gleichen oder Nachbargebäude mit ähnlicher Tel.-Nr. residiert, die ihn bittet vorbei zu kommen. Das Gespräch lief wie folgt ab:

“Wir haben einige Stellen in der Auswahl, die zu Ihnen passen könnten. Wir haben nun Ihr Profil, lassen Sie eine Kopie des Vermittlungsgutscheins da, wir melden uns in den nächsten Tagen.”

Seit nunmehr 7 Monaten geht dieses nun so. Über 30 solcher Gespräche wurden geführt, mit dem immer gleichen Ergebnis wie oben beschrieben.
Aus allen diesen Kontakten erfolgte kein einziger konkreter Hinweis auf eine reale Stelle, geschweige denn ein Vorstellungsgespräch bei einem Arbeitgeber.

Bei den Nachrichten über den Fachkräftemangel in Deutschland und über fallende Arbeitslosenzahlen und über den “Aufschwung XXL”, fragt sich R. ob es nun an ihm liegt oder was da los ein mag, dass er, trotz aller Gespräche, nicht einen einzigen Arbeitgeber zu Gesicht bekommen hat.

R. versucht nun herauszufinden, welche Personalagentur die Bayer AG unter Vertrag hat, um die freien Stellen zu besetzen, die durch die Nichtübernahme der Auszubildenden offen blieben….


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